"Der Sichtexotheismus steht für Drums, Samples, Swing, reflektierende Lyrics und wesenlose Battleraps auf Beats." – Mit diesen Worten beschreiben die Jungs von Sichtexot ihren Sound auf Facebook selbst ziemlich treffend. Fünf Jahre sind mittlerweile seit der Label-Gründung vergangen und in ebenjenen fünf Jahren hat sich das Team im deutschen Untergrundrap mehr als etabliert. Vor diesem Hintergrund sind Tufu, Luk&Fil, eloQuent und Co. kürzlich das erste Mal gemeinsam auf große Tour gegangen, wo sie unser Redakteur Alexander Hollenhorst eines schönes Abends zum Gespräch treffen durfte. Er saß mit dem Großteil der Sichtexot-Truppe zusammen, um über ihre gemeinsame Zeit, die Auswirkungen des Mainstreams auf den Untergrund und seltsame Biting-Vorwürfe zu sprechen.
MZEE.com: Tufu, du bist von Anfang an dabei, hast Sichtexot mit gegründet. Hättest du überhaupt gedacht, dass dieses Kollektiv so lange Bestand hat?
Tufu: Geplant oder gedacht hätte ich das damals nicht. Aber es überrascht auch nicht, weil es eine natürlich gewachsene Sache ist. Wir kennen uns ja alle schon jahrelang und sind auch außerhalb davon, dass wir zusammen Sound machen, befreundet. Das ist wenig überraschend und das wird auch noch lange Zeit so weitergehen, weil es im natürlichen Umfeld stattfindet … Und da macht man halt einfach.
MZEE.com: Was hat sich verändert, wenn du heute auf eure Situation vor fünf Jahren zurückschaust?
Tufu: Es ist natürlich einiges an organisatorischem Aufwand dazugekommen. Vor allem Jens und Anton haben sich da als "Manager" sehr zu den Strippenziehern im Hintergrund gemausert. Sie helfen uns bei Dingen wie unseren Touren oder auch, wenn es um Wartezeiten im Presswerk geht oder darum, eine Platte ins Mastering zu geben. Den Mehraufwand merken wir, die als Künstler auf dem Label aktiv sind, weniger und die beiden mehr.
MZEE.com: Was für ein Gefühl ist es, eine eigene Tour mit dem ganzen Label aufstellen zu können und nicht nur auf irgendwelche Buchungen hoffen zu müssen?
Tufu: Auch da hatten wir ja jetzt Hilfe von extern. Und dann ist es grundsätzlich natürlich cool, dass das so klargeht, dass man sich nur ins Auto setzen muss und überall ist was zum Pennen da … und Essen und Bier. Natürlich gibt's auch mal Probleme und man regt sich auf über den einen oder anderen Zwischenfall … aber na ja.
MZEE.com: Wenn du auf fünf Jahre Sichtexot zurückschaust – was war das Highlight für dich?
Tufu: Also, nur einen dicken Moment gibt es eigentlich nicht. Wir haben viele geile Gigs zusammen gespielt. Die alle aufzuzählen, wär' Quatsch. Aber es passieren andauernd irgendwelche Momente, in denen irgendwer mit 'nem neuen Track, den er gestern Abend aufgenommen hat, um die Ecke kommt oder irgendwer plötzlich 'ne Platte fertig hat und man hört die dann durch und denkt nur: "What the fuck?!" …
Loki: (ruft rein) Oder wenn Johnny Moto Liegestütze macht.
Tufu: Oder wenn Johnny Liegestütze macht.
Loki: Das sind eigentlich die Momente.
Tufu: Also, es sind dauernd Sachen. Und ich glaub', es ist auch irgendwie wichtig, dass dieser Kick, dieser Impact da ist, den man selbst auch spürt und der einen so euphorisch macht und am Ball bleiben lässt. Die ganze Zeit werden sich die Bälle hin und her gespielt und da jagt eigentlich ein cooler Moment den nächsten.
