Straßenrap vermittelt durch provokante Zeilen und eine melancholische Atmosphäre, die in vielen Großstädten präsent ist, ein Gefühl von Frust und Entschlossenheit. Die Kombination führt, sofern diese Emotionen richtig gelenkt werden, oftmals zum Erfolg. So auch beim Berliner Künstler Papke. Er rappt: "Ich renn' zum Amt, mach' Faxen im Foyer, ey. Wer von euch Wichsern gibt mir Patte für mein Tape?" Darin schwingt neben Wut auch der tiefe Wunsch mit, endlich seiner Leidenschaft, der Musik, nachgehen zu können. Die Geschichten, die Papke so lebhaft beschreibt, sind authentisch und stammen direkt aus dem Leben. Durch Graffiti kam er erstmals mit der HipHop-Kultur in Kontakt, erst später entdeckte er seine Liebe zum Rappen und der Musikproduktion. Nach einiger Zeit traf er die Entscheidung, sich voll und ganz der Musikbranche zu widmen. Um herauszufinden, ob sich dieser mutige Schritt für ihn ausgezahlt hat, haben wir im folgenden Interview über die Herausforderungen gesprochen, die der Beruf Musiker:in mit sich bringt. Außerdem ging es darum, wie er mit dem Druck klarkommt und ob Timing eine Rolle für seinen künstlerischen Erfolg gespielt hat.
MZEE.com: Du hast unter anderem im "Talk This Way"-Podcast von Tobias Wilinski und Patrick Thiede erwähnt, dass du alles auf die Musik setzt. Wie sieht ein normaler Tag als Vollzeit-Rapper aus?
Papke: Es kommt drauf an, in welcher Phase man sich gerade befindet. Mir gefällt die Albumproduktion am besten, weil man da aktiv Musik macht. Da stehe ich auf, mache Sport, gehe ins Studio und nehme Tracks auf. Ich mache viele meiner Beats selber. Manchmal fange ich also an, Beats zu bauen, oder ich schreibe auf welche, die schon vorhanden sind, und nehme dann auf. Nebenbei produziere ich Lo-Fi unter einem anderen Alter Ego. Dann gibt es die Phase, in der man das Album fertig machen muss. Da ich das Mixing mittlerweile selber mache, kümmere ich mich da auch drum. Das ist eher technisch und hat nicht so viel mit Kreativität zu tun, dafür fühlt es sich mehr wie ein Job an. Zwischendurch dreht man Videos, hat Fototermine oder Meetings. Heute zum Beispiel sieht mein Tagesablauf folgendermaßen aus: Ich stehe auf, mache zu Hause meinen Scheiß, dann führe ich ein Interview mit dir, danach fahre ich ins Studio, arbeite weiter an meinem Album und mixe das nächste Projekt. Heute Abend habe ich ein Meeting mit meinem Verlag und danach habe ich einen Raum für eine Session gemietet.
MZEE.com: Also ist "Papke" nicht dein einziges Projekt?
Papke: Ich mache seit einem Jahr nebenbei Lo-Fi. Alles andere ist "Papke", aber es sind immer verschiedene Projekte. Letztes Jahr war das ziemlich viel. Ich habe zwei Alben veröffentlicht und dann kam noch die EP mit MC Bomber Ende des Jahres dazu, weshalb ich fast jeden Tag im Studio war und daran gearbeitet habe. Dieses Jahr will ich mir mehr Zeit lassen, es ist aber auf jeden Fall ein Album angesetzt. Letztes Jahr habe ich auch noch Bomber und Haze auf Tour begleitet, was ziemlich viel Zeit gefressen hat und kraftraubend war. Und Ende des Jahres wollen wir dann zu meinem neuen Album meine erste eigene Tour spielen.
MZEE.com: Das klingt nach einem hohen Workload. Wenn du das mit einem klassischen 40-Stunden-Job vergleichen würdest, kommst du da auf dieselbe Arbeitszeit?
Papke: Das ist schwer zu vergleichen. Ich hatte schon zahlreiche Jobs und habe auch ein Studium und eine Ausbildung angefangen, aber ich habe gefühlt mehr zu tun, seitdem ich selbstständig bin. Denn wenn ich für etwas brenne, versuche ich, viel Zeit da rein zu investieren. Wenn ich einen Job allerdings nur des Geldes wegen mache, will ich möglichst wenig Zeit damit verbringen und viel Freizeit haben. Seit ich für mich selbst arbeite, fühlt es sich eher an, als ob ich zu wenig mache. Es ist schon mehr Arbeit, aber es macht mehr Spaß. Dennoch ist der Druck ein ganz anderer und es ist sehr schwer, Pausen einzubauen und klarzukommen.
