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Interview

Presslufthanna – ein Gespräch über moralische Prinzipien

"Wir sind gesamt­ge­sell­schaft­lich dafür ver­ant­wort­lich, dass Geset­ze wie das EU-​Asylrecht nicht so beschlos­sen wer­den kön­nen. Auch dass die AfD in Umfra­gen gera­de bei 19 Pro­zent steht, geht uns alle etwas an." – Press­luft­han­na im Inter­view über poli­ti­sche Eigen­ver­ant­wor­tung und feh­len­de Haltung.

"Hand­le nur nach der­je­ni­gen Maxi­me, durch die du zugleich wol­len kannst, dass sie ein all­ge­mei­nes Gesetz wer­de." – so defi­nier­te der Phi­lo­soph Imma­nu­el Kant mora­li­sches Han­deln. Bis heu­te ist der kate­go­ri­sche Impe­ra­tiv vie­len als grund­le­gen­des Prin­zip geläu­fig. Etwas weni­ger phi­lo­so­phisch ging es in unse­rem Gespräch über mora­li­sche Prin­zi­pi­en mit Press­luft­han­na zu. Fans und Hörer:innen wis­sen, was bei ihr hoch im Kurs steht: Hal­tung zei­gen und Ein­ste­hen für das, was man als rich­tig emp­fin­det. Die­se Ein­stel­lung spie­gelt sich nicht nur in der Musik der Wahl­bre­me­rin wider. Auch über Insta­gram nimmt sie häu­fig zu aktu­el­len poli­ti­schen Fra­gen Stel­lung oder krei­det gesell­schaft­li­che Miss­stän­de an. Bevor Press­luft­han­na gemein­sam mit DJ Jiyan auf der Tape­fa­brik 2023 die Mains­ta­ge zum Wackeln brach­te, tra­fen wir sie zum Gespräch über die Dis­kus­si­ons­kul­tur in den sozia­len Medi­en, den Kampf gegen struk­tu­rel­le Pro­ble­me und ihren eige­nen mora­li­schen Kompass.

MZEE​.com: Lass uns zum Ein­stieg mit einer Defi­ni­ti­on unse­res heu­ti­gen The­mas begin­nen: Was ver­stehst du unter Moral? 

Press­luft­han­na: Das ist mal eine Top­ein­stiegs­fra­ge hier. (lacht) Für mich ist Moral eine per­sön­li­che Ein­stel­lung, die ich in mir tra­ge. Wenn ich mit ande­ren Men­schen so umge­he, wie ich auch selbst behan­delt wer­den will, dann hand­le ich richtig.

MZEE​.com: Was waren für dich per­sön­lich die größ­ten Ein­flüs­se auf die Ent­wick­lung dei­nes eige­nen mora­li­schen Kompasses? 

Press­luft­han­na: Ich glau­be, von allem ein biss­chen was. Einer­seits waren es die Umstän­de, in denen ich auf­ge­wach­sen bin und die Prä­gung durch mei­ne Eltern. Ande­rer­seits spie­len auch eige­ne Erfah­run­gen, die ich bei­spiels­wei­se als Frau oder als Arbeiter:innenkind gemacht habe, eine Rol­le. Und natür­lich auch Musik oder Freund:innen.

MZEE​.com: "Für vie­le jun­ge Leu­te spie­len mora­li­sche Wer­te heu­te eine deut­lich wich­ti­ge­re Rol­le als für frü­he­re Gene­ra­tio­nen", schreibt das ZDF im Online–Artikel "Kei­ne Zeit fürs Kli­ma – Moral im Zwie­spalt". Nimmst du das auch so wahr? 

Press­luft­han­na: Das ist eine gute Fra­ge. (über­legt) Wenn man sich aktu­el­le poli­ti­sche Debat­ten ansieht, könn­te man schon mei­nen, dass es so ist. Gera­de, was das The­ma Kli­ma­wan­del angeht, gibt es vie­le Men­schen in der Gene­ra­ti­on mei­ner Eltern, die voll dar­auf schei­ßen und wei­ter ihr Ding durch­zie­hen wol­len. Die haben in den letz­ten Jah­ren auch eini­ges abge­zo­gen, was man als unmo­ra­lisch bezeich­nen könn­te. Ich wür­de schon sagen, dass jün­ge­re Leu­te im Ver­gleich dazu ver­mehrt einen aus­ge­präg­te­ren mora­li­schen Kom­pass haben. Viel­leicht bezie­he ich mich aber auch nur auf mei­ne Bubble. Ob es wirk­lich auf einer gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Ebe­ne so ist, kann ich nicht sagen.

