Das erste Konzert, das man ohne Eltern besuchen durfte. Nachts alleine auf der Autobahn und den gleichen Song immer und immer wieder hören, weil man nicht fassen kann, wie gut er ist. Der Track, den man mit den Freund:innen von früher laut grölend auf jeder Party mitgesungen hat. Vermutlich kennt jeder Mensch diesen Moment: Es läuft ein bestimmtes Lied oder Album, das einen direkt emotional in eine Situation zurückversetzen kann, nostalgisch werden lässt oder einfach nur aufgrund seiner Machart immer wieder zum Staunen bringt. Und genau darum geht es in unserem Format "DIGGEN mit …". Wir diggen mit verschiedenen Protagonist:innen der Szene in ihren gedanklichen Plattenkisten und sprechen über Musik, die diese Emotionen in ihnen auslöst. Dafür stellen unsere Gäste jeweils eine eigene Playlist mit Songs zusammen, die sie bewegen, begeistern und inspirieren.
Doch Musik kann einem auch über eine schwierige Zeit hinweghelfen – wie der Künstlerin Yecca, die für uns eine Healing Era-Playlist zusammenstellte. Also eine Songauswahl, die sie über die letzten Monate begleitet und ihr vor allem gute Laune bereitet hat. Dabei fanden fast vergessene Nostalgiegaranten, Rap-Hymnen und Liebhaber-Songs zusammen. Zudem erzählte sie uns, welcher Song sich nach einer Umarmung anfühlt oder dem ersten Tag, der den Neustart anklingen lässt, und an welchen Lebensabschnitt sie "i" von Kendrick Lamar erinnert. Am Ende ist Yeccas Playlist so vielfältig wie ihre Musik selbst geworden.
1. Tory Lanez – The Color Violet (prod. by Nik Dean, Roark Bailey & Foreign Teck)
Yecca: "The Color Violet" hat für mich einen heftigen Vibe, der ist unfassbar. Ich kann den Song immer hören, ohne dass er mir auf die Nerven geht – das habe ich nicht so oft. Selbst wenn man gerade in einer glücklichen Beziehung ist, fühlt man einfach sein gebrochenes Herz. Ein Track zum Mitschreien. Ich bin kein Fan von Tory Lanez, aber er macht coole Musik.
2. SZA – Good Days (prod. by Nascent, Carter Lang & Loshendrix)
Yecca: Der Song ist schon ein bisschen älter und erinnert mich an eine Zeit vor ein paar Jahren. Letztens habe ich ihn dann wiederentdeckt. "Good Days" ist für mich ein Safe Space-Lied und gibt mir ein sicheres Gefühl. Ich kann das gar nicht beschreiben … Das Lied umarmt einen irgendwie.
3. The Weeknd – The Morning (prod. by Doc McKinney & Illangelo)
Yecca: Ich habe "The Morning" aus zwei Gründen gewählt: Erstens ist das einer meiner absoluten Lieblingssongs von The Weeknd. Zweitens werde ich nicht müde, ihn zu hören. Ich vergesse ihn immer wieder, aber alle paar Monate stoße ich dann doch darauf und freue mich. Manchmal hat man einfach eine Scheißzeit, in der man jeden Morgen deprimiert aufwacht. Für mich fühlt sich der Song wie der erste Tag an, der nicht mehr ganz so beschissen ist.
4. Swedish House Mafia feat. The Weeknd – Moth To A Flame (prod. by Swedish House Mafia & Carl Nordström)
Yecca: Als ich "Moth To A Flame" das erste Mal gehört habe, habe ich es nicht so gefühlt, das hat ein bisschen gebraucht. Aber inzwischen ist das einer meiner Favorites von The Weeknd und ich mag die Kombi – was ich erst mal nicht gedacht hätte. Außer diesen alten Dingern kenne ich ehrlich gesagt auch gar nicht so viele Songs von Swedish House Mafia. Damals war das aber schon geil. (lacht)
5. Ayra Starr – Rush (prod. by Andre Vize & Hoops)
Yecca: Wenn das 2023 nicht mein meistgehörter Song ist, weiß ich auch nicht. Ich hätte, als es mir schlecht ging, viel traurige Musik hören können, aber das wäre dumm, da geht es einem ja nur noch schlechter. Deswegen habe ich nach Songs gesucht, die mir gute Laune bereiten. Da war "Rush" ganz oben. Ich mag die Message genauso wie den Vibe – ich kann immer aufspringen und anfangen zu tanzen, egal wie traurig ich bin oder war. Der Song hat mir wirklich geholfen.
