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Interview

Juse Ju

"Vie­le Eisenkopf-​Typen emp­fin­den das, was ich mache, wahr­schein­lich als eine abso­lu­te Unver­schämt­heit gegen­über ihrer gan­zen Lebens­art und füh­len sich von mir bloß­ge­stellt." – Juse Ju im Inter­view über das hege­mo­nia­le Männ­lich­keits­bild, Her­bert Grö­ne­mey­er und lite­ra­ri­sche Einflüsse.

Juse Ju ist alles ande­re als ein Standard-​Rapper. Seit Jah­ren macht er sein eige­nes Ding fern­ab der übli­chen Genre-​Konventionen. Dabei schreckt er nicht davor zurück, auch mal anzu­ecken und unbe­que­me The­men anzu­spre­chen – so auch auf sei­ner neu­es­ten EP "Unter­treib nicht dei­ne Rol­le". Dar­auf prä­sen­tiert er bin­nen kur­zer Zeit ein beein­dru­ckend gro­ßes The­men­spek­trum, wel­ches sei­nen reflek­tier­ten Cha­rak­ter offen­bart. Mit uns sprach der Rap­per und Radio­mo­de­ra­tor, der in Kirch­heim und Yoko­ha­ma auf­wuchs, unter ande­rem über sei­ne Sin­gle "Män­ner" und das dar­auf the­ma­ti­sier­te Männ­lich­keits­bild. Zudem ver­riet er uns, ob er sich als Femi­nist bezeich­nen wür­de und sprach über den Ein­fluss, den Schrift­stel­ler wie Max Frisch und Peter Hand­ke auf sein Schaf­fen haben.

MZEE​.com: Kürz­lich ist dei­ne EP "Unter­treib nicht dei­ne Rol­le" erschie­nen. Bist du in der Rap­sze­ne eher der Über- oder Untertreiber?

Juse Ju: Da es in der Rap­sze­ne ja zur Tra­di­ti­on gehört, sei­ne Rol­le maß­los zu über­trei­ben, bin ich auf jeden Fall eher der Unter­trei­ber. Aber das ist schwer zu sagen. Es kommt ja immer dar­auf an, wor­auf man das bezieht. Ich glau­be, vie­le Leu­te sind auch der Mei­nung, dass ich mei­ne Rol­le maß­los über­trei­be – zum Bei­spiel, wenn sie sich über Songs wie "Män­ner" ärgern. Das Bes­te, das ich gele­sen habe, war, dass ich "Bürsch­chen" ja nicht in der Lage sei, über­haupt irgend­et­was über Män­ner zu sagen, weil ich zu jung sei. Ich habe mir gedacht: "Ich bin Mit­te 30. Das ist für einen Rap­per eigent­lich schon rela­tiv alt." Ich hat­te mir schon über­legt, ob ich "Let me goog­le this for you" drun­ter schrei­ben soll. Aber okay … Ich den­ke, ich ten­die­re eher zum Unter­trei­ben. Wobei, in der HipHop-​Szene heißt zu unter­trei­ben ja eigent­lich nur, dass du die Wahr­heit gar nicht oder zumin­dest weni­ger ver­biegst. Bezie­hungs­wei­se es heißt, dass du die Rea­li­tät bezüg­lich dei­nes Reich­tums nicht so maß­los beschönigst.

MZEE​.com: In die Kate­go­rie "Reich und gefähr­lich" passt du ja ohne­hin nicht beson­ders gut – und ver­suchst es auch gar nicht.

Juse Ju: Na ja, also das mit der Gefähr­lich­keit ist immer so eine Sache. Ich ver­ste­he schon, wie­so man als Teen­ager in einer äußerst gewalt­tä­ti­gen Welt lebt. Der Pau­sen­hof ist ja nicht wie die Erwach­se­nen­welt. Erwach­se­ne hau­en sich eher sel­ten auf die Fres­se. Es gibt Län­der, in denen sich die Leu­te sogar in Par­la­men­ten aufs Maul hau­en. Aber in Euro­pa ist so etwas eher sel­ten. Das ist eher etwas, das für Jün­ge­re inter­es­sant ist. Wenn man noch jün­ger ist, lebt man bedroh­ter. Teen­ager sind ein­fach noch viel fie­ser, beschis­se­ner und gewalt­tä­ti­ger zuein­an­der als Erwach­se­ne. Wenn man als Erwach­se­ner zu gewalt­tä­tig ist, lan­det man eben irgend­wann auch mal im Knast, fin­det kei­nen Job oder wird Pen­ner. Oder man macht Kar­rie­re damit und wird kri­mi­nell oder Tür­ste­her. Aber ich glau­be, das ist eher die Aus­nah­me. Das Ding ist aber, dass mich vie­le für einen Pazi­fis­ten hal­ten oder so. Dabei wür­de ich dau­ernd ger­ne irgend­wem in die Fres­se hau­en. Ich fän­de es auch gut, wenn gewis­se Leu­te mal eins auf die Schnau­ze bekä­men. Ich mache selbst auch einen Kampf­sport … also Kara­te – also so halb einen Kampfsport.

