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Reportage

Eine kurze Geschichte wichtiger HipHop-​Alben: #08 "Life After Death"

"Eine kur­ze Geschich­te wich­ti­ger HipHop-​Alben" beschäf­tigt sich mit der His­to­rie von ein­fluss­rei­chen Wer­ken im Rap. In die­ser Aus­ga­be geht es um das letz­te Album von The Noto­rious B.I.G., "Life After Death", das aus meh­re­ren Grün­den ein Mei­len­stein ist.

Da Musik bekannt­lich Geschmacks­sa­che ist, wür­de man auf die Fra­ge nach prä­gen­den HipHop-​Alben wahr­schein­lich sehr unter­schied­li­che und indi­vi­du­el­le Ant­wor­ten erhal­ten. Den­noch wür­den bestimm­te Alben wohl häu­fi­ger genannt wer­den als ande­re. Man­che Plat­ten schaf­fen es schließ­lich, bei nahe­zu jedem einen blei­ben­den Ein­druck zu hin­ter­las­sen. Sie prä­gen ihr Gen­re nach­hal­tig und wir­ken sich direkt oder indi­rekt auf die Musik ande­rer Künstler:innen aus. Was aber macht die­se Alben so beson­ders? Sicher ist es vor allem wich­tig, alte Mus­ter zu durch­bre­chen und einen neu­en Weg vor­zu­ge­ben. Dabei ist es essen­zi­ell, den ganz eige­nen Sound zu fin­den. Eine stan­dar­di­sier­te Ant­wort gibt es hier­für aber wohl nicht. Ein­fluss gilt es, stets indi­vi­du­ell zu betrach­ten – und ein Blick in die Geschich­te des ein­fluss­rei­chen Raps lohnt sich. Die­ses Mal geht es um das letz­te Album von The Noto­rious B.I.G. – "Life After Death".

 

In den 90er Jah­ren, als Rap sei­nen Höhe­punkt erreich­te und New York City zur Brut­stät­te von Künstler:innen und Inno­va­tio­nen wur­de, trat eine unver­gleich­li­che Rapi­ko­ne auf die Büh­ne. Gebo­ren als Chris­to­pher Wal­lace, bekannt als Big­gie Smalls, The Noto­rious B.I.G. oder Big Pop­pa, schrieb er nicht nur Rap­ge­schich­te, son­dern form­te die Musik­sze­ne auf sei­ne ganz eige­ne Art und Wei­se. Er war mehr als ein Rap­per. Er war Geschich­ten­er­zäh­ler, Lyri­ker, Weg­be­rei­ter – eine Iko­ne und eine Legen­de, die auch nach sei­nem Tod wei­ter­lebt. Über ein Leben, das viel zu früh ende­te, und ein Album, das auch nach mehr als zwei Jahr­zehn­ten noch ein monu­men­ta­les Werk und ein zen­tra­ler Bestand­teil von Rap ist: Big­gies "Life After Death".

 

Von Brook­lyn zur Legen­de: der Auf­stieg des Chris­to­pher Wallace

Gebo­ren am 21. Mai 1972 in Bedford-​Stuyvesant, einem von Armut und Stra­ßen­kri­mi­na­li­tät gepräg­ten Vier­tel, beginnt Big­gie Smalls' Lebens­weg in den Stra­ßen von Brook­lyn. Der Traum von einem bes­se­ren Leben und dem gro­ßen Geld ist an jeder Ecke all­ge­gen­wär­tig. Genau wie die Musik, die als neu­es Sprach­rohr der Stra­ße gilt: der Gangs­ter­rap. All das ist Big­gies Rea­li­tät und soll auch sein Schick­sal wer­den. Der har­te All­tag prägt ihn, sei­nen unver­wech­sel­ba­ren Stil und sei­ne Lyrik. Mit sei­nem mar­kan­ten Flow, sei­nem unver­kenn­ba­ren Tim­bre und nicht zuletzt mit sei­ner ein­neh­men­den Atti­tu­de soll er bald zur Legen­de im HipHop-​Universum werden.

