Kategorien
Adventskalender

24 Jahre deutscher Rap in Tracks: Türchen #19 – LGoony feat. Young Kira (2015)

24 Tür­chen, 24 Jah­re deut­sche Rap-​Geschichte – in unse­rem Advents­ka­len­der las­sen wir die letz­ten Jah­re anhand aus­ge­wähl­ter Tracks Revue pas­sie­ren. Heu­te: "Lob­by" von LGo­o­ny feat. Young Kira aus dem Jahr 2015.

Es ist kalt, es ist grau, es gibt immer noch Coro­na. Die idea­le Zeit also, um Tag für Tag bei unse­rem Advents­ka­len­der mit­zu­fie­bern. Wie­der wer­fen wir einen Blick zurück auf die letz­ten 24 Jah­re: Wel­che Mei­len­stei­ne gab es? Wel­che Momen­te sorg­ten dafür, dass deut­scher Rap ein­fluss­rei­cher wur­de denn je? Weil uns Alben zu ein­fach sind (und wir sie schon hat­ten, sie­he hier), haben wir uns die­ses Jahr dran­ge­macht und den jeweils einen Track gesucht, der die Sze­ne über sein Erschei­nungs­jahr hin­aus ent­schei­dend geprägt hat. Jeden Tag stel­len wir Euch somit – ange­fan­gen 1997 – einen Song vor, der ent­we­der durch sei­nen Sound, sei­nen Inhalt oder sei­ne Form unse­rem Lieb­lings­gen­re sei­nen Stem­pel auf­ge­drückt hat.

 

2015: LGo­o­ny feat. Young Kira – Lobby

Wir flip­pen das Game, nenn es Tetris.

Im Jahr 2015 erschien das "Gra­pe Tape" von LGo­o­ny. Direkt sorg­te der Free-​Download für Auf­se­hen und Lie­der wie "Lob­by" ern­te­ten Lob von Jour­na­lis­ten und Rap-​Kollegen glei­cher­ma­ßen. Zeit­gleich wur­den aber auch die Stim­men der Skep­ti­ker laut und eine Dis­kus­si­on um die Lang­le­big­keit der neu­ar­ti­gen Musik entfachte.

"Ich schmei­ße lila Schei­ne durch die Lob­by." – Mit Echo und Auto­tu­ne schallt der ers­te Satz durch die Boxen, unter­malt vom atmo­sphä­ri­schen Beat des Fea­ture­gasts Young Kira. Jedem Real­kee­per stand hier die Zor­nes­rö­te wahr­schein­lich schon ins Gesicht geschrie­ben. Doch spä­tes­tens beim zwei­ten Hören soll­te jedem klar gewor­den sein, dass es sich hier um ein beson­de­res Release aus dem Umfeld der Glo Up Dine­ro Gang han­delt. Denn wäh­rend man­cher­orts noch dis­ku­tiert wur­de, ob der umstrit­te­ne Mum­ble­rap aus den USA über­haupt Musik sei, stieg der Fly Boy zum "Lieb­lings­rap­per dei­ner Lieb­lings­rap­per" auf. Die Hook ist ein Ohr­wurm, der sei­nes­glei­chen sucht und wird zur selbst­er­fül­len­den Pro­phe­zei­ung: "Futu­ristic, ich bin in 'ner ganz ande­ren Time­zo­ne, yeah!" LGo­o­ny wuss­te es damals schon. Hier wird nicht ein­fach kopiert, was gera­de über den gro­ßen Teich schwappt. Im Gegen­teil: Ein ganz eige­ner Sound macht den Köl­ner zum Pio­nier. "Lob­by" been­det ganz neben­bei die Ära der ver­schach­tel­ten Reim­ket­ten und setzt statt­des­sen Fee­ling vor Tech­nik. Zusam­men mit gekonnt ein­ge­setz­ten Adlibs und Flow­va­ria­tio­nen wird hier der lila­far­be­ne Tep­pich für eine neue Zeit­rech­nung ausgelegt.

Spä­tes­tens im Jahr 2020 zeigt sich, dass LGo­o­ny nicht nur sei­nen eige­nen Hype zemen­tie­ren konn­te, son­dern zusam­men mit Young Kira auf "Lob­by" auch das Fun­da­ment für Clou­drap in Deutsch­land leg­te. Als sei es nichts, haben die bei­den das Game geflippt – wie bei Tetris eben.

(Blan P)
(Gra­fik von Dani­el Fersch)