MZEE.com: Loki, gab's auch einen Tiefpunkt? Ein Moment, bei dem ihr euch nur denkt: "Das war echt Scheiße"?
Loki: Ja, aber das darf man ja nicht veröffentlichen. (lacht) Wird das hier eigentlich aufgenommen?
MZEE.com: Aufgenommen und dann abgetippt als Textinterview.
Loki: Ah, okay. Sonst hätt' ich mich anstrengen müssen, damit ich cooler klinge. (lacht) Meine Stimme hat beim Konzert gestern ganz schön gelitten. Also klar, es bleibt nicht aus, dass man mal streitet …
MZEE.com: Ich meinte jetzt gar nicht unbedingt bei euch in der Crew, sondern im Allgemeinen. Falsche Versprechungen von Veranstaltern oder Ähnliches.
Loki: Ach so! (alle lachen) Ja, klar. Gibt's. Viel. Wenn man zum Beispiel nach dem Auftritt kein Hotel hat. Und dann muss man durch die Stadt hustlen und irgendeinen Fallschirmsprung machen, um an ein Bett zu kommen. Das gab's schon und das ist nicht so schön. Aber na ja … ist auch nicht schlimm.
MZEE.com: Kannst du denn ein paar positive Meilensteine für dich nennen?
Loki: Hip Hop Kemp war übertrieben, als wir da gespielt haben, das war sauwitzig. Ein Meilenstein war auf jeden Fall der Eintritt von DJ UWE (Mak Simay, Anm. d. Red.) in unsere kleine Runde, weil wir live jetzt viel doper sind. Und auch abseits von Bühnen sind wir jetzt viel doper. Jedes Album ist natürlich ein Meilenstein … Meilensteine in diesem Sinne passieren ja auch voll oft nur retrospektiv. Man haut einen Track raus und dann wird der halt bekannter, als man dachte – und dann wird der zu einem Meilenstein, ich weiß nicht. Aber jedes Album für sich war schön und ein Meilenstein, wenn man das so nennen will.
MZEE.com: Ich habe das Gefühl, dass ihr mit der Zeit immer noch mehr Arbeit und Liebe in die Musik und das Drumherum steckt. Zuletzt kam von dir, Knowsum aka Nepumuk, eine LP mit 100 handbemalten Covern. Seid ihr noch detailversessener geworden?
Knowsum: Das weiß ich nicht genau. Das mit den Covern war eher eine spontane Idee, ich hab' mir da gar nicht so viele Gedanken drüber gemacht. Ich fand' die Bilder von be.truu (Künstlerin aus Berlin, Anm. d. Red.) schön. Sie hat das gemacht und echt gut durchgezogen – ist ja auch megaviel Arbeit, 100 Cover zu malen. Aber im Gesamten weiß ich das nicht. Man wird halt älter irgendwie und dann macht man sich noch mehr Gedanken über alles, das geht damit einher.
MZEE.com: Ist man vor diesem Hintergrund noch abgefuckter, wenn einige Rapper mit hingeklatschten Alben unfassbar viel verkaufen?
Tufu: Ich glaube, dass sich keiner von uns davon irgendwie tangiert fühlt oder sich denkt: "Boah, bei uns könnte mehr gehen, wenn wir jetzt die und die Moves machen!" Da würden wir uns auch selbst reingrätschen, denn dafür macht die Sache gerade viel zu viel Spaß. Der Prozess findet zwischen uns ja rein musikalisch statt und nicht groß auf einer organisatorischen oder Vertriebsebene. Die Energie geht halt komplett in die Musik.
MZEE.com: Ist es aus Künstlersicht auch mal amüsant zu sehen, mit was für einfach gestrickten Beats oder Texten Künstler riesigen Erfolg haben? Denkt man sich dann: "Hat der jetzt echt diesen Scheiß rausgebracht und macht damit so eine Riesenwelle?"
