Der Wiener Sommer – trockene Luft, heißer Asphalt, eine mit Menschentrauben gespickte Donau. Ana, ihre zwei Hunde und ich auf Plastikstühlen in einem kargen, schattigen Hinterhof. Kalte Getränke, viele Zigaretten und ein ausgiebiges Gespräch. Es geht um die deutsche Battlerap-Szene. Um genau zu sein, geht es fast ausschließlich um ihre negativen Seiten. Denn Ana ist eine Person, die diese häufig zu spüren bekommt. Vermutlich mehr als viele andere Menschen innerhalb der Szene, da sie sowohl von Sexismus als auch Rassismus betroffen ist. Und dann thematisiert sie all das auch noch. Die gebürtige Münchnerin kritisiert in den Interviews für DLTLLY gerne grenzüberschreitende Lines und hat kein Problem damit, klar zu zeigen, welche politischen Haltungen sie vertritt. Oft genug polarisiert sie aber bereits dadurch, dass sie sich sehr gewählt ausdrückt, wenn es um politische Korrektheit geht. Politische Korrektheit und Battlerap? Wie geht das überhaupt? Ist das schon Provokation genug? Ana Ryue hat sich einen Platz in einem männerdominierten Kosmos erkämpft und symbolisiert allein durch ihre Person den Widerspruch von Battlerap und dem aktuellen Wandel unseres gesellschaftlichen Bewusstseins. Ihr Dasein bringt mit sich, reflektieren zu müssen. Und das tun viele Menschen bekanntermaßen eher ungern. Doch wird sie dabei nur für einen längst überfälligen Konflikt innerhalb der Subkultur instrumentalisiert? Sie erklärte mir, in welchen Punkten sie sich missverstanden fühlt, welches Problem der Szene für sie das derzeit größte darstellt und zu guter Letzt: wieso sie Battlerap nach so vielen Jahren immer noch liebt.
(Anm. d. Red.: Der im Interview häufig genannte Begriff FLINTA* steht für Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen – also Personen, die aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität patriarchal diskriminiert werden. Unter Cis-Männern versteht man Männer, die als solche in ihrem Körper geboren wurden und sich auch so identifizieren.)
MZEE.com: Du bist nicht nur in der Battlerap-Szene, sondern auch schon lange in der Poetry Slam-Szene aktiv. Letztere ist dafür bekannt, in Teilen sehr politisch zu sein. Inwiefern hat dich das beeinflusst, Texte in Bezug darauf zu bewerten?
Ana Ryue: Mittlerweile ist die Poetry Slam-Szene megapolitisch, aber das war nicht immer so. Als ich vor 15 Jahren damit angefangen habe, gab es zwar immer wieder politische Texte, aber es war vor allem lyrisch – es gab viele klassische Gedichte. Die Progressivität kam, glaube ich, mit dem allgemeinen Wandel des politischen Bewusstseins. Die Szene besteht aus vielen akademischen Personen und sobald es akademisch wird, wird es gefühlt auch politischer. Ich glaube, es hat mich gar nicht so beeinflusst, was Battlerap-Texte angeht. Aber in meiner allgemeinen Politisierung wahrscheinlich schon.
MZEE.com: Es gibt inzwischen viele diverse Rapper:innen außerhalb des Battleraps. Fehlt der Battle-Szene eine gewisse Politisierung, damit das auch dort der Fall sein kann?