Sein außer­ge­wöhn­li­ches musi­ka­li­sches Talent und sei­ne beein­dru­cken­den Rapfä­hig­kei­ten zei­gen sich früh. Schon in jun­gen Jah­ren nimmt Big­gie an Freestyle-​Partys und Rap­batt­les teil, die zu die­ser Zeit weit ver­brei­tet sind. Er beginnt, sich in der pul­sie­ren­den HipHop-​Szene einen Namen zu machen. DJ Mis­ter Cee, ein bekann­ter New Yor­ker DJ und Radio­mo­de­ra­tor, ist von sei­nem Kön­nen beein­druckt und hilft ihm, ers­te Demos auf­zu­neh­men und wich­ti­ge Kon­tak­te in der Musik­in­dus­trie zu knüp­fen. Von Sean "Puff Dad­dy" Combs ent­deckt und bei Bad Boy Records unter Ver­trag genom­men, löst Big­gie 1992 end­gül­tig sei­ne Ein­tritts­kar­te in die Sze­ne. Sein zwei Jah­re spä­ter ver­öf­fent­lich­tes Debüt­al­bum "Rea­dy to Die" mar­kiert den Beginn einer eben­so ein­drucks­vol­len wie tra­gisch kur­zen Kar­rie­re. Songs wie "Jui­cy" und "Big Pop­pa" sind ein durch­schla­gen­der Erfolg und ver­hel­fen ihm schnell zu inter­na­tio­na­ler Popu­la­ri­tät. Mit sei­ner cha­ris­ma­ti­schen Prä­senz und sei­nem schar­fen Ver­stand setzt Big­gie neue Maß­stä­be im Rap und eta­bliert sich als auf­stre­ben­der Star, dem Ruhm und Erfolg stehen.

The Noto­rious B.I.G. - Jui­cy (Offi­ci­al Video) [4K]

 

East Coast vs. West Coast: ein Blick auf die Rap­dy­na­mik der 90er

Doch das Rap­busi­ness hat auch sei­ne Schat­ten­sei­ten und die HipHop-​Szene der 90er Jah­re ist von Span­nun­gen geprägt. Ein inten­si­ver Kon­flikt spal­tet die Sze­ne. Es ist die Zeit, in der die Riva­li­tät zwi­schen den bei­den Küs­ten der USA ihren Höhe­punkt erreicht – mit Big­gie als einem der zen­tra­len Akteu­re. Er gerät in einen öffent­li­chen Streit mit dem West Coast-​Rapper Tupac Shakur. Eine Feh­de, die zu einer der berüch­tigts­ten Riva­li­tä­ten in der Geschich­te des Hip­Hop wer­den soll­te. Die­ser Kon­flikt, der als Sinn­bild für East Coast vs. West Coast steht, ist für die gesam­te Rap­kul­tur von gro­ßer Bedeu­tung und sorgt für ein enor­mes media­les Inter­es­se. Und – wie bei Rapper:innen nicht anders zu erwar­ten – für eine Viel­zahl kon­tro­ver­ser Disstracks.

Trotz die­ser Kon­tro­ver­sen und des Drucks, der auf ihm las­tet, arbei­tet Big­gie uner­müd­lich an sei­nem zwei­ten Stu­dio­al­bum. Es soll­te nicht nur sein Meis­ter­werk wer­den, son­dern auch sein Ver­mächt­nis für die Ewigkeit.

 

"Life After Death": die Pro­phe­zei­ung wur­de Wirklichkeit

Auf­grund des Titels und der Tex­te oft als pro­phe­tisch ange­se­hen, ist das Album in gewis­ser Wei­se eine Refle­xi­on über das Leben und den Tod, als hät­te Big­gie es geahnt. Im Febru­ar 1997 reist er an die West­küs­te, um "Life After Death" zu pro­mo­ten und das Video für die Lead­sin­gle "Hyp­no­ti­ze" zu dre­hen. Er will Wogen glät­ten, neue Fans für sich gewin­nen und dem Beef zwi­schen den bei­den Küs­ten end­gül­tig ein Ende set­zen. Gemein­sam mit sei­ner Crew um Sean Combs besucht er in L.A. eine Aftershow-​Party des "Vibe"-Magazins: ein Abend mit fol­gen­schwe­rem Aus­gang. Kurz nach­dem sie die Ver­an­stal­tung ver­las­sen, Big­gie sitzt auf dem Bei­fah­rer­sitz, "Going Back To Cali" läuft in den Boxen, hal­ten sie an einer roten Ampel. Big­gies Schick­sal ist besie­gelt. Ein schwar­zer Che­vro­let stoppt, der Fah­rer lässt das Fens­ter her­un­ter, rich­tet sei­ne Pis­to­le auf Big­gie und trifft ihn mit vier Schüs­sen in die Brust. Der Rap­per sackt leb­los zusam­men, der Atten­tä­ter flüch­tet. Im Cedars-​Sinai Medi­cal Cen­ter wird sofort eine Not­ope­ra­ti­on ein­ge­lei­tet, doch die Ärzt:innen kämp­fen ver­geb­lich um Big­gies Leben. Chris­to­pher Wal­lace stirbt am 9. März 1997, zwei Wochen vor der Ver­öf­fent­li­chung sei­nes Albums. Sei­ne Ermor­dung ist bis heu­te unge­klärt und bleibt einer der bekann­tes­ten unge­lös­ten Todes­fäl­le in der Musik­ge­schich­te. "Life After Death" wur­de am 25. März 1997 post­hum über Bad Boy Records releast.

