Wir sind es von klein auf gewohnt, dass wir nach unseren Leistungen bewertet werden – sei es im Kindergarten, in der Schule oder im Job. Schließlich ist in Deutschland auch von einer Leistungsgesellschaft die Rede. Doch nicht selten wird die Leistung, die wir erbringen, unverhältnismäßig gemessen – denn woran misst man Leistung eigentlich? Und ist sie auch ein Garant für Erfolg? Durch diese Fragen entsteht Druck und so kommt es oft vor, dass man die Welt um sich herum als sehr schnelllebig wahrnimmt – alle sind beschäftigt, niemand hat Zeit, jeder guckt gehetzt auf die Uhr. Immer öfter brechen Menschen unter dem Druck zusammen oder sind unzufrieden mit dem, was sie machen, wissen aber gar nicht, was zu ihnen passt. Das liegt wohl unter anderem daran, dass es viele Möglichkeiten gibt und einem gesagt wird, dass man eine große Auswahl hat. Das ist im deutschen Rap nicht anders – denn auch hier hat man viele Möglichkeiten und es wird gerne von oben gepredigt, dass man alles schaffen kann, wenn man nur genug arbeitet und Leistung erbringt. P.A.T., Fid Al und Mikzn70 von Primatune sind seit Langem Bestandteil der Rapszene und haben sich schon vor einiger Zeit auf dem Track "ZEIT" gegen die Leistungsgesellschaft und Schnelllebigkeit ausgesprochen. Deshalb fragten wir die Münchener Rapper, worin sie die Vor- und Nachteile dieser Art von Gesellschaft sehen, ob es Chancengleichheit gibt und woran Leistung genau gemessen wird. Außerdem haben wir darüber geredet, ob man sich heutzutage überhaupt noch eine Auszeit nehmen kann und wie sie den Leistungsdruck im deutschen Rap wahrnehmen.
MZEE.com: In Deutschland ist oft von einer Leistungsgesellschaft die Rede. Zu Beginn würde ich gerne von euch wissen, ob ihr das auch so erlebt.
Mikzn70: Ich persönlich erlebe das schon so. Was ich davon halte, ist eine andere Sache. Überall, wo etwas gemessen und gewertet wird, geht es um Leistung.
P.A.T.: Sehe ich auch so.
Mikzn70: Das Wort Leistung kommt in vielen Sachen vor. Ich kenne das von meiner Arbeit. Wir schließen mit der Stadt München immer einen Leistungsvertrag ab. Das heißt, dass die Stadt uns finanziert und wir denen im Vorlauf garantieren, bestimmte Dinge zu machen. Das wird auch geprüft. Ich denke, in der Arbeitswelt ist es völlig normal, dass es um Leistung geht.
MZEE.com: Worin seht ihr die Vor- und Nachteile einer Leistungsgesellschaft?
Mikzn70: Der Vorteil ist, dass du Dinge nachmessen und dementsprechend Güter verteilen kannst. Dein Gehalt ist abhängig von deiner Leistung. Das ist ja die Idee dahinter. Das Problem ist aber, dass jeder eine andere Definition von Leistung hat. Eine Schule hat beispielsweise völlig andere Kriterien dafür. Die Frage ist immer: Was ist mehr und was weniger Leistung?
P.A.T.: Wenn ich mehr Leistung bringe, hab' ich im Endeffekt mehr davon – meistens Geld oder Freizeit. Ich arbeite fünf Tage die Woche, kann aber auch nur vier Tage arbeiten, wenn ich will. Hab' ich in letzter Zeit immer gemacht. (lacht) Viele sagen, dass sie das dumm finden, weil ich dadurch weniger Geld verdiene. Aber ich habe dadurch mehr Freizeit. Ich bin jetzt seit zweieinhalb Jahren Vater und da ist mir die Freizeit tausendmal mehr wert.
Fid Al: Einer der größten Nachteile ist, dass in jeder Branche Leistung gefordert wird, aber das, was dabei rauskommt, extrem unterschiedlich ist. Das Ziel, durch mehr Leistung mehr Erfolg zu bekommen, erreicht man in vielen Jobs einfach nicht. Alleine, wenn du den Unterschied zwischen einem Filialleiter und einem Lagerarbeiter siehst. Die bringen zwar beide Leistung, aber dadurch, dass der Leiter eine höhere Position hat, muss er weniger leisten, um mehr zu verdienen.
