Hört man den Namen GReeeN, denkt man unweigerlich an Battleturniere wie das Videobattleturnier (VBT) oder JuliensBlogBattle. Dass der Mannheimer nicht nur darauf zu reduzieren ist, bewies er spätestens 2013, als er die EP "Alles grün" ins Rennen schickte. Etwa zwei Jahre, eine Free-Download-EP und einige Auftritte ließ er sich anschließend Zeit, um sein aktuelles Album "Vergessenes Königreich" vergangenen Sommer zu veröffentlichen. Nun, knapp ein halbes Jahr später, trafen wir uns endlich mit GReeeN zum Gespräch über seine Platte, das neue Alter Ego Grinch Hill und den erst kürzlich abgeschlossenen Verlagsdeal mit SONY ATV.
MZEE.com: Du wurdest vor Kurzem bei SONY ATV unter Vertrag genommen. Könntest du zu Beginn des Interviews kurz erklären, welche Bedeutung so ein Vertrag genau hat?
GReeeN: Klar. Also erst mal muss man wissen, dass es dabei nicht um die Plattenfirma SONY, sondern um den Verlag SONY ATV geht. Da habe ich mit meinem Manager zusammen eine Edition gegründet. Das heißt, dass man als Songwriter agieren kann, einen gewissen Vorschuss vom Verlag bekommt und natürlich ein Netzwerk nutzen kann, das ziemlich groß ist und eine tolle Infrastruktur hat. Und besonders in der Sache Songwriting kann ich jetzt richtig Gas geben, mich mit Musikern treffen und mit ihnen zusammen Lieder schreiben. Und da ich ja eine eigene Edition gegründet hab', kann ich somit jetzt auch selber Künstler in meine Edition aufnehmen.
MZEE.com Wie muss man sich denn so eine Edition vorstellen – was ist der Unterschied dazu, wenn man beispielsweise bei einem Label gesignt ist?
GReeeN: Das sind zwei Paar Schuhe. Ich bin ja weiterhin bei einem Label gesignt. Der Verlag ist im Endeffekt für die Verwaltung der Werke zuständig, zum Beispiel für die Anmeldung der Titel bei Verwertungsgesellschaften oder ihrer Registrierung bei Subverlagen. Außerdem bringt dich ein Verlag über sein Netzwerk auch mit anderen Künstlern zusammen.
MZEE.com: Kommt denn der Verlag auf einen Künstler zu und fragt, ob man zusammenarbeiten möchte, oder umgekehrt?
GReeeN: Ich hab' gute Kontakte durch meinen Manager und er hat das geklärt. Wir sind zusammen nach Berlin gefahren und haben uns mit SONY ATV getroffen, haben das Album hingeschickt und sie waren davon sehr begeistert. So kam die Zusammenarbeit zustande. Eigentlich kommt man da nur durch Kontakte rein, glaub' ich. Oder du hast echt Glück, schickst dein Album hin und sie werden dadurch aufmerksam. Aber bei SONY ATV kriegen die bestimmt unendlich viele Demotapes jeden Tag auf den Tisch …
MZEE.com: Als ich dich das letzte Mal vor Jahren getroffen habe, hattest du gerade deine "Alles grün"-EP veröffentlicht und die ersten Erfolge in diversen Online-Battles gefeiert. Was hat sich seitdem alles für dich verändert?
GReeeN: Ich hab' mittlerweile zwei Deutschland-Tourneen hinter mir – die letzte ging auch durch Österreich und die Schweiz –, ich hab' mit meinem Manager zusammen ein Label gegründet … Nach der "Alles grün"-EP hab' ich die "Hippie 2.0"-EP veröffentlicht und anschließend am Album gearbeitet, das letzten August rauskam.
MZEE.com: Musst du eigentlich nebenbei arbeiten oder machst du das Ganze hauptberuflich?
GReeeN: (überlegt) Seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben, lebe ich eigentlich von der Musik. Ich bin aber auch ein Mensch, der saugut mit Geld klarkommt, hab' kein Auto …
MZEE.com: Na ja, ein Auto passt ja irgendwie auch nicht zu deinem Image.
