"Nikes an, Pelle Pelle für den Vibe, Mann." – Shogoon wirft in seinen Songs, wie hier in "Nikes an", gern mit einschlägig bekannten Marken um sich. Vieles im Leben des Mindeners, der in einer Familie mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten aufgewachsen ist, dreht sich auf den ersten Blick um materielle Besitztümer: Er ist ein Sneaker- und Vinylhead, interessiert sich für Mode, Kleidung und alte Videospiele – Dinge, für die man enorm viel Geld ausgeben kann und teilweise muss, um die begehrtesten Stücke zu erwerben. Wie in unserem Gespräch klar wurde, geht es Shogoon bei alldem aber weniger um reinen Besitz als vielmehr um Nostalgie und Leidenschaft. Wir sprachen mit dem nicht mehr allzu geheimen Geheimtipp über die Bedeutung, die Brands wie Nike, Jordan und Pelle Pelle für ihn haben sowie darüber, was Kool Savas und Azad mit seinem Faible für Klamotten zu tun haben. Außerdem diskutierten wir, inwieweit sich Rapper:innen für vermeintlich oberflächliche Texte kritisieren lassen müssen und wieso Shindy aus seiner Sicht mehr für deutschen Rap getan hat als jede:r andere in den vergangenen zehn Jahren.
MZEE.com: Materialismus bezeichnet in der allgemeinen Verwendung eine "auf Besitz und Gewinn bedachte Einstellung dem Leben gegenüber". Kannst du mit so einer Einstellung etwas anfangen?
Shogoon: Ja, natürlich. Ich bin ein riesengroßes Opfer von Konsum und Selbstdarstellung. Man hat sich ja nicht ohne Grund die Bühne ausgesucht.
MZEE.com: Besitzt du gern um des Besitzens willen oder muss für dich eine Bedeutung dahinterstehen?
Shogoon: Ich glaube, ich bin viel zu verkopft, um mir etwas um des Besitzens willen zu kaufen. Selbst wenn ich darüber rappe, mir ein Paar Air Force 1 zu kaufen, reflektiere ich, warum ich das mache und so laut nach außen trage. Und zwar, weil ich sie mir früher nicht leisten konnte wie viele andere auch. Das ist vermutlich das, was in meinem Fall am nächsten an "besitzen um des Besitzens willen" herankommt. Ansonsten: Mein Studio sieht aus wie ein Kinderzimmer. Ich hab' hier noch verpackte Ninja Turtle-Figuren, die ich mir vor ein paar Jahren gekauft habe, mit denen ich aber nichts mache. Die kaufe ich eben, weil ich sie als Kind haben wollte. Ein Mitschüler von mir hat immer damit angegeben und ich konnte sie mir nicht leisten. Ich weiß, dass das eigentlich ungesund und ein Issue von mir ist.
MZEE.com: Kannst du gut Dinge aussortieren?
Shogoon: Ja, voll. Gerade wenn es um Klamotten geht. Ich bin ein totaler Fashion-Fan. Ich gucke mir Livestreams von Fashion-Shows in Mailand an. Wenn ich für ein neues Video keine Jacke habe, die ich nicht schon mal in einem Video getragen habe, passiert es, dass ich mir vom Budget extra eine neue kaufe, die im besten Fall keiner kennt. Nach dem Dreh verkaufe ich die dann wieder. Das ist für mich das Gleiche, wie Werbung zu schalten. Ich hab' mir auch vorgenommen, für jedes neue Paar Schuhe ein altes Paar zu verkaufen.
MZEE.com: Ich wollte mit dir über Materialismus sprechen, weil du zwar viel mit bestimmten Markennamen um dich wirfst, aber auf mich nicht wie jemand wirkst, der um jeden Preis an viel Geld und Besitz kommen möchte. Indem du zum Beispiel deine Musik dementsprechend anpasst.
Shogoon: Dankeschön! Ich hab' grad kurz nachgedacht: Wenn ich wirkliche Fashion-Marken droppe, sind das Marken, die es nicht mehr gibt. (lacht)
MZEE.com: Pelle Pelle ist mal dabei.
