"Massimo Dutti, CARLO COLUCCI, PRADA und Gucci – BALENCIAGA, guck' auf mein Armband, Nino Cerruti", rappt Miami Yacine auf seinem Song "Designer". Zeilen wie diese sind durchaus keine Seltenheit. Augenscheinlich hört man in Rapsongs der letzten Jahre immer wieder die Namen diverser Fashionbrands. Teilweise werden Tracks sogar nach diesen benannt. "BALENCIAGA" von Ufo361, "SAINT LAURENT" von Kalim, "Versace" von den Migos oder "Tom Ford" von Jay-Z sind dabei nur ein paar von scheinbar unendlich vielen Beispielen aus der deutschen und internationalen Rapszene. Doch auch abseits der Songs beeinflussen sich die Musik- und Modeindustrie gegenseitig. Mittlerweile gibt es unzählige Kollaborationen in genauso vielen Formen: vom Rapper mit eigenem Sneaker bis hin zum Designer-kreierten Albumcover. Das Phänomen ist so stark ausgeprägt, dass teilweise heftige Kritik aufkommt: Die HipHop-Szene – insbesondere die jüngere Trap-Generation – sei zu sehr auf Trends und Clothing als Statussymbol fokussiert. Aber ist das wirklich eine neue Erscheinung? Hat Kleidung in der HipHop-Kultur nicht schon immer eine große Rolle eingenommen? Und wovon werden die Styles von damals und heute beeinflusst? Werfen wir also einen Blick auf die Entwicklung des Verhältnisses zwischen HipHop und Fashion.
"My Adidas"
In der HipHop-Kultur spielen Kleidung und Style von der ersten Sekunde an eine große Rolle, denn sie entsteht in den 70er Jahren auf den Block Partys um Kool DJ Herc – und auf diesen will man sich zeigen. So tragen Rapper und DJs vornehmlich auffällige und teils traditionell inspirierte Outfits. Gleichzeitig orientieren sich Artists äußerlich an den New Yorker B-Boys der damaligen Zeit, weshalb lockere Kleidung, in welcher man sich gut bewegen kann, und vor allem gutes Schuhwerk an der Tagesordnung stehen. Aus diesem Grund halten Trainingsanzüge und Sneaker Einzug in die HipHop-Kultur, was einem deutschen Sportartikelhersteller einen festen Platz in dieser sichern soll: Im Jahr 1985 erscheint der Track "My Adidas" von Run-DMC. Darauf heißt es: "We make a mean team, my adidas and me – we get around together, we down forever." Der Song wurde ein echter Hit und folglich erwächst der besungene "adidas Superstar" zum regelrechten Symbol für HipHop, welches millionenfach verkauft wird. Dafür revanchiert sich adidas großzügig mit einer Werbekooperation über eine Million Dollar und eigener Run-DMC-Auflagen des Sneakers. DMC selbst sagt über "My Adidas": "It was a song that was about our sneakers, but it was bigger than just talking about how many pairs of sneakers we had. […] It came from the place where people would look at the b-boys, the b-girls and go, 'Oh, those are the people that cause all the problems in here.' And, 'Those young people are nothing but troublemakers and those young people don't know nothing.' So they was [sic!] judging the book by its cover, without seeing what was inside of it." Somit geht es nicht nur um die Schuhe als It-Piece oder Markenzeichen. Vielmehr soll hier über Kleidung Bezug auf die eigenen Wurzeln genommen werden. Zeitgleich zeigt sich bei Acts wie KRS-One und Public Enemy optisch ein großer Einfluss der Black Panther-Bewegung. Aus diesem Grund sind auch immer wieder militaristisch angehauchte Outfits mit Camouflage-Muster oder den Farben der Bürgerrechtsbewegung – Rot, Gelb, Schwarz und Grün – zu sehen.