MZEE​.com: Kli­ma­po­li­tik, Waf­fen­lie­fe­run­gen, bewuss­ter Kon­sum und Wohl­stand – haben wir über­haupt einen gemein­sa­men Grund­kon­sens, was rich­tig und falsch ist oder spal­tet sich unse­re Gesell­schaft zuneh­mend an mora­lisch auf­ge­la­de­nen Themen? 

Press­luft­han­na: Ich fin­de nicht, dass es einen Grund­kon­sens gibt. Das zeigt zum Bei­spiel die neu ver­ein­bar­te Ände­rung beim EU-​Asylrecht. Men­schen kön­nen jetzt direkt an EU-​Außengrenzen ein­ge­sperrt wer­den, wo sie kei­ne anwalt­li­che Unter­stüt­zung erhal­ten und abge­schot­tet wer­den. Wenn es einen Grund­kon­sens gibt, dann wohl eher, dass uns die­se Schick­sa­le schein­bar egal sind. Vie­le Men­schen in unse­rer Gesell­schaft sind ein­fach igno­rant. Es ist auch teil­wei­se hef­tig, wie das von Sei­ten der ver­ant­wort­li­chen Politiker:innen geframet wird. Nan­cy Fae­ser hat gesagt, dass dies die rich­ti­ge Ent­schei­dung für die EU sei. Ich fin­de das super dreckig.

MZEE​.com: Wür­dest du dir also wün­schen, dass unse­re Gesell­schaft mehr gemein­sa­me mora­li­sche Prin­zi­pi­en hat? 

Press­luft­han­na: Auf jeden Fall. Natür­lich ent­springt Moral auch ver­schie­de­nen poli­ti­schen Über­zeu­gun­gen. Aber es wäre schön, wenn mehr Men­schen zu sol­chen Din­gen Hal­tung zei­gen würden.

MZEE​.com: Wie du schon andeu­test, sind Hal­tung oder mora­li­sche Ent­schei­dun­gen am Ende eine indi­vi­du­el­le Sache. Rezo mein­te im Pod­cast "Alles gesagt" von Die Zeit im über­tra­ge­nen Sin­ne, dass er den Drang hat, dafür zu sor­gen, dass Men­schen einen Scha­den davon­tra­gen, wenn sie ihn unfair behan­deln, auch wenn das einen eben­so gro­ßen Scha­den für ihn selbst nach sich zie­hen wür­de. Er sag­te: "Ich zün­de lie­ber das Boot an, auf dem wir bei­de sind. Haupt­sa­che, du brennst auch." Kannst du die­se Ein­stel­lung nachempfinden? 

Press­luft­han­na: (über­legt) Auf per­sön­li­cher Ebe­ne fin­de ich so eine "Auge um Auge, Zahn um Zahn"-Einstellung eher unsin­nig. Aber natür­lich ist das situa­ti­ons­ab­hän­gig. Ich ken­ne die­ses Gefühl auch, wenn mich jemand rich­tig doll abfuckt oder krass angeht. Aber ich glau­be, das ist eher eine Form der Selbst­ver­tei­di­gung und bedeu­tet nicht unbe­dingt, dass man Leu­te absicht­lich in die Schei­ße rei­ten will. Auf poli­ti­scher Ebe­ne fin­de ich die­se Ein­stel­lung tat­säch­lich legi­tim. Viel­leicht ist das ja sogar die Ebe­ne, auf die Rezo sich bezieht.

MZEE​.com: Inwie­fern ist es auf der poli­ti­schen Ebe­ne anders? 

