Die Orsons sind die Nummer … warte mal …
Ich hab' es irgendwo hier aufgeschrieben …
Es Entwicklung zu nennen, würde dem, was Bartek, KAAS, Maeckes und Tua im Laufe der Zeit durchlebt haben, nicht annähernd gerecht werden. Geplante Irrfahrt trifft es schon eher – im positiven Sinne. Vom Klamauk der ersten beiden Alben zur Boyband mit künstlerischem Anspruch bis zum avantgardistischen Künstlerkollektiv: Der Weg hierher war alles andere als geradlinig. Viel eher ein Kreis, der sich nun schließen könnte. Schließlich sprach das Quartett am Ende des ersten Albums schon von "Orsons Island" und kehrt nun dorthin zurück. Ist die neue Platte also auch ein stilistischer Rückschritt?
Wohl kaum. Denn der Weg zurück zur Insel der Orsons ist kein full circle, sondern die Spirale des goldenen Schnitts. Ein Feuerwerk der erschreckend wohlklingenden Absurditäten. Etwas Kafka, ein wenig Dada und ein gesampletes Tua-Ta, um daraus Mozarts "kleine Nachtmusik" zu generieren. Wo einzelne Versatzstücke disharmonisch und falsch scheinen, ergibt sich im Zusammenspiel aller Details ein mitreißender Sound, dem man sich kaum verwehren kann. Gut versteckt hinter diesen den Ohren schmeichelnden Klängen, schleichen unbemerkt Texte über Liebe, Lebensfreude, Verlust und Versagen in den Kopf und entfalten ihre Bedeutung erst dort so wirklich. Und während man noch damit beschäftigt ist, all die sprachlichen Gebilde ob ihrer Genialität zu sezieren, drängt sich schon die nächste Ohrwurmhook auf. Mehr Gesamtkunstwerk denn schlichtes Album lädt "Orsons Island" dazu ein, immer und immer wieder gehört zu werden – allein schon deshalb, weil die Platte zu vielschichtig und gewaltig ist, um nach einmaligem Konsum vollends erfasst zu werden.
Die Rückkehr zur Insel hat nicht die Orsons, sondern die Insel selbst verändert. Die Scheune, die Schaukel und die vier Schweine, die einst dort standen, sind verschwunden. An ihrer Stelle warten nun kunstvolle Gebilde, verschlungene, doch zielführende Pfade und alles überwuchernde Felder voll leuchtender Sprachblüten, die süßlich duften, aber dennoch Dornen tragen. Hier lässt es sich aushalten.
(Daniel Fersch)