Tufu: Ja, das denkt man oft. "Was ist das denn für ein krasser Scheiß?" – eigentlich dauernd. Aber wie gesagt: Das ist so weit weg, dass es mit meinem Rap oder meiner Musik gar nichts zu tun hat. Das ist noch mal ein ganz anderer Kosmos.
Loki: Ich finde, das ist erst mal voll der Irrglaube, dass wir irgendwie mehr handwerklich könnten oder so. Also, da kann ich auf jeden Fall für Knowsum und mich sprechen. Ich glaube gar nicht, dass da bei uns viel mehr Gefrickel ist und das unbedingt krasser ist als so Pop-Kram. Ich würde auch den Menschen, die diese Musik machen, nicht absprechen, dass sie es auch mit Liebe zu machen … Den meisten auf jeden Fall nicht. Ich fahr' da nicht so einen straighten, dogmatischen Untergrund-Film. Wir alle, glaube ich, nicht. Bei manchen kann man daran zweifeln, ob in deren Musik irgendwie Liebe dabei ist, ob denen das noch Spaß macht oder es halt einfach nur ein Job ist – aber ich denke, beim Großteil ist es anders. Es gibt auf jeden Fall auch poppige Sachen, die ich feier'.
MZEE.com: Was hältst du zum Beispiel von einem Kollegah, der im Moment in der Öffentlichkeit als der große Vertreter für Rap gilt?
Loki: Der ist ja genau so ein Beispiel. Dem würde ich nie absprechen, das, was er macht, total gut zu machen. Es ist einfach nur etwas anderes als das, was wir machen. Und da muss man ja auch überhaupt nicht werten. Der legt halt Wert auf krasse Technik, eine krasse Sprache und krasse Reime und perfektioniert das. Das ist handwerklich superkrass und mit Liebe gemacht Sonst würde er das ja nicht so krass vorantreiben. Genau das meinte ich. Der macht das mit dem gleichen Feuer wie wir, nur anders.
MZEE.com: Das seh' ich ähnlich, nur kommen mir die Umstände oft komisch vor. Ich habe zum Beispiel das Gefühl, dass viele Künstler ihre Fans regelrecht indoktrinieren, die nächste Box für 50 Euro zu kaufen – und finde das oft eher uncool.
Johnny Moto: Der Künstler kann ja nichts für seine Fans. Ich find' das erste "Zuhältertape" auch geil. Und jetzt hat Kollegah halt die Nische gefunden, die er bedienen will und sein Image dann gepusht. Und wenn es Leute gibt, die das feiern, dann kann man sich darüber abfucken, aber ich tu's nicht.
Loki: Wer ist man denn, zu sagen, dass das nicht cool sei?
Tufu: Es kommt halt immer auf die Auslegung an. Zum einen gibt's Aktionen wie handgemalte Cover, das ist unsere Art und Weise. Das ist ja quasi unsere Amazon-Super-Box. Und andere haben halt eine andere Maschinerie und die machen dann halt fette Boxen, sind darauf aber am Ende vielleicht genauso stolz. Also mich nervt das überhaupt nicht. Ich krieg's natürlich auch mit, dass es ein Riesengeschäft ist und super boomt mit Mehrfach-Vinyl-Boxen und so weiter. Aber am Ende freuen sich diese Künstler, glaub' ich, genauso wie wir darüber, ihr Produkt in der Hand zu halten. Das ist ja bei uns nicht anders.
MZEE.com: Was für eine Rolle spielt das Thema "Verkauf" bei euch denn mittlerweile?
Tufu: Das hat noch nie eine große Rolle gespielt und tut es auch immer noch nicht. Es ist immer schön, wenn Sachen mal nachgepresst werden und wenn man das im Kopf mal nachrechnet, denkt man sich mittlerweile schon mal: "Boah, krass." Es ist immer noch ein kleiner Rahmen, aber es ist ein schöner Gedanke, dass meistens alles weggeht.