MZEE.com: Du hast deine Schullaufbahn im Alter von 17 Jahren mit dem Abitur abgeschlossen. Das ist nicht die Ausgangssituation, die man normalerweise von einem "Straßenrapper" erwartet. Hat dein Abschluss dir geholfen, deinen Traum vom Berufsmusiker zu realisieren?
Papke: Wir waren der erste Jahrgang, der nach zwölf Jahren Abitur gemacht hat. Da ich mit sechs eingeschult wurde, hatte ich Abi, als ich fast 18 war. Selbstständig zu werden, war für mich lange gar keine Option. Früher wurde mir eingetrichtert, dass man entweder einen Job hat, in dem man viel Geld verdient, oder in Armut endet. Das wollte ich immer vermeiden, weshalb ich mal einige Semester Wirtschaftsingenieurwesen studiert habe. Das war richtig schrecklich. Ich dachte immer, wenn ich das durchziehe, werde ich einen Job haben, mit dem ich viel Geld verdienen kann. Es hat lange gedauert, bis mir klar wurde, was ich gerne machen möchte. Mit Mitte 20 habe ich mich für Musik entschieden. Das hat sich erst ergeben, nachdem ich alles andere ausprobiert und als unpassend befunden habe. In der Musikbranche habe ich das Gefühl, dass ich wirklich was reißen kann, weil es innerhalb meiner Möglichkeiten liegt. Das hatte ich vorher nie. In der Schule und bei vorherigen Jobs habe ich es getan, weil es notwendig war und ich nicht auf den Kopf gefallen bin. Dennoch habe ich nie Freude daran gefunden.
MZEE.com: Würdest du sagen, dass das, was man in der Schule im Musikunterricht gelernt hat, etwas mit Produzieren zu tun hat oder in anderer Form für HipHop relevant ist?
Papke: Für andere Musikrichtungen, wie Jazz oder ein Studium der Musikwissenschaften, hilft einem das vielleicht weiter. Allerdings lebt HipHop davon, dass man sich aus dem, was die Kultur bietet, etwas aufbaut. Natürlich gibt es auch andere Wege, man kann sich belesen und lernt dadurch, krasse Beats zu produzieren. Als ich angefangen habe, Musik zu machen, habe ich das nach meinem Bauchgefühl gemacht, und das mache ich heute noch so. Man versucht sich etwas anzueignen, damit es noch krasser klingt. Ob die Musik sich am Ende gut anhört, hat wenig damit zu tun, was der Theorie nach ein guter Beat wäre. Du kannst einen komplett ausproduzierten Beat haben, der theoretisch perfekt ist, aber einfach langweilig klingt. Oder du hast nur eine miese 808, ein paar Snares und eine Hi-Hat und am Ende ist das ein krasserer Beat, als wenn du dir drei Jahre lang Musiktheorie gegeben hättest.
MZEE.com: Was würdest du beruflich machen, wenn du nicht mit Musik dein Geld verdienen könntest?
Papke: (denkt nach) Schwierige Frage – ich weiß es nicht. Am ehesten könnte ich mir etwas im Medienbereich vorstellen oder eben etwas, bei dem man sich sprachlich ausleben kann. Ich habe schon oft gedacht, dass es gut gewesen wäre, wenn man ein Handwerk gelernt hätte. Das kam früher nicht infrage, denn man hat gedacht, dass man mehr Geld hat, wenn man studiert. Mittlerweile sehe ich das anders und hätte gern eine Tischlerausbildung gemacht.
MZEE.com: Es besteht dieser gesellschaftliche Druck, dass man aus finanzieller Sicht studieren muss, um sich anstellen zu lassen, ohne seine Träume oder Talente zu verfolgen. Kann es langfristig unglücklich machen, nur das zu tun, was vermeintlich von einem erwartet wird?
Papke: Es hat viel damit zu tun, ob du zur richtigen Zeit am richtigen Ort bist. Ich hatte das Glück, eine Gymnasial-Empfehlung zu bekommen und Abitur zu machen. Es hat nicht viel damit zu tun, wie schlau du bist. Ich kenne einige Leute, die es schaffen, zu studieren, obwohl das Holzköpfe sind. Auf der anderen Seite kenne ich viele kluge Menschen aus der Graffiti-Szene, die locker in leitenden Positionen in großen Unternehmen säßen, wenn sie mehr Glück gehabt hätten. Denn die Intelligenz und das Talent sind dafür vorhanden. Im Prinzip geht es um Glück und darum, sich nicht so sehr vom Geld leiten zu lassen. Jeder will sich ein schönes Leben aufbauen, ohne den Hustle oder auf der Straße am Start zu sein. Das macht man nicht, weil das ein geiles Leben ist, sondern weil man ein schöneres Leben anstrebt. Das darf man nicht vergessen.
