Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Mic Check eine Hilfestellung bieten. Rappern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Du bist gerade einmal 19, hast aber schon vor fünf Jahren an den ersten Battleturnieren teilgenommen. Wann und wie bist du auf sie und auf HipHop allgemein gestoßen?
HeXer: Auf HipHop allgemein bin ich gekommen, weil ich mit Jungs im Alter von 12 bis 18 zusammen in einem Internat gewohnt habe und man dort natürlich sehr schnell von den Älteren einen Song vorgespielt bekommt. Mit 12, 13 fängt man ja so ungefähr an, selbst Musik zu pumpen. Und zu dieser Zeit war Deutschrap schon relativ groß, sodass das eigentlich alle in diesem Internat gehört haben. Mit 14 wollte ich dann selbst Musik machen. Bei uns in der Klasse waren diese Battlerapturniere in, sodass ich einfach damit angefangen habe. Es gab zu der Zeit viele kleine Turniere mit Anfängern wie mir, die gerade gestartet haben, zu rappen. Da hat sich schnell eine Community gebildet.
MZEE.com: Gerade in deinem Alter verändert sich oft noch die Sicht auf die Dinge und das eigene Handeln. Gibt es einen alten Track oder eine Zeile von dir, die dir mittlerweile unangenehm ist?
HeXer: Ja, auf jeden Fall. Da gibt es auch ganze Tracks. Jegliche stumpfen Beleidigungen oder bestimmte Schimpfwörter würde ich heutzutage nicht mehr rappen. Hab' halt mit 14 angefangen und die Attitüde gehabt, dass absolut alles erlaubt ist – was ja auch stimmt – und deswegen alles ausgereizt. Heutzutage finde ich das teilweise niveaulos.
MZEE.com: Beende folgenden Satz: "Meine Musik ist wie eine Mischung aus …"
HeXer: … Gesellschaftskritik und Chorgesang mit Battlerapeinfluss.
MZEE.com: Deine Texte sind sehr gesellschafts- und selbstkritisch. So setzt du dich auf "Icarus" etwa mit dem Thema Umweltschutz auseinander und gibst auch deine eigene Meinung wieder. Gibt es grundsätzlich eine bestimmte Botschaft, die du mit deiner Musik vermitteln willst?
HeXer: In vielen Tracks zeige ich in gewisser Weise zwei Seiten auf und ziehe sie ins Extreme, um zu verdeutlichen, dass Schwarz-Weiß-Denken nicht die Lösung ist. So gesehen gibt es viele Grautöne. Auf "Icarus" zum Beispiel präsentiere ich auf der einen Seite den heroischen Retter, der von jedem verlangt, dass man sich sofort ändern soll. Und wenn man das nicht tut, ist man ein Unmensch. Auf der anderen Seite zeige ich den absoluten Egoisten, der sich überhaupt nicht mit dem Thema Umweltschutz befasst, nur auf sich konzentriert ist und sich fast schon lustig über irgendwelche Aktivisten macht.
MZEE.com: Im Oktober soll deine EP "Metropolis" erscheinen. Was wird die Leute darauf erwarten?
HeXer: Elf Songs, die viele Themen der heutigen Zeit behandeln. Teilweise Boom bap-Beats, teilweise Trapbeats. Teilweise wird gespittet, teilweise gesungen. Ein großer Fokus lag auch auf der Reimtechnik und den Inhalten.
Ein Exclusive von HeXer könnt Ihr Euch ab sofort auf dem YouTube-Channel von MZEE.com anhören:
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(Daniel Fersch)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)
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