MZEE.com: Nach fünf Jahren sollte das Thema eigentlich durch sein, aber ich hab' mich vorhin gefragt, ob es wie zur Anfangszeit immer noch Menschen gibt, die Tufu vorwerfen, Retrogott zu biten.
Tufu: Also, es kann bestimmt sein, dass es da immer noch Leute gibt. Ich höre es gar nicht mehr. Ich hab' mir auch, bis du es gerade angesprochen hast, gar keine Gedanken mehr darüber gemacht. Abgesehen davon kennen wir die Dudes mittlerweile ja auch alle und wir verstehen uns gut. Das ist kein Thema mehr.
MZEE.com: Ich konnte die Vorwürfe damals überhaupt nicht verstehen. Was hast du dir damals gedacht?
Tufu: Ich hab' weiter Sound gemacht. Was willst du auch sonst machen? Das gibt's immer, dass Leute einem irgendwas absprechen wollen, gerade im Rap. Damals hab' ich halt die Klatsche gekriegt. Sowas lässt einen natürlich nicht ganz unberührt, aber irgendwann checkt man halt, dass man darauf nichts geben kann. Schon gar nicht, wenn das irgendwelche Leute unter YouTube-Videos posten.
MZEE.com: Was habt ihr anderen schon für abstruse Biting-Vorwürfe bekommen?
Loki: Wir klingen alle wie der Retrogott, auf jeden Fall – außer eloQuent. Den Retrogott-Vorwurf bekommen Knowsum und ich auch oft. Kann ich auch ein bisschen verstehen: Es ist ein ähnlicher Sound, es sind ähnliche Gedanken. Retrogott hat mich auf jeden Fall auch inspiriert, aber wir sind ja alle keine Originale. So entstehen Menschen. Man lässt sich von der Welt beeinflussen und heraus kommt halt, was man selbst macht. Hat mich aber auch nie gestört. Manchmal finde ich sogar selbst, dass ich ein wenig wie der Kurt klinge und denke mir dann: "Ja, okay, du musst mal ein bisschen anders rappen." (lacht) Aber eigentlich ist es mir auch scheißegal.
Johnny Moto: Ich habe schon gehört, dass ich mich anhören würde, wie … Ich will das eigentlich gar nicht sagen. (alle lachen) Prinz Porno, ja. Da gibt's auch Anekdoten, die ich nicht erzählen möchte. Aber es gibt da noch eine andere Geschichte: Auf YouTube hab' ich über einen Beat von Kevoe West mal gelesen, es sei eine absolute Frechheit, der wär komplett von Amewu geklaut. (alle lachen) Und ich les' das und … Das ist einfach ein komplett anderer Beat und es war nie die Absicht, irgendwas zu biten.
(eloQuent kommt dazu)
MZEE.com: eloQuent, du hast zuletzt eine Platte mit Hulk Hodn gemacht und auch schon Hiob gefeaturet. Was für ein Gefühl ist es, jetzt mit Leuten Musik zu machen, von denen man früher nur Fan war?
eloQuent: Auf jeden Fall ist das ein besonderes Gefühl. Wie du schon sagtest, bin ich auf jeden Fall Fan von beiden. Das ist natürlich ein gutes Gefühl, die kennenzulernen und die Möglichkeit zu haben, mit denen zu arbeiten.
MZEE.com: Hättest du dir das vor Jahren schon vorstellen können?
eloQuent: Es ist jetzt schwierig, mich in diese Lage hineinzuversetzen, aber ich glaube, ich hätte es mir vorstellen können. Es wäre jetzt nicht total abwegig gewesen Es ist ja ein ähnlicher musikalischer Kosmos, in dem wir uns alle bewegen.