"Dapper Dan yellow, I'm always in Gucci"
Schon zu dieser Zeit finden einzelne Modemacher einen besonderen Platz in der Szene. Denn auch wenn ein gewisser Dresscode vorherrscht, streben vor allem kommerziell erfolgreiche Artists, welche überwiegend aus ärmlichen Verhältnissen stammen, nach Luxus und Extravaganz. Dinge, die Menschen wie Eric B. & Rakim oder Bobby Brown in ihrer Vergangenheit nicht zugänglich waren. Das prominenteste Beispiel für einen solchen Modemacher ist wohl Daniel Day alias Dapper Dan. Dieser besitzt zu Beginn der 80er Jahre eine Boutique in Harlem, welche 24 Stunden am Tag geöffnet ist. Er selbst beschreibt seinen Stil als "macho type of ethnic ghetto clothing". Große Aufmerksamkeit bekommt der Laden, als niemand Geringeres als Mike Tyson nach einem Einkauf vor der Boutique eine Schlägerei anzettelt und daraufhin in die Medien gerät. Darüber hinaus ist Dapper Dan der Ausstatter von Gangsterboss Alpo Martinez, welcher zu dieser Zeit als der einflussreichste Kriminelle in Harlem gilt. Er ordert eigens designte Schutzwesten und kugelsichere Hüte bei ihm. Doch auch HipHop-Artists werden auf den Designer aufmerksam. So zählen Größen wie LL Cool J, Big Daddy Kane oder Salt 'n' Pepa zu seinem Kundenstamm. Das Besondere an der Mode von Dapper Dan sind die verwendeten Materialien. So nutzt er oft Artikel europäischer Luxusmarken wie DIOR, Louis Vuitton, Fendi oder Gucci und auch Nachdrucke ihrer Logos. Aus diesen schneidert er allerhand extravagante Kleidungsstücke. Sogar ein ganzes Fahrzeug-Interieur im Gucci-Look hat Dapper Dan für einen Kunden entworfen. Für das, was er tut, findet Rachel Lifter, Professorin für Fashion Studies, den Ausdruck "blackinize fashion": Er verwendet Elemente teurer Brands, die ansonsten nur von Weißen Gutverdienern getragen werden und übernimmt sie in der Ästhetik der Black Community. Die besondere Verbindung zwischen Daniel Day und der HipHop-Kultur beginnt also schon in seiner Arbeitsweise: Er verwendet Stücke aus Werken, die für sich bereits fertig sind, nimmt diese auseinander und setzt sie wieder zu etwas Neuem zusammen – genauso, wie es beim Sampling geschieht. All das missfällt den europäischen Modeschöpfern allerdings. Denn dass Schwarze plötzlich Zugang zu solch "exklusiven" Kleidungsstücken haben, ist zu diesem Zeitpunkt – offensichtlich aus rassistischen und klassistischen Motiven – quasi ein Tabu. Zu Beginn der 90er Jahre muss Dapper Dan seine Boutique unter anderem wegen eines Rechtsstreits mit dem italienischen Modelabel Fendi schließen. Dennoch bleibt er weiter als Designer tätig und arbeitet mittlerweile mit einigen Marken, deren Artikel er damals gegen ihren Willen verwendete, zusammen. Bis heute wird er immer wieder von verschiedensten Künstlern erwähnt. Chevy Woods, Ski Mask the Slump God und Aminé widmen dem Fashion-Artist sogar eigene Songs – ebenso wie Michael Jackson. Auch hierzulande wünscht sich Shindy auf seinem Song "Dodi" "Gucci by Dapper Dan" und zwar in "3XL wie Doug Heffernan".
"Got on my buttercream silk shirt and it's Versace"
Mit dem wachsenden kommerziellen Erfolg von HipHop und Rap bekommen Modemarken eine immer größere Bedeutung. Sie stehen nicht nur für Stilbewusstsein, sondern auch für sozialen Aufstieg. Denn wie bereits erwähnt ist High End Fashion für den größten Teil der Schwarzen Bevölkerung nicht erschwinglich. Rapper wie 2Pac, Puff Daddy, The Notorious B.I.G. oder Mase adaptieren die Styles der Gangster und Kingpins aus den späten 80er Jahren. Beispielsweise zählen nun Designeranzüge und Pelzmäntel zur Standardgarderobe der Rapstars. So rückt der Fokus noch mehr auf Edelmarken und Custom-Anfertigungen à la Dapper Dan. Auch wenn viele Brands im Grunde dagegen sind, ein Teil der HipHop-Kultur zu werden, springen doch einige auf den Zug mit auf. So wird 2Pac bereits in frühen Jahren sogar von der italienischen Edelmarke Versace gesponsert und läuft auf einer ihrer Modeschauen mit. HipHop war zu dieser Zeit etwas Neues und Urbanes – also die perfekte Inspirationsquelle. Donatella Versace sagt in einem VOGUE-Interview dazu: "Denken Sie an den Rap oder Hip-Hop von damals. Versace hat mit Tupac gearbeitet, bevor Hip-Hop oder Rap die Welt beherrschten, einfach weil wir sahen, dass dort etwas anderes und Störendes passierte, und wir daran glaubten." Mit dieser Entwicklung erhalten optischer Stil und Individualität einen Stellenwert, der größer ist als je zuvor. 2Pac disst seinen ehemaligen Freund Biggie auf "Hit 'Em Up" neben schwer beleidigenden Dingen auch mit der Line "Now it's all about Versace, you copied my style" und unterstreicht damit, wie wichtig eigener Stil im Rap damals schon geworden ist. Noch heute erfreut sich Versace weit über den eingangs erwähnten Song der Migos hinaus einer großen Beliebtheit in der HipHop-Szene.