P.A.T.: Na ja, dafür hat er wahrscheinlich länger gearbeitet.
MZEE.com: Das kommt auch auf die Ausbildung an. Oft wird daran gemessen.
Mikzn70: Es gibt gewisse Kriterien. Das Problem ist aber, dass du schon zwei Lagerarbeiter nicht miteinander vergleichen kannst. Der eine ist vielleicht 1,50 Meter groß und schleppt sich einen ab, während daneben ein Arnold Schwarzenegger steht, dem das wesentlich leichter fällt. Wenn beide 20 Päckchen tragen, ist es für den einen die Megaanstrengung, für den anderen ist es aber ein Klacks. Haben beide die gleiche Leistung gebracht? Muss man das unterschiedlich einschätzen? Da wirst du nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen, weil jeder Mensch anders ist. Ich finde aber ein ganz anderes Problem viel gruseliger. Die Leistungsgesellschaft weitet sich immer mehr aus. Mittlerweile funktioniert gar nichts mehr ohne Leistung. Wenn du nur etwas bekommst, wenn du Leistung bringst, was ist dann mit denen, die nicht die Möglichkeit haben, etwas zu leisten? Die kriegen einfach gar nichts. Es ist kein schönes Menschenbild, wenn immer nur die Leistung und nicht der Mensch im Vordergrund steht.
MZEE.com: In der westlichen Gesellschaft wird vielen Menschen von klein auf gesagt, dass man werden kann, was man will. Gibt es eine solche Chancengleichheit eurer Meinung nach wirklich?
P.A.T.: Theoretisch, wenn man Familienverhältnisse und Etwaiges außen vor lässt, ja. Es gibt genug Beispiele von Leuten, die aus ganz anderen Verhältnissen kommen und superviel erreicht haben. Praktisch würde ich aber nein sagen. Wenn du gut situierte Eltern hast, die dich finanziell unterstützen können, hast du mehr Zeit, dich um die Schule oder dein Studium zu kümmern.
Mikzn70: Seh' ich genauso. Von Chancengleichheit kann überhaupt nicht die Rede sein. Die Menschen haben so unterschiedliche Startchancen. Wenn du auf die Welt kommst und ein Startkapital von fünf Millionen Euro hast, musst du es nur verzinsen lassen und es wird von alleine mehr. Wenn du aber mit fünf Euro startest, kannst du lange auf die Zinsen warten. So ist es mit allen Ressourcen. Ich arbeite im Kinder- und Jugendbereich und sehe das jeden Tag. Die Kinder kommen mit unterschiedlichen Voraussetzungen zu uns. Wenn sie aber in der Schule sind, wird bei allen der gleiche Maßstab gesetzt – ohne, dass man den Hintergrund berücksichtigt.
Fid Al: Ich finde, das Problem ist, dass den Kids nicht gesagt wird, dass man im Leben hart versagen kann. (grinst) Es ist voll okay, wenn mal etwas nicht funktioniert. Man kann aus jeder Lebenslage etwas Sinnvolles machen. Jeder definiert anders, was es heißt, alles zu erreichen. Für den einen ist es der Porsche, für den anderen die Familie und Gesundheit. Wenn Letzteres für dich alles ist, kannst du das auf jeden Fall erreichen.
MZEE.com: Außerdem wird einem oft beigebracht, dass es gut ist, viel zu arbeiten. Viele Menschen vermitteln durch Social Media, dass sie immer beschäftigt sind. Welche Auswirkung hat das eurer Meinung nach auf die Gesellschaft?
Mikzn70: Dass man keine Pause mehr machen darf. Wenn man nichts macht, ist man ein Faulenzer. Das Problem ist, dass die Leute unermüdlich weitermachen, in einen Trott geraten und sich nie eine kurze Auszeit nehmen, um Dinge zu hinterfragen und über sich und das Leben nachzudenken. Solche Pausen sind megawichtig. Ganz überspitzt gesagt, sind die Leute, die die ganze Zeit ihren Stiefel weitermachen, die eigentlichen Faulenzer, weil sie nicht vorwärts kommen und sich nicht weiterentwickeln. So haben wir irgendwann einen totalen Stillstand in der Gesellschaft und sind ein Haufen Roboter.
MZEE.com: Kann man in der heutigen Zeit noch mit gutem Gewissen einfach mal faul sein?
P.A.T.: No way.