GReeeN: Wegen dem "green", ne? (grinst)
MZEE.com: Ja. Du darfst dir aber ein Elektro-Auto holen.
GReeeN: (lacht) Also, ganz aufhören kann man ja auch nicht. Ich hab' ne BahnCard 50 und fahre viel mit der Bahn. Ich fahr auch wesentlich lieber Zug als Auto. Okay, auf der Tour hatte ich auch von SIXT ein Auto als Tourbus gemietet. Aber dennoch ist es viel schöner, im Zug zu sitzen und ein Buch zu lesen, als selber fahren zu müssen.
MZEE.com: Ich träume immer noch davon, dass ich später mal die BahnCard 100 hab'.
GReeeN: (lacht) Wie viel kostet die denn?
MZEE.com: Ich glaube, über 3.000 Euro im Jahr. Aber du gehst einfach an irgendeinen Bahnhof und kannst in jeden erdenklichen Zug einsteigen, ohne dir ein Ticket zu kaufen.
GReeeN: Wow. Das wär' der Hammer. Einfach die 100er Bahnkarte nehmen, die ganze Zeit rumreisen und in jedes Hotel einchecken, das du halt so findest …
MZEE.com: Dafür musst du, glaub' ich, noch ein paar Platten verkaufen … (beide lachen) Sprechen wir mal über die neueste Entwicklung deiner Karriere: Du hast seit Kurzem einen bösen Alter Ego namens Grinch Hill – aus welcher Idee heraus ist Grinch Hill entstanden?
GReeeN: Das ist mein Yin und Yang. Quasi mein Ausgleich. Das finde ich sehr wichtig als Künstler. Ich bin auch kein perfekter Mensch und besonders im Künstlerischen möchte ich mal etwas anderes ausleben können. Wir stehen ja auch auf brutale Filme oder Bücher, die uns in eine andere Welt entführen. Und dieser Ausgleich ist total wichtig für mich. GReeeN ist quasi mein Tagebuch, meine Gedankenwelt. Das bin ich und das ist meine Persönlichkeit. Die Person, die sagt: "Ja, es wäre wunderschön, wenn alles immer gut wär." Ich gebe mir selbst Mut mit den Texten, die ich schreibe. Und wenn ich sage: "Auf ein wunderschönes Leben!", heißt das noch lange nicht, dass mein Leben immer perfekt ist und ich immer gut gelaunt bin. Aber ich motiviere mich damit. Wenn ich früher traurig war und dann ein trauriges Lied geschrieben habe, wurde ich nur noch trauriger. Wenn man dann aber singt: "Hey, steh auf, das Leben wartet auf dich!", dann spricht man sich selber Mut zu. Grundsätzlich bin ich zu 90 Prozent ein glücklicher Mensch, aber es gibt auch mal Tage, da geht's einem nicht so gut. Bei mir sind es meistens nur ein paar Stunden, in denen ich Trübsal blase – und dann muntere ich mich eben selber wieder auf. Um noch mal auf Grinch Hill zurück zu kommen: Ich habe gemerkt, dass ich bei GReeeN immer nur Real Talk von mir geben kann. Aber ich lese halt total gerne Fantasy-Romane, in denen krasse Schlachten geschlagen werden und es einen Protagonisten gibt, dem viel Scheiße passiert und der immer wieder aufstehen muss. Diese Welt würde ich gerne aufs Musikalische übertragen. Und dafür ist Grinch Hill da. Ich möchte damit meine eigene, fiktive Romanfigur erschaffen.
MZEE.com: GReeeN ist also der reale Typ und Grinch Hill eine fiktive Figur.
GReeeN: Ja. Meine böse, fantasievolle Seite.
MZEE.com: Wie muss ich mir den dann vorstellen? Wie eine Märchenfigur oder doch ein zweites Gesicht deiner realen Person?
GReeeN: Das ist die Frage. Die Texte sind schon absolut fiktiv gemeint. Er ist eher eine fiktive, düstere Romanfigur, die die Schattenseite der Menschheit zeigt. Mit einer sehr bösartigen "Ich ficke dich"- Einstellung. (lacht)
MZEE.com: … aber er ist ein Mensch.