Ana Ryue: (überlegt) Ich glaube, dass Personen, die in der Battlerap-Szene stattfinden – egal, ob aktiv oder als Zuschauer:innen – gar nicht so viel unpolitischer sind. Ich glaube aber, dass sich Battlerap ähnlich wie Comedy zu einer Nische entwickelt hat, in der gewisse Sachen noch okay sind und gesagt werden dürfen, weil es in einem bestimmten Rahmen stattfindet, dem sich vermeintlich alle bewusst sind. Weil es ein Rahmen ist, in dem gewisse Grenzen überschritten werden "dürfen" und Leute noch eine "Narrenfreiheit" haben, die es auf Tracks und im realen Leben so nur noch wenig gibt. Ich merke auch, dass Anstöße und eine Intervention von außen sehr schwierig sind, weil viele schnell das Gefühl bekommen, dass ihnen damit noch ein Space genommen wird, in dem sie völlig frei sein können. Deswegen wird sich ganz krass dagegen gewehrt und verlangt, dass man die Kunstfreiheit von politischen Richtlinien trennt. Was FLINTA* angeht, hoffe und glaube ich, dass immer mehr Rapbattles machen wollen. Auf den Events nehme ich auch in der Crowd viel mehr weiblich gelesenes Publikum wahr als noch vor ein paar Jahren. Ich kann das natürlich nur aus meiner Sicht heraus sagen, aber ich glaube schon, dass viele FLINTA* keinen Bock haben, sich da hinzustellen und sexistisch niedergemacht zu werden. Nicht nur von einem Battlerapper, der im schlimmsten Fall Rape-Jokes bringt, sondern auch vor einer hauptsächlich cis-männlichen Crowd. Man beleidigt sich dann nicht mehr auf Augenhöhe, sondern bringt einen strukturellen Nachteil mit. Das kann ich sehr gut verstehen, auch wenn das sicher nicht bei allen so ist. Viele sind eben unsicher, auch weil dann sofort ein besonderer Fokus auf ihnen liegt. Das ist alles eine Frage der Zeit, aber es tut sich auf jeden Fall etwas. Zum Beispiel gibt es inzwischen FRESH – eine Battlerap-Liga mit Fokus auf FLINTA*-MCs. Ein Safe-Space, in dem man sich erst mal ausprobieren kann.
MZEE.com: Ist es den gängigen Ligen denn ein Anliegen, ein vielfältigeres Spektrum an MCs abzubilden?
Ana Ryue: Ja, definitiv. Ich kann natürlich nur für DLTLLY sprechen, weil ich bei der Battlerap-Bundesliga und TopTier Takeover weniger Einblicke habe. Aber auch mit denen bin ich immer wieder connectet und alle haben Bock darauf. Ich glaube nur, dass sie oft ratlos sind, wie ein Weg dorthin aussehen könnte. Das ist allerdings Spekulation. Die Lust ist da, aber es wird nichts in Gang gesetzt, um das zu beschleunigen, außer immer wieder FLINTA* anzufragen. Es gibt keine Aktionen im Sinne von internen Strukturänderungen. Aber das ist auch eine große Erwartungshaltung.
MZEE.com: Es ist natürlich schwieriger, wenn nur Männer innerhalb der Strukturen überlegen müssen und es dort keine Menschen gibt, die aus ihrer Perspektive heraus Ideen mitbringen können, wie man auch ein anderes Publikum ansprechen könnte.
Ana Ryue: Genau das ist es. Jamie und Hanno von DLTLLY sind sehr bedacht darauf und am Anfang war ich oft überfordert, wenn sie diesbezüglich nach meiner Meinung gefragt haben. Irgendwann habe ich aber gecheckt, dass es ihnen wirklich wichtig ist und sie eine andere Perspektive hören wollen. Alleine, dass sie von Anfang an mit meinen kritischen Interview-Fragen cool waren, zeigt für mich schon, dass sie ehrliches Interesse daran haben. Und dass jemand wie Magda bei TopTier Takeover so eine große Rolle spielt, obwohl sie erst mal nur als Fan da hingekommen ist, feier' ich voll.
MZEE.com: Ich muss sagen, dass ich der Battlerap-Szene nie besonders nahestand, aber inzwischen auch einige Battles gesehen und Gefallen daran gefunden habe. Allerdings sind meiner Meinung nach allgemein sehr viele Punchlines und Witze einfach auserzählt. "Ich ficke deine Mutter" ist halt irgendwann langweilig.