Press­luft­han­na: Ich bezie­he das auch mal auf unser bereits erwähn­tes Bei­spiel Kli­ma­wan­del. Ich hal­te es für sinn­los, mei­nen per­sön­li­chen Kon­sum krass anzu­pas­sen, wäh­rend gro­ße Kon­zer­ne so wei­ter­ma­chen wie gehabt. Natür­lich hat das an sich einen Sinn, aber es wird nicht die Ver­än­de­rung brin­gen, die wir brau­chen. Des­halb den­ke ich mir: "Dann fickt euch halt" und flie­ge auch zwei oder drei Mal in den Urlaub die­ses Jahr. Soll die Welt eben unter­ge­hen – das liegt nicht haupt­säch­lich an Ein­zel­per­so­nen wie mir. Auf die­ser Ebe­ne ahne ich so eine Ein­stel­lung schon eher.

MZEE​.com: Das klingt fast ein biss­chen nihi­lis­tisch, aber ich ken­ne das. Ich habe auch auf­ge­hört, die drei Euro teu­re­ren Toma­ten zu kau­fen, nur weil sie nicht in einer Plas­tik­scha­le sind. Aber ich den­ke, man darf da nicht zu hart mit sich selbst sein.

Press­luft­han­na: Ja, voll. Dein Bei­spiel mit den Toma­ten ist genau das, was ich mei­ne. Es bringt halt nichts, die wer­den so oder so wei­ter pro­du­ziert. Wir müs­sen woan­ders anset­zen, glau­be ich.

MZEE​.com: Wenn wir über mora­li­sche Prin­zi­pi­en reden, reden wir heu­te oft über pla­ka­ti­ve Begrif­fe wie "Woke­ness" oder "Cancel-​Culture". Dar­un­ter schwingt bei eini­gen die Sor­ge mit, dass wir uns zuneh­mend gegen­sei­tig vor­schrei­ben, was rich­tig und falsch ist und zu schnell den mora­li­schen Zei­ge­fin­ger heben. Ver­lie­ren wir als Gesell­schaft womög­lich das Gespür dafür, was berech­tig­te Mah­nung und was Anma­ßung ist?

Press­luft­han­na: Irgend­wie stimmt bei­des. Einer­seits ist es krass, wie sol­che Begrif­fe genutzt wer­den, um Stim­mung gegen lin­ke Posi­tio­nen zu machen. Zum Bei­spiel, dass Mar­kus Söder sagt: "Woke­ness ist illi­be­ra­les Spie­ßer­tum. Wir sind gegen Woke­ness." Ich fin­de nicht, dass sol­che Sor­gen die Rea­li­tät abbil­den. Ande­rer­seits mer­ke ich, auch in den eige­nen Rei­hen, wie häu­fig sich Lin­ke unter­ein­an­der nicht einig sind. Es ist auch krass, wie sehr wir ver­lernt haben, mit­ein­an­der zu debat­tie­ren, Wider­sprü­che aus­zu­hal­ten und trotz­dem in Dis­kus­si­on zu tre­ten. Oft machen wir es uns zu leicht, sagen "Da bin ich raus", gehen dann nicht mit auf eine Demo oder arbei­ten nicht mehr mit bestimm­ten Leu­ten zusam­men. In die­ser Hin­sicht geht viel­leicht wirk­lich das Gespür ver­lo­ren. Aber im Kon­text der gesam­ten Gesell­schaft wür­de ich das nicht behaup­ten. Neh­men wir bei­spiels­wei­se wie­der das The­ma Kli­ma: Eigent­lich geht es dabei nur um Fak­ten. Über den Kli­ma­wan­del an sich lässt sich gar nicht dis­ku­tie­ren. Trotz­dem kom­men Leu­te mit Woke­ness an und den­ken, wer nicht einer Mei­nung folgt, wird gecan­celt. Dabei betrifft uns das doch alle gleich und basiert auf Fak­ten. Die­ses poli­ti­sche Framing, dass Woke­ness ein Rie­sen­ding und Pro­blem wäre, sehe ich nicht so.

MZEE​.com: Vor kur­zem hast du dich über Insta­gram mit der Kri­tik aus­ein­an­der­ge­setzt, dei­ne Posts über Femi­zi­de und ande­re struk­tu­rel­le Pro­ble­me sei­en ledig­lich "sinn­lo­se Sym­bol­po­li­tik", für die man sich "in einer Bla­se gegen­sei­tig auf die Schul­ter" klop­fe. Was ärgert dich an sol­chen Vorwürfen? 