MZEE​.com: Es gibt aber auch ver­schie­de­ne Arten von Gewalt. Das muss nicht immer etwas Phy­si­sches sein …

Juse Ju: Ja genau, ich bin eher so der Typ für psy­chi­sche Gewalt. Ich bin mir ziem­lich sicher, dass sich vie­le von mir ange­grif­fen füh­len. Vie­le Eisenkopf-​Typen emp­fin­den das, was ich mache, wahr­schein­lich als eine abso­lu­te Unver­schämt­heit gegen­über ihrer gan­zen Lebens­art und füh­len sich von mir bloß­ge­stellt. Ich sage ja auch auf einem Song: "Mein Rap ist Gewalt." Ich habe ange­fan­gen, zu rap­pen, um mich zu behaup­ten und Rache an mei­nen Fein­den zu üben. Ich glau­be, dass sich das immer noch bei mir wider­spie­gelt. Ich mache kei­nen "Love, Peace and Harmony"-Rap, son­dern irgend­wo auch Batt­ler­ap – nur eben weni­ger gegen ande­re Rap­per. Die haben es schon schwer genug. (schmun­zelt) Ich bin ja sel­ber einer. Man muss sich als Rap­per oft genug dum­me Schei­ße von Leu­ten anhö­ren, die nicht rap­pen kön­nen. Das ist ärger­lich genug.

MZEE​.com: Man kennt dich schon immer als jeman­den, der sowohl Kli­schees als auch Nor­men hin­ter­fragt. Auf "Män­ner" zwei­felst du bei­spiels­wei­se das domi­nan­te Männ­lich­keits­bild unse­rer Gesell­schaft an. Wie gehst du mit dei­nem eige­nen Mann-​Sein um? Erfüllst du selbst vie­le der gän­gi­gen Kli­schees? Immer­hin machst du ja auch Kampfsport.

Juse Ju: Also, erst mal muss ich klar­stel­len, dass ich kein MMA oder etwas ähn­li­ches mache – wie die­se gan­zen Leu­te, die sich prü­geln wol­len – son­dern Kara­te. Als jemand, der in Japan auf­ge­wach­sen ist, ist das die Wea­pon of Choice und ich lern­te als Deutschraps Kara­te Kid von Mr. Miya­gi. Ich muss­te ler­nen: "Kara­te is about balan­ce. Not only in Kara­te, but in life. Kara­te is only for defen­se." (lacht) (Anm. d. Red.: Juse imi­tiert einen japa­ni­schen Akzent) Ich glau­be auch, dass Kara­te nicht so effi­zi­ent ist. Das ist eher was für das Selbst­be­wusst­sein. Es ist so oder so egal, wie gut du als Kampf­sport­ler bist, wenn drei Typen dich hau­en wol­len – oder wenn einer mit einer Waf­fe kommt. Dann musst du immer weg­ren­nen. Ich hat­te mal Work­shops, bei denen die kras­ses­ten Karate-​Meister waren. Selbst die mein­ten das. Die­se Eins-​gegen-​Eins-​Kämpfe sind ja ein weir­des Mys­te­ri­um, zu dem es nie wirk­lich kommt. Wenn dich im ech­ten Leben jemand hau­en will, kom­men drei Typen und hau­en dich. Es gibt kei­ne Fair­ness. In irgend­ei­nem K.I.Z-Lied, glau­be ich, rappt Tarek: "Ich kam wirk­lich allei­ne zum Ein­zel­kampf." (lacht) Ich habe das mein Leb­tag noch nicht erlebt. Wenn ich als Teen­ager eine aufs Maul bekom­me habe, dann waren das irgend­wel­che Leu­te, die mich aus dem Nichts geschla­gen haben. Und da waren auch immer noch fünf im Rücken, falls ich mich weh­re. Ich will aber gar nicht so viel über Gewalt reden. Wahr­schein­lich lesen die gan­zen ech­ten Stra­ßen Gs "Kara­te" und es bedeu­tet für sie "so effek­tiv wie Judo". Ich fin­de es trotz­dem gut für das Selbst­be­wusst­sein, das zu machen. Aber dei­ne Fra­ge ging ja in die Rich­tung, wie viel hege­mo­nia­le Männ­lich­keit in mir steckt.

