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Adventskalender

24 Jahre deutscher Rap in Tracks: Türchen #18 – Shindy (2014)

24 Tür­chen, 24 Jah­re deut­sche Rap-​Geschichte – in unse­rem Advents­ka­len­der las­sen wir die letz­ten Jah­re anhand aus­ge­wähl­ter Tracks Revue pas­sie­ren. Heu­te: "JFK" von Shin­dy aus dem Jahr 2014.

Es ist kalt, es ist grau, es gibt immer noch Coro­na. Die idea­le Zeit also, um Tag für Tag bei unse­rem Advents­ka­len­der mit­zu­fie­bern. Wie­der wer­fen wir einen Blick zurück auf die letz­ten 24 Jah­re: Wel­che Mei­len­stei­ne gab es? Wel­che Momen­te sorg­ten dafür, dass deut­scher Rap ein­fluss­rei­cher wur­de denn je? Weil uns Alben zu ein­fach sind (und wir sie schon hat­ten, sie­he hier), haben wir uns die­ses Jahr dran­ge­macht und den jeweils einen Track gesucht, der die Sze­ne über sein Erschei­nungs­jahr hin­aus ent­schei­dend geprägt hat. Jeden Tag stel­len wir Euch somit – ange­fan­gen 1997 – einen Song vor, der ent­we­der durch sei­nen Sound, sei­nen Inhalt oder sei­ne Form unse­rem Lieb­lings­gen­re sei­nen Stem­pel auf­ge­drückt hat.

 

2014: Shin­dy – JFK

Jack­son, Jor­dan, Schind­ler, Schumacher.
Ich bin King so wie Mufasa.

Im Jahr 2014 war unter ande­rem "FVCKB!TCHE$GETMONE¥" von Shin­dy eines der meist erwar­te­ten Alben. Schon mit dem Vor­gän­ger "NWA" eta­blier­te er eine Deka­denz und Leich­tig­keit, wel­che man sonst nur von ame­ri­ka­ni­schen Artists wie Dra­ke gewohnt war. Als im Vor­hin­ein zu "FVCKB!TCHE$GETMONE¥" das Split-​Video zu "JFK/​Safe" raus­kam, wur­de der ohne­hin rie­si­ge Hype noch mal um eini­ges grö­ßer. Beson­ders wegen des ers­ten Songs.

Die­ser schlug sofort ein wie eine Bom­be. Die Rhodes- und Horn-​Samples wir­ken anre­gend und gleich­zei­tig ent­span­nend, wäh­rend die Drums zum Kopf­ni­cken ein­la­den. Lei­der fin­det sich auf dem Album eine ande­re Ver­si­on mit einem Club-​lastigeren Beat. Heu­te lässt sich die Video­ver­si­on des Tracks auf kei­nem offi­zi­el­len Kanal mehr fin­den, was wirk­lich scha­de ist, denn das Instru­men­tal und die Vocals haben per­fekt zusam­men­ge­passt. Shin­dy flowt auf "JFK" sehr strin­gent, ohne jedoch auch nur einen Fun­ken Hek­tik auf­kom­men zu las­sen, und rappt rou­ti­niert über qua­si jedes erdenk­li­che Sta­tus­sym­bol. Von der Edel-​Karosse über Desi­gner­klei­dung bis hin zu unzäh­li­gen Gespie­lin­nen wird hier inhalt­lich der kom­pro­miss­lo­se Hedo­nis­mus auf die Spit­ze getrie­ben. Sein erst ein Monat spä­ter erschei­nen­des Album wird auf "JFK" sogar schon zum Klas­si­ker sti­li­siert – was es dann auch wur­de, denn sei­ne Detail­ver­liebt­heit und Arro­ganz soll­ten Nach­ah­mer in der gesam­ten HipHop-​Szene fin­den. So rappt er zurecht am Ende des ers­ten Parts: "Mein Album is' so clas­sic, druck das Cover auf Papy­rus!"

Auch wenn Shin­dy gera­de bei "FVCKB!TCHE$GETMONE¥" viel Kri­tik bezüg­lich der Nähe zu ame­ri­ka­ni­schen Vor­bil­dern ein­ste­cken muss­te, ist die­ses Album für vie­le sein Opus Magnum. Ver­ständ­lich, wenn man bedenkt, wie viel Fines­se in der auf den ers­ten Blick doch sehr sexis­ti­schen und ober­fläch­li­chen Musik liegt. Nicht umsonst erreich­te das Album Gold­sta­tus und Platz eins der Charts in Deutsch­land, Öster­reich und der Schweiz. Den Start­schuss zu die­sem Erfolg setz­te "JFK".

(Nico Maturo)
(Gra­fik von Dani­el Fersch)