"Die Frage ist nicht, wer mich lässt, sondern wer mich stoppen will." – Dieses Zitat stammt von der russisch-amerikanischen Schriftstellerin und Philosophin Ayn Rand. Es drückt ihre Überzeugung aus, dass man sich nicht von gesellschaftlichen Konventionen und Erwartungen einschränken lassen, sondern den Mut aufbringen sollte, den eigenen Weg zu gehen – ungeachtet derer, die dies verhindern wollen. Auf der Tapefabrik 2023 trafen wir uns zum Gespräch mit einer Künstlerin, bei der es gewissermaßen schon im Namen steckt, dass sie mit Konventionen bricht und den Status quo herausfordert: Antifuchs. In ihrem Fall bedeutet das vor allem, sich gegen das zu wehren, was die Gesellschaft und ihr persönliches Umfeld von Mädchen und Frauen erwarten. Nicht nur in ihrer Jugend war die in Kasachstan geborene Künstlerin mit derartigen Rollenbildern konfrontiert, sondern auch ab dem Moment, in dem sie zum ersten Mal eine Bühne betrat. Im Interview erzählte Antifuchs, wie sie sich als Frau in der männerdominierten deutschen Rapszene durchgesetzt hat, inwiefern die Musik für sie identitätsstiftend war und warum sie häufiger in Konflikt mit Securitys und Türstehern gerät.
MZEE.com: Vor Kurzem hast du deinen Track "1999" releast und damit gewissermaßen eine Konvention gebrochen. Selten zuvor hat man dich so nachdenklich, persönlich und verletzlich gehört. Über Instagram hast du berichtet, dass dir nie eine Veröffentlichung schwerer gefallen sei. Warum war es jetzt an der Zeit für diesen Schritt?
Antifuchs: Gute Frage. (überlegt) Ursprünglich sollte das der Titeltrack für mein kommendes Album "Feminem" werden. Ich habe den Beat von meinem Produzenten TACKA77 gepickt und hatte direkt einen deepen Song im Kopf. Ich dachte mir, dass alle etwas Freches von mir erwarten, also wollte ich etwas Tiefgründiges machen. Dann war der Song fertig und ich wusste: "Der ist so persönlich geworden, der kann nicht der Titeltrack für mein Album werden." (lacht)
MZEE.com: Wie kam es dazu, dass er so persönlich wurde?
Antifuchs: Gewissermaßen knüpft der Track an das Intro meines ersten Albums an, "1989". Darin habe ich auch schon frühere Phasen meines Lebens verarbeitet, allerdings eher oberflächlich. Ich habe gemerkt, dass ich jetzt, also fünf Jahre später, auf einem ganz anderen Level der Verarbeitung bin und mich vor allem mit meiner Jugend ab 1999 auseinandersetze. Dazu zählt auch der Weg, wie ich zum Rappen gekommen bin. Ich mache gerade mein drittes Album. Da überlegt man, was man noch nie erzählt hat und noch erzählen könnte. Irgendwie hatte ich das Bedürfnis, zu erklären, woher ich komme und warum ich so bin, wie ich bin. Normalerweise breche ich mit meinen Songs aus, schreie herum und erschrecke die Hörer teilweise. (lacht) Bei "1999" habe ich mich bewusst entschieden, einen Ton anzuschlagen, der für möglichst jeden leicht zugänglich ist. Der Song kommt ohne Adlibs und nur mit einer Spur. Damit war auch die Aufnahme für mich ungewohnt und ich habe mich insgesamt auf eine andere Art als sonst reflektiert.
MZEE.com: "1999" beschreibt unter anderem eine rebellische Jugend – über den typischen pubertären Trotz hinausgehend. Welchen Werten und Erwartungen deiner Familie konntest oder wolltest du nicht gerecht werden?