GReeeN: (überlegt) Das weiß man nicht so genau. Da bin ich mal gespannt, wo die Reise hingeht. Er ist vielleicht ein Mensch. Ich hab ja ein Video dazu aufgenommen und da sieht er nicht wirklich aus wie ein Mensch. Wobei, eigentlich schon, aber wie ein sehr bösartiger … Also, im ersten Video ist er schon wie ein Mensch angezogen, aber er trägt 'ne Maske und hat auch ein ganz verrücktes Kostüm an.
MZEE.com: Seit wann gibt es Grinch Hill nun?
GReeeN: Eigentlich schon seit einem Jahr, aber ich hab' damals nur einen Track mit ihm gemacht. Das war eigentlich eine Notlösung, weil ich gegen den Asiaten gebattlet hab'. Ich wollte GReeeN davon trennen und deshalb dachte ich dann: Mit Grinch Hill wird harter Battlerap gemacht. Und GReeeN ist meine persönliche Musik. Und daraus ist er dann entstanden. Jetzt möchte ich quasi meinen eigenen Film mit ihm drehen, mit einer Kunstfigur, die ich aus dem Boden stampfe und die nur musikalisch und durch Musikvideos am Leben ist.
MZEE.com: GReeeN und Grinch Hill werden aber künftig nicht zusammen Musik machen, oder?
GReeeN: Nee, auf keinen Fall. Ich kann mir vorstellen, dass sie mal ein Feature zusammen haben, GReeeN vielleicht versucht, Grinch Hill zu bekehren und er ihm einfach nur den Mittelfinger vors Gesicht hält und sagt: "Was willst du? Fick dich!" (grinst) Grinch Hill darf sich halt alles erlauben. Da kann ich schreiben, was ich will.
MZEE.com: Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du böse sein kannst.
GReeeN: (lacht) Ich interessiere mich sehr für Schauspielerei und kann mir auch vorstellen, mal in diese Richtung zu gehen. Und nun möchte ich mich eben musikalisch-schauspielerisch austoben … Und ich kann böse sein! Das ist wie bei Bruce Willis. Ich glaube, das ist der coolste Typ der Welt und er ballert ganz sicher nicht tausend Leute nieder wie bei "Stirb langsam". Aber wenn er im Film ist, dann kann ein lieber Typ eben auch einen bösen Charakter spielen. Und das will ich auch.
MZEE.com: Dein Debütalbum "Vergessenes Königreich" ist inzwischen ein halbes Jahr alt – wenn du heute zurückschaust: Gibt es Dinge, die du während des Albumprozesses im Nachhinein doch lieber anders gemacht hättest und dir vielleicht für die nächste Platte vorgenommen hast?
GReeeN: Nach wie vor bin ich überglücklich mit dem Album. Aber ich hab' jetzt schon richtig Bock, das zweite Album zu schreiben. Und ich weiß mittlerweile auch, was ich in der Produktionsphase anders machen würde. Ich hab' letztes Jahr zwei Monate durchgeschrieben und hab' das Ganze danach innerhalb von zwei Wochen im Studio reingekloppt. Das möchte ich dieses Mal auf keinen Fall mehr machen, sondern mir zu Hause oder bei meinem Produzenten ein kleines Homestudio einrichten. Ich schreibe jetzt schon am zweiten Album und dann werde ich Stück für Stück immer mal wieder ins Studio gehen und da dann meine Songs ausfeilen und perfekt aufnehmen.
MZEE.com: Wie läuft das künftig mit den Beats?
GReeeN: Die macht weiterhin mein Produzent DJ Slick, auch Jochen genannt, und teilweise unterstützt ihn da auch sein Kumpel, der Jan Himmelsbach. Ich bräuchte eigentlich jeden Tag fünf neue Beats, weil ich so im Schreibwahn bin …
MZEE.com: Und gibst du dem Jochen dann Sachen vor?
