Sie sagt: 'Du bist dope!'
Und ich sag': 'Right!'
Nimmt man das Hamsterrad "Deutschrap" etwas näher unter die Lupe, sieht der Jahresplan vieler Künstler ungefähr so aus: Eine ausgedehnte Promophase für ihr Album, das laut Hörensagen das beste ist, was sie je gemacht haben. Darauffolgend die Veröffentlichung einer mittelmäßigen Platte und einwöchiges Gebettel, damit ebenjene auch hoch in den Charts gelistet wird. Dann noch eine kleine Tour und das war's. Was im nächsten Jahr ansteht? Genau das Gleiche wieder, Jahr für gottverdammtes Jahr – Deutschrap in a nutshell. Wie schön ist es da, dass mit "Aurora" ein frischer Wind deutlich spürbar ist. So heißt das Kollaboalbum von LGoony, welcher erst vor wenigen Monaten sein "Grape Tape" präsentierte, und Crack Ignaz, dessen neueste Platte "Geld Leben" nur vier Tage vor "Aurora" veröffentlicht wurde.
Das Besondere an dem neuen Werk ist, dass es komplett aus dem Nichts erschien und kostenlos veröffentlicht wurde. Auf eine ausgedehnte Promophase, welche letztendlich nur die Erwartungshaltung ins Unermessliche treibt und den Spaß am Produkt verdirbt, wurde gänzlich verzichtet. Der Fokus liegt wieder auf dem Kerngedanken: der Musik. Und die ist auf elf Titeln vor allem eines: wahnsinnig catchy. So springt man als Hörer von Ohrwurm zu Ohrwurm in einer Sphäre aus Elementen wie Cloudrap, Trap und Autotune. LGoony und Crack Ignaz wissen einfach mitzureißen. Dabei ist es schon fast egal, was letztendlich gesagt wird, beinhaltet der thematische Kosmos doch sowieso meist nur das Repräsentieren des eigenen Status sowie Zelebrieren des Gödlifes. Alles verpackt in wahnwitzigen Übertreibungen und Phrasen, die von den Künstlern so eingesetzt werden, dass selbst ein "Oida Wow" wie die Punchline des Jahres wirkt.
LGoony und Crack Ignaz wird vieles vorgeworfen: mangelnde Kredibilität, fehlende Punchlines und weiß der Henker, was noch. Doch dabei wird außer Acht gelassen, welchen Einfluss Künstler dieser Art auf unsere Kultur wirklich haben. Einfach mal alles nicht zu ernst nehmen, das Aufbrechen von Dogmen und Normen voranzutreiben und vor allem wieder Spaß an der Sache zu haben – genau diese frische Einstellung verkörpern die beiden Künstler pefekt. Deutschrap 2016 braucht das zu Beginn erwähnte Hamsterrad schon lange nicht mehr. Der beste Beweis kommt mit "Aurora" wie aus dem Nichts und legt die Messlatte für das restliche Jahr beachtlich hoch.
(Lukas Maier)