Formate, in denen Rapacts ihr Talent im Freestylen unter Beweis stellen können, gibt es zahlreiche – jedes Land hat seine eigenen Wettbewerbe, bei denen MCs sich zum Schlagabtausch treffen. Doch eine Grenze haben sie alle: die Sprachbarriere. In der DJ-Szene sieht das ein wenig anders aus – hier wird darauf geachtet, wer die fetteren Beats präsentiert, die einfallsreichsten Übergänge schafft und auch wirklich Ahnung davon hat, wie Scratchen funktioniert. Eskei83 aus Dresden scheint sein Handwerk in diesem Bereich zu beherrschen, denn auf dem "Red Bull Thre3style Battle" im letzten Jahr konnte er sich gegen jegliche Konkurrenz auf internationaler Ebene durchsetzen und darf sich seitdem als "World Champion" bezeichnen. Doch was macht eigentlich einen guten DJ aus? Worauf achtet die Jury beim Judgen eines DJ-Battles? Und welchen Stellenwert nimmt das DJing heutzutage überhaupt noch in der HipHop-Szene ein? Wir trafen uns mit Eskei83 zum Interview, um Antworten auf diese und weitere Fragen zu erhalten.
MZEE.com: Erst mal einen sehr verspäteten herzlichen Glückwunsch zum Sieg des "Thre3style Battles" im letzten Jahr. Man kann wahrscheinlich davon ausgehen, dass das Ganze einen Meilenstein in deiner Karriere darstellt, oder?
Eskei83: Ich bin auf jeden Fall sehr stolz, den Titel gewonnen zu haben. Das Konzept repräsentiert den Style, in dem ich auflege. Im Battle selbst geht es ja darum, mindestens drei verschiedene Musikgenres miteinander zu verknüpfen – und das ist genau das, was ich seit Jahren mache, um damit die Party zu rocken. Es macht mich echt stolz, von so vielen internationalen und hochkarätigen Judges als der beste DJ 2014 gekürt worden zu sein.
MZEE.com: War die Teilnahme an einem solchen Battle denn schon ein jahrelanger Traum von dir? Für viele Rapper ist es beispielsweise ein großer Traum, auf dem Splash!-Festival zu spielen … ist dieses Battle für DJs etwas Ähnliches?
Eskei83: Das könnte man schon damit vergleichen, aber das Battle gibt es leider noch nicht so lang. Als ich mir meinen ersten Plattenspieler geholt habe, war mein Ansporn ein ganz anderer. Ich wollte einfach HipHop machen. Ich wollte Beats basteln, Scratches aufnehmen, auflegen und ein Teil dieser Bewegung sein. Das war mein erstes Ziel und die ganzen Jahre über habe ich immer weiter daran gearbeitet. Im HipHop gibt es ja diesen Battlewillen und jede Sache, bei der ich mich beweisen konnte, habe ich mitgenommen. Beim "Thre3style Battle" habe ich gesehen, dass sich viele gute DJs messen und ich wollte einfach mal schauen, wie ich auf internationaler Ebene dastehe. Als ich in die Competition gekommen bin, hatte ich ein gutes Gefühl und habe im ersten Jahr 2013 weltweit als Dritter abgeschlossen und war dann mega froh, dass ich mir 2014 den ersten Platz holen konnte.
MZEE.com: Musstest du dich dafür bewerben oder kamen die Veranstalter auf dich zu?
Eskei83: Im ersten Jahr in Deutschland wurden die DJs eingeladen. Allgemein hat das Battle vor fünf oder sechs Jahren als regionaler DJ-Ausscheid in Kanada gestartet und das hat alles so gut funktioniert, dass sie es immer größer gemacht haben. Es war erst national, ging dann nach Nordamerika, daraufhin wurde das Ganze dann international und irgendwann hat auch Deutschland gesagt, dass es beim Vorentscheid mitmachen wolle. Da wurde ich auch zum ersten Mal gefragt, weil ich einen relativ hohen Status hatte. Im Jahr danach musste man sich bewerben und auch in diesem Jahr gab es nur Teilnehmer, die die Jurymitglieder ausgewählt haben.
