Mac Miller, Juice WRLD, Lil Peep, Chynna – in den letzten Jahren scheint es, als ob Rapper immer häufiger durch Drogen ums Leben kommen. Zeitgleich häufen sich in Musikvideos und auf den Social Media-Profilen vieler Artists die Hustensaftflaschen, Tablettenblister und Vakuumbeutel. Völlig ungeniert wird augenscheinlich alles gesnifft, geschluckt, geraucht und gedealt, was einen Rausch auslöst. Künstler benennen ihre Tracks, Alben oder sogar sich selbst nach verschiedensten Betäubungsmitteln. Exorbitant oft scheinen die immer selben Phrasen zu verschiedenen Substanzen zu fallen. So oft, dass man fast meinen könnte, es wäre normal und ungefährlich, täglich "Lean zu sippen", "Shem zu ziehen" oder "Xannys zu poppen". Natürlich ist dem nicht so. Der Konsum solcher Stoffe birgt in jedem Fall gesundheitliche Gefahren. Die zum Teil schweren rechtlichen Konsequenzen sind dabei noch das geringste Problem. Alleine aus diesen Gründen ist schon davon abzuraten. Außerdem: Kein Rausch der Welt ist es Wert, seinem Körper oder seiner Psyche dauerhaft Schaden zuzufügen. Auch, wenn diverse Rapper aktuell noch so sehr davon schwärmen.
Aber ist Drogenkonsum in der HipHop-Szene wirklich eine neue Erscheinung?
Im Grunde nicht. Schon in den Anfängen von HipHop bestand bei vielen Protagonisten eine gewisse Affinität zu Rauschgift, welche weit über das Klischee des kiffenden Rappers hinausging. Zwar wurde hauptsächlich von der damit einhergehenden Kriminalität berichtet, allerdings auch vom Konsum. So sprach Grandmaster Flash & the Furious Five-Mitglied Melle Mel bereits 1983 auf dem Track "White Lines" über den Kokainkonsum und rät gleichzeitig davon ab: "Twice as sweet as sugar, twice as bitter as salt – and if you get hooked, baby, it's nobody else's fault, so don't do it", rappte er wohl aus eigener Erfahrung. Während Kool Moe Dee drei Jahre später auf "Monster Crack" sogar so weit ging, die Droge als den Teufel selbst zu personifizieren. Auch andere HipHop-Urgesteine scheinen ihre Kontaktpunkte mit der "weißen Dame" gehabt zu haben. So verlor Flavor Flav für alle im Studio Anwesenden sichtbar während einer Public Enemy-Performance bei "Yo! MTV Raps" einen Stein Crack-Kokain und sorgte damit für einen handfesten Streit innerhalb der Gruppe. Falco – der für viele als der erste deutsche Rapper gilt – schien ebenfalls ein Fan des "Disco-Stoffs" zu sein. Der Song "Mutter, der Mann mit dem Koks ist da" erschien 1996. Darauf angesprochen, dass man den Titel eventuell falsch verstehen könnte, entgegnete er: "Ich habe das überhaupt nicht zweideutig gemeint – um den Bergbau geht es nicht!" Auf dem Wu-Tang Clan-Klassiker "C.R.E.A.M." aus dem Jahr 1993 rappte Raekwon: "No question I would speed, for cracks and weed – the combination made my eyes bleed." Elf Jahre später verlor der Clan eines seiner Mitglieder an Drogen. Gründungsmitglied Ol' Dirty Bastard erlag am 13. November 2004 einer Überdosis Kokain in Kombination mit dem Opioid Tramadol.