Shogoon: Ja, ich saß am Schreibtisch und hab' überlegt, ob ich das mache. Ich kann doch keine Modemarke droppen. Aber Pelle Pelle steht einfach repräsentativ für eine bestimmte HipHop-Ära. Das ist nicht: "Gucci Gucci, ich kauf' mir das!"
MZEE.com: Du sprichst auch viel über Nikes und Jordans. Was bedeuten diese Brands für dich?
Shogoon: Ich verbinde damit in erster Linie eine Zeit. Bei Pelle Pelle liegt es auf der Hand: Zwischen meinem zehnten und vierzehnten Lebensjahr war das en vogue. Es gab die MZEE Mailorder und den 77 Store-Katalog. Da gab es die ganzen Brands, die man sonst nicht bekommen hat. Wenn ich an die Zeit denke, denke ich an ganz viele Nebenjobs, die ich gemacht habe, um mir die Klamotten kaufen zu können, die Kool Savas und Azad getragen haben. Die waren damals Testimonials für den 77 Store. Für mich sind diese Marken mein erster Berührungspunkt mit HipHop. Da hat sich die Büchse der Pandora geöffnet. Ich konnte über Fashion meine eigene Identität herausbilden und mich absetzen. In meiner Skaterclique haben die Leute Röhrenjeans, Chucks und Vans getragen. Durch diesen HipHop-Code war ich sowohl in der Schule als auch bei den Skatern der Exot. Das ist jetzt voll pathetisch, aber über einen Pelle Pelle-Hoodie zu rappen, ist für mich fast so, wie über meine Oma zu rappen, die mir ein Butterbrot schmiert. Das vermittelt irgendwie die gleiche Wärme. Bei beidem geht es um Nostalgie.
MZEE.com: Du hast eben gesagt, dass früher nicht viel Geld für Sneaker und Klamotten da war. Denkst du, dass du auch deshalb ein Faible dafür entwickelt hast?
Shogoon: Klar. In der Zeit, in der Kool Savas über Air Force 1s gerappt hat, bin ich aufs Gymnasium gekommen. Es war kein Geld da für irgendwas, weil unsere Familie in der Zeit auseinandergebrochen ist. Auf dem mittelständischen Gymnasium wurdest du für deine Klamotten, die teilweise von der Tafel stammten, ausgelacht. Das alles schürt einen gewissen Geltungsdrang. Dadurch ist das extremer geworden. Wenn du dich dann genauer mit Sneakern auseinandersetzt und ein Fan von Ästhetik bist, entwickelst du eben schnell ein Faible. Das hat mich erwischt. Ich hab' mir allerdings vorgenommen, keine neuen Markenschuhe mehr zu kaufen. Außer Air Force 1s. (grinst) Aber ich seh's nicht mehr ein, 140 Euro für ein Paar Jordans auszugeben. Ich hab' Brands gediggt, die designtechnisch genauso krass, aber nachhaltig und Fair Trade sind. Die kosten genau das gleiche und auf Instagram fragen die Leute immer noch, was das für heftige Sneaker sind. Jordans sind aus Leder, daran klebt Blut. Die, die ich haben will, sind meistens älter als ich. Die kauf' ich dann eh gebraucht.
MZEE.com: Kann sich postmaterialistisches Denken nur leisten, wer Geld hat?
Shogoon: Wer schon Geld hat, kann es sich natürlich leisten, klar. Aber ich glaube, dass die Leute, die so denken, eher die sind, die nicht schon immer Geld hatten – außer Prinz Marcus von Anhalt. Keine Shoutouts an der Stelle. Irgendwoher muss es ja kommen. Klar, wenn du Old Money hast, weil deine Eltern zwölf Speditionen geleitet haben, bist du in ein materialistisches Denken reingewachsen und merkst es vielleicht nicht mal. Ich denke schon, dass du erst mal Geld brauchst, um so zu denken. Aber vielleicht bin ich auch die Gegenthese. Wenn du auf mein Konto gucken würdest, würdest du dich fragen, ob ich dumm bin, mir so viel Scheiß zu kaufen. (lacht)
MZEE.com: Es ist auf jeden Fall einfacher, zu sagen, dass Geld einem nicht so wichtig ist, wenn man welches hat.
