Bin die Wurzel dieses Baumes und die Krone zugleich.
A, Z, die Ikone am Mic.
Nachdem Azad auf dem Trap-Album "NXTLVL" eine – für ihn – durchaus gewöhnungsbedürftige Richtung eingeschlagen hat, bewegt er sich nun wieder auf gewohntem Terrain. Und nicht nur das: Mit "Der Bozz 2" releast der "König von Mainhattan" den Nachfolger seiner 2004 indizierten Platte "Der Bozz". Manch einer wird nun sagen: Endlich ist Azad wieder so, wie man ihn kennt. Schauen wir also mal, ob dem so ist.
Bereits nach den ersten Tracks erahnt man, was einen auf "Der Bozz 2" erwartet. Vor allem die streicher- und pianolastigen Beats erwecken das Gefühl, in die 2000er zurückversetzt worden zu sein. Ein Gefühl, das der Protagonist mit den Worten "und es geht back to the roots, zurück zu den Geigen" untermauert. Inhaltlich klingt das Ganze zwar nicht mehr so wütend wie auf "Der Bozz", in puncto Authentizität bleibt die Faust des Nordwestens jedoch über alle Zweifel erhaben. Neben Azad und seiner tiefen, rauen Stimme gibt es im Rapkosmos wahrscheinlich nur eine Handvoll Künstler, die mit ihren Geschichten aus dem Block eine bedrückendere Grundstimmung erzeugen können. Und so hat man beim Hören das Gefühl, dass der kalte, graue Winter Frankfurts in den August vorverlegt wurde. Das Highlight der Platte bildet der Featuretrack mit Kool Savas. In Anlehnung an den Dead Prez-Klassiker wird auf "HipHop" eine Punchline nach der anderen gespittet, was vor allem bei "One"-Fans eine großflächige Gänsehaut hervorrufen dürfte. Demgegenüber steht allerdings eine Vielzahl an Tracks, bei denen man die Finesse alter Tage vermisst, die den Songs stets eine weitere Ebene hinzufügte. Zu oft greift Azad auf alte, abgenutzte Sprachbilder zurück, was dazu führt, dass die großen Überraschungsmomente ausbleiben.
Auf "Der Bozz 2" besinnt sich Azad wieder zurück auf seine Stärken. Er verzichtet vollständig auf innovative oder neue Elemente, was dazu führt, dass man sich beim Hören in der Zeit zurückversetzt fühlt. Was dadurch entsteht, ist ein Gefühl von Nostalgie – und aus diesem Grund kann man der Platte letztendlich auch einen gewissen Charme nicht absprechen.
(Thomas Linder)