"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." Und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem Künstler oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der Gesprächspartner ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
Es gibt neben Dexter eher wenige deutsche Produzenten im HipHop, von denen bekannt ist, dass sie auch schon mal zum Mic gegriffen haben. Wer zum Beispiel weiß, dass Dufsen – den meisten wohl aus dem Veedel Kaztro-Umfeld bekannt – 2010 mal selbst in der Booth stand? Hätte ich mich nicht näher mit dem Tunnelblick Music-Label befasst, wäre ich auch nie darauf gestoßen.
Was mich gleich zu Beginn jedes Mal kickt: die gesamplete Männerstimme, die "Doofie" als den "innovator of the new jazz music" vorstellt – was danach auf der ganzen Platte instrumental bewiesen wird. Denn der Kölner hat hier jazzige Beats mit Klavier, Gitarre, feinsten Cuts und Voice-Samples gebaut, die auch nach Jahren noch gute Laune verbreiten. Persönliches Highlight ist dabei der Flip des McDonald's-Jingles auf "Ich liebe es". Doch nicht nur auf musikalischer Ebene strotzt die EP nur so vor Heiterkeit, auch den Texten merkt man an, dass es sich hier um ein reines Spaßprojekt handelt. Wenn man es anhört, grinst man etwa immer noch über die "Geil"-Wortspiele am Ende des gleichnamigen Tracks und über Dufsens Interpretation vom viel berappten "Ice" anderer. Bei so viel stumpfem Humor kann man sogar Exzem, der lyrisch weit mehr kann, die vielen flachen "Deine Mutter"-Witze verzeihen. Neben diesem sind noch viele weitere Künstler aus Köln gefeaturet, während Dufsen selbst gerade mal auf vier der sieben als Rapper vertreten ist. Doch das ist vielleicht auch besser so. So angenehm seine Stimme auch ist, die Parts sind im Vergleich zu seinen Gästen doch ein wenig holprig. Was wohl auch der Grund ist, warum das leider sein einziger Ausflug als Rapper war. Potenzial hätte er trotz allem.
Am Ende hat die EP zwar keinen Tiefgang – außer mit dem Track "Trugschluss", auf dem Exzem, Dna und Rain ihre Sicht auf die Welt reflektieren. Aber wer Bock auf zwanzig Minuten Jazz, Spaß und Sorgenfreiheit hat, dem kann ich das Release nur ans Herz legen. Denn zumindest für mich ist das inzwischen zehn Jahre alte Release genau das, was der Titel verspricht: "Geil".
(Lukas Päckert)