"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." Und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem:einer Künstler:in oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der:die Gesprächspartner:in ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm:ihr das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
Ich bin immer wieder fasziniert davon, wie man durch Feature-Parts neue Musik entdeckt, die einen begeistert. So auch bei Heliocopta, den ich erst im letzten Jahr über seine Connection zu MC Rene und dem weiteren Krekpek-Umfeld registriert habe – und das, obwohl er bereits seit Ewigkeiten aktiv ist. Seine Musik hatte es mir sofort angetan. Besonders die Single "Heute wegen damals" lässt mich nicht mehr los.
"Ich weiß, es gibt Menschen, die hören mich rappen, denken: 'Boah endlich wieder Mucke, die gut ist!'" – Mit dieser Zeile steigt Heliocopta in den Track ein und hat mich damit ziemlich gut beschrieben. Der Song ist vor allem eine Hommage an die persönlichen Rap-Held:innen des Kölners. Davon zählen etliche Namen auch zu meinen eigenen Favoriten. So finden unter anderem Samy Deluxe, Afrob, Denyo, Toni-L, Max Herre, MC Rene und Moses Pelham in "Heute wegen damals" Platz. Um diese Liebeserklärung perfekt abzurunden, besteht die Hook zu weiten Teilen aus einem Zitat des Tracks "Schlüsselkind" von Cora E.: "Es wäre heut' nicht, wie es ist, wäre es damals nicht gewesen, wie es war." Aber Helio hat noch wesentlich mehr zu erzählen und kritisiert fast im Vorbeigehen die rassistischen Verhältnisse in unserer Gesellschaft: "Ich bin Schwarz. Wie das ist, wissen nur Schwarze oder Thomas Gottschalk. Es fühlt sich an, als wäre euch Rassismus egal." Thomas Gottschalk kriegt hier berechtigterweise sein Fett weg und bleibt dabei nicht die einzige Rap-ferne Referenz. Speziell Filme und Serien haben es dem Rapper angetan: So baut er am Ende des Tracks ein Vocalsample aus dem Film "Under Cover – In Too Deep" ein und jagt Wack MCs "wie Tom Jerry in den Cartoons". Diese Jagd findet auf einem Kopfnicker-Beat statt, der – wie eigentlich alle Heliocopta-Tracks – von seinem Bruder Tuxho Beatz produziert wurde. Das ist Musik mit maximaler Leidenschaft von Nerds für Nerds.
Heliocopta rennt nicht irgendeinem Zeitgeist hinterher, sondern schafft mit seiner Musik seinen eigenen: In drei Parts auf über vier Minuten Länge gibt es hier Rap pur. "Danke an alle, die mir schreiben, ich hab's verdient!" – Das möchte ich hiermit tun. Und bin gespannt auf alles, was noch auf uns zukommen wird.
(Alec Weber)