Nenn mich bitte nicht nochmal Action Bronson.
Blood Spencore ist einer der vielen Rapper, die völlig unter meinem Radar schwebten. Und doch hat man den Namen schon mal irgendwo gehört. Das könnte daran liegen, dass er bereits Tracks mit Rhymin Simon aufnahm und eine gewisse Aufmerksamkeit durch seine Teilnahme bei "Feuer über Deutschland 3" bekam. Und nun, fünf Jahre nach seinem Debüt-Album "Kauf, konsumier und stirb!", legt er mit einem neuen Release nach. Die Frage ist nur: Fällt er damit mehr auf als mit seinem Debüt?
Der Vergleich mit Action Bronson hinkt jedenfalls, denn außer gewissen äußerlichen Ähnlichkeiten haben die beiden nichts gemein. Während Bronson mich bereits mit den ersten gerappten Zeilen in seinen Bann zog, bringt Blood Spencore leider nicht viel mit sich, das mich catcht. Natürlich bemerkt man die Routine, die dem Rap des 30-Jährigen innewohnt, wenn er sicher über die Beats spittet. Sicherlich spürt der Hörer auch den Hass, den er in seine Zeilen legt, wenn er Toys im Klo von "Paul's Boutique" ertränkt oder provokant fragt: "Was willst du wissen? Ich hör' kein 2Pac!" ("Was willst du wissen? (Kein 2Pac)"). Aber gerade neben den beeindruckenden Parts von Mortis und Audio88 oder den starken Hooks von (damals noch) Olson Rough sieht der Hauptinterpret doch etwas alt aus. Er kann durchaus Atmosphäre aufbauen, überzeugt mich jedoch bei Weitem nicht so sehr wie die Feature-Gäste, die zu Höchstform auflaufen. Umso besser natürlich, dass Blood Spencore mit seiner geschmackvollen Beatwahl und starken Sample-Hooks etwas rausholen kann. Gerade die aus Biggie-Lines gecuttete Hook von DJ Ill O. fügt sich perfekt in den Beat von MecsTreem ein und erzeugt so ein gewisses Oldschool-Feeling. Auch sonst hat sich der Künstler mit Produzenten wie unter anderem Shuko und Morlockko Plus hauptsächlich an dieser Beatrichtung bedient. Durch scheppernde Drums, das ein oder andere Klaviersample und manchmal auch ein düsteres Glockenspiel entstehen "die Beats, wo man instinktiv böse guckt" ("Was willst du wissen? (Kein 2Pac)").
Es ist durchaus schade um "Party is' vorbei". Wäre das Album 2013 nach Veröffentlichung der ersten Single erschienen, wäre es sicher mehr aufgefallen als in der heutigen Releaseflut deutscher Rap-Alben. Denn so vielfältig, wie die Szene heute ist, fällt Blood Spencore nicht wirklich aus dem Rahmen, sondern veröffentlicht "nur" ein durchschnittliches Album. Es zeigt aber gleichzeitig, dass der Künstler noch einiges an Luft nach oben hat, wenn er seine Skills nächstes Mal denn entsprechend nutzt.
(Lukas Päckert)
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