MZEE​.com: Genau.

Juse Ju: Das ist tat­säch­lich eine sehr kom­ple­xe Fra­ge. Ich bin der Mei­nung, dass ich auf "Män­ner" eben gera­de nicht das hege­mo­nia­le Männ­lich­keits­bild beschrei­be, das in unse­rer Gesell­schaft wirk­lich herrscht. Eher eines, das nur in gewis­sen Krei­sen aus sich selbst her­aus geschaf­fen wird – zum Bei­spiel in Bezug auf die­se nicht exis­tie­ren­den Ein­zel­kämp­fe. Mir geht es da über­haupt nicht um eine exak­te Defi­ni­ti­on des hege­mo­nia­len Man­nes. Mir geht es da eher um so Donald Trump-​Typen. Der ist der Mäch­tigs­te von all die­sen Angry White Men. Man muss ja nur die HipHop-​Szene angu­cken, da wider­spre­chen sich dau­ernd alle selbst. Es wird die gan­ze Zeit etwas kol­por­tiert, das gar nicht gelebt wird. Auf dem Song geht es mir eher um eine tra­gi­sche Mann-​Figur, die ger­ne der Alpha-​Wolf sein möch­te, der Macht und Anspruch hat, aber dar­an schei­tert, weil wir halt in einer moder­nen Welt leben. Im kri­mi­nel­len Milieu gibt es sol­che Alpha-​Wölfe viel­leicht. Aber neh­men wir zum Bei­spiel mal Joseph Acker­mann: Der ist viel mehr das, was man all­ge­mein als hege­mo­nia­len Mann bezeich­nen kann. Ein Rich Ass Mother­fu­cker, der tun und las­sen kann, was er will. Der ist ja so ein Alpha-​Mann. Der wirkt aber nicht wie ein kras­ser Ban­ger, son­dern kommt grin­send mit einem Bäuchlein-​Ansatz und Schwei­zer Akzent daher. Ich habe irgend­wo gele­sen, dass die­ser Typ Mann der eigent­li­che hege­mo­nia­le Mann ist, dem alle nach­ei­fern. Dazu gehö­ren Cha­ris­ma, aber eben auch Bil­dung oder ob du dich auf inter­na­tio­na­lem Par­kett bewegst, viel Geld ver­dienst und gut für dei­ne Fami­lie sor­gen kannst. Aber dar­um geht es ja in mei­nem Lied nicht. Eigent­lich kri­ti­sie­re ich die wirk­lich mäch­ti­gen Män­ner gar nicht, son­dern eher die tra­gi­schen Dumm­schwät­zer. Um nach die­sem wei­ten Aus­ho­len aber noch dei­ne Fra­ge zu beant­wor­ten: Ich ent­spre­che in vie­ler­lei Hin­sicht sicher­lich dem hege­mo­nia­len, "nor­ma­len" Männ­lich­keits­bild. Ich bin beruf­lich erfolg­reich, trei­be Sport und füh­re eine gewöhn­li­che Bezie­hung. In man­chen Punk­ten ent­spre­che ich dem Bild aber natür­lich auch nicht. Nie­mand ent­spricht dem voll­kom­men. Es gibt ja die­se komi­sche Welt­sicht, laut der es Opfer- und Täter­ty­pen gibt. Aber die Wahr­heit ist, dass in unse­rer Gesell­schaft vie­le Täter – wie zum Bei­spiel die vom Pau­sen­hof – eigent­lich Opfer sind. Es ist defi­ni­tiv kom­plex. Wie vie­le Leu­te, die die Kings auf dem Pau­sen­hof waren, sind heu­te plei­te und bekom­men es nicht hin, eine ver­nünf­ti­ge Bezie­hung zu füh­ren? Dick­köp­fig­keit und Unver­nunft wer­den oft als Männ­lich­keit kol­por­tiert, aber das funk­tio­niert ja nicht. Ich erfül­le das gesamt­ge­sell­schaft­li­che Männ­lich­keits­bild wahr­schein­lich mehr als man­che Rap­per. Das hängt sicher­lich auch mit mei­ner Her­kunft zusam­men, da mir viel mit­ge­ge­ben wur­de. Ich kom­me aus einem Haus­halt, in dem es mir ermög­licht wur­de, die Schu­le fer­tig zu machen, zu stu­die­ren und beruf­lich mei­nen Weg zu gehen. Das ist ande­ren Leu­ten, die zu Hau­se Schwie­rig­kei­ten haben, nicht so ver­gönnt. Aber mich stört die­ses ein­di­men­sio­na­le Bild, das die Rap­per ver­brei­ten, des­halb auch total.