GReeeN: (grinst) Ja, ich gebe ihm schon viele Sachen vor. Wir sind ein sehr harmonisches Team und arbeiten ja schon seit sieben Jahren zusammen. Ich würde auch ganz klar sagen, dass er ein riesengroßer Teil von GReeeN ist. Ohne ihn würde es GReeeN in der Form nicht geben. Er schickt mir auf jeden Fall dann Beats, auf die ich schreibe. Aber wenn mir irgendwas an einem Beat nicht gefällt, dann kann ich da schon mitbestimmen und er geht voll auf mich ein. Ich muss letztendlich ja auch mit dem Ding auf der Bühne stehen. Wenn er jetzt einen Beat richtig abfeiert und ich sag': "Sorry, das gefällt mir gar nicht – da schreib' ich nicht drauf!", dann lebt er auch damit. Oder er versucht, den Beat so zu ändern, dass er mir gefällt.
MZEE.com: Deine Musik ist so eigen, dass man sie in meinen Augen nicht als "klassischen Rap" irgendwo einordnen kann. Ehrlich gesagt glaube ich, dass man sie entweder geil oder total gruselig findet. (GReeeN lacht) Du hast in den letzten Jahren ziemlich viele Fans dazubekommen – was meinst du, woran das liegt?
GReeeN: In letzter Zeit kommen erstaunlich viele ältere Leute dazu. Das ist total verrückt. Mütter, Väter, über 30-Jährige … Ich hab letztens ein Bild gepostet – "wenn Bäume W-Lan ausstrahlen würden" – das wurde bisher 12 000 Mal geteilt. Das war nicht mal mein eigenes. Aber, um auf deine Frage einzugehen … (überlegt)
MZEE.com: Ich denke, dass du in einer stellenweise etwas härteren Rapszene sehr durch diese sonnige Art herausstichst, die sich ja auch auf deine Musik auswirkt.
GReeeN: Ja, das stimmt auch. Ich finde es einfach schön, Leuten durch eine positive Art Mut zu machen und habe festgestellt, dass genau das meine Richtung ist. Alles andere macht für mich keinen Sinn. Das Leben kann hart und schlimm sein und ich hab' das leider schon miterleben dürfen. Aber ich hab' gemerkt: Wenn ich dann wie ein Schweinchen noch weiter in der Scheiße wühle und darüber schreibe, wird alles noch schlimmer. Und ich glaube auch, dass Scheiße noch mehr Scheiße anzieht. Das Einzige, was mich dann eben retten kann, ist, lächelnd durchs Leben zu laufen. Das klingt naiv, aber ich hab' die Erfahrung gemacht, dass es der Wahrheit entspricht. Was natürlich auch zu diesem Herausstechen beiträgt, das ist mein Flow. Ich kann singen – nicht wie Justin Bieber, sondern eher eine Mischung aus Rap und Gesang. Und das klingt halt auch nicht nach normalem Rap. Das ist wahrscheinlich auch das, was du meinst: Entweder man liebt es oder man hasst es. Weil das so anders ist, wie alle anderen rappen oder auf den Beat eingehen, wie ich meine Stimme einsetze und mit ihr spiele. Natürlich kommt noch hinzu, dass das alles sehr positiv ist. Ich glaube, diesen Style hat sonst eigentlich keiner in Deutschland.
MZEE.com: Wie war denn eigentlich das Feedback der Medien zu deiner Platte?
GReeeN: Kommt drauf an, welche Medien du jetzt meinst. Viele Radiosender haben meine Single "Kompassnadel" sehr oft gespielt, das war schön. Bei den Print- und Internet-Medien sah das schon ganz anders aus. Ich hab' gar nicht mal so viele Reviews dazu gelesen. Die Platte ist ja schon … na ja, ich möchte jetzt nicht sagen "untergegangen". Aber es haben nicht alle HipHop-Medien darüber berichtet. Eher weniger. Wir hatten promotechnisch Internet- und Radio-Promotion. Das ist ein bisschen wenig für 'ne Platte. Und ich glaube, die meisten HipHop-Medien geben voll den Fick auf mich. Aber mir egal. Ich werde denen schon noch zeigen, was abgeht. (lacht)
MZEE.com: Ordnest du dich selber komplett in die Rap-Szene ein?