Im Laufe der Zeit wurden Opioide in der gesamten HipHop-Szene – vor allem aber in den Südstaaten der USA – immer beliebter. Nun fanden Drogen nicht mehr nur in den Lyrics statt, sondern beeinflussten ganz direkt das Soundbild: Dirty South-HipHop wurde maßgeblich durch die von DJ Screw – alias "The Originator" – entwickelte Sample-Technik "Screwing & Chopping" geprägt, zu Deutsch etwa "Schrauben & Hacken". Dabei geht es darum, den ursprünglichen Song zu verlangsamen, also "herunterzuschrauben". Danach werden einzelne Stellen geloopt und mit Effekten belegt, eben "zerhackt". Das alles dient dazu, dem Song einen Sound zu verleihen, wie man ihn unter dem Einfluss von Codein wahrnehmen würde. Lean, Sizzurp oder Actavis – wie der gängigste amerikanische Markenname für ebenjenen Hustensaft lautet – kosteten DJ Screw letztendlich das Leben. Am 16. November 2000 nahm er in seinem Tonstudio in Houston unbeabsichtigt eine tödliche Dosis des Opioids zu sich und verstarb noch vor Ort. Ein ähnlich tragisches Schicksal ereilte UGK-Mitglied Pimp C. Zusammen mit seinem Partner Bun B war er ebenfalls ein Pionier des Dirty South und als Feature-Gäste auf "Big Pimpin'" von Jay-Z haben die beiden einen waschechten Welthit im Portfolio. Leider konnte all das Pimp C im Endeffekt nicht retten. Am 4. Dezember 2007 erlag er einer Atemlähmung, ausgelöst durch eine Überdosis Codein.
Wie entwickelte sich der Konsum unter Rappern in den letzten Jahren?
Trotz dieser mahnenden Exempel spielen Opioide und ähnlich harte Drogen leider immer noch eine große Rolle. Eines der prominentesten Negativbeispiele dafür ist der Tod von Mac Miller. Dieser verstarb am 7. September 2018 an einer Überdosis Fentanyl. Ein Opioid, welches 120-mal so stark ist wie Morphin. Besonders tragisch: Er beabsichtigte nicht einmal, dieses Mittel zu sich zu nehmen. Mac Miller war im Glauben, er würde das ebenfalls sehr gefährliche, jedoch deutlich schwächere Opioid Oxycodon konsumieren. Der für die gefälschten Medikamente verantwortliche Dealer wurde daraufhin festgenommen. Bereits drei Jahre vor seinem Tod rappte Mac: "To everyone who sell me drugs – don't mix it with that bullshit, I'm hoping not to join the 27 Club."
Doch es sind nicht nur Opiate und Kokain, welche immer wieder ihren Weg in die Lyrics und Leben verschiedener Artists finden. So widmten Tyga, Wiz Khalifa und Mally Mall der Partydroge MDMA sogar einen ganzen Song. "Molly" – so der Szenename – steht eher im Ruf, von Techno-Hörern konsumiert zu werden, da sie Inhaltsstoff von Ecstasy-Tabletten ist. Jedoch erfreut sie sich mittlerweile auch in der HipHop-Szene großer Beliebtheit. Ebenso wie viele andere Drogen. Doch kaum eine dieser Substanzen hat die junge Rap-Generation so geprägt wie Xanax. So spiegelt es sich etwa im Künstlernamen von Lil Xan wieder, der eine eindeutige Anspielung auf das Beruhigungsmittel ist. Xan hatte in seinem noch recht jungen Leben bereits zwei Jahre lang mit einer ausgewachsenen Sucht zu kämpfen. Dies thematisiert er auch häufig in seinen Texten: "Xans don't make you, Xans gon' take you, Xans gon' fake you, Xans gon' betray you", rappt er beispielsweise auf "Betrayed". Xanax hat auch beim tragischen Tod von Lil Peep eine Rolle gespielt. Jedoch war die eigentliche Todesursache hier, wie im Fall von Mac Miller, Fentanyl, welches zum Strecken der Tabletten verwendet wurde.