Ana Ryue: Das kann ich gut nachvollziehen. (schmunzelt) Es ist oft Ansatz meiner Kritik, nicht über den politischen Weg zu gehen, sondern anzumerken, dass ich es bei sexistischen und rassistischen Lines schade finde, dass ein Gegnerbezug fehlt und es sich leicht gemacht wird. Ich fände es viel kreativer, wenn individueller gebattelt werden würde. Ich muss aber dazusagen, dass es auch da einen Wandel gab. Es gab das Battle "Laas Unltd. vs. Drob Dynamic", das eines der wenigen ist, bei dem mit Laas ein Rapper, der nicht der Battlerap-Szene entsprungen ist, beteiligt war. Laas hat damals Drob Dynamic in drei analytischen Runden auf höchstem technischen Rapniveau komplett auseinander genommen. Und gefühlt war das der Startschuss für den Trend, dass es analytischer und auch emotionaler gebattelt wird. Die Rapper recherchieren mehr und versuchen, den Gegner damit lächerlich zu machen. Dadurch ist es mittlerweile aber auch schwieriger, in den Kosmos reinzukommen. Die Battles, die wirklich spannend sind und von oberflächlichen Lines weggehen, beinhalten so viele Referenzen, dass es als außenstehende Person schwierig ist, mitzukommen. Wenn man die Hälfte der Lines nicht checkt, ist es nicht mehr unterhaltend. Das ist, glaube ich, aktuell das größte Problem der Szene. Es ist eine Kunst, Referenzen so zu verpacken, dass sie jede:r versteht.
MZEE.com: Du bist bekannt dafür, kritisch zu sein und diskriminierende Texte anzuprangern. Wieso, glaubst du, stehen dem so viele Leute aus der Battlerap-Szene negativ gegenüber?
Ana Ryue: Man muss da zwischen zwei Lagern unterscheiden. Es gibt in den Hate-Kommentaren die Menschen, die ein ähnliches politisches Verständnis haben, aber Rap aufgrund der vermeintlichen Kunstfreiheit da ausklammern wollen. Und es gibt diejenigen, die mit der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung ein Problem haben und teilweise Ansichten von neuen Rechten an den Tag legen. Ich habe immer wieder das Gefühl, dass viel auf mich projiziert wird, ehrlich gesagt. Was zum einen sicherlich mit meinem Geschlecht zu tun hat, zum anderen damit, dass ich nicht rappe, und zuletzt mit der Sorge, dass nichts mehr gesagt werden darf und Battlerap eine politisch korrekte Student:innen-Szene wird. Viele befürchten, dass die Härte der Punchlines verloren geht, wenn man ein bisschen mehr Bewusstsein fordert. Das glaube ich aber nicht. Ich weiß, dass auch ohne Homophobie, Sexismus, Antisemitismus und Rassismus sehr krass gepuncht werden kann. Mittlerweile ist das politische Bewusstsein aber so divers und intensiv geworden, dass die meisten privilegierten Personen merken, dass sie immer wieder etwas falsch machen. Und viele checken nicht, dass die Leute, die auf sowas hinweisen, selbst ganz viel internalisiert haben. Das Problem ist, dass das oft nicht mitkommuniziert und so ein Bild von Überlegenheit vermittelt wird. Das kann einen herablassenden Vibe haben. Ich kann nachvollziehen, dass man keinen Bock hat, immer auf alles zu achten. Auf der anderen Seite versuche ich mir aber immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass es für Betroffene noch anstrengender ist. Und da kann man sich schon wünschen, dass nicht-betroffene Personen diese Anstrengung der Vorsicht in Kauf nehmen. Aber das betrifft ja die ganze Gesellschaft. Veränderung braucht Zeit. Auch ich habe superviel gefeiert, was ich heute nicht mehr witzig und cool finde. Vor allem als Frau über sowas zu lachen und nicht so empfindlich zu sein, hat dabei eine Rolle gespielt.
MZEE.com: Wie schwierig ist bei solchen Themen die Gratwanderung zwischen dem fundierten Untermauern von Kritik und dem Abholen von Leuten für dich?
