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Kommentar

MF DOOM: ein Nachruf

An die­ser Stel­le möch­ten wir an den Rap­per und Pro­du­zen­ten Dani­el Dumi­le ali­as MF DOOM erin­nern, der am 31. Okto­ber 2020 viel zu früh von uns gegan­gen ist. Er galt als einer der ein­fluss­reichs­ten Künst­ler der inter­na­tio­na­len HipHop-Szene.

'Just remem­ber ALL CAPS when you spell the man name.'

Dani­el Dumi­le ali­as MF DOOM war einer der ein­fluss­reichs­ten Künst­ler der inter­na­tio­na­len HipHop-​Szene. Nicht umsonst gilt er als "your favou­ri­te rapper's favou­ri­te rap­per": Unzäh­li­ge Artists – von Dra­ke und Chil­dish Gam­bi­no bis hin zu Mos Def und Nas – haben dem Super­vil­lain schon in Form von Refe­ren­zen oder Erwäh­nun­gen Respekt gezollt. Sein Name fällt eben­falls häu­fig neben Pro­du­cer­le­gen­den wie J Dil­la und Mad­lib. Am Sil­ves­ter­abend 2020 wur­de nun sein zu die­sem Zeit­punkt bereits zwei Mona­te zurück­lie­gen­des Able­ben am 31. Okto­ber bekanntgegeben.

Bereits seit Ende der 80er Jah­re ver­öf­fent­lich­te Dumi­le Musik. Gemein­sam mit sei­nem jün­ge­ren Bru­der DJ Sub­roc bil­de­te er den Kern der Graffiti- und Rap-​Crew KMD. Nach­dem Sub­roc 1993 bei einem tra­gi­schen Unfall ums Leben kam und das Label, über wel­ches die bei­den releas­ten, die Ver­trä­ge kün­dig­te, zog sich Dumi­le aus der Öffent­lich­keit zurück. Erst sechs Jah­re spä­ter tauch­te er erst­mals wie­der bei diver­sen Freestyle-​Events auf. Im Jahr 1999 erschien dann mit "Ope­ra­ti­on: Doomsday" das Debüt­al­bum von MF DOOM, wel­ches er gänz­lich selbst pro­du­zier­te. Abge­se­hen von den Tex­ten strotzt auch sein Künst­ler­na­me nur so vor Dop­pel­deu­tig­kei­ten: Das "MF" kann als "Metal Face" für den Rap­per oder "Metal Fin­gers" für den Pro­du­zen­ten gele­sen wer­den, aller­dings auch als "Mic Fiend" oder "Mad Flows". Als Vor­bild für sein Alter Ego dien­te der Mar­vel Böse­wicht "Doc­tor Doom". Auch das Mar­ken­zei­chen von MF DOOM, die metal­le­ne Mas­ke, war eine Anleh­nung an den Erz­feind der Fan­ta­stic Four.

Auf sein Debüt folg­ten fast 30 Album- und eini­ge EP- und Single-​Releases, in denen Dumi­le sowohl als Rap­per, als auch als Pro­du­cer das Spot­light auf sich zog. Dabei erfand er unzäh­li­ge, teils absur­de Alter Egos – bei­spiels­wei­se King Geedo­rah, ein drei­köp­fi­ges dra­chen­ar­ti­ges Unge­heu­er aus dem Welt­all. Mit sei­nen krea­ti­ven Pseud­ony­men und Comic-​Referenzen brach er das in den 90ern vor­herr­schen­de Dog­ma des "har­ten Rap­pers". Sei­ne aus­ge­fal­le­nen Lyrics ver­pack­te er meis­ter­haft in ver­schach­tel­te Reim­sche­ma­ta und ver­sah sie mit kryp­ti­schen Flows. Dar­über hin­aus wur­de er in der gesam­ten Sze­ne für sei­ne Fähig­kei­ten als Pro­du­zent geschätzt und galt als wah­rer Sample-Virtuose.

Das viel­leicht bekann­tes­te sei­ner Releases ist das Kollabo-​Album "Mad­vil­lai­ny" mit Mad­lib aus dem Jahr 2004. Es war der größ­te kom­mer­zi­el­le Erfolg von MF DOOM und gilt als Mei­len­stein der HipHop-​Geschichte. Earl Sweat­shirt bezeich­ne­te das Album als eben­so prä­gend für sei­ne Gene­ra­ti­on wie "Enter the Wu-​Tang (36 Cham­bers)" vom Wu-​Tang Clan für Rap­per der 90er Jah­re. Auch außer­halb der HipHop-​Szene wur­de das Album zum Kritiker-​Liebling. So gut wie jedes gro­ße Musik­ma­ga­zin, aber auch Zei­tun­gen wie The New York Times und The Washing­ton Post, äußer­ten sich posi­tiv zu "Mad­vil­lai­ny".

Dani­el Dumi­le hin­ter­lässt eine Frau und ein Kind. Über sein Pri­vat­le­ben ist nicht viel bekannt. Die­ses hielt er wie sei­ne Ali­as­se: stets mys­te­ri­ös und undurch­sich­tig. Eben­so wenig weiß man über sei­nen Tod, wel­cher zwei Mona­te lang ver­heim­licht wur­de und über des­sen Ursa­che bis­her nichts bekannt ist. Ein trau­ri­ges, aber iro­ni­scher­wei­se pas­sen­des Ende für einen der talen­tier­tes­ten HipHop-​Künstler über­haupt. Mit Dumi­les Tod wird der HipHop-​Kultur ihr viel­leicht größ­ter Anti­held genom­men. Aber auch wenn er von uns gegan­gen ist – MF DOOM, King Geedo­rah, Vik­tor Vaughn und all sei­ne ande­ren Alter Egos wer­den für immer weiterleben.

(Nico Maturo)
(Titel­bild von Dani­el Fersch)