MZEE​.com: Bist du selbst mit einem star­ren und frag­wür­di­gen Männ­lich­keits­bild im Sin­ne von "toxi­scher Mas­ku­li­ni­tät" auf­ge­wach­sen oder gab es in dei­nem Leben auch Vor­bil­der, die dir etwas ande­res vor­ge­lebt haben? Abseits von Mr. Miyagi.

Juse Ju: Mr. Miya­gi als Vor­bild reicht. (schmun­zelt) Nein, Spaß. Ich hat­te vie­le. Wenn ich so zurück­den­ke, fal­len mir zunächst mal fami­liä­re Vor­bil­der ein. Ich habe einen gro­ßen Bru­der und einen Vater. Fami­lie hat – ob man will oder nicht – den meis­ten Ein­fluss auf einen. Mein Vater hat drei Kin­der und sich für sei­ne Fami­lie den Arsch auf­ge­ris­sen. Das merkt man ja als Kind, auch ohne das kogni­tiv zu reflek­tie­ren. Mein gro­ßer Bru­der hat sich auch für Rap inter­es­siert, durch ihn bin ich zur Musik gekom­men. Mei­ne musi­ka­li­schen Vor­bil­der waren zunächst Bands wie Public Ene­my oder De La Soul. Damals habe ich aber noch nicht ver­stan­den, was sie gesagt haben. Spä­ter waren es dann Den­de­mann und Max Her­re. Das waren ja rela­tiv läs­si­ge, nor­ma­le Dudes – nicht zu ver­glei­chen mit den Vor­bil­dern, die die Kids heu­te haben. Heu­te müs­sen alle wie Ste­ve Aus­tin sein. Ich hat­te neu­lich ein Gespräch über Wrest­ling und dar­über, wie sich das ver­än­dert hat. Ich bin mit Bret Hart auf­ge­wach­sen. Der war ein gera­der Typ. Die heu­ti­ge Gene­ra­ti­on wächst aber in einer Zeit auf, in der das Arsch­loch der Held ist. Die Leu­te lie­ben ja auch den Joker von Heath Led­ger. Der wird über­haupt nicht mehr als nega­ti­ve Figur wahr­ge­nom­men. Die Leu­te hal­ten ihn für den King, weil er alles kaputt machen will und gei­le Sprü­che bringt. Und es ist auch geil, wie er dem Typen einen Blei­stift rein­rammt. So will man ja auch sein. Ich wür­de das auch ger­ne mal machen.

MZEE​.com: In einem der Kom­men­ta­re unter dem Video zu "Män­ner" schreibt jemand: "Her­bert Grö­ne­mey­er wäre stolz auf dich." – Inwie­fern hat dich sein Song aus den 80ern beim Schrei­ben inspiriert?

