Auf der Tapefabrik ist HipHop noch HipHop. Fernab von Beef, Gossip und mehr Handys als Händen in der Luft trifft sich die deutsche Rap- und Beatszene in Wiesbaden zur größten Jam des Landes. Legenden wie Creutzfeld & Jakob, Aphroe und ABS haben die Bühne im Schlachthof schon genauso abgerissen wie die Straßenrap-Größen Haftbefehl und Celo & Abdi sowie Untergrundhelden wie Retrogott & Hulk Hodn oder Slowy & 12Vince. Jeder, der die Tapefabrik schon einmal besucht hat, kennt die besondere Atmosphäre, die die Veranstalter dort Jahr für Jahr mit viel Herzblut erschaffen. Wie schon die Jahre zuvor wollen wir auch 2020 zur 9. Ausgabe der Tapefabrik unseren Beitrag leisten und sind erneut Gastgeber einer eigenen Bühne. In den nächsten Wochen stellen sich einige der Künstler, die auf der MZEE Stage auftreten, persönlich vor, indem sie unser Format "MZEE Tape" fortführen. Schon in den vergangenen Jahren stellten 14 Künstler ein Mixtape mit fünf für sie persönlich essenziellen Tracks zusammen. Das achtzehnte Tape stammt von Haszcara. Die junge Dame aus Göttingen machte besonders durch ihre VBT Elite-Qualifikation 2016 auf sich aufmerksam. Inzwischen ist sie bei Audiolith gesignt und veröffentlicht dort fleißig stark gesellschaftskritische sowie inhaltlich wichtige Musik. Wir freuen uns auf Haszcara am 21. März auf der Tapefabrik.
Track 1: Ein absoluter HipHop-Klassiker
Christina Aguilera feat. Lil' Kim – Can't Hold Us Down
Haszcara: Echt krass, wie die beiden schon 2003, als die feministische Bewegung noch gar nicht so wie heute im Mainstream angekommen war, einen solchen Badass-Song gemacht haben, der sich an die Doppelmoral in der Gesellschaft richtet. Darum geht's doch im HipHop: Sagen, was man denkt, und sich um die Community kümmern. "Can't Hold Us Down" ist Empowerment pur für alle Frauen, die sich nichts sagen lassen – und solche, die es noch tun wollen.
Track 2: Ein Track, den ich mit der Tapefabrik verbinde
Pilz vs. Nedal Nib – DLTLLY RapBattle
Haszcara: Kein Track, aber das Battle zwischen Pilz und Nedal Nib war ja mal eines der heftigsten überhaupt! Pilz hat eine Riesendebatte darüber losgetreten, was an Punchlines erlaubt ist und was nicht. Die sonst ach so offenen Battlerapfans haben auf einmal richtig rumgeheult, weil sie Nedal Nib aufgrund seiner Religion gedisst hat … Unabhängig davon, wie ich das finde, hat das gezeigt, dass Sexismus halt um einiges leichter toleriert wird als Rassismus oder antimuslimische Lines. Diskriminierung, die ausnahmsweise auch mal die Boys im Club betreffen könnte. Interessante Bestandsaufnahme.
Track 3: Der Track eines völlig unterschätzten Künstlers
Sir Mantis – sorry not sorry
Haszcara: Sir Mantis ist einer der krassesten Menschen, die ich kenne. Nicht nur, dass er ein heftig guter Rapper ist, sondern auch ein starker Produzent. Ich freue mich riesig auf sein Album. Supportet diesen Dude!
Track 4: Mein absoluter Favorit aus dem vergangenen Jahr
Doja Cat – Juicy
Haszcara: Ich hab' den Track hoch und runter gehört. Kriege einfach richtig gute Laune davon. Solche Inhalte gab es Anfang der 00er Jahre leider nicht … Ich freue mich, dass die heutige Jugend mit einem etwas offeneren Schönheitsideal aufwächst. Abgesehen davon flowt Doja ganz schön nice über den Beat.
Track 5: Der beste Song, der aus meiner Feder stammt
Nachtdepression
Haszcara: Nach wie vor "Nachtdepression". Ich fühl's einfach immer noch so doll.
(Lukas Päckert)
(Grafik von Daniel Fersch)