Antifuchs: Es war vor allem das Thema, wie man als Mädchen zu sein hat. Angefangen hat es mit sieben oder acht, als ich voll von Tic Tac Toe geflasht war. Danach kam Britney Spears und irgendwann hatte ich die erste Eminem-CD in der Hand. Ab da war mir klar: "Ich will diese Baggy-Pants haben." Ich habe das alles einfach gefühlt. Parallel dazu war ich zehn Jahre lang Cheerleader. Ich bin also meine halbe Jugend im kurzen Rock und die andere Hälfte in Baggy-Pants herumgelaufen. (lacht) Viele dieser Dinge musste ich mir jedoch erarbeiten, indem ich mich gegen die Erwartungen, wie man sich als Mädchen zu verhalten hat, auflehnen musste. Ich habe angefangen, Deutschrap zu hören, obwohl meine Freundinnen das nicht gehört haben. Meine ersten Baggy-Pants musste ich zurück in den Laden bringen, weil mein Vater so gar nicht happy damit war. Einige Jahre später, als ich meinen ersten Job hatte, konnte ich mir solche Dinge selbst kaufen. Spätestens ab diesem Punkt konnte mein Vater auch nichts mehr dagegen tun. Irgendwann hatte ich dann die erste Clique, in der auch meine Freunde gerappt haben. Dort habe ich mich wohlgefühlt, weil ich akzeptiert wurde, wie ich bin. Auch wenn ich mich mal nicht "typisch weiblich" verhalten habe.
MZEE.com: Von diesen Hürden können sicher einige nicht-männliche Protagonist:innen in der Rap-Szene ein Lied singen. Deine Erfahrungen klingen sehr ähnlich wie das, was OG LU letztens in einem anderen Interview über ihren Hintergrund und Weg in den Rap erzählt hat. Auch sie musste schon in ihrer Jugend aus dem ausbrechen, was als typisch weiblich angesehen wurde.
Antifuchs: Wobei ich glaube, dass einige Frauen mittlerweile auch eine andere Rap-Sozialisation haben. Ich musste mich selbst über die letzten Jahre erst einmal daran gewöhnen, aber nicht jede Frau geht seit 2005 auf Jams und zieht sich jedes Battle rein. Dass jetzt auch Frauen mit einem anderen Background dabei sind, hat sich anfangs für mich touristisch angefühlt. Ich fange aber an zu lernen, dass das dazugehört und ich trotzdem weiter meinen eigenen Weg gehen kann, ohne wie andere sein zu müssen.
MZEE.com: Sich gegen Erwartungen aufzulehnen, war, wie du sagtest, ein Bestandteil deiner persönlichen Rap-Sozialisation. Gab es in deinem Leben eine Art Wendepunkt, an dem du gemerkt hast, dass es sich lohnt, nicht alles als gegeben hinzunehmen und mit Konventionen zu brechen?
Antifuchs: Ja, das habe ich in dem Moment gemerkt, als ich mir die Maske angezogen und mit Rap-Battles angefangen habe. Das war ein kleines Video-Battle-Turnier namens BRT (Anm. d. Red.: BattleRapTime), gewissermaßen ein Abklatsch vom VBT. (lacht) Ich bin aber weit gekommen! Bestimmt ins Viertel- oder Achtelfinale, das war gar nicht schlecht für das erste Battle-Turnier. Jedenfalls gab es einen Typen, der mir meinen ersten Auftritt im Jugendzentrum verschafft hat und danach zu mir meinte: "Mach doch mal nettere Musik. Du bist so ein süßes Mädchen, dir stehen diese Schimpfwörter nicht." Ich dachte mir nur: "Fick dich, wer bist du eigentlich?" Gleichzeitig habe ich jedoch Erfahrung am Mic und mit Live-Auftritten gebraucht. Also habe ich die Entscheidung gefasst, eine Maske aufzuziehen, auf Battles zu gehen und meine ganze Wut dort herauszulassen. Diese Wut kriege ich nämlich immer, sobald mir jemand sagt, dass ich etwas als Frau nicht machen darf oder etwas nicht weiblich sei. Das erweckt in mir ein inneres Bedürfnis, es unbedingt machen zu wollen und zu beweisen, dass ich es nicht nur kann, sondern die Leute es sogar feiern werden. Das war die Geburt von Antifuchs. Ursprünglich dachte ich, dass ich nur den Battle-Scheiß mit Maske und den netten Kram ohne mache . Dann habe ich die Maske jedoch nie wieder abgezogen.
