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Adventskalender

Who sampled who? – Türchen #10: "Füchse 2015" von Zugezogen Maskulin & LGoony

Samples gel­ten seit jeher als ele­men­ta­rer Bestand­teil der HipHop-​Kultur. In unse­rem Advents­ka­len­der bli­cken wir hin­ter die Fas­sa­de von 24 deut­schen Rap­tracks und decken ihre Samples mit der dazu­ge­hö­ri­gen Geschich­te auf. Heu­te: Wel­ches Sam­ple ver­birgt sich hin­ter "Füch­se 2015" von ZM & LGoony?

Schon seit die HipHop-​Kultur noch in den Kin­der­schu­hen steck­te, sind Samples ein essen­zi­el­ler Teil von ihr. Von alten Klas­si­kern bis hin zu aktu­el­len Chart­hits las­sen sich in unzäh­li­gen Songs Ele­men­te aus bereits exis­tie­ren­den Wer­ken fin­den. Wem erging es noch nicht so, dass er beim Musik­hö­ren über einen bekann­ten Sound gestol­pert ist und sich dar­auf­hin den Kopf über des­sen Her­kunft zer­bro­chen hat? Oft beginnt damit eine span­nen­de Suche nach der Ori­gi­nal­auf­nah­me quer durch die Musik­his­to­rie. Aus die­sem Grund stel­len wir uns in unse­rem dies­jäh­ri­gen Advents­ka­len­der die Fra­ge "Who sam­pled who?" und öff­nen täg­lich ein neu­es Tür­chen: Wir prä­sen­tie­ren Euch 24 ver­schie­de­ne deut­sche Rap­songs und betrach­ten die Samples, wel­che sich dar­in verbergen.

 

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Cre­di­bil, RAF Camo­ra, Gene­tikk, Ahzum­jot, OK KID, Fet­tes Brot, Mar­te­ria, Zuge­zo­gen Mas­ku­lin und LGo­o­ny haben eine Gemein­sam­keit: Ihre Dis­ko­gra­fie ver­zeich­net Tracks, die auf "Füch­se" von den Abso­lu­ten Beg­in­nern und Samy Delu­xe ver­wei­sen. Für ZM, LGo­o­ny und Pro­du­cer Ena­ka reich­te es aller­dings nicht aus, ein­zel­ne Lines neu auf­le­ben zu las­sen – es brauch­te die Neu­auf­la­ge "Füch­se 2015".

1998 ließ sich nicht vor­her­se­hen, wel­chen Ein­fluss "Füch­se" auf die deutsch­spra­chi­ge Rap­land­schaft haben soll­te. Auch wenn die Wort­wahl der Beg­in­ner und Samsi­mi­lia kei­nes­wegs vul­gär gefärbt ist, mach­ten sie der Indus­trie eine Kampf­an­sa­ge und ebne­ten Representer- und Batt­le­tracks den Weg in das Musik­fern­se­hen und die Charts. "Füch­se 2015" wur­de zwar nicht zum Hit, ein ver­gleich­ba­rer Auf­takt liegt den­noch vor: Die Künst­ler rebel­lie­ren gegen die vor­he­ri­ge Gene­ra­ti­on, ihr ver­al­te­tes Mind­set und die Sta­gna­ti­on des Gen­res. So stei­gert LGo­o­ny in typi­scher Trap-​Manier bei­spiels­wei­se Jan Delays Biggie-​Hommage "Sky is the Limit – und was ist mit der NASA?", indem er die rhe­to­ri­sche Fra­ge auf sich rich­tet: "Sky is the Limit – aber was ist dann mit mir?" Wäh­rend Tes­to dar­über kichert, dass "erwach­se­ne Rap­per sich via Face­book strei­ten", schickt grim104 den dama­li­gen Meinungs-​YouTuber Juli­en­s­Blog "ins Gulag". Den­yo behaup­tet zwar auf "Füch­se", dass bei den Beg­in­nern "nichts geklaut sei", die iko­ni­schen Akkor­de in bei­den Songs stam­men den­noch aus "You're my only world" von The Ori­gi­nals. Wäh­rend Pla­tin Mar­tin und Eizi Eiz im Ori­gi­nal Pitch und Tem­po des Kla­viers ver­än­dert haben, lässt Ena­ka das Sam­ple für die Neu­auf­la­ge zusätz­lich rück­wärts abspielen.

Ena­ka, LGo­o­ny, grim104 und Tes­to über­füh­ren die Atti­tu­de des Boom bap-​Klassikers ele­gant in ein moder­nes Sound-​Gewand. In Deutsch­land gewin­nen Trap-​Arrangements spä­tes­tens seit 2016 enorm an Popu­la­ri­tät dazu. "Füch­se 2015" fühlt sich retro­spek­tiv wie eine Ankün­di­gung für Trap in Deutsch­land an – ähn­lich wie "Füch­se" eine gro­ße Ankün­di­gung für Representer-​Rap in Deutsch­land war.

(Jens Paep­ke)
(Gra­fik von Dani­el Fersch)