MZEE.com: Wenn man mal darüber nachdenkt, ist es schon krass, sich den Titel "World Champion" auf die Fahne schreiben zu können …
Eskei83: Voll! Ich hab' das auch selber noch nicht so richtig realisiert. Ich dachte während des Battles daran, wie sich dieser Titel wohl anfühlen würde, wenn man ihn sich holt. Aber bis heute fühle ich mich irgendwie nicht anders als davor. Es ist komisch, wenn Leute dich auf den Titel hinweisen.
MZEE.com: Hast du auch eine Trophäe bekommen?
Eskei83: Ja, eine riesige! Die ist übrigens, bevor sie mir übergeben wurde, drei Mal runtergefallen. Sie war also schon relativ kaputt. (lacht)
MZEE.com: Kannst du uns kurz aufzeigen, was sich seitdem für dich karrieretechnisch getan hat?
Eskei83: Die internationale Aufmerksamkeit hat extrem zugenommen. Ich war vorher schon viel in Nordamerika und Europa unterwegs. Aber das wurde nochmal in einen ganz anderen Fokus gerückt.
MZEE.com: Das bedeutet, das DJing ist jetzt voll und ganz dein Beruf?
Eskei83: Es ist schon sehr, sehr lange mein Beruf.
MZEE.com: Wie lange musstest du üben, bevor du wirklich davon leben konntest?
Eskei83: Wie in jedem Beruf gibt es eine Lernkurve. Man fängt an und übt ewig lang in seinem Zimmerchen zu Hause. Irgendwann bewirbst du dich, damals noch mit einem Mixtape, bei den Clubbetreibern und die laden dich dann ein. Man fährt hin, macht einen Gig umsonst, spielt die ersten ein bis zwei Jahre für eine kleine Gage sechs bis sieben Stunden in den Clubs und versucht, jeden Gast, der da ist, irgendwie glücklich zu machen. Das ist genau der Lernprozess, den du als DJ brauchst, um irgendwann auch mal größere Crowds wie bei einem Festival zu begeistern. Du weißt halt, dass die Leute auf das und das so und so reagieren. Wenn du den Weg so weitergehst, kommt irgendwann automatisch der Punkt, an dem du dich entscheiden musst, ob du deinen normalen Beruf weitermachst und hobbymäßig als DJ auflegst – oder ob du Vollgas gibst. Genau, wie das die meisten Rapper tun. Nach meiner Ausbildung zum Mediengestalter habe ich gesagt, dass ich jetzt als DJ arbeiten will. Ich hab' damals während meiner Ausbildung mit dem Auflegen schon mehr verdient als im ganzen Ausbildungsmonat. Da habe ich mir gesagt, dass ich das jetzt einfach versuche. Und wenn nicht, kann ich ja immer noch in meinen Job zurück. Bisher gab es aber nie die Option, wieder in einen normalen Job zu gehen, weil ich nie die Zeit dazu hatte.
MZEE.com: Du hast eben schon angesprochen, dass du viel unterwegs bist. Gibt es denn ein Land, in dem du am häufigsten gebucht wirst oder in dem du sehr bekannt bist?
Eskei83: Am bekanntesten bin ich natürlich in Deutschland, weil ich hier geboren wurde. Wenn man jetzt rein von Statistiken auf Facebook ausgeht, ist Deutschland ganz weit oben – und dann kommen schon recht viele asiatische Länder. Taiwan und Thailand. Auch in Korea habe ich viele Fans. Ansonsten in Kanada und lustigerweise in Basilien, obwohl ich noch nie da war.
MZEE.com: Und wo hast du deinen größten Auftritt bisher gespielt?
Eskei83: Mein größter Auftritt war – soweit ich mich erinnern kann – in London. Das ist immer schwer zu sagen, weil man nicht weiß, wie viele Leute vor der Bühne stehen, aber in London waren es 25.000 bis 30.000.