Doch auch weniger klassische und prestigeträchtige Marken beobachten die Entwicklung im Rap. Sie wollen ebenfalls am kommerziellen Erfolg teilhaben und von der Authentizität der HipHop-Kultur profitieren. Als Snoop Dogg während einer Performance bei "Saturday Night Live" ein blau-weiß-rotes Rugby-Shirt trägt, auf dem in großen Lettern der Schriftzug "TOMMY" prangt, bricht ein regelrechter Hype um Tommy Hilfigers Marke Tommy Jeans aus. Dieser bleibt natürlich von den Modemachern nicht unbemerkt und so machen sie im Jahr 1996 die damals sehr erfolgreiche R 'n' B-Sängerin Aaliyah kurzerhand zum Gesicht ihrer Marketingkampagne. Die junge und sportliche Marke etabliert sich rasend schnell in der HipHop-Szene und wird zu einem echten Statussymbol.
HipHop-Couture
Gegen Ende der 90er und Anfang der 2000er wollen HipHop-Artists nicht mehr nur Kunden oder Gesichter von Modemarken sein, sondern selber in die Fashion-Industrie einsteigen. Denn diese ist zwar an der neuen Reichweite von HipHop, jedoch weniger an der Szene, den Artists oder gar der Kultur interessiert. Jian DeLeon, Editorial Director bei Highsnobiety, sagt dazu: "You had a lot of labels being started specifically by rappers who saw this gap in the market that was essentially, 'Alright, fashion brands won't speak to our listeners and to our audience, so let's create something that's authentically of that world.'" Als Vorbild für diese Labels gilt Rap-Mogul Jay-Z, welcher bereits 2003 eine mehrjährige Kooperation mit dem Sportartikelhersteller Reebok eingeht und so seine eigene Schuhkollektion mit dem Namen S. Carter auf den Markt bringt. Reebok kann danach einen Anstieg ihres Aktienwerts von ganzen 11 % verzeichnen. Später zieht auch 50 Cent mit der G-Unit-Line nach. Zwar haben bereits vorher einige Rapper mit Fashion Brands kooperiert, jedoch nie in einer solchen Größenordnung. So sprießen Rapper-Marken wie Pilze aus dem Boden oder gewinnen zusätzlich an Aufmerksamkeit: beispielsweise die beiden eben genannten Artists mit Rocawear und G-Unit Clothing, Puff Daddy mit Sean John, der Wu-Tang Clan mit Wu Wear oder Nelly mit Vokal. Auch spezialisieren sich einige Designer auf HipHop- und Streetfashion wie Karl Kani, dessen Marke lange Zeit eine der erfolgreichsten der HipHop-Szene war. Damit ist es HipHop gelungen, nicht nur als Konsument oder Werbefläche zu dienen, sondern die Modebranche aktiv mitzugestalten.