Shogoon: Darüber habe ich schon so viele Diskussionen geführt. Ich habe mich mal mit einer Person aus der Generation unserer Eltern unterhalten. Es war klar, dass ich aus einer Familie mit sehr wenig Geld stamme. Ich hab' dann zum Beispiel erwähnt, dass meine Mutter versucht hat, einmal die Woche mit mir Pizza essen zu gehen oder so. Oder dass sie alles dafür versucht hat, dass ich auch einen Game Boy habe, wenn alle einen haben. Diese Person hat dann kritisiert, dass das wenige Geld, das wir hatten, so locker gesessen hätte. Das ist genau das. Ich konnte ihr dann vermitteln, dass sie das nicht verstehen kann.
MZEE.com: Du verarbeitest als einer der wenigen Artists in Deutschland recht prominent G-Funk-Elemente in deiner Musik. Als wie materialistisch hast du dieses Subgenre wahrgenommen?
Shogoon: Also, in meiner Zeit waren die materialistischsten Leute die East Coast- oder Dipset-Rapper. Ich erinnere mich immer noch an diese krasse Terror Squad-Kette von Fat Joe aus dem "Lean Back"-Video. Diese Spaltung zwischen East und West Coast gab es für mich auch nie so wirklich. Ich hab' letztens noch mit Falk Schacht darüber diskutiert, ob "Get Rich or Die Tryin'" ein East oder West Coast-Album ist. (grinst) Entgegen vieler Thesen bin ich kein krasser West Coast-Experte. Aber die seh' ich zwar mit ihrem fetten Chevy Impala am Corner hängen, ansonsten haben die ihre Pappbecher, smoken ihre Phillies und hängen mit ihren Freunden ab. Dagegen haben die New Yorker in den 2000ern ja richtig auf die Kacke gehauen.
MZEE.com: Konsumierst du selbst gerne Musik, in der viel über Marken oder Reichtum gerappt wird?
Shogoon: Ich finde es nicht schlimm, Marken zu droppen, wenn der Song gut ist. Ich hab' schmerzhaft feststellen müssen, dass ich anders Musik höre als die breite Masse, glaube ich. Vielleicht ist meine Musik auch deshalb noch nicht die erfolgreichste. Ich achte darauf, wie ein Song produziert, getoplinet und geflowt ist. Ganz am Ende, wenn ich den Song schon siebzehnmal totgepumpt habe, höre ich vielleicht mal darauf, was die da überhaupt sagen. Ganz übertrieben gesagt. Tua, Cro oder auch Mädness und Döll haben natürlich alle richtig krasse Beats, aber sagen auch geilen Scheiß. Das ist eine Extraschublade. Ich bin auch sehr großer Shindy-Fan, der ja viele Modemarken droppt. Meiner Meinung nach hat er so viel für HipHop in Deutschland getan wie kein anderer in den letzten zehn Jahren. Und gefühlt merkt es keiner.
MZEE.com: Meinst du von der Art, wie er das gesamte Produkt um sich herum aufzieht?
Shogoon: Er ist wirklich ein Rap-Superstar. Shindy geht auf die Bühne und du denkst, du stehst 2001 bei der "Up in Smoke"-Tour. Er setzt genauso viele Statements, die die HipHop-Fahne hochhalten, wie er Modemarken droppt. Er zitiert Savas in einem Video mit Verona Pooth, was allein schon eine Verneigung vor einer gewissen zeitlichen Ära ist. Und die ganzen TikTok-Kinder finden die Line krass. Eine 2002-Kool Savas-Line. Shindy kann es sich leisten, so "arrogant" zu sein, weil sein gesamtes Werk ein Kniefall vor dem ist, was schon gewesen ist. Deswegen ist er das beste Beispiel als Antwort auf die Frage. Natürlich hör' ich dann gerne Musik, in der über Marken gerappt wird. Ich denke mir nur, dass ich die Marke nicht mehr tragen kann, wenn Shindy sie gedroppt hat, weil dann eh alles ausverkauft ist. (lacht)
MZEE.com: Du hast diesen "Kniefall" angesprochen. Ich finde es allgemein angenehm, zu sehen, dass es einen gewissen gegenseitigen Respekt zwischen der älteren und jüngeren Generation von Rapper:innen gibt. Beziehungsweise, dass in aktuellen Songs Bezug auf alte Hits genommen wird, sei es "Vintage" von RIN oder "Dichter" von LAYLA.
