The future of human beat box is different, see, rap is different now.
Rap ain't rap no more, it's a fashion show now.
Biz Markie. Die HipHop-Welt verliert einen großen Charakter. Vielen ist er leider nur als One-Hit-Wonder bekannt, doch dieser Mann lebte und zelebrierte HipHop auf eine unfassbar liebenswürdige Art. Mit nur 57 Jahren hat uns The Diabolical One am vergangenen Freitag, den 16. Juli 2021 viel zu früh verlassen. Auch wenn die genauen Umstände seines Todes bisher nicht bekannt sind, so ist schon einige Jahre publik, dass Biz unter einer schweren Diabetes-Erkrankung litt. Erst im letzten Jahr erlitt er einen Schlaganfall und fiel zwischenzeitlich vermutlich in ein Koma, welches einige zusätzliche gesundheitliche Probleme mit sich bringen sollte. In den letzten Monaten schien er den Kampf gegen die Krankheit dann bei seinem erneuten Krankenhausaufenthalt endgültig zu verlieren. Zudem erschwerten ihm zuletzt auch Hirnschäden das Sprechen enorm. An dieser Stelle ist sicherlich auch erneut das amerikanische Gesundheitssystem zu hinterfragen, welches seit jeher von menschenverachtenden und rassistischen Tendenzen geprägt ist. Diese Schattenseiten haben glücklicherweise aber nichts mit dem Werk und Schaffen von Biz Markie gemeinsam – ganz im Gegenteil.
Biz Markie startete seine Karriere in den 1980er Jahren. Neben seines Daseins als Rapper war er einer der legendärsten Beatboxer, leidenschaftlicher Produzent sowie DJ – seine Hauptbetätigung in den letzten Jahren seiner Schaffenszeit. Biz konnte unter anderem etliche HipHop-Instrumentals mit seinen Beatbox-Skills imitieren und schaffte es als Beatboxer sogar ins Kino: eine herrlich bizarre Szene in "Men in Black II". Als MC war er Teil der Juice Crew aus New York, zu der unter anderem auch Big Daddy Kane und Masta Ace gehörten. Auf seinem ersten Studioalbum "Goin' Off" aus dem Jahr 1988 befindet sich mit "Vapors" ein Track, der den Lebensweg und die Karriere von Biz ziemlich gut umschreibt: So erzählt er davon, wie schwer es für ihn und seine Crew war, aufzuwachsen und dabei die eigenen Ziele zu verfolgen, während andere ihnen permanent Steine in den Weg legten. Schließlich würden Menschen erst etwas mit dir zutun haben wollen, wenn du mit deinen Tätigkeiten auch erfolgreich bist. Exakt das passierte dann ein Jahr später mit "Just a Friend". Biz Markie landete einen internationalen Hit und hielt der "perfekten" Popwelt einen Spiegel vor. Der von vielen als "Clown-Prinz des HipHop" bezeichnete Hüne, der weder äußerlich irgendeinem Schönheitsideal entsprach, noch ein wirklich "perfekter" Sänger war, sang sich in etliche Herzen der Welt. Seine unperfekte Art und der nicht nachzuahmende Humor verhalfen ihm zu diesem Triumph und machten aus Biz eine Figur, die aus dem Einheitsbrei der weltweiten Stars und Sternchen noch immer heraussticht. Keine:r könnte "You …" mit mehr Leidenschaft und Ehrlichkeit singen und dabei komplett ignorieren, dass man das mit einer so kratzigen Stimme wie der von Biz eigentlich gar nicht dürfte.
Biz Markies unverkennbare Art kam an. Auch wenn er nie die Hauptbühne der ganz großen Rap-Stars betreten hat, so sind gerade sie seine größten Fans. Die Beastie Boys könnten mit ihren Biz Markie-Features vermutlich fast eine ganze Platte füllen. Acts wie der Wu-Tang Clan, Nas, A Tribe Called Quest, 50 Cent, The Notorious B.I.G., Ice Cube, Queen Latifah und sogar die Rolling Stones sampleten Songs von Biz. 1997 entstand in New York sogar ein Remix der Hamburger Fünf Sterne Deluxe – "Will Smith, Meer Gayne" – zusammen mit Biz. Das Bo von Fünf Sterne Deluxe erläuterte in einem jüngsten Instagram-Post, wie herzlich sie The Diabolical One dort erlebten und dass das Cover von "The Biz Never Sleeps" sie zum Cover von "Sillium" inspirierte. Sie schienen Biz ebenfalls positiv in Erinnerung geblieben zu sein, denn Das Bo erhielt auf dem letzten Studioalbum von Biz einen Shoutout nach "Germany".
Biz Markies Musik besticht durch eine unfassbare Liebe zum Scratchen und der brillianten Auswahl von Samples neben seiner Leidenschaft zum Singen – und das aus vollständiger Überzeugung und mit maximaler Hingabe. Dazu kommt eine inhaltliche Ausrichtung, die es so im Rap-Business kein zweites Mal gibt. Unser großes Glück, dass uns diese seltene Kombination durch seine Diskographie erhalten bleibt. Fonky Biz wird fehlen. Sein gesamtes Schaffen machte ihn zu einer Art Antihelden, der eigentlich nur ein Ziel verfolgte: sich selbst und anderen mit Musik ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Das hat er geschafft. Und so rappte Biz Markie schon vor einigen Jahren auf "Not a Freak" fast prophetisch, wie wir ihn in Erinnerung behalten sollen: "This is the end, and I'm lettin you know: I love it party people, but I got to go."
(Alec Weber)
(Grafik von Daniel Fersch)