Press­luft­han­na: Das hat mich mega abge­fuckt und geht mir ein­fach auf den Sack. An die­ser Nach­richt war so vie­les falsch. Ers­tens: Was ist das für ein Anspruch? Ich bin Musi­ke­rin und kei­ne Sozi­al­ar­bei­te­rin im Deutschrap. Ich nut­ze mei­ne Reich­wei­te ger­ne für The­men, die mir am Her­zen lie­gen und ich fin­de es wich­tig, auf Femi­zi­de und patri­ar­cha­le Gewalt auf­merk­sam zu machen. Zwei­tens: Ich glau­be nicht, dass sich Men­schen in einer Bla­se nur gegen­sei­tig auf die Schul­ter klop­fen. Ich errei­che zum Bei­spiel über Musik auch Men­schen, die nicht mei­ner Über­zeu­gung sind. Es ist ein­fach wich­tig, dass alle Leu­te dar­über Bescheid wis­sen, dass alle vier Tage eine Frau in Deutsch­land von ihrem Part­ner oder Ex-​Partner getö­tet wird. Das ist wie­der das Glei­che wie beim The­ma Kli­ma­wan­del. Du zeigst ein struk­tu­rel­les Pro­blem auf, das sind Fak­ten. Der nächs­te Punkt, der mich stört, ist, dass die Per­son vor­ge­schla­gen hat, ich könn­te Spen­den sam­meln. Ja, das könn­te ich auch machen, aber das ändert nichts an dem Pro­blem. Das ist viel grö­ßer. Wir müs­sen ein­fach mal auf­hö­ren, Pro­ble­me immer so krass zu indi­vi­dua­li­sie­ren und ver­su­chen, die Struk­tur dahin­ter zu ver­ste­hen und anzu­grei­fen. Wir müs­sen zusam­men­ste­hen und -hal­ten, auch wenn wir in man­chen Punk­ten unter­schied­li­cher Mei­nung sind. Aber dafür brau­chen wir eine brei­te­re Masse.

MZEE​.com: Sind sozia­le Medi­en dies­be­züg­lich ein Fluch oder ein Segen in dei­nen Augen?

Press­luft­han­na: Sowohl als auch. Ich fin­de es schon geil, dass man dadurch viel schnel­ler an Infor­ma­tio­nen kommt. Auf sozia­len Medi­en sieht man aber auch immer nur einen Bruch­teil einer The­ma­tik. Außer­dem kot­zen man­che ein­fach ihre Mei­nung da rein und die ver­pufft im Nichts. Oder eine ande­re Per­son nimmt etwas falsch auf und fin­det es voll schei­ße. Es kann viel miss­ver­stan­den wer­den, des­we­gen fin­de ich, dass nicht alle Dis­kus­sio­nen immer in den sozia­len Medi­en geführt wer­den müssen.

MZEE​.com: Mit dem Ein­ste­hen für mora­li­sche Prin­zi­pi­en in den sozia­len Medi­en ist der eher abwer­ten­de Begriff "Vir­tue Signal­ing" ver­knüpft. Er beschreibt das demons­tra­ti­ve Zur­schau­stel­len der eige­nen mora­li­schen Kor­rekt­heit auf Social Media. Gibt es für dich eine Gren­ze zwi­schen glaub­haf­tem Bewei­sen von Moral und blo­ßer Selbstdarstellung? 

Press­luft­han­na: In ers­ter Linie bin ich nicht die Per­son, die zu ent­schei­den hat, was ein Beweis von Moral und was Selbst­dar­stel­lung ist. Ich ste­he nicht mora­lisch über allen ande­ren Men­schen. Des­we­gen wür­de ich zum Bei­spiel nie so eine Nach­richt schrei­ben, wie die zu mei­nen Posts über Femi­zi­de, über die wir vor­hin gespro­chen haben. Man kann doch von außen gar nicht sehen, was die Leu­te am Ende wirk­lich machen, ob sie auch ihr Ver­hal­ten reflek­tiert haben oder ob sie sich auch auf der Stra­ße für etwas ein­set­zen. Des­we­gen fän­de ich es toll, wenn Social Media nicht so oft eine rie­si­ge Rol­le spielt. Es zeigt eben immer nur einen Aus­schnitt. Klar gibt es Fäl­le, bei denen ich mir den­ke: "Okay, du pos­test das zwar, aber in dei­nem Han­deln erken­ne ich das nicht." Natür­lich ist es räu­dig, wenn du dich absicht­lich nur über dei­ne Posts defi­nierst und gar nicht danach han­delst. Dann bist du weni­ger ernst zu neh­men. Aber wir sind doch alle nicht voll­kom­men und auch nur Men­schen, die Feh­ler machen.