MZEE.com: Würdest du es als Privileg bezeichnen, dass du mit Musik dein Geld verdienen kannst, oder überwiegt der Hustle?
Papke: Es ist ein großes Privileg, wenn man mit Mucke sein Geld verdienen kann. Vor allem, wenn man bedenkt, wie schwer es viele Leute haben. Dass ich um zehn Uhr aufstehen, ins Studio gehen und mir davon mein Leben finanzieren kann, ist unfassbar schön. Das heißt nicht, dass man nicht viel dafür arbeiten muss, aber dass es überhaupt möglich ist, weiß ich sehr zu schätzen.
MZEE.com: Auf deinem Song "Ich geh' nicht ackern" thematisierst du Sozialleistungen und sagst: "Sechs Jahre Hartz und der Shit ist nicht vorbei. Schickt mir keine Angebote, schont lieber den Wald." – Wie sind deine persönlichen Erfahrungen mit dem Bürgergeld, ehemals Hartz IV, wirklich gewesen?
Papke: Die Zeile spricht aus dem Leben, das habe ich mir nicht ausgedacht. Ich war nicht besonders gut darin, meine Jobs zu halten. Glücklicherweise konnte man in Deutschland Hartz IV beantragen. Dadurch musste ich mir keine Gedanken machen, wie ich meine Miete bezahle. Dennoch war es nicht einfach. Als ich der Sachbearbeiterin im Jobcenter das erste Mal gesagt habe, dass ich überlege, Musik zu machen, hat sie mir gesagt, ich solle was "Richtiges" machen, wie Maler und Lackierer. Du kämpfst die ganze Zeit gegen Windmühlen an. Es gibt Tricks, damit du in Maßnahmen kommst und bestimmte Jobs nicht annehmen musst. Das habe ich ziemlich lange gemacht, weil mir alles egal war und ich nicht wusste, wohin mit mir. Wobei ich mir aber auch zu schade zum Arbeiten war und ich lieber meine Interessen auf der Straße verfolgt habe. Als ich mich wirklich dazu entschied, Musik zu machen, habe ich das durchgezogen und das Jobcenter hat mich dann unterstützt. Man bekommt ein Einstiegsgeld, wenn man sich selbstständig macht, was ich in der Anfangszeit von Corona getan habe. Ursprünglich wollte ich einen Kredit aufnehmen und ein Album machen. Zum Glück ist es noch anders gekommen, denn das wäre vielleicht nicht gut ausgegangen. Ich habe Patrick Thiede (Anm. d. Red.: CEO bei Walk This Way Records) getroffen und er hat mir davon abgeraten und mich unter Vertrag genommen. Zwei Tage bevor ich den Kredit unterschreiben wollte, habe ich das Go von Patrick bekommen. Wäre das ein paar Tage später passiert, hätte alles anders laufen können.
MZEE.com: Wieso finden solche Inhalte wie Sozialleistungen in deiner Musik statt?
Papke: Das ist einfach mein Leben. Es gibt verschiedene Herangehensweisen, um Musik zu machen. Am Anfang habe ich Ami-Mucke gehört, die ich nicht verstanden habe, die aber trotzdem ein gewisses Gefühl in mir ausgelöst hat. Ich habe die Musik nicht wegen der Texte gehört und mache auch so selbst Musik. Ich höre einen Beat, habe dazu einen Flow und eine Melodie im Kopf, die ich gern verfolgen würde, und erzähle dann aus dem Bauch heraus. So kommen die Themen zustande, die du gerade angesprochen hast, und nicht, weil ich die aktiv thematisieren will. Im Prinzip ist das Freestylen auf einem Beat.
MZEE.com: In einigen Songs wird propagiert, dass jede:r es schaffen kann, wenn man sich nur genug anstrengt. Sido rappt auf "Beweg dein Arsch" zum Beispiel: "Ich kann nur hoffen, du bist hart im Nehmen. Denn es ist ein harter, steiniger Weg bis zum Garten Eden. Von nichts kommt nichts, ohne Fleiß kein Preis. Was soll schon passieren, wenn du den ganzen Tag daheimbleibst?" – Kannst du dich mit solchen Zeilen identifizieren?
