Alles ist Designer, doch was nützt uns dieses Geld?
Machen wir am Ende nicht mal das, was uns gefällt?
RIN hat sich seit seiner ersten EP aus dem Jahre 2016 ganz schön gemacht. Aus dem damaligen Life From Earth-Künstler ist inzwischen ein erfolgreicher Musiker geworden: gut besuchte Touren, ein eigenes Studio und der Luxus, sich für das zweite Album mal eben zwei Jahre Zeit zu lassen. Doch führt das alles auch dazu, dass "Nimmerland" ein guter Nachfolger für sein Debüt wird?
Soundästhetisch ist das neue Album definitiv besser als das zwischengeschobene Mixtape "Planet Megatron". "Nimmerland" punktet mit starken Produktionen von unter anderem reezy, Minthendo und erstmals RIN selbst. Hier werden wieder 808-Bässe, Synthies und das ein oder andere Klassiker-Sample von etwa Jay-Z zu starken Beats kombiniert – garniert mit dem nicht zu Autotune-verwässerten Rap des Bietigheimers. So weit, so gut. Das Problem ist: Sobald man auf die Lyrics hört, verliert "Nimmerland" deutlich an Charme. Natürlich sind die Hommagen an Savas, M.I.A. sowie RINs eigene Hits ganz nett. Und natürlich sind Anspielungen auf Nirvana, den Track "Keine Liebe" von Echt oder Ami-Rapper schöne Gimmicks. Aber wie er all das und seine ohnehin oberflächlichen Themen in Lyrics verpackt, ist eher dürftig. Das beginnt schon auf dem ersten Track mit der Zeile "Wir woll'n alle nach Amerika wie NASCAR" und geht weiter mit teilweise völlig losgelösten Adlibs, die etwa das vorige Wort auf Englisch wiederholen. Ein unschön geflowtes Savas-Zitat auf "Vintage" setzt dem Ganzen dann noch die Krone auf. Wenn das Album schon keine Tiefe hat, könnten doch wenigstens die Zeilen etwas ausgefeilter sein.
Renato hat sich seit seinem Debüt "EROS" musikalisch definitiv ein Stück weiter entwickelt. Mit Gesang und dem Album als rundes, musikalisches Gesamtwerk punktet er auch auf "Nimmerland". Richtig starke Hits wie "Bros" oder "Blackout" sucht man allerdings vergebens. Und auch besonders intensive Schreibarbeit hört man hier nicht wirklich heraus. Am Ende ist die Platte wie das besungene "Fabergé": von außen sehr schön anzusehen, doch bei genauerer Betrachtung innen hohl.
(Lukas Päckert)