Insgesamt scheint es, als ob die jüngere Generation ein breiteres Spektrum an Rauschgiften zu sich nimmt. Zwar stellen Schmerz- und Beruhigungsmittel das Hauptproblem dar, allerdings wird genauso der Konsum von Halluzinogenen oder "Wachmachern" propagiert. Gleichzeitig werden aber auch häufiger Depressionen und andere psychische Probleme thematisiert, so wie beispielsweise von Sierra Kidd. Auf "Lach nicht mehr" beschreibt er seinen Zustand: "Und ich schau' mich und dreh' mich, beweg' mich. Doch merk' nur, dass die Realität mich verwirrt – und ich weiß, diese Drogen sind eklig. Doch seh's nicht, wenn alle um mich rum es zelebrieren." Nebenbei haben also auch in der deutschen HipHop-Szene harte Drogen traurigerweise bereits ihren festen Platz eingenommen. Diverse einheimische Rapper posieren auf Social Media mit besagten Hustensäften oder spritzen sich augenscheinlich sogar Heroin. Deutsch-Trap-Pionier Ufo361 verkündet in einem Instagram-Post zu Beginn dieses Jahres, er hätte "ca. schon 1 Jahr kein Lean" mehr konsumiert. Zu groß scheinen die negativen Folgen der Droge für ihn gewesen zu sein. Den starken Einfluss, den Rauschmittel auf die heutige Szene nehmen, zeigt alleine schon der Nummer-eins-Hit "Zombie" von Samra & Capital Bra. "Sie geben mir nicht mehr auf Kombi, 24/7 wie ein Zombie – Mama, dein Sohn ist ein Junkie, erst Shem-Shem und dann Darby", singen die beiden in der Hook. "Shem-Shem" und "Darby" sind dabei jeweils Szenenamen für Kokain und Tilidin, welches ebenfalls ein verschreibungspflichtiges Opioid ist. Beide Künstler haben diesem jedoch laut eigener Aussage den Rücken gekehrt. Offensichtlich ist Kokain bei Samra allerdings immer noch ein Thema. Auf "BaeBae" rappt er: "Ich hab' dir versprochen, dass ich nie mehr zieh' – doch du siehst, ich bin wieder nicht clean."
Warum thematisieren Rapper Drogen überhaupt so häufig?
HipHop reflektiert seit seinen Anfängen Zustände innerhalb der Gesellschaft. Insbesondere soll er denen eine Stimme geben, die in ebendieser benachteiligt und ausgegrenzt werden. Gerade in solchen Kreisen herrschen oft Perspektivlosigkeit und Kriminalität. Dadurch werden Drogen Tür und Tor geöffnet. Der negative Einfluss ist dermaßen groß, dass Stoffe wie Opiate oder Kokain ganze "Krisen" und "Epidemien" auslösen.
In den 70er Jahren galt das weiße Pulver in den USA noch als Droge für die Oberschicht und der Konsum war weitestgehend gesellschaftlich akzeptiert. Zu Beginn der 80er kam es allerdings zu einem Überangebot und damit zu einem Preissturz. So kostet heute ein Gramm Kokain auf der Straße circa 150 % mehr als zu dieser Zeit. Um den einbrechenden Umsätzen Herr zu werden, boten Dealer immer häufiger eine rauchbare Variante ihrer Ware an: Crack – benannt nach dem knackenden Geräusch beim Konsum – ist um einiges stärker, günstiger und suchterzeugender als die Urform von Kokain. Gegen 1985 lag der Preis für eine Einzeldosis bei durchschnittlich 2,50 Dollar.
Dadurch wurde die sogenannte "Crack Epidemie" ausgelöst. Diese hatte verheerende gesellschaftliche Folgen in fast allen Großstädten der USA und traf gerade die afroamerikanische Community. Sie löste eine Welle der Kriminalität und des Elends aus. Gegen Ende der 80er Jahre hatte sich die Mordrate männlicher Schwarzer untereinander quasi verdoppelt. Auch die Zahl der Totgeburten stieg zeitweilig um 100 %. Es existieren unzählige Berichte über sogenannte "Crack Babys" aus dieser Zeit. Kinder, die unterentwickelt oder mit Fehlbildungen zur Welt gekommen sind. Die Mütter dieser Kinder waren schwer suchtkrank und konnten auch während der Schwangerschaft nicht auf ihre Droge verzichten. Ein Gedanke, der für einen psychisch gesunden Menschen kaum vorstellbar ist, jedoch zeigt, welch ein unbändiges verlangen Suchtdruck auslösen kann. Der Chicagoer Rapper Young Dolph, welcher 1985 geboren ist, nennt sich und eines seiner Alben sogar "Rich Crack Baby". Damit spielt er auf die Umstände an, in die er hineingeboren wurde.