Papke: Einerseits kann einem das Angst machen, andererseits gibt es mir ein Gefühl von Sicherheit. Du musst hart arbeiten, um Erfolg zu haben, und wenn du das tust, kannst du auch was erreichen. Es ist auch wichtig, sich auf eine Sache zu fokussieren und dabeizubleiben. Wir haben eben davon geredet, dass es viel mit Glück und der Ausgangssituation zu tun hat. Wie lange es dauert, etwas Bestimmtes zu erreichen, steht auf einem anderen Blatt. Im Prinzip trägst du selbst die Verantwortung dafür, ob du etwas schaffst oder nicht. Ich habe in der Musikbranche viele Leute kennengelernt, die sich auf ihrem Talent ausruhen. Wenn du der talentierteste Künstler der Welt bist, dich aber nicht vermarkten kannst, nützt dir das Talent nichts. Wenn du dafür ackerst, ein Produkt zu haben und es zu vermarkten, wirst du es auch rausbringen. Deswegen gehe ich da zu 100 Prozent mit.
MZEE.com: Die HipHop-Kultur ist in den 1970ern in New York entstanden. Dort haben Missstände geherrscht, die die Künstler:innen angeprangert haben. Aus ihrer Sicht wäre es nicht möglich gewesen, da allein durch die eigene Anstrengung rauszukommen. Diesen Aspekt darf man nicht vergessen.
Papke: Nein, du hast in dem Punkt recht, dass man das nicht zu 100 Prozent sagen kann. Es kann immer etwas passieren, weshalb es nicht klappt, auch wenn du alles gibst. Ich glaube dennoch, dass es sehr viel mit Selbstdisziplin und Willen zu tun hat. Natürlich gibt es überall auf der Welt Leute, die sehr hart für etwas ackern, und am Ende klappt es nicht. Die Gründe dafür sind oftmals, so traurig das ist, auch dem geschuldet, dass du dich in dir selber verlieren kannst. Auch in einem Umfeld, in dem Armut herrscht und man leichter in die Kriminalität gezogen wird, kann man etwas erreichen, wenn man sich dafür einsetzt. Selbst nach Rückschlägen, wie Gefängnisstrafen oder Drogensucht, besteht die Möglichkeit, einen Neuanfang zu machen. Ich denke nicht, dass Leute, die ihr Leben lang ackern und die ganze Zeit am Ball bleiben, gar nichts damit erreichen.
MZEE.com: Daran anknüpfend würde ich gern mit dir über Kunst und Kapitalismus sprechen. Muss man, wenn man kommerziell erfolgreich sein will, Abstriche bei der Kunst machen?
Papke: Kunst hat in der Theorie nichts mit Kapitalismus zu tun. Denn der Kunstbegriff an sich ist etwas Kreatives. Wenn du davon leben willst, ist es zwangsläufig mit dem Kapitalismus verbunden. Deswegen ist es schlecht, wenn Spotify die Künstler nicht gut bezahlt und nur großen Labels die Möglichkeit gibt, in die richtigen Playlists zu kommen. Es deshalb überhaupt nicht zu versuchen, ist aber auch nicht der richtige Weg. Dann sollte man die Kunst nur für sich machen. Man kann Spotify zwar kritisieren, aber dem Unternehmen die Schuld daran zu geben, dass man nicht von seiner Kunst leben kann, läuft nicht. Man verdient in vielen Berufen weniger Geld, als man verdient hätte. Und es gibt Jobs, die werden so gut bezahlt für so wenig Arbeit – das ist nicht nur in der Kunst der Fall. Das ist einfach Kapitalismus.
MZEE.com: Es gibt sehr erfolgreiche Künstler:innen, die sich für eben genau diesen Erfolg total verbiegen. Andere wiederum machen die Musik aus purer Überzeugung. Was denkst du darüber?
Papke: Es wird viel davon gesprochen, dass sich Leute verkaufen. Ich habe mit Oldschool-Rap angefangen und als ich meinen ersten 808-Track gemacht habe, hat die Hälfte der Hörer gesagt, ich hätte mich verkauft. Wenn ich jetzt anfange, Techno-Tracks zu machen, sagen wieder andere, ich hätte mich verkauft. Der Witz ist, dass das immer über die Künstler behauptet wird. Kein Künstler würde das von sich selber sagen. Ich glaube, die machen alle, was sie gerne machen wollen.
MZEE.com: Wie läuft das in deinem Umfeld? Gibt es Leute, die kreativ viel mitreden wollen, oder lassen sie dich dein Ding machen?
