Husmann
Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Soundcheck eine Hilfestellung bieten. Producern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Du hast inzwischen bereits dein fünftes Beat-Tape veröffentlicht. Hast du bei so viel Output einen persönlichen Lieblingsbeat von dir selbst?
Husmann: Schwer zu sagen. Ich bin meistens mit den neueren Produktionen am glücklichsten. Vermutlich, weil sich bei denen das Mixing et cetera auf meinem persönlichen, aktuellen Standard befindet. Ansonsten ist das Gefallen immer stimmungsabhängig. "LekkeMilchreis" von den "Beats Vol. lll" ist jedenfalls ein Classic! Außerdem habe ich eben einen gebastelt, den finde ich auch heiß.
MZEE.com: Und im Hinblick auf andere Produzenten: Welches ist in deinen Augen das beste Instrumental überhaupt?
Husmann: Der DJ Premier-Remix von Show & A.G.s "Next Level" oder "How Many MCs" von Black Moon fallen mir spontan ein. Aber eine Festlegung bei der Frage wäre Blasphemie. Ich glaube, jeder hat auf seinen Lieblingsalben Beats, die besonders imponieren. Vor allem bei den Instrumentals von Lord Finesse und Diamond D sowie der gesamten D.I.T.C.-Crew – Premo, Clark Kent, A Tribe Called Quest, Geto Boys, Organized Konfusion und wie sie nicht alle heißen – gibt es einfach zu viel Auswahl.
MZEE.com: Deine Instrumentals tragen Namen wie "Ringelsockenlifestyle", "Burger mit Käse" oder "Haus Enten Wale". Wie genau kommst du auf diese Titel?
Husmann: Teilweise entsteht die Titelwahl durch die Stimmung des Tracks. Aber auch der letzte Gesprächsfetzen oder eine spontane Interjektion sind für die Findung eines Titels hilfreich. Bis vor einiger Zeit haben meine Beats immer nur das Erstelldatum als Namen getragen. Jedoch wiederholen sich die Daten bekanntlich von Jahr zu Jahr und das führt zu Schwierigkeiten.
MZEE.com: Du produzierst aber nicht nur, sondern hast bereits mit "Criminal Boombap" ein Release, auf dem du auch selbst rappst. Denkst du denn, dass ein Producer-Album denselben Stellenwert haben sollte wie das Album eines Rappers?
Husmann: Ich freue mich immer, wenn der Produzent das gleiche Maß an Aufmerksamkeit bekommt wie der MC. Den Kennern unter uns ist ja auch bekannt, dass der Producer konstitutiv für das Endprodukt ist. Auf einem Album mit Vocals steckt aber halt einfach noch mehr drin. Deswegen finde ich Cuts auf Beat-Tapes auch sehr ansprechend. Als Rapper ist man außerdem gewissermaßen Entertainer. Deswegen hat man beim Hören eines Rapalbums eine deutlich unterhaltsamere Erfahrung – wie etwa bei Taktloss.
MZEE.com: Als Rapper und Producer sprichst du den Hörer ja direkt "zweigleisig" an – hast du denn eine bestimmte Botschaft? Was willst du mit deiner Musik vermitteln?
Husmann: Eine direkte Botschaft habe ich nicht. Cool ist es, wenn Musik jemanden anspricht und derjenige mir Kritik oder Lob zurückgibt. Das Schöne an HipHop ist das Interaktive. Wenn ein Homie zu mir kommt und auf meine Beats rappen möchte, fühle ich mich in meinem Schaffen bestätigt. Die Musik entsteht durch innere Motivation und lädt natürlich zum Teilen ein. Das Internet bietet dafür eine günstige Plattform. Ich verfolge in meiner Arbeit einen sehr klassischen Stil und feier' die Leute, die Ähnliches machen. Deswegen könnte man sagen, dass gerade mein Rap der Rap-Pädagogik für heranwachsende HipHop-Jünger dient.
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(Daniel Fersch & Lukas Päckert)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)
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