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Mobb Deep – Shook Ones (Part II)

Egal, ob Album, Gratis-​Mixtape oder Lieb­lings­song – in unse­rer "Plat­ten­kis­te" stel­len wir Euch regel­mä­ßig die Per­len unse­rer redak­ti­ons­in­ter­nen Samm­lun­gen vor. Die­ses Mal: Mobb Deep mit "Shook Ones (Part II)".

"Was?! Du kennst das nicht? Sekun­de, ich such' dir das mal raus." Und schon öff­net sich die Plat­ten­kis­te. Wer kennt die­sen Moment nicht? Man redet über Musik und auf ein­mal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem Künst­ler oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzu­fan­gen weiß. Und plötz­lich hagelt es Lob­prei­sun­gen, Hass­ti­ra­den oder Anek­do­ten. Gera­de dann, wenn der Gesprächs­part­ner ins Schwär­men ver­fällt und offen zeigt, dass ihm das The­ma wich­tig ist, bit­tet man nicht all­zu sel­ten um eine Kost­pro­be. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Per­son so sehr am Her­zen zu lie­gen scheint. In die­sem Fall – was uns so sehr am Her­zen liegt: Ein Aus­zug aus der Musik, mit der wir etwas ver­bin­den, die wir fei­ern, die uns berührt. Ein Griff in unse­re Plat­ten­kis­te eben.

 

Ver­mut­lich kennst Du die­sen Track. Viel­leicht kennst Du ihn so gut wie ich, so gut wie wahr­schein­lich 90% der Leser­schaft von MZEE​.com. Wie­so zie­he ich also genau die­sen Song aus mei­ner ganz per­sön­li­chen Plat­ten­kis­te her­vor? Die Fra­ge soll­te eher lau­ten: Wie­so nicht? Denn soll­test Du zu den rest­li­chen 10% gehö­ren, die bis­her noch nicht in den Genuss die­ses genia­len Tracks kom­men durf­ten, so wirst auch Du ihn bald lie­ben lernen.

Ich kann gar nicht beschrei­ben, wie unfass­bar oft ich "Shook Ones (Part II)" von Mobb Deep schon gehört habe. Man könn­te mich wahr­schein­lich nachts um drei Uhr wecken und ich könn­te sofort jede Zei­le mit­rap­pen, sobald der Beat ein­setzt. Du kennst ver­mut­lich die Line "I'm only 19, but my mind is old" als die­je­ni­ge, die x-​mal gesam­pelt wur­de oder ande­re Rap­per in ihren Parts als Tri­but auf­ge­grif­fen haben. Aber es ist auch die Line, die Dich beson­ders trifft, wenn Du den Track hörst – denn Du glaubst nicht, dass die­ser Inhalt von einem 19-​Jährigen kommt. Du hörst in der bekann­ten ers­ten Stro­phe den Zorn, aber auch die Rei­fe in Pro­di­gys Stim­me und fühlst mit. Du wirst zurück­ver­setzt in das New York der 90er – auch, wenn Du nie da warst. Wir spre­chen dabei von riva­li­sie­ren­den Gangs, Warn­schüs­sen, Bru­ta­li­tät und Kri­mi­na­li­tät. Der Beat, der von Havoc pro­du­ziert wur­de, unter­malt die­ses bedrü­cken­de Gefühl und trägt sei­nen Teil dazu bei, dass Du Dich in eine ganz beson­de­re Stim­mung ver­setzt fühlst. Er ist so sim­pel und doch so mit­rei­ßend. Ein schrof­fer, fins­te­rer Oldschool-​Beat, der im Gedächt­nis bleibt.

Alles in allem lässt sich eine Sache nicht bestrei­ten: Du wirst den Hun­ger der bei­den, es sich selbst zu bewei­sen, sofort raus­hö­ren. Und genau das macht "Shook Ones (Part II)" unter ande­rem so beson­ders. Auch wenn der Inhalt noch so düs­ter wirkt, ist der Track für mich der ein­zi­ge, der mich immer run­ter­bringt. Wir spre­chen hier von einem ech­ten Klas­si­ker der HipHop-​Geschichte, wes­halb ich Dir zum Abschluss emp­feh­le: "Take the­se words home and think it through."

(Lai­la Drewes)