Parallel dazu etabliert sich der sogenannte "Baggy-Style". Tiefsitzende Hosen und zu große T-Shirts werden zur Uniform für Rapper und Fans. Insgesamt wird weniger Wert auf teure Marken als auf Authentizität gelegt. So orientiert sich die HipHop-Szene mehr an tatsächlicher "Street"-Wear, wie sie beispielsweise in den New Yorker Ghettos getragen wird. Die "White Tees" – schlichte weiße und zu weite Shirts – werden immer häufiger getragen. Ursprünglich basiert dieser Style darauf, dass viele junge, vornehmlich Schwarze Männer in problembehafteten Vierteln von beispielsweise L.A., etwa dasselbe tragen, sodass die Polizei sie schwerer erkennen kann. Darüber hinaus wird sich auch hier wieder an Breakern orientiert. Die weiten Anziehsachen und Baggy-Hosen kaschieren kleine Fehlbewegungen beim Tanzen und bieten zudem die nötige Bewegungsfreiheit. Außerdem zählt auch hier wieder der Anonymitätsgedanke, denn die weiten Klamotten geben wenig von der Statur einer Person preis.
Um das Jahr 2010 taucht dann eine neue Generation von Rappern auf und verändert das HipHop-interne Fashiongame erneut. Mit Artists wie Mac Miller und Wiz Khalifa halten lockere Karohemden von Carhartt und Snapback-Caps von Mitchell & Ness Einzug in die HipHop-Kultur. Da ebendiese darauf basiert, sich Inspiration in anderen Subkulturen zu suchen, ist es nicht weiter verwunderlich, dass neben Carhartt auch Marken wie Stüssy oder Cleptomanicx, die eher der Surf- oder Skatekultur zugeordnet werden, an Bedeutung gewinnen. Zeitgleich geraten "alte" Marken wie Phat Farm oder Ecko Unltd. langsam in Vergessenheit und machen Platz für Namen wie Dope Couture, die man beispielsweise bei Tyga immer wieder sieht. Insgesamt muss Kleidung nicht mehr authentisch wirken, sondern auffällig sein und "Swag" haben. Später kommen dann durch Lil Peep oder XXXTentacion sogar modische Einflüsse aus Rock und Punk dazu. Zwar sind all diese Einflüsse in vereinzelten Strömungen der HipHop-Kultur schon lange vorher zu finden, jedoch erleben sie zu dieser Zeit eine Renaissance – wenn nicht sogar einen Peak.
"Rap ist Sport"
Schon seit der ersten Sekunde orientiert sich die HipHop-Kultur auch am Sport. Dies ist nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass es nirgendwo sonst so um Competition geht wie hier. Zu Beginn geht es – ähnlich wie beim Tanzen, das damals noch viel enger mit HipHop verknüpft war – ebenfalls um das Freimachen von Zwängen. Später, als dann die ersten großen Labels auf HipHop aufmerksam werden und Rapper es plötzlich von prekären Lebenssituationen zu Millionen auf dem Konto schaffen, rückt der soziale Aufstieg in den Vordergrund. Vor allem Basketballspieler wie Michael Jordan, die als junge Schwarze Amerikaner denselben Aufstieg schaffen wie Musiker der damaligen Zeit, werden von Rappern sogar zu echten Stilikonen erhoben. Aus diesem Grund erhalten die Caps von New Era und Mitchell & Ness auch einen solch großen Zuspruch – schließlich sind sie offizieller Partner der NBA. Des Weiteren spielt Lokalpatriotismus im HipHop ebenfalls eine große Rolle. Und wie könnte man diesen besser verkörpern als mit dem Logo seines jeweiligen Teams geschmückt.
Ebenso sieht man immer wieder Rapper in Fußballtrikots verschiedenster Vereine. In den Vereinigten Staaten, wo der Sport eher weniger verbreitet ist, zwar nur vereinzelt, allerdings exorbitant oft in Großbritannien, Frankreich und Deutschland, welche als echte Fußballnationen gelten. Ganz besonders sticht dabei das Trikot des Clubs Paris St. Germain hervor. Wohl durch den Franzosen MHD zu Berühmtheit gekommen, trägt die britische Rapperin M.I.A. beispielsweise im Video zu ihrem Song "Borders" das Trikot und in Deutschland wird diesem sogar ein ganzer Song gewidmet: "Trikot von Paris" von Sugar MMFK. Nimo, der selber oft Outfits verschiedener Mannschaften trägt, sagt dazu: "Amerikanische Rapper wollten Basketballer werden, bevor sie angefangen haben zu rappen. Deutschrapper wollten meistens Fußballer werden, weil sie auf dem Bolzplatz groß wurden." Dies ist nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass in ökonomisch schwächeren Schichten teils weniger Vertrauen in Bildungs- und Arbeitsangebote herrscht. Darum hoffen einige Menschen dort auf das große und schnelle Geld und den damit einhergehenden ökonomischen Aufstieg bis an die Spitze – so wie er eben auch bei einer plötzlichen Sport- oder Musikkarriere geschieht.