MZEE.com: Fans und Hörer:innen kennen dich heute vor allem als selbstbewusste Künstlerin. Wie du schon erwähnt hast, kanalisierst du in deiner Musik oft deine Wut und trittst laut und mit erhobenem Mittelfinger auf. Hast du das Gefühl, dass man als Frau in der HipHop-Szene immer tough und selbstbewusst sein muss und weniger Schwäche als Männer zeigen darf?
Antifuchs: Ich kann nur für mich und das Umfeld sprechen, in dem ich mit Rap sozialisiert wurde. Das war vor 15 Jahren und auf den Jams waren nur Männer. Du wusstest: "Okay, ich gehe jetzt auf diese Bühne und in der Crowd stehen nur Typen." Ich erinnere mich an einen meiner ersten richtigen Auftritte, eine Jam in Bochum. Da waren zum Beispiel Creutzfeld & Jakob auf der Bühne. Und dann komme ich vor dieses männliche Rap-Publikum und bin auch noch Maskenrapper. Das macht es schon mal nicht leicht, aber dann auch noch als Frau! Mir war bewusst, dass ich abliefern muss und am Ende, wenn ich von der Bühne gehe, alle Kinnladen unten sein müssen. Es hat sich jedes Mal angefühlt, als hätte man nur eine Chance abzuliefern, weil es sonst vielleicht nicht weitergeht. Das galt auch für jeden Backstage-Bereich, den man betreten hat. Überall, wo ich hinkam, war mir klar: "Du musst jetzt allen beweisen, dass du unfickbar bist." Eben weil du in diesem Umfeld vielen Vorurteilen gegenüberstandest. Weil du dort als einzige Frau nur mit Typen herumgelaufen bist und es hieß: "Die lässt sich sowieso von dem wegficken." Du musstest mit deinem gesamten Verhalten durchgängig ausstrahlen, dass es nicht so ist. Angriff war die beste Verteidigung. Natürlich habe ich auch viel Anerkennung bekommen, gerade in diesem "Real Rap"-Bereich. Wenn ich von der Bühne gegangen bin und die Leute gemerkt haben: "Alter, die kann wirklich was", gab es auch immer viel Liebe.
MZEE.com: "Angriff war die beste Verteidigung" passt gut zu einem Zitat, dass ich dir gerne vorlesen würde. Die Autorin Rebecca Traister schreibt Folgendes über wütende Frauen: "The furious female is […] a perversion of both nature and our social norms. She is ugly, out of control, unpleasant to be around, irrational, crazy, infantile. Above all, she must not be heard." – Kannst du das, was sie schreibt, nachvollziehen? Werden wütende Frauen einfach als hysterisch abgestempelt, während Wut bei Männern eher als Zeichen von Stärke, Durchsetzungsvermögen und Leidenschaft interpretiert wird?
Antifuchs: Ja. Ich habe das Gefühl, Männer in Machtpositionen fühlen sich bedroht, wenn eine Frau lauter oder aggressiver spricht. Ich weiß nicht, warum ich das anziehe, aber ich habe beispielsweise öfter mal Stress mit Securitys oder Türstehern. (grinst) Nach einem Auftritt bin ich oft heiser, laut und schreie herum. Das hört sich dann vielleicht aggressiver und weniger nach kleinem Mädchen an. Ich glaube, davon fühlen sich einige in ihrer Männlichkeit angegriffen. Natürlich spiele ich auch damit. Ich habe einen Track, auf dem sage ich: "'Ey, Fotze, ich zeig' dir, wer der Boss ist' – sag' ich zum Security und will mich mit ihm boxen." Ich mache mich halt gerne über dieses Mann-Frau-Bild lustig. Außerdem rappe ich viel über Rap, denn das war sozusagen meine erste Zielgruppe. Als ich angefangen habe, habe ich keine Hörer angesprochen, sondern Rapper. Ich wollte von ihnen gehört werden.
MZEE.com: Und wie ist das Feedback der Rapper:innen? Wird dir in der Szene mittlerweile das Gefühl gegeben, dass deine Wut gerechtfertigt ist?