Nachdem während der 90er Jahre die "Crack Epidemie" langsam abflachte, begannen andere Substanzen, die Vereinigten Staaten einzunehmen. In den 60er und 70er Jahren hat die amerikanische Gesellschaft bereits schmerzhafte Erfahrungen mit Heroin sammeln müssen. Trotzdem begann in den frühen 2000ern eine bis heute andauernde "Opioid Krise" in den USA. Diese wurde durch offensive Vermarktung von Opioid-haltigen Schmerz- und Beruhigungsmitteln ausgelöst. Zusätzlich betrieben die Pharmakonzerne aggressive Lobbyarbeit. Diese Medikamente, die ursprünglich für Schwerkranke gedacht waren, wurden dadurch auch bei einfachen Kopf- und Rückenschmerzen verschrieben. Mittel wie Codein, Tramadol oder Oxycodon waren nun so gut wie frei erhältlich – mit dramatischen Folgen: Die Zahl der Tode durch Überdosen stieg zwischen 2000 und 2010 um das Vierfache an, von 2000 bis 2017 sogar um das Zehnfache. 2004 gaben im Schnitt über 8 % aller High School-Schüler in Texas an, schon einmal Erfahrungen mit dem Missbrauch von Hustensaft gemacht zu haben. 14 Jahre später waren es laut einer ähnlichen Studie aus North Carolina bereits 30 %.
Im Zuge der bis heute lockeren Verschreibungspraktiken der Ärzte werden auch Benzodiazepine immer häufiger verordnet. Ursprünglich für die Behandlung von Panikattacken und Angststörungen gedacht, sollen sie nun schon bei leichten inneren Unruhen helfen. Allen voran das Präparat Xanax. Hinter diesem Markennamen verbirgt sich der Wirkstoff Alprazolam, welcher ähnlich suchterzeugend ist wie diverse Opiate. Da viele Amerikaner nicht krankenversichert sind, können sie sich die Medikamentensucht oft nicht mehr leisten. Also greifen sie auf den günstigeren Schwarzmarkt und die dort verfügbaren Beruhigungsmittel und Opioide zurück. Ebendieser Schwarzmarkt verursacht die meisten Drogentoten. Häufig werden gefälschte Medikamente verkauft. Diese enthalten statt des deklarierten Inhalts den Wirkstoff Fentanyl. Da es extrem potent ist, wird für dieselbe Wirkung, die beispielsweise Tramadol auslösen soll, nur ein Bruchteil der Dosis gebraucht. Dadurch sinkt der Herstellungspreis der Tabletten. Allerdings ist Fentanyl unberechenbar und kann schon bei geringer Überdosierung zum Tod führen. Eine Tatsache, die Lil Peep und Mac Miller am eigenen Leib zu spüren bekamen. Die Opioid-Krise ist so verheerend, dass sie 2015 als einer der Gründe für das erstmalige Abfallen der Lebenserwartung in den USA seit dem ersten Weltkrieg genannt wurde.
Trotzdem steigt die Zahl der Drogenkonsumenten weltweit an, darunter auch viele unter 30-Jährige, die statistisch gesehen die meisten Drogen konsumieren. Diese Generation steht neben Ausgrenzung und Armut auch einem großen gesellschaftlichen Druck und damit einhergehend psychischen Krankheiten gegenüber. Laut Studien einer deutschen Krankenkasse leiden circa 17 % der Angehörigen der "Generation Y" an einer psychischen Erkrankung. Die Welt, in der wir leben, wird immer vernetzter und schneller, zeitgleich verliert damit das Individuum an Wert. Das schafft vor allem einen Nährboden für Depressionen, welche wiederum ein Auslöser von Suchtkrankheiten sein können. Denn so schlimm exzessiver Drogenkonsum sein mag, er ist meist nur ein Auswuchs eines tiefer greifenden Problems.
Sind Drogen also überhaupt ein "HipHop-Problem"?