Ana Ryue: Das ist ein ganz großes Dilemma. Darüber mache ich mir sehr viele Gedanken, weil ich immer wieder merke, dass die beiden Bubbles, in denen ich mich bewege, so unterschiedlich sind. Zum einen bin ich in einer sehr anti-rassistischen und queer-feministischen Bubble und zum anderen in der Battlerap-Szene unterwegs. Und ich merke, wie ich beiden gerecht werden will. Ich finde mich immer wieder in Situationen, in denen ich in Interviews das Gefühl bekomme, dass ich mich selbst und die Ideale verrate, für die ich mich einsetze, wenn ich etwas nicht anspreche. Früher oder später haben aber weder die MCs noch die Konsument:innen Bock auf die Interviews, wenn ich jede problematische Zeile anspreche. Ich verstehe auch, dass man nicht jedes Mal nach der Leichtigkeit eines Battles Bock auf eine schwere, politische Diskussion hat. Ich werde aber mittlerweile auch so abgestempelt, dass ich diese Diskussionen immer führe, obwohl ich das inzwischen nur noch sehr selten mache, weil gewisse Punkte einfach schon klargemacht wurden. Ich achte einfach gerne auf meine Sprache. Wenn ich bestimmte Begriffe in einem Interview droppe, werden Leute die Augen verdrehen, bevor ich den Satz beendet habe. Und damit meine ich nicht, dass ich nicht verstanden werde, wenn ich so rede. Es gibt so verschiedene Lebensrealitäten und Perspektiven, sodass ich eine akademische Sprache nicht von allen erwarten kann. Deswegen will ich auch daran arbeiten, dass ich verständlich bleibe, ohne das Gefühl zu haben, mir nicht treu zu bleiben. Ich will ja einen guten Zugang schaffen.
MZEE.com: Menschen implizieren häufig eine gewisse Erwartungshaltung vom Gegenüber, wenn diese:r bestimmte Begrifflichkeiten verwendet oder gendert. Dabei hat man vielleicht einfach nur für sich selbst entschieden, die eigene Sprache der politischen Ausrichtung anzupassen.
Ana Ryue: Ja, vor allem fühlen sich viele Leute wirklich schnell davon angegriffen. Das war mir lange nicht klar. Zum Beispiel, wenn ich in einem Twitch-Stream gendere. Oder durch Triggerwarnungen vor Battles. Das sind ein paar Sekunden, die davor eingeblendet werden. Ein wichtiger Schritt, der keinen Aufwand und keine Anstrengung für irgendwen bedeutet. Aber in den Kommentaren geht es ab.
MZEE.com: Hast du das Gefühl, dass dir die Neutralität abgesprochen wird, wenn politische Ansichten in deiner Kritik mitschwingen?
Ana Ryue: Definitiv. Einer der größten Vorwürfe mir gegenüber ist, dass ich "meine Agenda durchbringen möchte". Wenn mir Leute zustimmen, ist das "auch nur Beweis dafür, dass sie Teil meiner Anhängerschaft sind". Was ich dabei krass finde, ist, wie das Wort "Meinung" verwendet wird. Das, was ich mache, ist angeblich nur meine persönliche Meinung. Das stimmt natürlich auch ein Stück weit. Aber für mich ist es schwierig, das so abzutun, wenn es darum geht, Diskriminierung zu bekämpfen. Das ist die Meinung ganz vieler betroffener Personen und nicht nur meine persönliche. Und ich finde es problematisch, wenn ich unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit beleidigt werde. Ich kann aber zu Teilen nachempfinden, wieso mir Befangenheit unterstellt wird. Weil den Leuten durch meine politische Meinung, die ich sehr stark nach außen trage, vorher klar sein kann, welche MCs ich tendenziell feier' und welche eher nicht. Ich gebe mir aber große Mühe, bei allen gleich kritisch an die Fragen heranzugehen und gleich freundlich zu sein. Natürlich gelingt mir das nicht jedes Mal gleich gut. Es hat aber jede:r die Möglichkeit, mir zu sagen, dass er:sie etwas anders sieht. Und es ist ja auch gut für die Rapper:innen, wenn man gewisse Zeilen in einen Kontext setzen kann.
MZEE.com: Gibt es im deutschen Battlerap deiner Meinung nach eine fruchtbare Fehlerkultur? Also die Möglichkeit, sich auch außerhalb der Battles selbst zu reflektieren und zu entwickeln?