 

Der Meis­ter des Sto­rytel­lings: das Leben hin­ter den Versen

Es ist ein Dop­pel­al­bum, bestehend aus ins­ge­samt 24 Tracks, gesplit­tet in die bei­den Tei­le "Life" und "Death". Und es ist ein Release, auf dem Big­gie sei­ne künst­le­ri­sche Rei­fe unter Beweis stellt, auf dem er zeigt, wie sehr er sei­ne Fähig­kei­ten per­fek­tio­nier­te und sein Hand­werk beherrsch­te: "As I lea­ve my com­pe­ti­ti­on, respi­ra­tor style. Climb the lad­der to suc­cess, escala­tor style." Die mar­kan­te Stim­me durch­dringt jeden sei­ner Tracks und ver­leiht den Lyrics eine unver­kenn­ba­re Inten­si­tät. In jedem Vers spürt man sei­ne Lei­den­schaft, sei­ne Authen­ti­zi­tät und sei­ne Fähig­keit, Geschich­ten in einem hyp­no­ti­schen Rhyth­mus zu erzäh­len. "Bring some weed, I got a sto­ry to tell." Er war ein Meis­ter des Sto­rytel­lings. Und so sind es auch die Lyrics, die "Life After Death" zu einem unver­gess­li­chen Gesamt­werk machen. Tex­te von einer Prä­zi­si­on und einem Ein­falls­reich­tum, die bis heu­te uner­reicht sind.

The Noto­rious B.I.G. - I Got A Sto­ry To Tell (Offi­ci­al Audio)

Big­gie ver­stand es wie kein ande­rer, die har­te Rea­li­tät Brook­lyns mit Poe­sie und Intel­li­genz zu beschrei­ben. "What's beef? Beef is when you need two gats to go to sleep. Beef is when your moms ain't safe up in the streets. Beef is when I see you. Gua­ran­teed to be in ICU, one more time." Er konn­te das Leben auf den Stra­ßen New Yorks so plas­tisch dar­stel­len, dass man das Gefühl hat­te, direkt neben ihm zu ste­hen. Die Tex­te sind zeit­los und wie ein Fens­ter, das einen in sein Leben bli­cken lässt – in jeder Zei­le erfährt man sei­ne Geschich­te. Das Album zeigt Big­gie von einer tie­fe­ren und pri­va­te­ren Sei­te, gibt Ein­bli­cke in sei­ne Gedan­ken­welt, sein Talent und die Kom­ple­xi­tät sei­ner Per­sön­lich­keit. "I spit phra­ses that'll thrill you. You’re nobo­dy til some­bo­dy kills you." Dabei the­ma­ti­siert es gleich­zei­tig die Schat­ten­sei­ten des Erfolgs und die Gewalt in der Rapszene.

Big­gie erzählt mit "Somebody's Got­ta Die" Geschich­ten von Ver­rat und Gewalt. Sei­nen damals neu­en Sta­tus in der Musik­in­dus­trie the­ma­ti­siert er in "Mo Money Mo Pro­blems", einer Hym­ne auf den Auf­stieg und die Risi­ken des Ruhms. Eini­ge Bars, vor allem auf "Kick in the Door" und "You're Nobo­dy (Til Some­bo­dy Kills You)", geben Anlass zu Spe­ku­la­tio­nen. Es wur­de gemut­maßt, dass Big­gie man­che sei­ner Lines ganz bewusst gegen bestimm­te Rap­per rich­te­te, ins­be­son­de­re gegen Tupac Shakur. Obwohl es dafür kei­ne Bewei­se gibt, wur­den die­se Riva­li­tät und die damit ver­bun­de­nen Tra­gö­di­en oft mit meh­re­ren Tracks und dem Leben der bei­den Künst­ler in Ver­bin­dung gebracht.