Antifuchs: Sowohl als auch. Viele geben mir sehr viel Respekt und vor allem unter Künstlern bekomme ich sehr viel Liebe und positives Feedback. Ab und zu denke ich mir: "Krass, wir kennen uns überhaupt nicht, aber du hast meine Mucke schon mal gehört." Manchmal habe ich jedoch das Gefühl, dass die Industrie bei lauten Frauen, die nicht der Norm entsprechen, kein Vermarktungspotenzial sieht. Es wird dir noch immer schwer gemacht, Fuß zu fassen, wenn du nicht dem entsprichst, wie eine Frau sein sollte und wie Männer dich sehen wollen. Aber ich will mich nicht beschweren. Ich wusste schon immer, dass ein längerer Weg nicht zwingend falsch ist. Ich habe in den letzten Jahren viele Erfahrungen gemacht, an mehreren Orten gearbeitet und verschiedene Ebenen der Industrie kennengelernt. Jetzt weiß ich, was ich machen will und dass es gar nicht verkehrt war, sich da durchzukämpfen. Das hat mich stärker gemacht. Jede Wand, die du mit deinem Kopf einrennst, macht deinen Dickschädel härter.
MZEE.com: Und hinterlässt vielleicht auch ein Loch für andere, die nach dir kommen. Kannst du also vielleicht sogar die Rolle einer Vorreiterin einnehmen?
Antifuchs: Boah, eine Vorreiterrolle. (lacht) Ich finde es immer schwierig, sich so etwas selbst zuzuschreiben. Das müssen andere entscheiden. Ich mache einfach nur mein Ding. Auf meinem neuen Album sage ich: "Ich kämpfe für mich selbst, ich bin keine Feministin." Natürlich bin ich stolz, wenn ich andere inspirieren oder ihnen eine Tür öffnen kann, aber ehrlich gesagt ist das nicht mein Anspruch. Ich habe angefangen, weil ich die Beste sein wollte. Weil ich wusste, dass das, was die anderen machen, wack ist und ich das besser kann. Eigentlich egoistisch, aber Rap ist halt Rap. Es ist eine Competition. Klar sagt jeder von sich, er sei der Beste, aber ich nehme mir diese Einstellung mittlerweile raus. Ich habe mir meine Skills erarbeitet und kann mir auf die Schulter klopfen, wenn ich meine Shows ohne Vollplayback durchziehe. Wenn das andere Frauen mitzieht, ist es cool. Vor drei Jahren war ich noch frustriert und habe "Ich find' euch scheiße" geschrieben. Es gab nur Rotz bei den Frauen, ich hätte kotzen können. Ich habe mich gefragt: "Warum gibt es nicht geilen Rap von Frauen?" Mittlerweile habe ich ein schlechtes Gewissen, diesen Song zu spielen, denn dass sich die Szene dahingehend entwickelt, sieht man ja beispielsweise am Line-Up hier auf der Tapefabrik. Der Song war natürlich sowieso ganz anderen Frauen gewidmet, aber gerade, wenn ich hier Mädels wie Die P oder Presslufthanna sehe – die sind so dope und krass. Das gibt mir voll das gute Gefühl und gleichzeitig die Hoffnung, dass wir uns endlich Gehör verschaffen.
MZEE.com: Wie du zuvor bereits angedeutet hast, unterscheiden sich Konventionen je nach der Sozialisation, die die Menschen erfahren haben. Damit sind sie maßgeblich auch an Kulturkreise gekoppelt. Du kamst als Kind von Kasachstan nach Deutschland und warst vermutlich lange mit Konventionen zweier Kulturen konfrontiert. Hat dich das vor Widersprüche gestellt oder für zusätzliche Reibungspunkte gesorgt?