Fid Al: Auf jeden, man. Ich mach' das jeden Tag. (alle lachen)
Mikzn70: Ich bin der Meinung, dass man sich das Faulenzen hart erarbeiten muss. Ich hab' auch eine Viertagewoche. Jeden Montag habe ich morgens frei und fange mittags an, zu arbeiten. Ich stehe nicht morgens um sieben Uhr auf. Dafür schäme ich mich nicht. Das ist mein Leben und ich kann gut einschätzen, wie ich am meisten schaffe. Mir kann die Arbeit vor allem auch Spaß machen. Manchmal wirkt es gar nicht wie Arbeit. Das ist voll okay. Sie ist trotzdem sehr anspruchsvoll und kann verdammt anstrengend sein, aber mir macht es Spaß. Den Leuten wird immer eingeredet, dass Arbeit anstrengend sein muss.
MZEE.com: Frühes Aufstehen wird oft mit Produktivität gleichgesetzt.
Mikzn70: Der frühe Vogel fängt den Wurm, aber die zweite Maus kriegt den Käs'.
MZEE.com: Auf eurem Track "ZEIT" rappt ihr folgende Zeile: "Ich bewege mich mit Lichtgeschwindigkeit durch das Nichts, verwirrt, automatisiert. Friss, stirb, keine Zeit für mich, keinerlei Verzicht." – Glaubt ihr, dass der Mensch sich in unserer Gesellschaft aufgrund des Leistungsdrucks leicht verlieren kann?
Mikzn70: Auf jeden Fall.
P.A.T.: Mega. Der Track ist sechs Jahre alt und es ist noch viel, viel schlimmer geworden. Vor sechs Jahren war Instagram noch nicht so im Hype, da ging das gerade erst los. Wie Mikzn vorhin gesagt hat: Es gibt keinen Stopp. Es geht immer weiter. Ich merke das ja schon bei mir und ich bin 20 Jahre älter als die Zielgruppe.
Mikzn70: Ich glaube, dass sich ganz viele Leute bereits verloren haben. Du musst dich nur im Urlaub oder an einem schönen Spot umsehen. Die Leute stehen so dermaßen neben sich. Die fotografieren sich eine Stunde lang dabei, wie sie einen Sonnenuntergang fotografieren und kriegen gar nichts mit. Nur, um Bilder hochzuladen und dafür irgendwelche Likes zu bekommen. Die Menschen beschäftigen sich viel zu wenig mit sich selbst.
P.A.T.: Alle haben auf Instagram ein perfektes Leben. Alles ist toll. Es postet ja keiner ein Bild davon, wie er sich beim Zwiebeln schneiden 'nen Finger abgeschnitten hat. Das ist wie ein Wettkampf, vor allem zwischen den Kids.
Fid Al: Es kann auch sein, dass du die Leistung, die du bringen möchtest, nicht bringen kannst. Dann bist du enttäuscht und fällst in eine Art Depri-Phase. Du kommst da nicht mehr so leicht raus. Das willst du nach außen natürlich nicht vermitteln. Auf Instagram hast du das perfekte Leben, aber in Wahrheit gibt es viele Leute, die eigentlich total unzufrieden sind. Das ist einer der großen Nachteile einer Leistungsgesellschaft. Dieses Hängenbleiben, obwohl manche viel mehr aus ihrem Leben machen könnten – nicht im Sinne von Geld oder Erfolg, sondern Dinge, die ihnen Spaß machen.
MZEE.com: Im Gegensatz dazu gibt es viele Menschen, die fast schon ziellos durchs Leben gehen und gar nicht wissen, was sie machen sollen. Warum, denkt ihr, gibt es solche extremen Gegenbeispiele?
Mikzn70: Es gibt heutzutage krass viele Möglichkeiten. Die Leute werden davon einfach erschlagen. Wenn du unzählige Möglichkeiten hast, musst du dich entscheiden und mit jeder Entscheidung geht eine andere Möglichkeit flöten. Du kannst ja schon eine halbe Stunde vorm Joghurt-Regal im Supermarkt stehen, weil es hundert verschiedene Sorten gibt. Und jetzt sollst du für dich herausfinden, was für dich der richtige Beruf ist, nachdem du die Schule durchgezogen hast und keine Zeit hattest, dir die Frage zu stellen, wer du bist und was du willst. Ich kann mir vorstellen, dass viele in ein Loch fallen und der Druck, endlich etwas zu Ende zu bringen, immer größer wird. Es fühlt sich ja auch nicht gut an, Sachen nie zu beenden. Irgendwann verlierst du den Mut und machst dann eben irgendetwas, nur um etwas zu machen.