Juse Ju: Exakt null. Mein Song hieß am Anfang auch noch "Ech­te Män­ner". Bei Her­bert Grö­ne­mey­er ging es ja um die gesam­te Männ­lich­keit in unse­rer Gesell­schaft. Ich habe eher einen Song über die­se tra­gi­schen Figu­ren gemacht, die ger­ne gro­ße Krie­ger wären, aber lei­der dar­an schei­tern müs­sen, dass sie halt nicht im Zeit­al­ter der gro­ßen Krie­ger leben. Krie­ge wer­den heu­te anders aus­ge­foch­ten. Das hat ja auch schlicht­weg tech­ni­sche Grün­de. Du kannst mit einer Axt auf ein Schlacht­feld ren­nen, aber dann kommt eben eine Droh­ne und schießt dich ein­fach weg. Ich muss da immer an Sin City den­ken. Da wird Marv als jemand beschrie­ben, der im fal­schen Zeit­al­ter gebo­ren wur­de. Wäre er vor 1 000 Jah­ren zur Welt gekom­men, wäre er ein kras­ser Ber­ser­ker auf dem Schlacht­feld gewe­sen. Aber in der moder­nen Welt bringt ihm das halt nichts. Wahr­schein­lich gab es auch damals schon cle­ve­re Typen, die so einen Trot­tel wie ihn für ihre Zwe­cke geop­fert hät­ten. Der Song von Grö­ne­mey­er ist wirk­lich fan­tas­tisch, aber er hat mich über­haupt nicht beein­flusst. Mir ging es um die­ses Bild, das von den gan­zen Rap­pern kol­por­tiert wird und irgend­wel­che Teen­ager beein­flusst. Ich habe mich lus­ti­ger­wei­se neu­lich län­ger mit Ame­wu dar­über unter­hal­ten. In gewis­sen Milieus ist es ein­fach wich­tig, dass du den Ellen­bo­gen aus­fährst. Ich ken­ne das ja auch zum Bei­spiel aus dem Fuß­ball­ver­ein. Du kannst als jun­ger Mensch – oder all­ge­mein – nicht durch die Welt gehen, ohne dich mit Men­schen, die dich tes­ten und dei­ne Schwä­chen aus­nut­zen wol­len, aus­ein­an­der­zu­set­zen. Du kannst aller­dings ein Umfeld haben, in dem das eine grö­ße­re oder eine weni­ger gro­ße Rol­le spielt. Bei man­chen scheint es aber nur dar­um zu gehen. Du kannst dei­nen Mann ste­hen, wie du willst … Wenn du dar­über hin­aus nichts kannst, ist es eben schwer. Es sei denn, du wirst Security-​Mann oder Tür­ste­her, dann ist das rela­tiv wich­tig. Aber auch da musst du ja zum Bei­spiel einen küh­len Kopf bewah­ren und dees­ka­lie­ren kön­nen, wofür du sozia­le Fähig­kei­ten brauchst. Ich kann das alles bis zu einem gewis­sen Grad ver­ste­hen. Ich habe, als ich jün­ger war, auch viel mehr Gangster-​Rap gehört, weil die eben stark waren. Die haben sich gewehrt und konn­ten alle fer­tig machen. Und das ist ja das, was man sich als Tee­nie wünscht. Ich woll­te das genau­so wie jeder ande­re auch. Um noch mal auf dei­ne Fra­ge zurück­zu­kom­men: Her­bert Grö­ne­mey­er hat wirk­lich nichts damit zu tun. Auch die Art, wie ich sin­ge, ist nicht an ihn ange­lehnt, son­dern an Jac­ques Brel. Ich habe den Namen von Grö­ne­mey­er nur als Gag in die Beschrei­bung des Vide­os geschrie­ben, weil ich wuss­te, dass alle den­ken wer­den, dass ich da von ihm beein­flusst war. In einem Satz genannt wer­den mit dem erfolg­reichs­ten deut­schen Musi­ker alle Zei­ten? Kein Pro­blem für mich. (lacht) Aber musi­ka­lisch hat das nichts mit­ein­an­der zu tun.

MZEE​.com: Natür­lich geht es bei dir nicht nur ums Mann-​Sein. Daher noch eine Fra­ge zum The­ma Gen­der: Wür­dest du dich als Femi­nist bezeichnen?