Ana Ryue: Ich habe das Gefühl, dass die Community in sehr unterschiedliche Lager geteilt ist. Es gibt einen sehr wertschätzenden Teil, der für Fehler-Eingeständnisse offen ist, einen Teil, der einfach unpolitisch ist und Bock auf coole Battles hat, und dann den problematischen Teil, der das vermutlich eher als Schwäche abtun würde. Es gibt aber auf jeden Fall eine Fehlerkultur. Team Reiben zum Beispiel sind wahnsinnig selbstkritisch und reflektiert. Falk hat letztens einen Post verfasst, in dem er sich dazu äußert, dass er viele Sachen so nicht mehr sagen würde. Es gibt also auf jeden Fall Leute, die generell für diese politische Entwicklung offen sind und öffentlich Fehler eingestehen. Das ist natürlich schwierig, weil es einen verletzlich macht. Ich kann mir auch vorstellen, dass viele MCs einen Prozess durchgemacht haben, den sie nicht öffentlich machen. Und das erwartet auch niemand, aber es ermutigt andere natürlich.
MZEE.com: Hattest du schon mal den Gedanken, dass dir das alles zu viel wird?
Ana Ryue: Ja. Das war immer nur in heftig emotionalen Momenten, als es die großen Shitstorms gab. Da habe ich mich teilweise schon gefragt, wofür ich den Scheiß eigentlich mache. Aber ich habe nie wirklich ernsthaft darüber nachgedacht. Es wird nur einfach anstrengend, wenn man sich so für ein Thema einsetzt, bei dem es viel Gegenwind gibt, weil es viele noch nicht greifen können.
MZEE.com: Welche persönlichen Lehren hast du aus den Konflikten gezogen, die du im Battlerap miterlebt hast?
Ana Ryue: (überlegt) Eine ganz große Lehre für mich war, anzunehmen, dass meine persönliche Auseinandersetzung und mein Zugang zu gewissen Themen nichts sind, das ich von anderen erwarten sollte. Dass ich mir bewusst machen muss, dass es wichtig ist, mit wem man eine Diskussion führt, wie man kritisiert und man dabei immer beachten muss, was für eine Lebensrealität das Gegenüber hat. Außerdem habe ich gelernt, Kritik zwar anzunehmen, Beleidigungen aber trotzdem nicht persönlich zu nehmen. Das war schwierig für mich, weil ich sowieso schon oft an mir selbst zweifle. Man kann sich so oft, wie man möchte, einreden, dass das nur irgendwelche YouTube-Kommentare sind. Aber wenn das nicht nur eine, sondern ganz viele Personen sind, kann ich das nicht ausblenden. Manchmal verletzt es mich mehr und manchmal weniger. Wenn ich mir das allerdings anschaue, weiß ich jetzt, dass das meistens nichts mit mir persönlich zu tun hat.
MZEE.com: Nachdem wir jetzt ausgiebig über die schwierigen Seiten einer auch sehr schönen Kultur gesprochen haben: Was weißt du an der Battlerap-Szene am meisten zu schätzen?
Ana Ryue: Sehr gut! Ich bin natürlich riesiger Battlerap-Fan. (lacht) Ich würde da nicht sitzen, wenn ich Battlerap nicht so krass feiern würde. Vor allem nach all dem, was in den letzten Jahren gewesen ist. Ich liebe diese Kultur seit 15 Jahren. Deswegen will ich sie auch für mehr Menschen zugänglich machen. In den letzten Jahren hat sich die Szene so krass entwickelt und ich sitze immer noch jede Woche vor YouTube und schau mir an, wie sich zwei Personen krass beleidigen. Ich kann nicht ganz erklären, was mich daran so fasziniert. Ich glaube, es ist dieser Competition-Gedanke in Kombination mit Sprache in all seinen Facetten. Ich kann plumpe Punchlines feiern, es muss auch nicht alles ohne problematische Begriffe auskommen, aber ich feier' auch diese analytischen Battles voll. Ich glaube, dass viele gesellschaftlichen Konflikte spannend auf einer Battlerap-Bühne ausgetragen werden können. Natürlich nicht faktenbasiert und komplex. Ich glaube trotzdem, dass der Ursprung von Battlerap, Konflikte mit Worten statt mit Gewalt zu lösen, ein wunderschöner und wertvoller Aspekt ist. (Bei dieser Antwort hat Ana regelrecht gestrahlt.)
(Yasmina Rossmeisl)
(Fotos von Smerrob)