Shogoon: Voll. Ich hab' mich viel zu weit aus dem Fenster gelehnt, weil ich dachte, dass die Leute das schnallen. Meine EPs "Akt 2" und auch "Akt 3", die bald erscheinen wird, sind komplett auf einem Korg Triton produziert. Ich dachte, dass man die Glocke von "Fast and the Furious" oder das Neptunes-Klavinett erkennt. Das, was RIN macht, wollte ich in richtig krass machen, aber das ist einfach zu nerdy. Es ist cool, wenn dich dann Falk Schacht anruft. (lacht) Aber ein Missy Elliot- oder Jay-Z-Sample knallt natürlich mehr. Ich find' das super. Drake hat das ja mit dem "Chicago Freestyle" und dem geflippten Jay-Z-Sample vorgemacht. Es ist doch supergeil, dass wir in einer Zeit leben, in der man HipHop-Songs samplen kann. Das ursprüngliche Soul-Sample kennen vielleicht nicht mehr so viele und jetzt ist der daraus entstandene Song sogar noch größer. Das zu würdigen, ist doch Wahnsinn.
MZEE.com: Kommen wir zurück zum Thema Materialismus. Rapper:innen müssen sich manchmal die Kritik anhören, dass Texte über Markenkleidung oberflächlich seien und Jugendlichen falsche Werte vermitteln würden im Sinne von: "Hast du nichts, bist du nichts." – Was denkst du darüber?
Shogoon: Ich kann die Kritik voll nachvollziehen, weil ich ja genau in der Position war. Ich war auf genau diesem Schulhof, auf dem diese Einstellung gelebt wurde. Es gab vielleicht noch zwei andere auf der Schule, die auch nichts hatten. Ich bin mit 14 Jahren auf den Bau gegangen und hab' Glaswolle in Trockenbauwände gestopft, um mir ein Paar Dunks leisten zu können. Und dann habe ich festgestellt, dass die anderen mich dafür genauso ausgelacht haben, weil es gar nicht darum ging. Ich kenne Leute, die deshalb die Schule verlassen und sich in psychologische Betreuung begeben haben. Die knabbern daran teilweise bis heute. Das muss kritisiert werden. Natürlich musst du rappen dürfen: "Yes, we made it, ich kaufe mir jetzt das Supreme-Ding." Das ist eine Erfolgsgeschichte und das ist auch cool. Und es ist auch okay, der Community dieser Hypebeast-Kids eine Stimme zu geben. Aber du musst es kritisieren und einordnen können. Es darf nicht heißen, dass du ein wertloser Mensch bist, weil du dir nichts von Supreme kaufen kannst.
MZEE.com: Die Diskussion gibt es ja schon immer – sind Artists dafür verantwortlich, was ihre Texte auslösen? Da kann sich sicher niemand von freimachen. Trotzdem soll ja nichts zensiert werden, dann wird eben kritisiert.
Shogoon: Die Debatten früher wurden ja auch vor Social Media geführt. Da musste man vielleicht genauer hingucken, weil sich Artists nicht so nah präsentieren konnten. Du hattest nur die Texte. Heute kann sich ein RIN zum Beispiel hinstellen und sagen: "Übrigens, ich rappe zwar darüber, dass ich dies und das kaufe, aber es ist nicht schlimm, wenn man das nicht kann" oder so. Es ist schon richtig, Leute daran zu messen, was sie in Songs sagen, weil das vermutlich mehr Leute hören als eine Insta-Story. Aber es gibt nunmal die Möglichkeit, Dinge einzuordnen. Und wenn du diese Möglichkeit als schaffende Person wahrnimmst, kannst du das selbst schon mal entschärfen. Streitbare Texte gab es schon immer.
MZEE.com: Lass uns noch über deine Sammelleidenschaft sprechen. Du sammelst sowohl Schallplatten als auch Sneaker und alte Nintendo-Spiele.