Juse Ju: (über­legt) Das ist schwie­rig. Ich habe kei­ne genaue Defi­ni­ti­on davon im Kopf, was ein Femi­nist ist. Für mich sind Begrif­fe wie toxic mas­cu­li­ni­ty – was vie­le in dem Song gese­hen haben – oder Femi­nis­mus nur Stan­zen, mit denen man gewis­se Welt­an­sichts­kon­zep­te beschreibt. Aber ich habe das Gefühl, dass die nicht so rich­tig auf mich zutref­fen. Ich habe nie an toxic mas­cu­li­ni­ty gedacht, als ich den Song geschrie­ben habe, auch wenn vie­le Leu­te das da raus­ge­le­sen haben. Das ist ja nur ein Ver­such von irgend­wel­chen Sozi­al­wis­sen­schaft­lern, einen Umstand zu beschrei­ben, den sie beob­ach­ten. Man darf mich ger­ne als Femi­nist bezeich­nen, wenn man das möch­te. Ich per­sön­lich mach' das nicht. Aber nicht, weil ich das schlecht fin­de, son­dern weil ich nicht wüss­te, ob das stimmt. Ich habe jeden­falls das Gefühl, dass wir in einer sehr dicho­to­men Welt leben. Ent­we­der man gehört zu die­ser Sei­te oder zur ande­ren. Nimm bei­spiels­wei­se die USA: Da bist du ent­we­der ein con­ser­va­ti­ve und somit ein rechts­ra­di­ka­ler Spin­ner oder eben ein libe­ral, also ein sozi­al­li­be­ra­ler, aber eigent­lich kapi­ta­lis­ti­scher Mensch. In Deutsch­land wäre die Unter­schei­dung: Ent­we­der bist du ein rech­ter Wich­ser oder ein grün­ver­siff­ter Gut­mensch. In die­sen Kate­go­rien wird gedacht und einem alles über­ge­stülpt, was jemals aus der jewei­li­gen Ecke kam. Wel­che Mei­nun­gen mir schon ange­dich­tet wur­den, weil ich gewis­se lin­ke und libe­ra­le Ansich­ten habe … Aus "Män­ner" woll­ten die Leu­te bei­spiels­wei­se schon raus­hö­ren, dass ich eigent­lich kein Mann sein möch­te oder Pazi­fist sei. Ich habe das Gefühl, dass es für vie­le Leu­te eben ein­fach die­se Stan­ze des grün­ver­siff­ten Gut­men­schen gibt. Ich rap­pe ja auch auf "Swag­gy Dudes with Atti­tu­de": "Für dich bin ich ein grün­ver­siff­ter Gut­mensch, also ich fühl' mich mehr wie Wu-​Tang." (lacht) "Gut­mensch" ist halt ein Kampf­be­griff, der von der Neu­en Rech­ten ver­wen­det wird. Inso­fern kann der auf mich so oder so nicht zutref­fen. Ich beschrei­be mich schließ­lich nicht selbst mit irgend­ei­nem rech­ten Kampf­be­griff. Das wäre so, als wür­de sich ein Nazi selbst Nazi nen­nen. Das gibt es ja auch, aber das ist dann so komisch-​provokant gemeint. Ich glau­be, man soll­te nicht von einem The­ma auf ande­re schlie­ßen. Nur weil ich eine spe­zi­el­le Mei­nung habe, heißt das nicht, dass ich auch die gan­zen ande­ren Mei­nun­gen, die du damit ver­bin­dest, ver­tre­te. Was den Femi­nis­mus angeht, bin ich der Mei­nung, dass weder Frau­en noch Män­ner bes­ser oder schlech­ter sind. Für mich zählt in ers­ter Linie der Cha­rak­ter eines Men­schen. Ich per­sön­lich bin inter­es­siert an einer sehr gleich­be­rech­tig­ten Welt. Aber nicht, weil ich so ein net­ter Typ bin, der ger­ne eine Frau wäre, son­dern weil ich mit Men­schen immer ger­ne auf Augen­hö­he kom­mu­ni­zie­re. Ich fin­de es unge­recht, wenn Frau­en unter­drückt wer­den. Das ist auch für mich – ganz per­sön­lich und ego­is­tisch betrach­tet – nicht cool. Mal ganz blöd gesagt: Ich will ja, dass mei­ne Freun­din min­des­tens genau­so schlau, erfolg­reich und gebil­det sein kann wie ich. Wenn wir jetzt in einem Land leben, in dem es Frau­en ver­baut wird, erfolg­reich oder gebil­det zu sein, fin­de ich das für mich per­sön­lich schei­ße. Ich habe doch nichts von die­sem alt­her­ge­brach­ten Frau­en­bild, bei dem nur Kli­schees bemüht wer­den. Was Hei­di Klum bei­spiels­wei­se in ihrer Sen­dung kol­por­tiert, fin­de ich rich­tig beschis­sen. Ich will nicht mit Frau­en rum­hän­gen, die so sind – auch wenn das ego­is­tisch ist.

MZEE​.com: Ich bin da bei dir, was die­se Schub­la­den angeht. Wenn du dir eine Bezeich­nung wie "Femi­nist" gibst, musst du gefühlt hin­ter allem ste­hen, was jemals zu die­sem The­ma gesagt und geschrie­ben wur­de. Das ist pro­ble­ma­tisch. Nur fin­de ich es nahe­zu unmög­lich, über ent­spre­chen­de The­men zu reden, ohne ab und an mal eine der Schub­la­den aufzumachen.