GReeeN: Nein. Auf keinen Fall. Es ist auch Rap, aber nicht nur. Ich weiß, Namen zu sagen ist immer ein bisschen gefährlich, aber ich tu's jetzt einfach trotzdem: Ich würde mich als eine Mischung aus Peter Fox, Marteria, Jan Delay und einer kleinen Brise Cro bezeichnen. Und ich rede hier nicht vom Textlichen. Sondern davon, dass das alles Künstler sind, die sehr eigen klingen. Die haben alle ihren ganz eigenen Style, rappen aber nicht pur auf den Beat, sondern machen so eine Art Singsang-Rap. Und da würde ich mich auch eingliedern. Singsang-Reggae-Pop-Rap.
MZEE.com: Apropos HipHop-Medien. Eine deiner ersten Anlaufstellen vor Jahren war das damalige VBT, an dem du teilgenommen hast. Stimmt es, dass du als Grinch Hill bald noch mal an Online-Battleturnieren wie dem JBB teilnehmen möchtest?
GReeeN: Also, dieses Jahr gibt es ja das JMC. Das ist kein Battlerap-Turnier, sondern ein Contest, bei dem es um den coolsten Rapsong geht und nicht ums Battlen. Das heißt, Julien macht dieses Mal gar nichts. Er darf ab und zu ein Veto einlegen, aber ansonsten bewertet er eigentlich nicht. Es geht um die Klicks, Verkaufszahlen und Likes. Anhand derer wird dann gemessen, wer eine Runde weiterkommt. Man wird in Gruppen eingeteilt und die treten dann gegeneinander an. Und wer die meiste Aufmerksamkeit bekommt, gewinnt.
MZEE.com: Und kannst du dir vorstellen, noch mal an einem richtigen Battlerap-Turnier teilzunehmen?
GReeeN: Mit Grinch Hill schon, ja. Deshalb gibt es ihn ja auch.
MZEE.com: Die meisten Rapper, die durch Online-Battles bekannt wurden, distanzieren sich im Gegensatz zu dir spätestens vor dem ersten Album von dieser Szene. Was meinst du, woran das liegt?
GReeeN: Keine Ahnung. Vielleicht, weil sie denken, das ist das deutsche DSDS, nur in Rapform. (lacht) Ich bin ein Typ, der auf diese ganzen Prestige-Sachen einfach einen gesunden Fick gibt. Ich denke mir: Solange ich die Musik machen kann, die ich machen möchte, und mir da niemand reinredet, bietet mir eine Plattform wie das VBT oder Julien doch einfach nur ein riesengroßes Publikum – und das ist das Einzige, was ich brauche. Ich weiß gar nicht, was die alle immer gegen diese Formate haben. Letztendlich redet dir in diesen Formaten niemand rein, wie du deine Musik zu machen hast. Das heißt, du kannst Musik machen, wie du willst, und vor einem großen Publikum stehen. Und ich wusste schon immer: Stell mich vor ein Publikum und ich werde Erfolg haben.
MZEE.com: Was mich oft ein bisschen irritiert hat, waren Künstler, die unbekannt waren, an so einem Turnier teilgenommen haben, dann dadurch etwas bekannter wurden und später sagten: "Och, nö. Mit diesen Online-Turnieren hab' ich gar nichts zu tun".
GReeeN: Das ist echt lächerlich. Sie denken halt, dass gestandene Künstler, die es angeblich ganz alleine geschafft haben, so einen Weg niemals hätten einschlagen dürfen. So ein lächerliches Gelaber. Jeder hat seine Unterstützung gehabt. Ob es jetzt ein Label war, das starke Kontakte hat, ein Battlerap-Turnier oder ein anderer großer Künstler. Jeder hat auf irgendeine Art und Weise Unterstützung erhalten. In den seltensten Fällen stellst du als unbekannter No Name ein Video ins Netz und das geht dann durch die Decke. Selbst bei Cro war das nicht so. Er war bei Chimperator gesignt, zunächst als Support Act unterwegs und hatte große Netzwerke, wo dieses Video erst mal vernetzt wurde. Jan Delay hat das geteilt … Das sind lauter Faktoren, die dann solche Hits zum Explodieren bringen.
MZEE.com: Wo wir gerade bei Battlerap-Formaten sind. Verfolgst du denn auch Formate wie DLTLLY oder Rap am Mittwoch?