MZEE.com: Wir wissen ja alle, wie besorgt Eltern bei den Entscheidungen ihrer Kinder sein können. Wie haben deine Eltern denn reagiert, als du ihnen gesagt hast, dass du jetzt hauptberuflich DJ bist?
Eskei83: Ich hab' mit dem Auflegen angefangen, als ich noch in der Schule war. Auf meinem eigenen Abiball habe ich auch aufgelegt, von daher kannten die das schon. Während meiner Ausbildung habe ich mir damit immer was dazuverdient und meine Mutter hat diese Sache auch stets unterstützt. Wenn ich irgendwo auflege, muss ich ja auch Rechnungen schreiben, die Buchhaltung muss gemacht werden et cetera – und meine Mutter hat mir dabei immer sehr geholfen. Das ist die Seite, die niemand bei den DJs sieht: dass wir Selbstständige sind. Meine Mutter war ein ganz großer Teil bei diesen Dingen, weil sie mir den Rücken freigehalten hat. Ich konnte mich um die Musik kümmern und sie hat diese Background-Arbeit übernommen. Als ich den Schritt gewagt habe, war sie überhaupt nicht skeptisch. Sie hat gesagt, ich solle das machen und zurück in den Job könnte ich dann immer noch gehen. Ich habe Abi, den Ausbildungsberuf und noch ein bisschen BWL studiert. Ich bin jetzt nicht der Typ, der keine anderen Optionen hätte. Momentan läuft es aber so gut – ich glaube, selbst wenn ich mit dem Auflegen aufhören würde, könnte ich in der Industrie viele gute Jobangebote finden.
MZEE.com: Macht deine Mutter das heute auch noch für dich oder hast du da inzwischen ein kleines Team um dich herum aufgebaut?
Eskei83: Einige Sachen habe ich abgegeben, aber sie ist trotzdem noch involviert in viele Geschichten. Mittlerweile habe ich ein Management und auch beim diesjährigen Splash! waren wir beispielsweise insgesamt neun Leute. Immer, wenn ich von einer Show rede, rede ich von "wir", weil viele Leute daran arbeiten, aber eigentlich nur ich auf der Bühne stehe. Die anderen sehen das nur nicht. Das ist manchmal ein bisschen komisch. Aber da sind voll viele Leute involviert: Licht und Visuals, die ganze Pyrotechnik, wir haben Tänzerinnen und eben das ganze Organisatorische … Das ist alles nicht ganz ohne.
MZEE.com: Wie wichtig ist es dir, etwas wirklich Besonderes abzuliefern und wie erreichst du dieses Ziel?
Eskei83: Für mich ist es total wichtig, immer etwas Besonderes abzuliefern und da zählt jeder Gig für mich. Ich will das so perfekt machen, wie es nur geht – egal, ob ich vor hundert oder mehreren tausend Leuten spiele. Ich will, dass alle Leute eine gute Zeit haben. Wenn ich gebucht werde und die Gäste das, was ich mache, überhaupt nicht verstehen, kann ich halt nichts dran ändern. Ich mache einfach immer mein Ding und versuche, das so gut wie möglich umzusetzen. Wenn dann ein "World Final" stattfindet und neben mir auf der Bühne meine Lieblings-DJs in der Jury sitzen – unter anderem Jazzy Jeff, Z-Trip und Shortkut –, die mich bewerten sollen … Dann will ich Eindruck hinterlassen. Da geb' ich mir natürlich genauso viel Mühe und versuche, das perfekte Set abzuliefern. Das ist das, worum es bei mir geht: bei jedem Gig das perfekte Set zu spielen.
MZEE.com: Kann man konkret erfassen, wie viel Arbeit hinter solchen Auftritten beziehungsweise Sets steckt und wie lange man sich darauf vorbereiten muss?
