Auf der Tapefabrik ist HipHop noch HipHop. Fernab von Beef, Gossip und mehr Handys als Händen in der Luft trifft sich die deutsche Rap- und Beatszene in Wiesbaden zur größten Jam des Landes. Legenden wie Creutzfeld & Jakob, Aphroe und ABS haben die Bühne im Schlachthof schon genauso abgerissen wie die Straßenrap-Größen Haftbefehl und Celo & Abdi sowie Untergrundheld:innen wie Retrogott & Hulk Hodn oder Slowy & 12Vince. Jede:r, die:der die Tapefabrik schon einmal besucht hat, kennt die besondere Atmosphäre, die die Veranstalter:innen dort Jahr für Jahr mit viel Herzblut erschaffen. Wie schon in den Jahren zuvor möchten wir auch 2024 zur zwölften Ausgabe der Tapefabrik unseren Beitrag leisten und sind erneut Gastgeber:innen einer eigenen Bühne. In den nächsten Wochen stellen sich einige der Künstler:innen, die auf der MZEE Stage auftreten, persönlich vor, indem sie unser Format "MZEE Tape" fortführen. Schon in den vergangenen Jahren stellten 26 Künstler:innen ein Mixtape mit fünf für sie persönlich essenziellen Tracks zusammen. Das 29. Tape stammt von Jtothek. Seit einigen Jahren veröffentlicht die Producerin Beats und überzeugt an den Reglern aufs Jams und Partys. Die Wahlhamburgerin ist aber auch im Rap-Journalismus kein unbeschriebenes Blatt: Neben eigenen Artikeln für verschiedene Magazine, Interviews und Podcast-Formaten gibt es fast nichts, was Johanna nicht schon mal irgendwie irgendwo gemacht hat. Wir freuen uns auf Jtothek am 8. Juni auf der Tapefabrik.
Track 1: Ein absoluter HipHop-Klassiker
Missy Elliott – Work It
Jtothek: Puh, da könnte ich mich vermutlich alle fünf Minuten umentscheiden. Aber wer 2002 mit so einem Sex-positiven Banger um die Ecke kommt, den kann man an der Stelle kaum unerwähnt lassen. "Work It" funktioniert einfach immer und schafft es in die meisten meiner DJ-Sets.
Track 2: Ein Track, den ich mit der Tapefabrik verbinde
T9 – Tiff
Jtothek: Kaum ein Beat bringt mich ab der ersten Millisekunde so in Extase-Stimmung wie der dieses Tracks. Auf der Tapefabrik habe ich ihn damals zum ersten Mal live gehört und 2023 hätte es keinen besseren Opening-Song für Torkys Familienset geben können. Ganz abgesehen davon war das der erste und ziemlich sicher auch letzte Track, den ich live auf einer Bühne gerappt habe – natürlich mit dem schönsten Mann im Raum an meiner Seite.
Track 3: Der Track eines:einer völlig unterschätzten Künstler:in
YUNG ULLRICH – Käfigtür
Jtothek: Wenn man von Untergrund spricht, wissen Kenner:innen, dass dieser Name in der Auflistung nicht vergessen werden darf. Ob man ihn nun aus alten SoundCloud-Zeiten, von diversen Jam-Sessions oder Support-Gigs kennt: Kaum einer repräsentiert den Untergrund im Süden Deutschlands besser als YUNG ULLRICH. Nazis bekommen aufs Maul, geflext wird mit guten Freund:innen statt Markennamen und das ein oder andere Piece wird hinterlassen. Abgesehen von guter Musik ist er auch noch ein 10/10-Mensch.
Track 4: Mein absoluter Favorit aus dem vergangenen Jahr
OG LU – Paar Ecken Hish
Jtothek: Was soll ich sagen, Rap aus Hessen macht einfach etwas mit mir. Wenn er dann noch von Schwestern wie OG LU kommt, stehen die Chancen gut, dass das bei mir rauf und runter läuft. "Paar Ecken Hish" ist für mich die perfekte Chaya-Sommer-Hymne und ich freu' mich jetzt schon wieder darauf, dazu auszurasten.
Track 5: Der beste Song, der aus meiner Feder stammt
too much
Jtothek: Der Track, aber auch die gesamte "soft > hard"-EP, hat ziemlich genau meinen damaligen Gefühlszustand aufgegriffen. Emotionen richtig zu fühlen, zu kommunizieren und zu kontrollieren, sind große Topics für mich und vor allem "too much" greift die Hin- und Hergerissenheit und andauernde Unruhe im Kopf am passendsten auf.
(Alec Weber)
(Titelbild von Daniel Fersch)