Antifuchs: Ich wurde 1989 zu Zeiten der Sowjetunion in Kasachstan geboren und habe neben meiner deutschen Staatsbürgerschaft auch eine russische. Allein das hat schon eine Identitätskrise ausgelöst, weil ich gar nicht wusste, wo ich hingehöre. Diese Krise kommt noch aus den Generationen vor mir, glaube ich. Die waren als Spätaussiedler mit deutschen Vorfahren in sowjetischen Ländern, wo sie nicht freiwillig hingekommen sind, sondern irgendwie verteilt und zwangsumgesiedelt wurden. In den 90ern durften sie zurück und dachten sich: "Wir kommen nach Hause." Dann kamen sie nach Deutschland und waren hier "die Russen". Dabei hatten sie deutsche Vorfahren. In den sowjetischen Ländern haben sie auch nicht dazugehört, weil sie dort "die Deutschen" waren. So entwickelt sich eine Art "Zwischenidentität", bei der man Dinge aus beiden Kulturen mitbekommt. Es entsteht ein ständiges Suchen: "Wer bin ich eigentlich? Was darf ich und wozu gehöre ich?" Rap hat mir da eine gewisse Identität gegeben. Mit 15 oder 16 kam ich in diese Kreise und war auf meinen ersten Konzerten. Dann stehst du da bei Savas in der ersten Reihe, guckst den Typen neben dir an, schreist "Lutsch meinen Schwanz" und fühlst dich empowert. Heute identifiziere ich mich als Rapper und glaube, dass ich dadurch alles finden kann, was ich suche.
MZEE.com: Mir fällt auf, dass du dich auch vorhin schon mal bewusst als "Rapper" bezeichnet hast.
Antifuchs: Ich habe, schon bevor die Gender-Debatte in die Öffentlichkeit gerückt ist, gesagt, dass ich keine Rapperin bin, sondern Rapper. Ich mache doch nichts anderes als meine männlichen Kollegen. Natürlich habe ich kein Problem damit, wenn andere mich als Rapperin bezeichnen, im Deutschen wird das nun mal so gemacht. Aber für mich ist das ein neutraler englischer Begriff. So wie DJ oder Cheerleader. Männliche Cheerleader hießen bei uns früher Cheerboys und haben das gehasst. Genau so hasse ich Wörter wie Frauenrap, Female-Rap oder eben Rapperin. Wir sind alle Rapper und machen Deutschrap. Es ist egal, ob du einen Schwanz oder Titten hast. Deine Stimme ist das, womit du arbeitest. Und die kann das Gleiche, egal ob du männlich oder weiblich bist.
MZEE.com: Du sagtest, dass Rap für dich identitätsstiftend war. Wurde die Musik deshalb für dich zum richtigen Werkzeug, um deine eigene Wut zu kanalisieren und mit Konventionen zu brechen?
Antifuchs: Mit Rap konnte ich mich auskotzen, Liebeskummer verarbeiten, fröhlich sein, mich einfach selbst verstehen. Vor allem Tracks wie "1989" oder "1999" helfen mir dabei. Ich bin noch nie zu einem Therapeuten gegangen, weil ich scheiße Schiss davor habe, aber gleichzeitig ist Rap meine Therapie. Egal, was mir gerade auf dem Herzen liegt oder mich ankotzt – ich schreibe es auf und dann geht es mir besser. Ich muss es aus dem Stift lassen, deshalb schreibe ich auch auf Papier und hasse es, das am Handy zu machen. Nur wenn ich meine Gedanken irgendwie ins Real-Life bringe, sehe ich, dass sie ein Teil von mir sind. Deshalb peile ich manche Dinge wirklich auch erst, wenn ich sie aufgeschrieben habe, was im Nachhinein manchmal eine krasse Erkenntnis ist.
MZEE.com: Zum Abschluss hast du einen Wunsch frei. Wenn du eine grundlegende Regel beziehungsweise Norm unserer Gesellschaft, die in vielen Köpfen verankert ist, für immer abschaffen könntest – welche wäre das?
Antifuchs: Rassistische Denkweisen. So sehr ich mich manchmal als Frau diskriminiert fühle, am liebsten würde ich Rassismus aus den Köpfen der Menschen entfernen. Dann kämpfe ich mich als Frau lieber weiter durch. Menschen, die rassistische Erfahrungen gemacht haben, haben es noch deutlich schwerer.
(Enrico Gerharth & Alexander Hollenhorst)
(Fotos von Janina Wagner)