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Adventskalender

24 Jahre deutscher Rap in Tracks: Türchen #10 – K.I.Z (2006)

24 Tür­chen, 24 Jah­re deut­sche Rap-​Geschichte – in unse­rem Advents­ka­len­der las­sen wir die letz­ten Jah­re anhand aus­ge­wähl­ter Tracks Revue pas­sie­ren. Heu­te: "Was willst du machen?!" von K.I.Z aus dem Jahr 2006.

Es ist kalt, es ist grau, es gibt immer noch Coro­na. Die idea­le Zeit also, um Tag für Tag bei unse­rem Advents­ka­len­der mit­zu­fie­bern. Wie­der wer­fen wir einen Blick zurück auf die letz­ten 24 Jah­re: Wel­che Mei­len­stei­ne gab es? Wel­che Momen­te sorg­ten dafür, dass deut­scher Rap ein­fluss­rei­cher wur­de denn je? Weil uns Alben zu ein­fach sind (und wir sie schon hat­ten, sie­he hier), haben wir uns die­ses Jahr dran­ge­macht und den jeweils einen Track gesucht, der die Sze­ne über sein Erschei­nungs­jahr hin­aus ent­schei­dend geprägt hat. Jeden Tag stel­len wir Euch somit – ange­fan­gen 1997 – einen Song vor, der ent­we­der durch sei­nen Sound, sei­nen Inhalt oder sei­ne Form unse­rem Lieb­lings­gen­re sei­nen Stem­pel auf­ge­drückt hat.

 

2006: K.I.Z – Was willst du machen?!

Wenn du's magst, dann bist du cool.
Wenn du's nicht magst, bist du ein Bastard.

"K.I.Z geht immer. Das fin­de ich, das fin­det jeder zwi­schen 15 und 35, den ich jemals gese­hen hab'." Die­sen Wor­ten von Weekend wird wohl nie­mand zwi­schen 15 und 35 wider­spre­chen, denn K.I.Z geht ein­fach immer. Und das schon seit vie­len Jah­ren. Mit mitt­ler­wei­le fünf ver­öf­fent­lich­ten gemein­sa­men Stu­dio­al­ben haben die Jungs eini­ges vor­zu­wei­sen. Doch für vie­le bleibt das ers­te Mix­tape der Ber­li­ner für immer das eine Release, das durch nichts über­trof­fen wer­den kann: "Böh­se Enkelz" mit dem selbst­be­ti­tel­ten Unter­grund­hit "Was willst du machen?!".

Basie­rend auf dem "Ignition"-Instrumental von R. Kel­ly ist die­ser Track eine Per­si­fla­ge, die sei­nes­glei­chen sucht. Sämt­li­che Vor­ur­tei­le, die der Durchschnitts-​Alman gegen Klischee-​Proleten und -Gangs­ter gesam­melt hat, wer­den hier in humo­ris­ti­scher Art und Wei­se auf­ge­ar­bei­tet und auf die Schip­pe genom­men. Was die brei­te Mas­se lan­ge ver­kann­te, wird auf die­sem Song aus den frü­hen Anfän­gen von K.I.Z bereits deut­lich: Gesell­schafts­kri­tik klug zu ver­pa­cken, haben die Kreuz­ber­ger Jungs ein­fach ver­stan­den und bis heu­te durch­ge­spielt. Denn inter­pre­tiert man den Text wei­ter, so wird hier vor allem die Rea­li­tät in sozia­len Brenn­punk­ten wider­ge­spie­gelt. Und damit am Ende jeder sein Fett weg­be­kommt, beschrei­ben sie gen Ende per­fekt das (zumin­dest zu die­ser Zeit vor­herr­schen­de) Bild des Klischee-​Deutschen als Schwei­ne­fleisch essen­den, Golf fah­ren­den Mallorca-​Urlauber mit Sonnenbrand.

"Böh­se Enkelz" – ein Mix­tape, für das nur ein ein­zi­ger Song kein Sam­ple eines ande­ren erfolg­rei­chen Songs ent­hält. Tracks wie "Wir wer­den jetzt Stars" oder "Rie­sen­glied" als Cover­songs von eini­gen der erfolg­reichs­ten Sin­gles im Deutschrap-​Kosmos haben der Sze­ne und all ihren Fans auf ein­zig­ar­ti­ge Wei­se das außer­or­dent­li­che Stan­ding von K.I.Z näher­ge­bracht. Ihr star­ker Ein­fluss ist bis heu­te unum­strit­ten, wie auch von Weekend tref­fend zusam­men­ge­fasst. Und für die­se Ein­ma­lig­keit steht bei­spiel­haft "Was willst du machen?!" als unser Track des Jah­res 2006.

(Michel­le Lusa)
(Gra­fik von Dani­el Fersch)