Es ist kalt, es ist grau, es gibt immer noch Corona. Die ideale Zeit also, um Tag für Tag bei unserem Adventskalender mitzufiebern. Wieder werfen wir einen Blick zurück auf die letzten 24 Jahre: Welche Meilensteine gab es? Welche Momente sorgten dafür, dass deutscher Rap einflussreicher wurde denn je? Weil uns Alben zu einfach sind (und wir sie schon hatten, siehe hier), haben wir uns dieses Jahr drangemacht und den jeweils einen Track gesucht, der die Szene über sein Erscheinungsjahr hinaus entscheidend geprägt hat. Jeden Tag stellen wir Euch somit – angefangen 1997 – einen Song vor, der entweder durch seinen Sound, seinen Inhalt oder seine Form unserem Lieblingsgenre seinen Stempel aufgedrückt hat.
2007: Snaga & Pillath feat. Sido – Asozialen Lifestyle
Maul oder es knallt!
Und du kommst durch dein Garagendach nach Hause wie Alf.
Snaga & Pillath haben deutschen Rap um die Mitte der 00er Jahre geprägt. Mit Wortspielen und einer ordentlichen Portion Humor brachten die beiden das gesamte Punchline-Game der damaligen Zeit auf ein neues Level. Im Jahr 2007 lieferten sie mit ihrem Debütalbum "Aus Liebe Zum Spiel" das Highlight ihrer Karriere. Als die zwei Ruhrpott-Rapper dann auch noch Sido, einen der bis heute größten Rapper, auf ebendiese Platte holten, war schon fast vorherzusehen, dass dieser Song in der HipHop-Szene ein echter Hit werden sollte.
Als "Aus Liebe Zum Spiel" erschien, war es eines der am heißesten erwarteten Deutschrap-Alben und bekam entsprechende Aufmerksamkeit. "Asozialen Lifestyle" wurde der wohl bekannteste Track der Platte, obwohl er keine große Single-Auskopplung, sondern nur ein Albumtrack ohne Video war. Wahrscheinlich war es die Ruhrpott-Attitüde in Kombination mit der Berliner Schnauze, die dem Song den Hype bescherte, den er bekam. Ein Feature zwischen zwei so unterschiedlichen Lagern war zu dieser Zeit doch eher überraschend, denn damals gab es zwar beispielsweise schon Myspace, aber die Szene war noch lange nicht so vernetzt wie heute. Das Synthie-lastige Brett von einem Beat produzierte niemand anderes als Joshimixu, der heute unter dem Namen Miksu allerlei Gold- und Platinplatten an der Wand hängen hat. Auch das zeigt, dass auf "Asozialen Lifestyle" ein echtes Gipfeltreffen stattgefunden hat.
Besonders wegen des provokanten Titels und der Hook ist der Track vielen im Gedächtnis geblieben – sowohl positiv als auch negativ. Auf jeden Fall transportierte er aber eine Keinen-Fick-Geben-Attitüde, die bei sehr vielen Jugendlichen auf Anklang stieß. So wurde der Song im Jahr 2007 quasi die Hymne für pubertäre, Baggy-tragende Vorort-Rebellen und hat somit eine ganze Generation geprägt.
(Nico Maturo)
(Grafik von Daniel Fersch)