Fid Al: Ich glaube, es fehlen auch Vorbilder. In den 90ern hattest du ganz andere Sendungen und kein Internet. Du konntest dir nicht fünf Stunden lang reinziehen, wie irgendwelche Leute belangloses Zeug in die Kamera labern. Alles, was du online machst – Videos drehen und so weiter – kannst du heute für 'nen Appel und 'n Ei machen. Für uns war das damals unmöglich. Dementsprechend war die Chance, online Bullshit zu machen, viel geringer. Wir haben anderen Bullshit gemacht. (lacht) Es gibt sehr viele Menschen, die nichts mit sich anfangen können, weil sie einfach keine Ahnung haben. Vielleicht vermitteln die Eltern auch nichts.
P.A.T.: Das ist ein Problem im Schulsystem. Die Leute wissen gar nicht, was sie machen können, weil sie die ganze Zeit nur mit Sachen gefüttert werden, die sie machen müssen. Die werden ja nicht gefragt, was sie wollen. Das ist scheißegal, die müssen machen, was gefordert ist, ob sie es mögen oder nicht.
Fid Al: Der typische Move, den man aus der Schule kennt, ist doch, dass den Schülern am Ende gesagt wird, dass Lehrplätze frei sind und man eine Lehre machen soll. Ich kann mich noch daran erinnern, dass viele meiner Mitschüler damals überhaupt keine Ahnung davon hatten, was sie machen wollen und viele irgendetwas gemacht haben, weil da noch ein Platz frei war. Da gab es niemanden, der dich fragt, was du willst.
MZEE.com: Reden wir mal über Rap. Habt ihr das Gefühl, dass die Musik euch ermöglicht, dem Leistungsdruck zu entfliehen?
Mikzn70: Mega.
P.A.T.: Wir machen das, weil wir Bock darauf haben. Wenn wir uns treffen, ist es eine Auszeit. Wir haben Spaß und machen unser Ding.
Mikzn70: Ich würde da in weiten Teilen zustimmen. Allerdings empfinde ich schon manchmal Druck, den ich mir aber ausschließlich selbst mache. Ich will nicht einfach irgendetwas machen, es soll schon cool sein. Das ist aber noch mal ein Unterschied zur Arbeitswelt. Da kommt der Druck immer von außen.
MZEE.com: Im deutschsprachigen Rap geht es oftmals um Erfolg und darum, möglichst viel Geld zu verdienen. Dadurch kann natürlich auch der Druck entstehen, abliefern zu müssen. Wie bewertet ihr das aus eurer Position heraus?
Mikzn70: Die Leute, die aktuell vornedran sind und immer von Geld sprechen, sind ja die absoluten Prototypen dieser Gesellschaft. Die geben doch genau das vor, worum es in der Gesellschaft geht. Du sollst viel Kohle machen, deinen Reichtum zeigen, musst dir das erarbeiten und am Wochenende ins Studio – das ist natürlich totaler Bullshit. Dafür ist Musik nicht da. Wenn du Musik zu deinem Job machst und damit Geld verdienen willst, musst du dich an die ganzen Mechanismen halten, die da greifen. Das ist ein Wirtschaftszweig und durchökonomisiert. Entweder du machst die Mucke, auf die du Bock hast, und verdienst damit kein Geld …
P.A.T.: … oder du machst das, was die Leute hören wollen.
Mikzn70: Genau. Und wenn du Pech hast, wird deine größte Leidenschaft zum absoluten Hass, weil du gezwungen bist, jeden Tag Musik zu machen, und dem Druck nicht standhalten kannst.
P.A.T.: Eigentlich ist Mainstream-Rap in Deutschland wie die BILD-Zeitung. Die geben den Leuten, was sie wollen. Capital Bra hat so viele Nummer-eins-Hits, weil es Kids gibt, die das hören wollen. Denen sagt das natürlich zu – der hat die Frauen, der hat die Kohle, der hat Karren, das ist ja voll toll. Wenn die Dose einmal aufgemacht ist, kriegst du die nicht mehr zu. Das wird einige Zeit so bleiben.