Papke: Ich habe mein erstes Album über Chapter ONE gemacht. Da hat mir niemand großartig reingeredet. Mittlerweile habe ich nur noch einen Vertrieb und kein Label. Ich mache das, was ich für richtig halte, und bin trotzdem froh, wenn mir jemand vom Fach Feedback gibt, was ich verbessern kann. Die Vorstellung, dass ein Label den Künstler komplett aufbaut, ohne dass dieser selbst mitbestimmen kann, ist veraltet. Es ist eher so, dass man sich zusammentut, um ein Produkt zu entwickeln, bei dem alle Mitspracherecht haben. Um zu einem großen Label zu kommen, muss man sehr viel vorarbeiten und eine eigene Richtung haben. Erst, wenn du eine gewisse Streaming-Anzahl hast, wirst du für große Labels attraktiv. Sie kommen dann auf dich zu und wollen mit dir arbeiten. Seit es Streaming und soziale Medien gibt und du dir alles selbst erarbeiten kannst, sind die Musiker nicht mehr so sehr auf Labels angewiesen wie früher. Wenn du heute entscheidest, zu einem Label zu gehen, ist das eine Entscheidung, die du selber triffst, und es hat nichts damit zu tun, dass dich jemand formen will. Das Label hilft dir lediglich dabei, dich finanziell besser und größer aufzustellen.
MZEE.com: Beeinflusst es deinen kreativen Schaffensprozess, dass Musik deine Haupteinnahmequelle ist?
Papke: Dadurch, dass das Streaming-Zeitalter sehr schnelllebig und ein Album finanziell kaum rentabel ist, zumindest auf meinem Level, entsteht automatisch Druck. Dieser hilft einem aber auch dabei, das Beste aus sich herauszuholen und somit ein gutes Produkt abzuliefern. Die Kunst liegt darin, den Druck für sich so zu regulieren, dass man ihn nicht in der Musik hört.
MZEE.com: Du hast dich schon vor einigen Jahren dazu entschieden, Kunst als Beruf zu verfolgen, und hast mit der Zeit bestimmt einige Herausforderungen erlebt und überwunden. Was hast du persönlich daraus gelernt?
Papke: Es ist eine große Herausforderung, sich den Medien anzupassen, die gerade relevant sind. Die Aufgabe besteht darin, einen Weg zu finden, sich beispielsweise auf Instagram so zu präsentieren, dass es verstanden wird und du mit dem Zeitalter mithalten kannst. Wenn du ein gutes Instagram-Game hast, kommt die nächste Plattform, zum Beispiel TikTok, und will wieder etwas anderes von dir. Vor einigen Jahren war YouTube das Ding und es war wichtig, krasse Videos zu produzieren, um Klicks zu generieren. Heutzutage ist YouTube nicht mehr so wichtig und du musst dich ständig neuen Trends stellen. Was Musikproduktion angeht, ist es genauso. Reicht das Budget, welches du für Beats zur Verfügung hast, nicht aus, kannst du entweder das Geld besorgen oder eigene Beats bauen. Du wirst immer neue Hürden überwinden müssen, damit deine Musik relevant bleibt. Statt dich darüber abzufucken, dass YouTube keine Klicks mehr bringt, solltest du mit der Zeit gehen und deine Songs stattdessen auf TikTok oder Instagram präsentieren.
MZEE.com: Wie kommt es, dass du da so positiv drüber sprichst und kreative Lösungen suchst, anstatt die Plattformen zu kritisieren?
Papke: Ich kann das nicht ab, sich hinzustellen und sich zu beschweren, dass etwas nicht klappt. Am Ende des Tages bist du dann nur jemand, der rumheult und den anderen die Schuld gibt. Das macht einen auch nicht zufrieden. Man möchte einfach glücklich sein und etwas machen, was einem Spaß bereitet.
MZEE.com: Was wünschst du dir für die Zukunft? Machst du dir als Künstler Gedanken über ein Leben nach dem Rap?
Papke: (überlegt) Man neigt dazu, anzunehmen, dass man mit 60 nicht mehr rappen kann, obwohl das durchaus möglich wäre. Ich produziere sehr viel Musik und mache viel im musiktechnischen Bereich. Auch wenn ich irgendwann nicht mehr selbst rappen könnte, würde ich weiter Musik produzieren, weshalb ich mir über ein Leben nach dem Rap keine Gedanken mache. Was auch immer ich mache, wird auf jeden Fall mit HipHop zu tun haben.
(Malin Teegen)
(Foto 2 von diesermatthes)