MZEE.com: Wie denkt ihr über die Entwicklung der Festivallandschaft in Deutschland? Ihr wart zum Beispiel Stammgäste auf der Tapefabrik. Die konnte sich zuletzt nicht mehr finanziell über Wasser halten, auch, da zu viel Konkurrenz aufkam. Leiden kleinere Rap-Festivals unter dem Rap-Boom, durch den viele Festivals aus dem Boden gestampft werden?
eloQuent: Zum Thema "Tapefabrik" muss ich sagen: Ich mag den Max (Veranstalter der Tapefabrik, Anm. d. Red.), wir kennen uns und ich hab' einen Riesenrespekt vor Leuten, die so etwas auf die Beine stellen und sich den ganzen Stress geben. Es war immer cool und wir hatten jedes Mal einen Riesenspaß. Aber ich finde, die Tapefabrik hat ein bisschen selbst dafür gesorgt, dass es so gekommen ist. Das ist nichts, was von außen kommt, da kann kein anderes Festival etwas dafür. Die haben sich selbst an die Wand gefahren. Mit dem Festival in Berlin haben sie sich überhoben, das war nicht zu Ende gedacht. Und schon vor Berlin konnte man sehen, dass sie versuchen, so groß wie möglich zu sein und alles abzudecken. Die wollten ja jeden Aspekt abdecken, am besten hätte es noch eine Beatbox-Bühne gegeben. Das war in so einer kurzen Zeitspanne, denke ich, einfach too much.
Tufu: Mir fällt jetzt auch neben der Tapefabrik kein anderes kleineres Festival ein, das aufhören musste. Ich seh' das ähnlich wie eloQuent. Ich halte uns selbst für ein recht kleines Label und trotzdem fragen uns so viele Festivals an, ob wir da spielen wollen. Ich weiß nicht, wie das sonst gewesen ist, aber ich denke, dass die Festivals ihren Kosmos eher auf kleinere Acts erweitert haben und das ist ja positiv.
Loki: Es ist ja insgesamt die Frage: Fickt der Mainstream den Untergrund? Find' ich nicht. Spätestens seit dem Internet ist das nicht mehr so einfach. Auch in der Zeit, in der wir leben, in der die Leute alle individuell sein wollen und Angst vor Einheitsbrei haben. Man sieht ja auch, dass es den Majors nicht so gut geht und dass die mit dem Internet nicht so gut zurechtkommen. (lacht) Die können das nicht so gut mit dem Internet. Da sitzen bestimmt echt so 60-jährige Typen, ich stell' mir das schon ein bisschen so vor. (alle lachen)
Johnny Moto: Die Leute kommen ja auch nicht mehr aufs Splash!, um da Rap zu hören.
Loki: Die wollten eigentlich nach Malle, aber haben sich halt verfahren.
MZEE.com: Loki und Knowsum, ihr seid in euren Texten ja durchaus sehr speziell unterwegs. Wie oft hattet ihr beim Schreiben keine Ahnung, was der jeweils andere mit seinem Part überhaupt sagen will?
Loki: Ich versteh' alles, was er sagt. Immer. (grinst) Es geht ja auch nicht um perfektes Nachempfinden der Intention, sondern darum, zu rezipieren und selbst etwas daraus zu machen. Den Anspruch haben wir auch. Beziehungsweise ist es kein Anspruch an den Hörer, sondern Respekt vor dem Hörer, ihn seiner Fantasie zu überlassen. Aber da ich den Knowsum schon sehr lange kenne, verstehe ich eigentlich immer alles, was er meint.
Knowsum: Joah, ist bei mir überhaupt nicht so. (alle lachen) Doch, genauso, klar. Ich versteh' auch immer, was er meint. Und wenn nicht eins zu eins, dann halt das Gefühl bei einer Line. Und wenn nicht, dann fragt man halt einfach. Das kam auch schon mal vor. Gibt's ja alles.
MZEE.com: Und wie sieht's bei Beats aus? Ist da schon mal was auf einer Platte gelandet, was dem anderen überhaupt nicht gefallen hat?
Knowsum: Nee. Wir schreiben ja erst, wenn wir den Beat geil finden. Der ist immer zuerst da.