Juse Ju: Das ist ja auch okay. Die Leu­te sol­len ruhig Schub­la­den auf­ma­chen. Sie sol­len nur nicht erwar­ten, dass ich dann auch hin­ein­sprin­ge. Ich glau­be, es gibt schon ein paar Leu­te, die che­cken, was ich mei­ne. In mei­nem Umfeld zum Bei­spiel. Ich möch­te ein­fach, dass Män­ner und Frau­en gleich­be­rech­tigt sind und die­sel­ben Chan­cen haben. Wenn mir das als Femi­nis­mus aus­ge­legt wird – okay.

MZEE​.com: Ich habe dir zu einem ande­ren The­ma noch ein Zitat von Max Frisch mit­ge­bracht: "Frag­wür­dig wie alles, was wir trei­ben, ist auch die Selbst­kri­tik. Ihre Won­ne besteht dar­in, daß [sic] ich mich schein­bar über mei­ne Män­gel erhe­be, indem ich sie aus­spre­che und ihnen dadurch das Ent­setz­li­che neh­me, das zur Ver­än­de­rung zwin­gen wür­de." – Da du ein sehr selbst­kri­ti­scher bezie­hungs­wei­se selbst­iro­ni­scher Mensch bist, wüss­te ich ger­ne: Magst du die­se Eigen­schaft an dir oder siehst du sie viel­leicht ähn­lich kri­tisch wie Max Frisch, auf den du dich indi­rekt auf "Bie­der­mann und die Brand­stif­ter" beziehst?

Juse Ju: Man muss beden­ken, dass es bei Rap in ers­ter Linie um Emo­tio­nen geht. Und was Max Frisch sagt, ist ja, dass wir nur selbst­kri­tisch sind, um uns gut zu füh­len. Ich fin­de es aber gar nicht ver­werf­lich, das mit Musik aus­zu­le­ben. Genau dar­um geht es ja auch im Rap. So sehr Max Frisch auch frisch auf­la­bern und sagen kann, Selbst­kri­tik wäre eigent­lich das Aller­schlimms­te … Da den­ke ich mir: "Okay, gut. Dann sei halt nicht selbst­kri­tisch und find' dich halt nur geil." Das ist auch nicht bes­ser. Vie­les von dem, was ich an mir kri­ti­sie­re, ver­su­che ich auch zu ver­än­dern. Es ist jetzt nicht so, dass Selbst­kri­tik bei mir immer ins Lee­re läuft. Ich ver­su­che schon, die Din­ge zu ändern – aber nicht immer und nicht alles. Man­che dum­me Sachen sind ja auch geil.

MZEE​.com: Ich bin auch nicht davon aus­ge­gan­gen, dass du das ähn­lich siehst wie Max Frisch. Son­dern viel eher, dass Selbst­kri­tik für dich eine posi­ti­ve, kathar­ti­sche Funk­ti­on hat.

Juse Ju: Rap­per reden über sich sel­ber. Ich weiß, dass die meis­ten am liebs­ten nur über die posi­ti­ven Aspek­te reden. (schmun­zelt) Aber es gibt auch ganz ande­re Leu­te, die ihre Selbst­zwei­fel in der Musik the­ma­ti­sie­ren. Zum Bei­spiel aus dem Azzlackz-​Camp. Von Haft­be­fehl gibt es die­sen Song, "Mann im Spie­gel". Von Hany­bal gibt es auch meh­re­re deepe Tracks, die ich ganz gut finde.

MZEE​.com: Neben "Bie­der­mann und die Brand­stif­ter" gibt es in dei­nen Tex­ten vie­le wei­te­re Anspie­lun­gen auf Autoren und lite­ra­ri­sche Wer­ke. Hast du eigent­lich über dei­ne Tätig­keit als Rap­per und dei­ne Ver­gan­gen­heit als Dreh­buch­au­tor für Script­ed Reality-​Sendungen hin­aus ernst­haf­te schrift­stel­le­ri­sche Ambitionen?