Mikzn70: Das ist halt seichte Kost. Da muss man nicht so viel drüber nachdenken. Seichte Kost hat schon immer gut gezogen. Sehr viele Leute hören gar nicht bewusst Musik, sondern haben im Hintergrund das Radio an. Da ist im Grunde genommen scheißegal, was läuft.
P.A.T.: Hauptsache, die Hook stimmt und der Vibe ist gut.
MZEE.com: Oftmals wird in den Tracks auch Drogenkonsum gesondert hervorgehoben.
P.A.T.: Ja, stimmt. Früher war Koks in der Öffentlichkeit noch nicht so krass in Mode.
Mikzn70: Ich finde es bezeichnend, dass Koks wieder in Mode ist, weil es eine leistungssteigernde Droge ist. Da bist du direkt auf der Überholspur. Das Gegenteil ist Tilidin. Das ist die Vollbremsung.
Fid Al: Als wir jung waren, war das nicht ganz anders. Damals war es hauptsächlich Weed. Natürlich ist es kein Vergleich zu Kokain. Der einzige Vorteil von Kokain ist, dass es verdammt teuer ist. (lacht) Damals konnte sich jeder Lappen für 'nen Fünfer an der Ecke Weed kaufen. Wenn du jetzt Capital Bra hörst und meinst, du müsstest Kokain rotzen, musst du erst mal zwei Weihnachten dafür sparen.
Mikzn70: Eine wichtige Frage ist, warum sich die Leute das überhaupt reinpfeifen. Die sind wohl auch ziemlich fertig und von irgendetwas abgefuckt. Die Mucke ist nur verherrlichend, es wird nie reflektiert. Dieses Gewaltverherrlichende und die Frauenbilder schreien mir entgegen, dass das die allerletzte Grütze ist. Ich finde das supergefährlich.
MZEE.com: Zu dieser Thematik habe ich euch ein Zitat aus dem Song "Generation Maybe" von Teesy und Megaloh mitgebracht: "Wir ziehen nichts durch, nein, wir hören auf. Wir haben keinen Schnupfen, wir haben Burnouts." – Was haltet ihr von diesem Zitat?
P.A.T.: Das ist genau das, was Mikzn gerade gesagt hat. Die Leute nehmen keine Drogen, weil sie samstags einen draufmachen wollen, sondern aufgrund von tief verankerten Problemen.
Mikzn70: Ich will das nicht allen unterstellen, aber den meisten wird das so ergehen. Koks als Symbol für eine sich immer weiter steigernde Leistungsgesellschaft trifft das ganz gut. Irgendwann bist du dermaßen zu, dass nichts mehr geht und du zusammenbrichst. Und was kommt dann? Das Burnout. Leistungsverweigerung, weil man einfach nicht mehr kann. Das ist 'ne echt geile Zeile.
MZEE.com: Zum Abschluss möchte ich noch von euch wissen, was man eurer Meinung nach tun kann, um sich von dem gesellschaftlichen Druck ein wenig zu befreien.
P.A.T.: Weniger Arbeit, mehr Freizeit. Das ist jetzt leicht gesagt. Wenn jemand die Kohle wirklich braucht, ist das natürlich superschwierig. Man muss einfach schauen, dass man nicht sein ganzes Leben für die Arbeit aufopfert. Irgendwann ist das alles vorbei und du denkst dir: "Scheiße, hätte ich mal mehr gelebt." Schau, dass du so wenig wie möglich arbeitest. (lacht)
Mikzn70: Würd' ich auf jeden Fall so unterschreiben.
Fid Al: Schreib drüber. Reflektiere und frag dich, wie du dich mit dem, was du hast, fühlst und ob das, was du willst, überhaupt sinnvoll ist. Meistens sind Träume nur noch mehr Arbeit, wenn man sie erreicht hat. Es macht viel mehr Sinn, auf ein Ziel hinzuarbeiten, das nicht nur realistisch ist, sondern einem mehr bietet als Geld.
Mikzn70: Ich versuche, mir bei ganz vielen Dingen die Frage zu stellen, ob ich das überhaupt brauche und will. Einfach mal zwischendrin stehenbleiben. Ab und zu mal 'ne Runde spazieren gehen. Warum nicht? Klingt vielleicht langweilig, ist aber eigentlich ganz geil. Ich bin der Meinung, dass man nie Zeit für irgendetwas hat, sondern dass man sie sich einfach nehmen muss.
(Sicko)
(Fotos von Primat City TV)