Die Schil­de­run­gen sei­ner Träu­me, der Her­aus­for­de­run­gen des Lebens auf der Stra­ße, des Weges von der Armut zum Ruhm, der Fall­stri­cke des Erfolgs und sei­ner Rück­schlä­ge sind so real und bewe­gend, dass sie tief berüh­ren: "Stay far from timid. Only make moves when your heart's in it. And live the phra­se 'sky’s the limit'." Denn abseits von Stra­ße, Büh­ne und Erfolg war auch Big­gie ein Mensch mit Stär­ken und Schwä­chen. Er war Chris­to­pher Wal­lace, Vater und Ehe­mann – ein Aspekt sei­nes Lebens, der sei­ner Musik eine zusätz­li­che nahe und per­sön­li­che Sei­te ver­leiht. So fin­den sich auf sei­nen Tracks Momen­te, in denen er sei­ne eige­ne Ver­letz­lich­keit zeigt.

In "Sky's the Limit" erzählt Big­gie von sei­nem stei­ni­gen Weg von den Stra­ßen Brook­lyns bis an die Spit­ze des Rap­busi­ness. Auch in "You're Nobo­dy (Til Some­bo­dy Kills You)" reflek­tiert er über sein eige­nes Leben und sei­nen Erfolg. Und gera­de die Umstän­de sei­nes Todes ver­lei­hen die­sen Songs eine zusätz­li­che tra­gi­sche Bedeu­tung. Sei­ne Viel­sei­tig­keit macht Big­gie zu einem Künst­ler, der mit sei­nen Tex­ten und sei­nem Flow die unter­schied­lichs­ten Emo­tio­nen trans­por­tie­ren kann.

The Noto­rious B.I.G. - Sky's The Limit (Offi­ci­al Music Video) [4K]

Mit "Life After Death" und sei­ner authen­ti­schen Dar­stel­lung des Lebens in den 90er Jah­ren hin­ter­ließ er ein beein­dru­cken­des kul­tu­rel­les Erbe. Sein Album ist nicht nur ein prä­gen­des Zeit­do­ku­ment, das die Dyna­mik einer gan­zen Ära ein­fängt, son­dern auch ein Werk, das nach­fol­gen­de Gene­ra­tio­nen an Künstler:innen in ihrem Rap-, Schreib- und Musik­stil nach­hal­tig beein­flusst hat und wei­ter­hin inspiriert.

 

Big­gie und sei­ne Crew: ein­fluss­rei­che Kollaborationen

Die beein­dru­cken­de Band­brei­te an Gast­auf­trit­ten und Kol­la­bo­ra­tio­nen gilt als eine wei­te­re Beson­der­heit auf "Life After Death". Big­gie arbei­te­te mit Künstler:innen aus ver­schie­de­nen Gen­res zusam­men, was das Album zu einem stil­ver­knüp­fen­den Meis­ter­werk macht und sei­ne Rele­vanz in der Sze­ne unter Beweis stellt. So lie­fer­te Lil' Kim, die "Queen Bee" des Rap, beein­dru­cken­de Ver­se auf Songs wie "Noto­rious B.I.G." und "Would You Die for Me". Und auch Puff Dad­dy, der nicht nur als Künst­ler, son­dern auch als Pro­du­zent agier­te, brach­te sei­nen unver­wech­sel­ba­ren Stil in die Zusam­men­ar­beit und Tracks wie "Mo Money Mo Pro­blems" ein. Die Crew Bone Thugs-​N-​Harmony aus Cleve­land hin­ter­ließ auf "Noto­rious Thugs" ihre West Coast-​Note und zeig­te, dass "Life After Death" in der Lage war, den Streit zwi­schen den Küs­ten kurz­zei­tig aus­zu­blen­den. Mit Jay-​Z auf "I Love the Dough" und Dar­ryl "DMC" McDa­ni­els Parts auf "My Down­fall" hol­te sich Big­gie zwei wei­te­re heu­ti­ge Legen­den auf sein Album.