Shogoon: Die Vinyls könnte ich alle verkaufen, das wäre nicht schlimm. Es wäre natürlich schade um die Musik, aber die sind null Statussymbole für mich. Ich hab' halt Bock, Platten aufzulegen und mir Alben in bester Audioqualität anzuhören. Bei Spotify skippst du Songs. Wenn du eine Platte hörst, machst du das nicht.
MZEE.com: Seltene Platten, Sneaker und Videospiele haben eins gemeinsam: Sie werden für mitunter horrende Preise verkauft. Nervt dich die teils gewinnorientierte Verkaufskultur unter Sammler:innen?
Shogoon: Bei Videospielen hab' ich bisher nur ein-, zweimal größere Beträge gezahlt, weil ich sie unbedingt haben wollte. Ich hab' irgendwas um die 200 Euro für "Bad Fur Day" in Originalverpackung gezahlt. Wenn Sammler das lesen, kotzen die, das kostet sonst das Fünffache. (grinst) Es gibt ja sogar Leute, die fake Originalverpackungen herstellen, um Spiele darin zu verkaufen. Aber ich kaufe das, um es zu spielen. Ich gebe eigentlich einen Scheiß drauf, ob die Verpackung echt ist.
MZEE.com: Genau das meine ich. Das ist ja bei Vinyl ähnlich: Leute lassen ihre Platten ewig sealed, um sie teuer weiterzuverkaufen. Das bemerken auch Künstler:innen wie Döll, deren Alben für viel Geld auf Discogs verkauft werden. Wenn ich eine Platte kaufe, will ich sie aus der Hülle nehmen und auflegen.
Shogoon: Witzige Story dazu: Ich hab' die limitierte "Nie oder jetzt"-LP von Döll damals privat bestellt. Als die andere, "normale" Version rauskam, hab' ich bei HHV gearbeitet. Die hab' ich dann über einen internen Gutschein bekommen. Deshalb steht die limitierte bei mir sealed im Schrank. (grinst) Wenn ich eine Platte eh zweimal habe und weiß, dass die eine sehr viel wert ist, muss ich sie ja nicht öffnen. Aber ich merke das, wenn mir irgendwelche Kids auf Insta erzählen, wie viel bestimmte Sneaker wert sind. Ich freu' mich halt, dass ein Schuh schön ist und ich ihn kaufen konnte, als er rauskam. Wenn ich damit in Scheiße trete, ist er nicht mehr so viel wert. (lacht) Trotzdem geh' ich damit raus. Es ist schon schwierig. Es gibt auch Schallplatten, von denen gefühlt nur fünf produziert wurden, weil sich nie jemand dafür interessiert hat. Die kosten immer noch zwei Cent. Es hat nichts mit der Seltenheit zu tun, sondern mit dem Hype. Das ist voll der Quatsch. Früher beim Skaten haben wir immer Nike Dunks getragen. Wir hatten irgendwann einen Deal mit einem lokalen Skateshop, der uns die für 20 Euro hinterhergeschmissen hat. Die sind jetzt teilweise 700 Euro wert. Und meine sind kaputt und ich skate damit. Ich halte nicht viel von Reselling, das ist nicht meine Welt. Es ist Kapitalismus at its best. Einen Schuh hab' ich verkauft, weil der Wert exorbitant wurde und er mir nicht richtig gepasst hat. Außerdem brauchte ich das Geld. Aber im Endeffekt ist es nur ein Schuh.
MZEE.com: Denkst du, dass du ohne große beziehungsweise viele materielle Besitztümer glücklich sein könntest?
Shogoon: Ja, immer mehr sogar. Wenn du das erste Mal ein krasses Mic hast, merkst du, dass das Sinn ergibt. Dann hast du das erste Mal ein cooles Paar Schuhe und schon beim zweiten Mal merkst du, dass dich das nicht mehr so sehr juckt. Ich will damit nicht sagen, dass ich krass viel hätte und mir deshalb alles egal wäre. Mir geht es finanziell nicht gut, deshalb ist es nicht darauf zurückzuführen. Aber diese Dinge zählen nicht so sehr. Natürlich wäre es aus nostalgischen Gründen schade, wenn ich meinen ganzen Kindheitsstuff verkaufen müsste. Aber ich könnte auf jeden Fall ohne all das glücklich sein.
(Alexander Hollenhorst)
(Fotos von Bennett Stadler)