MZEE​.com: Ich den­ke auch, dass der Zusam­men­hang zwi­schen Posting- und Real­ver­hal­ten über­schätzt wird. Von Men­schen, die sich für eine Sache ein­set­zen, wird gene­rell oft erwar­tet, dass sie in jeg­li­cher Hin­sicht per­fekt sind: "Du bist vegan, aber fliegst trotz­dem in den Urlaub? Du gehst auf eine Demo von Fri­days for Future, aber lässt dich mit dem Auto dort hin­fah­ren?" Genau so wird Leu­ten, die poli­tisch aktiv sind, teil­wei­se unter­stellt, dass sie nicht genug machen.

Press­luft­han­na: Genau. Das ist voll der Bull­shit. Woher nimmt man eigent­lich die­sen Anspruch? Das fin­de ich echt unan­ge­nehm. Wir kön­nen uns jetzt ewig dar­über auf­re­gen, dass ich irgend­was gepos­tet habe und dann selbst gar nicht auf der Demo war. Aber dadurch ver­lie­ren wir schon wie­der den Blick für das eigent­li­che Pro­blem. Die­se Gra­ben­kämp­fe, die­ses Indi­vi­dua­li­sie­ren von struk­tu­rel­len Pro­ble­men, das geht mir in sämt­li­chen Dis­kur­sen lang­sam auf die Eier.

MZEE​.com: Lass uns zum Abschluss über ein leich­te­res The­ma spre­chen. Inwie­fern siehst du Musik oder Kul­tur im All­ge­mei­nen in der Ver­ant­wor­tung, der Gesell­schaft mora­li­sche Prin­zi­pi­en mit auf den Weg zu geben? 

Press­luft­han­na: Dazu sage ich jetzt etwas ganz Schlau­es. (grinst) Ich sehe da alle in der Ver­ant­wor­tung und gleich­zei­tig nie­man­den. Ich bin der Mei­nung, wir sind gesamt­ge­sell­schaft­lich dafür ver­ant­wort­lich, dass Geset­ze wie das EU-​Asylrecht nicht so beschlos­sen wer­den kön­nen. Auch dass die AfD in Umfra­gen gera­de bei 19 Pro­zent steht, geht uns alle etwas an. Da könn­ten mehr Leu­te Hal­tung bezie­hen, und das gilt auch in der Musik. Viel­leicht sind das aber gera­de die Leu­te, die auf die Stra­ße gehen. War­um müs­sen sie es dann in ihrer Musik machen? Am Ende soll­te das jeder Mensch selbst entscheiden.

MZEE​.com: Du mein­test den­noch, dass mehr Künstler:innen in ihrer Musik Hal­tung zei­gen könn­ten. Kommt deut­scher Rap sei­ner Ver­ant­wor­tung hier also nicht zur Genü­ge nach? 

Press­luft­han­na: So nega­tiv wür­de ich das gar nicht sehen. Ich fin­de, dass es da schon eine Ent­wick­lung gibt. Apsi­lon, NANTI, Ali­ce Dee – es gibt voll vie­le jun­ge Künstler:innen, die da am Start sind. Das fin­de ich sta­bil und echt geil.

MZEE​.com: Ange­nom­men, du müss­test dei­ne eige­ne Kunst unter einem zen­tra­len mora­li­schen Prin­zip zusam­men­fas­sen, wel­ches du an dei­ne Hörer:innen ver­mit­teln möch­test. Was wäre die Bot­schaft von Presslufthanna? 

Press­luft­han­na: Sauft nicht so viel. (lacht)

(Enri­co Ger­harth & Alex­an­der Hollenhorst)
(Fotos von Jani­na Wagner)