 

Gen­re­über­grei­fen­des Genie: die vie­len Facet­ten von "Life After Death"

Von Hardcore-​Rap über R 'n' B bis hin zu Pop-​Einflüssen fin­den sich die unter­schied­lichs­ten Klän­ge und Sti­le auf "Life After Death". Die musi­ka­li­sche Viel­falt des Albums ist beein­dru­ckend, die Pro­duk­ti­on von höchs­ter Qua­li­tät. Wie nicht anders zu erwar­ten bei einem Team, das sich aus Producer-​Größen zusam­men­setzt. Und dazu gehö­ren kei­ne Gerin­ge­ren als Ste­ven "Stevie J" Jor­dan, Deric "D-​Dot" Ange­let­tie, DJ Pre­mier und Wu-​Tang Clans RZA. Von düs­te­ren, mini­ma­lis­ti­schen Klän­gen in Tracks wie "Mo Money Mo Pro­blems" bis hin zu wei­chen, souli­gen Samples in "Sky's the Limit" ergän­zen ihre Beats Big­gies Rap­stil per­fekt. "Life After Death" lebt vom geschick­ten Ein­satz von Samples und Inter­po­la­tio­nen. Big­gie und sei­ne Pro­du­zen­ten grif­fen dafür Melo­dien und Rhyth­men bekann­ter Songs auf und gaben ihnen einen neu­en Twist. So wur­de für "Hyp­no­ti­ze" mit dem berühm­ten Sam­ple von Herb Alperts "Rise" ein ein­gän­gi­ger und unver­wech­sel­ba­rer Sound kre­iert. Les McCanns "Vall­ar­ta" fand sei­nen Platz auf "Ten Crack Com­mandments" und es ent­stand ein Song, der die Rea­li­tä­ten des Dro­gen­han­dels ein­dring­lich beleuch­tet. Für "Sky's the Limit" wur­de Bob­by Cald­wells Klas­si­ker "My Fla­me" gesam­pelt und damit eine smoo­t­he und zugleich nach­denk­li­che Atmo­sphä­re geschaf­fen. Per­fekt für Big­gies Geschich­ten von Auf­stieg und Fall. Die Klän­ge von "Long Kiss Good­night" wie­der­um stam­men von Isaac Hayes' legen­dä­rem "The Look of Love". Den Pro­du­cern gelang es, mit ihrem Sam­pling eine nost­al­gi­sche Stim­mung zu erzeu­gen und gleich­zei­tig die har­te Rea­li­tät, von der Big­gie in sei­nen Tex­ten erzählt, zu unter­strei­chen. Krea­ti­ve Ent­schei­dun­gen, die dem klas­si­schen Sound des Albums eine neue Dimen­si­on verleihen.

 

Von den Charts zum Klas­si­ker: ein Album prägt eine Generation

Mit die­ser Mischung aus ein­gän­gi­gen, raf­fi­nier­ten Melo­dien und detail­lier­ten, tief­grün­di­gen Geschich­ten zog Big­gie ein brei­tes Publi­kum an. Es gelang ihm, mit sei­ner Musik über die HipHop-​Welt hin­aus zu berüh­ren, und das Album wur­de ein gewal­ti­ger Erfolg. Es stieg sofort nach der Ver­öf­fent­li­chung auf Platz eins der Bill­board 200 ein und hielt sich ins­ge­samt 90 Wochen in den US-​Charts. Mit "Hyp­no­ti­ze" und "Mo Money Mo Pro­blems" war es das ers­te Album über­haupt, das zwei post­hu­me Nummer-​eins-​Singles in Fol­ge her­vor­brach­te. "Life After Death" wur­de unter ande­rem für den Gram­my in der Kate­go­rie "Best Rap Album" nomi­niert. "Hyp­no­ti­ze" wur­de als "Best Rap Solo Per­for­mance" aus­ge­zeich­net, "Mo Money Mo Pro­blems" als "Best Rap Per­for­mance by a Duo or Group". Und das Release gilt weit­hin als eines der bes­ten HipHop-​Alben aller Zei­ten. Vom Rol­ling Stone in sei­ne begehr­te Lis­te der "500 Grea­test Albums of All Time" auf­ge­nom­men, plat­zier­te es sich 2020 auf Platz 179. In den USA erreich­te das Dop­pel­al­bum nach über fünf Mil­lio­nen ver­kauf­ten Ein­hei­ten Diamant-Status.