Eskei83: Zu einem "World Final" geht natürlich niemand unvorbereitet hin. Da überlegt man sich was und das ruft man dann einfach ab. Ich bereite mich das ganze Jahr über auf meine Gigs vor. Wenn ich bei einem Festival bin, dann weiß ich, dass diese und jene Künstler dort sein werden und von denen spiele ich dann den ein oder anderen Track in meinem Set. Aber ich spiele dann nicht nur den Song – ich mache da was Neues draus. Ich habe die Möglichkeit, Vocals von Haftbefehl zu nehmen und sie auf einen ganz anderen Beat zu setzen. Das ist der Moment, in dem alle Leute den Track hören und auf einmal der Beat switcht. Und alle denken sich nur: "Woah, krass! Was Neues, aber eigentlich kenne ich es doch". Das ist genau das, woran ich das ganze Jahr über arbeite. Aber nicht nur für einen Gig, sondern permanent für jede Show.
MZEE.com: Du bist vielen Deutschrap-Hörern durch und seit diesem Sieg bekannt, aber wir würden gerne nochmal einen Rückblick auf deine Karriere davor werfen. Stammst du ursprünglich aus der deutschen HipHop-Szene oder bist du anderweitig zum DJing gekommen?
Eskei83: Ich bin durch deutschen Rap zu HipHop überhaupt gekommen. 1996 bis 1998 gab es ja diesen Deutschrap-Boom mit Massive Töne, Absolute Beginner und Samy, damals noch mit Dynamite Deluxe. Witzigerweise kennt ein Kumpel von mir, weil er so jung ist, MZEE.com nicht und hat mich direkt gefragt, wie man das ausspricht. Für mich war das damals eine riesige Plattform! Genau auf solchen Plattformen habe ich mich in den Foren rumgetrieben. Das war damals unser Social Media. Ich bin mit meinen 31 Jahren noch nicht steinalt, aber da habe ich auch angefangen, mich mit diesen ganzen HipHop-Themen auseinanderzusetzen. Es gab diese ganzen Sparten: Graffiti, Breakdance, Rap, DJing … und damals war mein Forumname auch schon Eskei83. Und auch nur mit 83, weil Eskei schon weg war. (lacht) Ich weiß nicht mehr, in welchem HipHop-Forum das war, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass der Name Eskei bei MZEE.com schon vergeben war … Zurück zum Thema: Bei Absolute Beginner war der Einfluss von DJ Mad extrem. Der hat auch immer viel gescratcht und man hat allgemein fette Beats gemacht. Ich habe dann wirklich an meinem Computer angefangen, Beats zu bauen, und wollte wie DJ Mad diese coolen Scratches mitaufnehmen. Dann hab' ich mir einen Plattenspieler gekauft. So bin ich dazu gekommen. Als ich den hatte, habe ich Platten gekauft, einen Mix aufgenommen und meinen Freunden gezeigt. Das hat sich dann verteilt und schon habe ich erste Auftritte als DJ bekommen.
MZEE.com: Welchen Stellenwert nimmt das DJing deiner Meinung nach heutzutage in der HipHop-Kultur hierzulande ein? Hat sich in den letzten zehn Jahren dahingehend viel verändert?
Eskei83: Es hängt viel davon ab, wie sehr der einzelne DJ Gas gibt. Wenn du versuchst, aus dieser Masse herauszustechen, kannst du viel reißen. Um es mit meiner Person zu erklären: Ich investiere sehr viel Arbeit und es macht mir Spaß. Demnach hat sich diese Position für mich in Deutschland auch ergeben. Es gibt aber auch viele DJs, die in Richtung Podcast arbeiten, zum Beispiel DJ Ron. Der hat halt dort seine Sparte gefunden. Es gibt aber auch Band-DJs. Es hängt viel von der Popularität ab, wofür welcher DJ bekannt ist und was er bei seiner Show tatsächlich abliefert. Da ist der Stellenwert in Deutschland meiner Meinung nach eher gering, weil man immer in dieses Black Music-Lager gedrängt wird – gerade in Clubs. Man kann dann, wie ich, versuchen, herauszustechen, oder man geht in dieser Suppe leicht unter. Das finde ich halt sehr schade. Was mich vor allem stört, ist, dass die DJs immer in der zweiten Reihe hinter den Rappern stehen und es in Clubs unter Umständen nicht gewürdigt wird, was ein DJ macht. Das meinte ich auch mit "Suppe". Da steht irgendein DJ und der macht das vielleicht mega gut, aber es interessiert sich keiner so richtig dafür.
