Es ist kalt, es ist grau, es gibt immer noch Corona. Die ideale Zeit also, um Tag für Tag bei unserem Adventskalender mitzufiebern. Wieder werfen wir einen Blick zurück auf die letzten 24 Jahre: Welche Meilensteine gab es? Welche Momente sorgten dafür, dass deutscher Rap einflussreicher wurde denn je? Weil uns Alben zu einfach sind (und wir sie schon hatten, siehe hier), haben wir uns dieses Jahr drangemacht und den jeweils einen Track gesucht, der die Szene über sein Erscheinungsjahr hinaus entscheidend geprägt hat. Jeden Tag stellen wir Euch somit – angefangen 1997 – einen Song vor, der entweder durch seinen Sound, seinen Inhalt oder seine Form unserem Lieblingsgenre seinen Stempel aufgedrückt hat.
1999: Afrob feat. Ferris MC – Reimemonster
Schönen guten Abend, meine Damen und Herren.
Wir machen Rapmusik. Verdammt, wir hören sie auch gern!
1999: Deutscher HipHop war geprägt von Rap-Gruppen irgendwo zwischen Freundeskreis, Fettes Brot und den Beginnern. Und dann tauchte da plötzlich dieser Solo-MC aus dem Schoß der Kolchose auf. Mit "Reimemonster" setzte sich das junge Reimtalent sofort ein Denkmal. Und dieses steht bis heute: Afrob ist einer der beliebtesten Feature-Gäste in Deutschland und "Reimemonster" weiterhin sein bekanntester Solo-Track.
Aber Robbes Evergreen ist eben noch so viel mehr. Mit "Reimemonster" schrieben Afrob und Ferris MC einen der ersten Deutschrap-Tracks, die auch clubtauglich waren. Eine Spielfläche, die Deutschrap damals fast immer verwehrt blieb. Und dieses Potenzial hat der Track auch nach über zwanzig Jahren nicht eingebüßt. Der Text ist eingängig wie eh und je und kommt auch ohne sexistische oder gewaltverherrlichende Zeilen aus, was viele Deutschrap-Partytracks heute nicht mehr schaffen. Den Beat produzierte DJ-Legende Thomilla, der wie AF aus Stuttgart kommt und dem breiteren Umfeld der Kolchose zuzuordnen ist. Die markanten Stimmen von Afrob und Ferris harmonieren auf dem Track perfekt und die beiden wechseln sich wie selbstverständlich mit den einzelnen Lines ab. Umso erstaunlicher ist, dass diese Kollaboration bis heute die einzige der beiden geblieben ist. Der Track wird nicht umsonst immer wieder zitiert, zum Beispiel von den Beginnern, die ein Sample des Tracks sogar als Hook für "Rap und fette Bässe" verwendeten.
2001 nannte der Stuttgarter selbst einen gemeinsamen Track mit Harris "The Return of Reimemonster". Ein Titel, der kaum passender sein könnte, denn nicht nur "Reimemonster" hat einen monumentalen Status in der deutschen HipHop-Szene erlangt, sondern auch Afrob selbst. Bis heute ist er eben "der Rapper, der wie Feuer brennt" und reißt live immer noch Bühnen ab, sei es zusammen mit Samy Deluxe als ASD oder eben solo als waschechtes "Reimemonster".
(Alec Weber)
(Grafik von Daniel Fersch)