GReeeN: Ja. Die gucke ich mir sogar sehr gerne an.
MZEE.com: Und kannst du dir vorstellen, auch mal bei einem Live Battle anzutreten?
GReeeN: Eigentlich schon. Es kommt total drauf an, ob es ein geschriebenes oder ein Freestyle-Battle ist, auf das man sich nicht vorbereiten kann. Das finde ich dann schon ein ganzes Stück schwieriger. Da müsste ich erst trainieren. Aber bei den beiden Formaten ist ja das Meiste auch vorgeschrieben. Das ist für mich nichts großartig anderes als bei einem Videobattleturnier teilzunehmen. Ich kann ja live bestehen, ich muss nur den Text auswendig lernen. Und ich glaub', ich hab' auch eine gute Bühnenpräsenz. Bloß, ob der Text dann auch gut genug wäre und ich gewinne – das ist noch mal eine andere Sache. (grinst)
MZEE.com: So, wir kommen jetzt mal langsam auf das Ende zu … Da du ja in letzter Zeit wochenlang auf deiner Tour unterwegs warst und vermutlich auch Einiges gesehen hast, würde ich gerne zum Abschluss von dir wissen: Welche Orte auf dieser Welt möchtest du unbedingt einmal besuchen?
GReeeN: Oh, da gibt es ganz viele. Da sind wir wieder beim springenden Punkt. Ich versuche, mich mit der Musik auf eine Art und Weise von dem Ganzen hier freizukaufen, damit ich auf Reisen gehen kann. Ich versuche, immer wieder zu verreisen, auch durch Deutschland. Wegen dem Geld kann ich mir noch keine Weltreise leisten und ich bin nicht der Typ, der hier arbeiten geht und dann reist. Das hat für mich eher was mit Stress zu tun. Ich will lieber schön viel Geld haben und dann reisen gehen. Und ich möchte die ganze Welt noch sehen – von Australien bis Südamerika. Ich hab letztens ein Doku über Patagonien angesehen und da will ich unbedingt hin! Das ist in Südamerika, dreimal so groß wie Deutschland und wahnsinnig unberührt. Ich stehe nicht so auf diese normale Tourismusbranche …
MZEE.com: Diese Cluburlaube sind ja eh grundsätzlich etwas …
GReeeN: … ekelhaft, oder? (lacht)
MZEE.com: Ja. Das hat ja nichts mehr mit "draußen in der Natur sein" zu tun, wenn man mit 500 Leuten auf so 'nem kleinen Strandabschnitt liegt.
GReeeN: Das stimmt. Da bin ich auch ein bisschen neidisch – die Leute, die in den 70er und 80er Jahren aufgewachsen sind und da reisen konnten … Ein Freund von mir ist um die ganze Welt gereist und hat halt noch mitbekommen, wie es war, als Rucksacktourist nach Marokko zu wandern, durch Ägypten, nach Jerusalem, durch die Türkei und zurück – nur mit 'nem Rucksack. Hast dich mitnehmen lassen … alles war noch unberührt und du konntest überall zelten. Heute wird alles geregelt, überall gibt's Kriegsgebiete. Das ist echt schade. Da muss man dann eben heute weiter wegfliegen – zum Beispiel nach Patagonien. (lacht)
MZEE.com: Ich glaube, man darf auch nicht warten, bis man 40 ist. Wer weiß, wie die Welt bis dahin aussieht und ob man selbst noch fit genug ist für solche Reisen …
GReeeN: Absolut. Und das ist auch etwas, was ich mit meiner Musik immer zum Ausdruck bringen möchte: "Lebt im Jetzt, Leute! Hört auf, immer in der Zukunft zu leben oder die Vergangenheit nicht abschließen zu wollen. Das Leben spielt jetzt." Und deswegen hab' ich damals auch meine Ausbildung abgebrochen und bin Musiker geworden. Und das ist auch der Grund, warum ich Musik mache: Natürlich, weil ich Musik liebe. Aber auch wegen der Botschaft: Ich erfüll' meine Träume, um dir zu zeigen, was möglich ist.
(Florence Bader)
(Fotos: Arthur Rewak Visual Design)