6. Davido feat. Musa Keys – UNAVAILABLE (prod. by Magicsticks & Rage)
Yecca: Afropop feiere ich extrem. Diese Drums zum Beispiel machen mir direkt gute Laune und ich habe Bock zu tanzen. Ich gehe nicht oft in Clubs, aber wenn, dann gerne auf Events, bei denen Afropop läuft, weil es einfach Spaß macht, dazu zu feiern.
7. Aura Dione feat. Rock Mafia – Friends (prod. by David Jost & Rock Mafia)
Yecca: Ich hatte "Friends" sehr lange nicht gehört und dann über Spotify wiedergefunden – das war in einer Phase, in der ich sehr viel Zeit mit meinen Freunden verbracht und wir noch mal extremer gebondet haben, weil ich mich so öffnen konnte. Das habe ich dann wieder anders gefühlt. Und da meine Freunde natürlich ein wichtiger Bestandteil meiner Healing Era waren, durfte der Song nicht fehlen.
8. LP – Lost On You (prod. by Mike Del Rio)
Yecca: Diese Stimme und die Emotionen, die "Lost On You" rüberbringt – das ist ein Song zum Mitschreien. Und irgendwie auch zum Mitheulen. Ich finde, man merkt es Künstlern an, wenn sie Musik in einer Zeit produzieren, in der es ihnen nicht gut geht. Zumindest meine ich, es hier rauszuhören, weil der Song so gefühlvoll ist.
9. FARR – Bulletproof (prod. by FARR)
Yecca: "Bulletproof" ist ja im Original von La Roux, ich finde diese Version aber besser. Sie ist ganz anders, auch vom Vibe. Irgendwie zeitloser als der Song von La Roux.
10. Trettmann – Bye Bye aka Delicious (prod. by KitschKrieg)
Yecca: Ich liebe Trettmanns Musik. Letztens habe ich ihn auf dem Superbloom-Festival erneut live gesehen und mit seiner Stimme, gepaart mit den Texten und den Beats, transportiert er so viel Gefühl. Ich habe mich sehr gefreut, als er "Bye Bye aka Delicious" gespielt hat. Obwohl ich den Song schon tausendmal gehört habe, geht er mir einfach nicht auf die Nerven. Mein Lieblingsalbum von Trettmann ist aber immer noch "DIY".
11. Joji – Glimpse Of Us (prod. by Connor McDonough)
Yecca: "Glimpse Of Us" war 2022 mein meistgehörter Song – vermutlich ist daran vor allem eine Zugfahrt schuld, auf der ich ihn um die 30 Mal gehört habe. Der ist einfach heftig und richtig gut geschrieben sowie produziert. Letztendlich hatte er ja damit seinen Durchbruch. Zurecht, aber Joji hat auch viele andere gute Songs.
12. Kendrick Lamar – i (prod. by Rahki)
Yecca: Kendrick Lamar ist natürlich ein unangefochten guter Künstler. Ich habe ihn mit "good kid, m.A.A.d city" angefangen zu hören – in einer Zeit, in der ich viel draußen war und mit Freunden gechillt habe. Das Album erinnert mich krass an meine Jugend, da werde ich immer nostalgisch. "i" ist auf seinem Album "To Pimp A Butterfly" und so Main Character-Musik für mich. Da fühlt man sich direkt wieder gut beim Hören.
All diese Tracks findet ihr hier in unserer "DIGGEN mit Yecca"-Playlist auf Spotify.
(Yasmina Rossmeisl)
(Foto von Niklas Kamp)