MZEE.com: Können diese Umstände vielleicht auch daher kommen, dass Rapper XY sagt, er hat für den Abend niemanden, der sein DJ ist, und dann jemanden darum bittet, mal eben "auf den Knopf zu drücken"? Dass mehr dahinter steckt, wird oft nicht gesehen …
Eskei83: Ja. Da ist zum Beispiel mein Buddy DJ Maxxx. Der kann die Liveshow von einem Künstler wirklich verbessern. Das ist der DJ von Haftbefehl. Er bringt so viel Input und macht sich Gedanken über die Show von einem Rapper, dass er sie noch mal aufwerten kann. Viele Leute sehen nicht, dass DJs wie er richtig Gas geben und die Leute, die vor der Bühne stehen, durch ihn angeheizt werden. DJs können echt viel reißen, egal, ob im Club oder mit einem Rapper. Wir können die Stimmung der Leute beeinflussen.
MZEE.com: Und welchen DJ aus Deutschland muss man deiner Meinung nach unbedingt einmal live erlebt haben und warum?
Eskei83: Da gibt es viele, das wird jetzt eine ewig lange Liste. Maxxx ist ein Freund von mir, mit dem ich schon lange zu tun habe. Wer mir direkt am Anfang einfällt, ist auch mein Kumpel DJ Kitsune aus Frankfurt. Der macht ja nicht nur DJing, sondern hat zum Beispiel auch eine Platinplatte für das Drake-Album, weil er mit Crada produziert hat. Die sollte man auf jeden Fall auschecken! Ich will jetzt aber niemanden vergessen, mir schießen tausend Namen durch den Kopf … Ron mit seinem Podcast ist auch schon mega lang dabei und wenn er in der Stadt ist, sollte man ihn auf jeden Fall auch sehen.
MZEE.com: Wie sieht es denn auf internationaler Ebene aus? Die Thre3styles-Reihe findet in den verschiedensten Städten weltweit statt, um am Ende einen "World Champion" zu küren. Kannst du uns einen kleinen Einblick in die internationale DJ-Battleszene geben?
Eskei83: Es gibt immer regionale oder nationale Vorentscheide und da qualifiziert sich jeder DJ in seinem Land für die "World Finals". Das "World Final" ist dann jedes Jahr in einer anderen Stadt und geprägt vom jeweiligen Veranstaltungsort. Als es 2013 in Toronto war, war alles total HipHop- und Reggae-mäßig. Die Stadt hat einen großen Einfluss aus Trinidad, Tobago und Jamaika. Die sind wie New York total HipHop-lastig drauf und da kannst du mit sowas punkten. Als wir letztes Jahr in Aserbaidschan, also in Baku, waren, wussten die dort gar nicht, auf was sie sich einlassen, weil es diese Clubszene da überhaupt nicht gibt. Dort ist ein Restaurant auch gleich ein Club. Das klingt jetzt abwertend, ist aber gar nicht so gemeint. Die Tische werden weggerückt, aus dem Restaurant wird plötzlich ein Club und da geht dann die Party ab – aber alle Leute chillen weiter am Tisch. Da gibt es keine Tanzfläche, die Leute stehen mit ihren Getränken herum. Oder auch in Bangkok: Da steht die ganze Tanzfläche voll mit Tischen, aber alle stehen nur drum herum und feiern.
MZEE.com: Da gibt es dann keinen Dancefloor? Das klingt stark nach einer Vernissage …
Eskei83: Die tanzen halt am Tisch. Die Musik ist ja auch voll laut. Ich war noch nicht in Japan – da ist das wohl noch krasser! Da gibt es ein Tanzverbot.