Loki: Aber es ist jetzt nicht so, dass wir alles aneinander lieben. (lacht) Er macht halt auch 8 000 Beats am Tag.
MZEE.com: Wie kam's jetzt überhaupt dazu, dass du als Nepumuk mal eine Soloplatte gemacht hast, Knowsum?
Knowsum: Das ist 'ne gute Frage. Das waren eigentlich vor allem die Songs, auf die Loki keinen Bock hatte. Und dann hab' ich mir halt gedacht: Bevor die nur rumliegen, mach' ich noch ein paar neue dazu – und dann wurde es halt 'ne Platte. Und einfach mal hundertprozentig sein eigenes Ding zu machen, ist ja auch schön.
MZEE.com: eloQuent, du hast zuletzt auch Beats von dir selbst auf deinen Releases platziert. Kann man da auch mal mit einer Beatplatte oder einem komplett von dir produzierten Album rechnen?
eloQuent: Ich kenn' halt Leute, die viel, viel bessere Beats machen als ich. Und dann ist es immer schwierig, es nicht wack zu finden, was man selbst macht. Das ist im Endeffekt der Hauptgrund, warum ich meist andere Beats nehme, weil ich den dopesten will. Es wär' cool, irgendwann mal eine Platte zu machen, die ich komplett selbst produziere. Zusammen mit Pano hab' ich ja sogar vor Kurzem eine Beatplatte gemacht. Aber ansonsten ist das ähnlich wie bei Loki: Es ist einfach schwierig, wenn man komplett auf sich selbst gestellt ist. Wobei er sich gar keine Sorgen machen müsste, er macht echt richtig gute Beats.
MZEE.com: Letzte Frage: Was liegt releasetechnisch bei euch in der nächsten Zeit an?
eloQuent: Da kommt was. Es werden zwei Sachen sein, deren Releasedaten nah beieinander liegen werden. Das "DEMOS"-Ding mit den Dramadigs kommt auf Platte raus, megalimitiert auf 200 Stück im SXT-Shop. Das hab' ich ja vorher schon digital rausgehauen. Außerdem hab' ich mit einem Kumpel von mir, Superhin, eine Platte gemacht. Der hat da produziert. Eine Doppel-LP namens "Im Auge des Wurms", die kommt am 27. Juni.
Loki: Von mir kommt auch eine Soloplatte. Die ist eigentlich schon fertig und kommt bestimmt auch bald raus, wenn die acht Millionen David Bowie-Represses mal gepresst wurden. (lacht) Dann machen wir ein Luk&Fil-Album, das wird super … funky. Wir hören viel 80s-Shit gerade, das hört man auch ein bisschen. Dann machen wir auch noch eine EP oder LP mit einem anderen Rapper, das wird auch lustig. Was geht bei Uwe so?
DJ UWE: Ich trink' Bier.
Tufu: Wir haben ja zur Tour jetzt erst mal "Seelenquantisierung" und "Mastschwein" noch mal auf Platte gepresst. Ansonsten bin ich auch an einer neuen Soloplatte dran … Nebenher mach' ich noch Stuff mit dem Beatvadda aus der entbs-Crew. Und in diesem Jahr kommt auch noch die "Dummer Lump"-Platte vom Nepumuk und vom Tufu. Die ist auch schon fertig und im Presswerk.
Knowsum: Ich hab' mit Sir Serch 'ne Platte gemacht. Rap. Ansonsten kommt auf Money Sex noch eine Knowsum-Platte raus.
Johnny Moto: Es wird bestimmt noch was kommen, auf jeden Fall einzelne Songs. Und wenn ich vielleicht endlich mal wieder alleine wohne, wird da mehr gemacht. Und dann könnte es sein, dass nach dem "Mototape" auch mal eine "Motoplatte" kommt. Das ist schon geplant. Mal abwarten.
(Alexander Hollenhorst)
(Fotos von Daniel Hoffmann)