Jemand, der während der 80er Jahre in Städten wie New York oder Los Angeles unter ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen ist, wird mit großer Wahrscheinlichkeit in irgendeiner Form Erfahrungen mit Crack oder Kokain gesammelt haben. Sei es auch im Freundes- und Verwandtenkreis. Die Opioid-Krise fordert international seit den 00er Jahren Tote und trotzdem werden nach wie vor hochgefährliche Medikamente für kleinere Leiden verschrieben. Weshalb teils noch sehr jungen Menschen absolut legal der Konsum von stark abhängig machenden Opioiden und Benzodiazepinen ermöglicht oder gar von Ärzten nahegelegt wird. Zusätzlich wird der Leistungsdruck und die Flut an Informationen, die auf die Jugend einprasselt, immer größer. Dadurch werden psychische Erkrankungen wie Depressionen weiter begünstigt, was dazu führt, dass immer mehr Jugendliche Süchte entwickeln. Das alles geschieht absolut unabhängig von HipHop. Betrachtet man nun diese schwerwiegenden gesellschaftlichen Ereignisse und Veränderungen im Zusammenhang mit der Sprachrohr-Funktion, die HipHop innehat, so ist es mehr als naheliegend, dass in Rap-Texten immer wieder über Drogen gesprochen wird.
Natürlich ließe sich jetzt sagen, dass die Thematisierung von Drogen in Raptexten durchweg legitim wäre, da sie lediglich einen Einblick in reale Verhältnisse gewähren würde. Darüber hinaus ist es verständlicherweise sogar extrem wichtig, dass Problematiken wie Drogenkonsum aufgezeigt werden. HipHop ist noch nicht einmal das Genre, welches dieses Thema am häufigsten aufgreift. So wird statistisch gesehen in Country-, Rock- und Folk-Musik deutlich öfter über illegale Substanzen gesprochen. Allerdings ist HipHop momentan das kommerziell erfolgreichste Genre und hat damit eine unglaubliche gesellschaftliche Verantwortung. Deshalb ist besonders die Glorifizierung der Kriminalität und des exzessiven Konsums aufs Schärfste zu kritisieren. Einige Künstler rappen sogar darüber, Frauen Drogen ins Getränk zu mischen, um sie gefügig zu machen. Gerade für Jugendliche aus sozial wenig gefestigten Verhältnissen, die diese Musik als Projektionsfläche für ihr eigenes Leben nutzen, birgt die Glorifizierung Gefahren. Sie könnten dem Glauben verfallen, es würde "einfach dazugehören", harte Drogen zu konsumieren oder mit ihnen zu handeln. Des Weiteren sind sie meistens aufgrund mangelnder Bildung oder schlichtweg sehr geringen Alters zu wenig über Risiken aufgeklärt und lassen sich schneller zur Nachahmung verleiten. Selbstverständlich steht es jedem Künstler frei, von seinen eigenen Erfahrungen zu berichten. Auch, wenn das völlig überspitzt in den Erzählungen von einer durchzechten Nacht passiert. Allerdings ist es essenziell, sich dem Thema dann an anderer Stelle wieder reflektiert anzunehmen. Leider passiert das noch immer zu selten.
Glücklicherweise setzt innerhalb der HipHop-Szene mittlerweile ein Umdenken ein. Zahlreiche Künstler wie Isaiah Rashad, Future oder Lil Uzi Vert, die allesamt im Laufe ihres Lebens mit Suchtproblemen zu kämpfen hatten, zelebrieren nun öffentlichkeitswirksam ihre Abstinenz. Auf ganze zwölf drogenfreie Jahre kann Eminem mittlerweile zurückblicken, nachdem er im Jahr 2007 eine Überdosis überlebte. Bleibt nur zu hoffen, dass sich diese Haltung auf die gesamte Gesellschaft überträgt. Darüber hinaus ist es an der Politik, Suchtkranke nicht weiterhin zu stigmatisieren oder zu bestrafen. Der "War on drugs" ist gescheitert und hat nachweislich mehr Leben gekostet als gerettet. Die Bürgerrechtlerin Michelle Alexander fasst in ihrem Buch "The New Jim Crow: Mass Incarceration in the Age of Colorblindness" zusammen, was passiert, wenn ein Konsument beispielsweise wegen Crack verhaftet wird: "First, the arrest and the court hearing that will result in jail or prison-time. Second, the aftermath of permanent stigmas attached to someone who has done jail-time for crack, like being marked a felon on their record. This affects job opportunity, housing opportunity, and creates obstacles for people who are left with little motivation to follow the law, making it more likely that they will be arrested again." Vielmehr wäre eine stärkere Prävention der richtige Weg, damit Menschen gar nicht erst in eine solch prekäre Situation geraten.
(Nico Maturo)
(Titelbild von Kristina Lanert)