MZEE.com: In jeder Location in Japan?!
Eskei83: Das kannst du mal googlen. Da gibt es auf jeden Fall echt ein Tanzverbot. Das wird jetzt zwar gekippt, aber ich weiß nicht, wann … Nächstes Jahr ist ja eine große Veranstaltung in Japan und dafür werden die das kippen, weil viele internationale Touristen kommen. Aber jahrelang durfte man dort nicht tanzen. Wenn die Polizei kommt, ist direkt die Mucke aus. Das ist total unterschiedlich … Okay, ich habe wegen der Battle-Frage jetzt gar nicht richtig geantwortet. (lacht)
MZEE.com: Es ging darum, was das internationale Mekka ist. Wo will man als DJ unbedingt mal auflegen?
Eskei83: Die Frage ist unheimlich schwer zu beantworten, weil: Du weißt ja nie, in was für einen Club du in einem bestimmten Land kommst. Als ich das erste Mal in New York aufgelegt habe, war das nicht anders als hier in irgendeinem Kommerzclub. Ich würde sagen, dass England und Kanada die besten Länder für DJs sind. Für mich persönlich war einer meiner besten Gigs definitiv der in London.
MZEE.com: Du hast vorhin gesagt, dass man sich für die angesprochenen Battles bewerben kann oder eingeladen wird. Gibt es innerhalb dieser Battleszene auch DJs, die man nur von solchen Events kennt? Die ihren Bekanntheitsgrad der Vielzahl an Teilnahmen bei solchen Veranstaltungen zu verdanken haben?
Eskei83: Dadurch, dass sich die Battles von ihrem Ansatz her alle unterscheiden, ist das ein bisschen schwieriger. Es gibt ein DMC-Battle, bei dem es wirklich nur um das Scratchen geht. Da ist die Musik, die du spielst, völlig egal. Dann gibt es eine IDA, da scratchen alle über denselben Sound – was bei der DMC nicht so ist. Thre3style ist dann das Allround-DJ-Battle, bei dem du in 15 Minuten drei verschiedene Musikgenres so kreativ wie möglich und mit viel technischer Raffinesse verknüpfen musst, um die Party zu rocken.
MZEE.com: Bei einem Rapbattle ist relativ klar, welche Punkte eine Jury mit in die Bewertung einfließen lässt. Worauf achtet denn ein Gremium bei einem DJ-Battle besonders stark?
Eskei83: Da sitzen fünf Judges und bewerten genau, ob das jemand schon mal vorher gemacht hat, wo der Track hergeholt wurde, was miteinander gemixt wird et cetera. Das sind die weltbesten DJs, die uns da bewerten. Von denen lässt man sich gern was sagen oder freut sich, wenn sie begeistert sind von dem, was man macht. Was da bewertet wird, ist sehr detailliert und deshalb manchmal auch schwer zu verstehen, warum ein anderer besser bewertet wurde als man selbst. Das ist, wie bei Rap eben auch, Geschmackssache: Der eine findet die Line voll gut und der andere findet sie viel zu krass unter der Gürtellinie. Unter Umständen kann das in diesen Battles auch so sein.
MZEE.com: Zu guter Letzt: Was war deiner Meinung nach das beste DJ-Battle, das du je gesehen hast und das du unbedingt weiterempfehlen möchtest?
Eskei83: (überlegt) Da muss ich zwei Antworten geben. Wenn es um "RedBull Thre3style" geht, dann würde ich euch das Set von Four Color Zack von 2012 ans Herz legen. Der hat auf jeden Fall einen Meilenstein gelegt mit den Techniken, die er in die Competition gebracht hat. Overall-DJ-mäßig würde ich DJ Craze nennen. Ich weiß nicht, in welchem Jahr das genau war – ich glaube, 1995. Der hat da mit echten Vinylplatten außergewöhnlich krasse Sachen gemacht. Den sollte man auch abchecken.
(Florence Bader & Laila Drewes)
(Fotos: Kai Bernstein)