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Am 13.02.2023 steht die HipHop-Welt für einen Moment kurz still. Die Nachricht über den viel zu frühen Tod des Rappers Dave von De La Soul macht die Runde und erschüttert die Herzen etlicher Fans und Künstler:innen weltweit. David Jude Jolicoeur, so der bürgerliche Name des Musikers, verstarb am 12. Februar mit nur 54 Jahren.
Mitte der 1980er war er Mitbegründer der legendären Rap-Crew De La Soul, gemeinsam mit Rapper Posdnuos und DJ Maseo. Sie veröffentlichten 1989 "3 Feet High And Rising", co-produziert von Prince Paul. Die LP wurde zum Klassiker und gilt als Meilenstein der HipHop-Geschichte. Neben den Raps von Pos und Dave besticht die LP vor allem durch ihren Hörspiel-ähnlichen Aufbau und eine unendlich erscheinende Liste von Samples quer durch die Untiefen der Musikgeschichte. Dave hat sich hier bereits das Pseudonym "Trugoy the Dove" zugelegt – angelehnt an seine Leibspeise Joghurt und das Symboltier des Friedens. Der verspielte Ansatz kam an und das Album erlangte sowohl in den USA als auch in Großbritannien Platinstatus. Zudem wurde es aufgrund seiner kulturellen und ästhetischen Wichtigkeit für die US-Musikgeschichte in das "National Recordings Registry" aufgenommen. Bereits mit ihrem Debütalbum sicherte sich die Band damit einen festen Platz in der obersten Garde des Conscious Rap und prägten diesen maßgeblich.
Es folgten bis 2004 ganze sechs Studioalben mit etlichen Hits von De La Soul, darunter zum Beispiel "Ring Ring Ring (Ha Ha Hey)", "Stakes is high" und "Itzsoweezee (HOT)". Außerdem entstanden in dieser Zeit auch einige erfolgreiche Kollaborationen. Diese reichen von "Oooh." mit Redman über "All Good?" gemeinsam mit Chaka Khan bis hin zu "Rock Co. Kane Flow" feat. MF Doom. In den folgenden Jahren wurde es, zumindest veröffentlichungstechnisch, etwas stiller um De La Soul. Trotzdem gewannen sie 2006 einen Grammy für die beste Pop-Kollaboration. Grund dafür war insbesondere Trugoy, schließlich wäre "Feel Good Inc." von den Gorillaz ohne seinen legendären Part nicht vollständig und ohne die Beteiligung von De La Soul wesentlich weniger herausstechend.
2016 veröffentlichten De La Soul mithilfe einer enorm erfolgreichen Kickstarter-Kampagne und nach über zwölf Jahren ohne klassisches Studioalbum ihre letzte gemeinsame LP "and the Anonymus Nobody…". In ihrem damit angebrochenen zweiten Frühling folgten zahlreiche Touren, Festivalgigs und Shows. 2019 ging es für De La Soul zum Beispiel mit Public Enemy und dem Wu-Tang Clan auf große "Gods of Rap"-Tour quer durch Europa. Damals war nicht vorstellbar, dass das eine der letzten Möglichkeiten sein würde, um Trugoy live rappen zu sehen. In den folgenden Jahren – aber auch schon zuvor – berichteten De La immer wieder über ihre langwierigen rechtlichen Probleme mit ihrem ehemaligen Label Tommy Boy Records, die für die digitale Unverfügbarkeit von weiten Teilen des De La Soul-Katalogs verantwortlich sind. Parallel offenbarte Dave auch, dass er an sehr schweren Herzproblemen litt. Konkret handelte es sich dabei um eine Herzinsuffizienz, die ihn dazu zwang, mit einer Defibrillator-Weste zu leben, die direkt an seinem Körper hing. Während Anfang 2023 endlich publik wurde, dass De La Soul weite Teile ihrer Diskographie re-releasen können, waren Fans sowohl froh als auch in Sorge. Denn 2022 und auch jüngst bei den Grammys 2023 stand Posdnuos häufiger alleine als "De La Soul" auf der Bühne. Nun folgte die tragische und plötzliche Nachricht, dass Dave verstorben ist und somit das Re-Release ihrer gemeinsamen Musik nicht mehr miterleben wird.
De La Soul und somit auch Trugoy bildeten gemeinsam mit den Native Tongues einen Gegenpol zu den überwiegend eher härteren Rapper:innen Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre. Sie standen und stehen für Werte wie Frieden, Gemeinschaft, Positivität, aber auch Sozialkritik. Mit ihrer Art waren und sind sie trotzdem beliebt bei nahezu all ihren Rap-Kolleg:innen, egal wie unterschiedlich die soundtechnische und inhaltliche Ausrichtung auch ausfällt. Dies zeigen die etlichen Features von De La und die bewegenden Nachrufe auf Dave, unter anderem von Pharrell Williams, B-Real, Chuck D und Queen Latifah. Mit Trugoy ist ein großer Stützpfeiler kreativer und positiver Rap-Musik von uns gegangen, aber er hinterlässt ein riesiges Fundament wunderbarer Musik, die viele prägte und auch weiterhin beeinflusst. Es sind unvergessliche Momente, wie sein legendärer Einstieg bei "Me, Myself and I": "Mirror mirror on the wall, tell me mirror, what is wrong? Can it be my De La Clothes or is it just my De La Soul?", die für immer bleiben werden. Auf dem Track "Here in after" beschreibt der New Yorker seinen eigenen Umgang mit dem Tod vieler seiner Familienmitglieder und hinterlässt uns damit eine Erinnerung daran, das eigene Leben zu genießen und wertzuschätzen: "When you took your last breath, I only passed out. Laid in the better place, but that left me ass out. Hearin' that voice goin' dependent on memory. Space is vacant now and I need that energy." Rest in Peace, Trugoy.
(Alec Weber)
(Grafik von Daniel Fersch)