"I told Virgil write 'Brick' on my brick"
In der heutigen Zeit ist Fashion in der Rapwelt so wichtig wie nie. Quasi jeder Rapper, der etwas auf sich hält, hat seine eigene Mode-Linie oder zumindest eine Kollaboration mit einem bekannten Label – sowohl in Deutschland als auch international. Wie Dapper Dan zu seiner Zeit hat ein bestimmter Designer auch heute einen großen Einfluss auf die HipHop-Szene. Dieser Designer ist Virgil Abloh. Bereits zu Beginn seiner Karriere im Jahr 2009 arbeitete er eng mit niemand Geringerem als Kanye West zusammen. 2011 war er dann sogar Artistic Director beim Collabo-Album "Watch The Throne" von Kanye West und Jay-Z. Bei Virgil Ablohs Arbeitsstil lässt sich eine Parallele zu Dapper Dan ziehen, denn auch seine Mode basiert auf den Schöpfungen anderer. Abloh kauft beispielsweise ausverkaufte Ralph Lauren-Stücke auf, bedruckt diese und bietet sie dann für mehr als das Zehnfache des Preises an. Mittlerweile ist er der Artistic Director für Louis Vuittons men's wear und Gründer der Edelmarke Off-White. Doch neben seiner Arbeit als Modeschöpfer arbeitet Abloh auch regelmäßig mit verschiedenen HipHop-Artists zusammen. Beispielsweise hat er an Musikvideos von A$AP Rocky, Lil Uzi Vert, Future oder Quavo mitgewirkt. Mit einem Rapper scheint Alboh eine besonders innige Beziehung zu haben. Der Griselda Records-Leader Westside Gunn lässt sich für sein Album "Pray for Paris" aus dem Jahr 2020 laut eigener Aussage von einer Fashion Show von Off-White inspirieren. Auf dem erfolgreichsten Song "327" mit Tyler, the Creator und Joey Bada$$ heißt es in der Hook: "I swear Paris will be prayed for – unreleased Off-White to the ankles." Darüber hinaus designt Abloh das Cover ebenjenen Albums. Auch hier nutzt er ein fremdes Werk als "Sample": Gezeigt wird eine Remontage des Gemäldes "David mit dem Haupt des Goliath" von Michelangelo Merisi da Caravaggio.
Ist die Kritik berechtigt?
Wie zu Beginn erwähnt wird die Allgegenwärtigkeit von Edeldesignern in der HipHop-Szene häufig kritisiert. Dies ist zum einen verständlich, da die Erwähnungen in den letzten Jahren exponentiell gestiegen sind. Zum anderen stehen Style, Competition und Aufstieg schon von Anfang an mit im Zentrum der HipHop-Kultur. Des Weiteren ist es nachvollziehbar, dass Menschen, die aufgrund von Armut soziale Ausgrenzung erleben mussten, ihren Erfolg zeigen wollen, um die gemachten negativen Erfahrungen zu kompensieren und ihren Aufstieg zu zelebrieren. Dies stößt bei der sogenannten Oberschicht allerdings auf Unmut, denn gerade diese grenzt sich gerne mit teurer Kleidung vom Rest der Gesellschaft ab. Gleichzeitig wird oft vergessen, dass auch europäische Luxusmarken immer wieder negativ durch schlechte Arbeitsbedingungen oder gar Rassismus in Erscheinung treten. Somit muss sich die Frage nach der Vertretbarkeit der HipHop-Szene und auch seiner eigenen Moral gegenüber jeder selbst stellen. Denn so faszinierend und flashy das alles sein mag, es wäre schade, wenn HipHop nach und nach zu einer einzigen bunt-glitzernden Werbefläche verkommen würde – und das auch noch für mehr als fragwürdige Konzerne.
(Nico Maturo)
(Titelbild von Daniel Fersch)