Obwohl es nach den töd­li­chen Schüs­sen auf Big­gie ver­öf­fent­licht wur­de, signa­li­sier­te "Life After Death" einen sti­lis­ti­schen Wan­del im Gangs­ter­rap, der von da an in den kom­mer­zi­el­len Main­stream über­ging. The Noto­rious B.I.G. wird oft als Initia­tor die­ses Wan­dels ange­se­hen, da er einer der ers­ten Mainstream-​Rapper war, der Alben pro­du­zier­te, die sowohl düs­te­re und rea­lis­ti­sche Erzäh­lun­gen vom Leben auf der Stra­ße als auch radio­taug­li­che Pro­duk­tio­nen ent­hiel­ten. Das Album unter­mau­er­te ein­drucks­voll, dass Rap nicht nur eine Nische bedien­te, son­dern in der Lage war, kom­mer­zi­el­le Aner­ken­nung zu fin­den. Vor allem Sin­gles wie "Hyp­no­ti­ze", "Mo Money Mo Pro­blems", "Sky's the Limit" und "Going Back to Cali" sind auch heu­te noch über die HipHop-​Szene hin­aus bekann­te Hits und tru­gen maß­geb­lich zum Erfolg des Albums bei. Mit "Life After Death" gelang es, Rap als viel­sei­ti­ges Gen­re zu eta­blie­ren und die Musik und ihre The­men einem brei­te­ren Publi­kum zugäng­lich zu machen. Gangs­ter­rap wur­de – im posi­ti­ven Sin­ne – mainstreamtauglich.

The Noto­rious B.I.G. - Hyp­no­ti­ze (Offi­ci­al Music Video) [4K]

 

Zwi­schen den Beats: die tie­fen kul­tu­rel­len Spu­ren von "Life After Death"

In einer Zeit, in der Hip­Hop immer neue Trends und Sub­gen­res her­vor­bringt, bleibt "Life After Death" ein unver­gess­li­cher Mei­len­stein. Es erin­nert an eine Ära, in der Rap tief­grün­di­ge Geschich­ten erzähl­te und gleich­zei­tig die tiefs­ten Wider­sprü­che des Lebens beleuch­te­te. Es ist nicht nur ein musi­ka­li­sches Meis­ter­werk, son­dern auch ein Spie­gel­bild der Lebens­rea­li­tä­ten und der kul­tu­rel­len Dyna­mik sei­ner Zeit. Und ein Fens­ter zu Big­gies Leben, das sei­nen Namen durch Musik, Per­sön­lich­keit und nach­hal­ti­gen kul­tu­rel­len Ein­fluss unsterb­lich macht. Es wird immer dar­an erin­nern, dass HipHop-​Legenden wie Big­gie nicht nur durch ihre Musik, son­dern auch durch ihre Geschich­ten und ihren Ein­fluss auf die Welt unsterb­lich sind. Und es ist ein leuch­ten­des Bei­spiel dafür, wie tief­grei­fend Künstler:innen die Welt prä­gen können.

 

Der ewi­ge Big­gie: ein Ver­mächt­nis, das durch Wor­te und Beats lebt

"Life After Death" ist mehr als nur Musik. Es bleibt ein Sym­bol für Krea­ti­vi­tät, Talent und Hin­ga­be. Ein Ver­mächt­nis, das die Ener­gie und die Essenz von Rap fei­ert. Big­gie Smalls war mehr als nur ein Rap­per. Die Musik zeit­los, der Ein­fluss auf die HipHop-​Kultur unver­gäng­lich. Sein unver­wech­sel­ba­rer Flow, sei­ne lyri­sche Per­fek­ti­on und sei­ne mit Prä­zi­si­on und Ein­falls­reich­tum geschrie­be­nen Geschich­ten inspi­rie­ren auch heu­te noch Künstler:innen auf der gan­zen Welt und begeis­tern Mil­lio­nen von Fans. So ist und bleibt sei­ne Musik auch nach weit über 25 Jah­ren ein Meis­ter­werk und ein leben­di­ges Ver­mächt­nis – und The Noto­rious B.I.G. der King of New York. Rest in Peace, Big Poppa.

(Mela­nie Floßmann)
(Gra­fik von Dani­el Fersch)