Keine teure Uhr schenkt mir mehr Zeit.
Keiner dieser Scheine machen mich reich.
Die Berliner Rapper BHZ verkörpern genau das, was für viele der Inbegriff einer Crew ist. Die sieben Künstler sind Jugendfreunde und haben sich vor ein paar Jahren zusammengetan, um Musik zu machen. Ihre ersten Tracks veröffentlichten sie noch auf SoundCloud – nun releasen sie mit "Kiezromantik" ihre dritte gemeinsame Platte seit 2018.
Die Musik von BHZ folgt keiner direkten Richtung. Man kann schlichtweg sagen: Die Berliner machen das, worauf sie Lust haben. Das merkt man bereits bei den Beats. Obwohl sie meist irgendwo zwischen smoothem Boom bap oder Trap angesiedelt sind, beinhalten die Instrumentals auch andere musikalische Einflüsse. Auf "Kiezromantik" agieren die fünf Rapper lediglich auf dem Titel "Nelly" alle gemeinsam. Ansonsten finden sich manche Crewmitglieder eher auf den traplastigen Songs wieder, während poppige, liebliche Beats wiederum von anderen berappt und besungen werden. In der Gesamtheit betrachtet sind nicht alle Künstler flowtechnisch und textlich gleich stark. Diese kantige, etwas unperfekte Art macht BHZ jedoch sympathisch und authentisch. Auf dem Album erzählen die Berliner überwiegend Anekdoten aus ihrem Leben sowie ihrer Gegend und zeichnen ein Bild, das derart echt wirkt, dass man sich als Hörer fast als Bestandteil davon fühlt. Überzogene Prahlereien wie dicke Autos oder Dealen im großen Stil bleiben bei BHZ aus und machen Platz für S-Bahnfahrten mit einer "Flasche Luft", Zusammenhalt und Träume.
Für 42 Minuten darf man in die Welt von BHZ eintauchen. Vom Sound her wird diese nie langweilig, denn die Palette an Styles und Beats ist bunt. So lässt sich auch leichter über die unterschiedlich starken Fähigkeiten der Rapper hinwegsehen. "Kiezromantik" liefert eine Menge Diversität und die Crew vermittelt durch ihre authentischen Anekdoten ein bisschen Berliner-Feeling – auch für diejenigen, die nicht dort ansässig sind.
(Dzermana Schönhaber)