Juse Ju: (über­legt) Also, ich schrei­be tat­säch­lich sehr ger­ne. Frü­her habe ich ger­ne Kolum­nen geschrie­ben und ich hat­te auch immer Spaß beim Erstel­len der Dreh­bü­cher. Ich habe aber kei­ne Ambi­tio­nen, einen Roman zu schrei­ben. Das inter­es­siert mich nicht, weil ich per­sön­lich auch sehr sel­ten Roma­ne lese. Wenn, dann lese ich eher jour­na­lis­ti­sche Tex­te wie etwa Repor­ta­gen. Mei­ne schrift­stel­le­ri­schen Tätig­kei­ten wür­den sich ver­mut­lich dar­auf beschrän­ken, dass ich über mich selbst schrei­be – wie im Rap. Ich fin­de das nicht ver­werf­lich, das machen ja auch sehr vie­le. Aber die gro­ße Space-​Saga braucht man von mir nicht zu erwarten.

MZEE​.com: Das wun­dert mich jetzt fast ein wenig. Ich kann mich dar­an erin­nern, dass es auf der EP auch eine Zei­le gab, die Bezug auf Peter Hand­ke nimmt.

Juse Ju: "Publi­kums­be­schimp­fung"! Ja, ja: "Ich beschimp­fe mei­ne Fans und gebe Props an Peter Hand­ke." Ich habe ein­fach für mich selbst ent­schlos­sen, dahin­ge­hend echt zu blei­ben, dass ich über Din­ge rede, die auch wirk­lich in mei­nem Leben statt­fin­den. Mir ist schon klar, dass man­che Leu­te es pre­ten­tious oder arro­gant fin­den, wenn ich über Peter Hand­ke oder Max Frisch rede … bezie­hungs­wei­se Anspie­lun­gen auf sie mache. Aber ich habe nun mal Thea­ter­wis­sen­schaft stu­diert. Bei ande­ren Leu­ten gilt es weni­ger als abge­ho­ben, wenn sie über Sachen aus ihrem jewei­li­gen Kreis reden. In Wirk­lich­keit sind aber weder Max Frisch noch Peter Hand­ke abge­ho­ben. Peter Hand­ke ist eigent­lich voll der gei­le Typ. Ich mei­ne, der hat ein­fach – in Zei­ten, in denen sich Leu­te übelst über so etwas echauf­fiert haben – ein Thea­ter­stück geschrie­ben, in dem das Publi­kum eine gan­ze Stun­de lang unun­ter­bro­chen ange­schrien wird. "Ihr Klein­geis­ter! Ihr mie­sen Wich­ser!" (schmun­zelt) Damals haben rei­hen­wei­se Leu­te das Thea­ter wäh­rend der Auf­füh­rung ver­las­sen. Die­se gan­zen 50er-​Jahre-​Altnazis kamen da gar nicht drauf klar. Ich kri­ti­sie­re eigent­lich gar nicht so viel an die­sem Gangster-​Ding rum. Es stört mich viel mehr, dass sich so vie­le Leu­te dar­an anbie­dern. Dar­um geht es ja auch in "Bie­der­mann und die Brand­stif­ter". An der Uni musst du halt dar­über dis­ku­tie­ren, wer von uns allen am wenigs­ten pri­vi­le­giert ist. Das ist ein unehr­li­cher Umgang. Ich weiß, dass es Leu­ten aus der Mit­tel­schicht – wie mir – schwer­fällt, zu akzep­tie­ren, dass man zum Teil Start­vor­tei­le im Leben hat­te. Man ver­sucht das oft klein­zu­re­den. Und man­chen Leu­ten ist es eben ganz wich­tig, Anschluss an eine ver­meint­lich edle Gau­ner­trup­pe zu haben. Das ken­ne ich auch noch von frü­her. Wenn man mit den gefähr­li­chen Jungs rum­hängt oder jeman­den von einem Rocker­club kennt, ver­sucht man, sich selbst damit auf­zu­wer­ten. Aber die Wahr­heit ist: Du wirst nicht gefähr­li­cher, weil du irgend­wen kennst, der wirk­lich gefähr­lich ist. Ins­ge­samt soll­te man "gefähr­lich sein" auch nicht so über­be­wer­ten. Das bringt dir gar nicht so viel – nur, wenn du Men­schen ein­schüch­tern möch­test. Im bes­ten Fall sind die Leu­te aber nicht von dir ein­ge­schüch­tert, son­dern den­ken, dass du ein cha­ris­ma­ti­scher Typ oder eine cha­ris­ma­ti­sche Frau bist und Leu­te von etwas über­zeu­gen kannst. (über­legt) Bei "Bie­der­mann und die Brand­stif­ter" geht es mir eher um irgend­wel­che Agentur-​Menschen, die sich ganz, ganz toll fin­den, weil sie irgend­ei­nen Gangster-​Rapper ken­nen, der eine ech­te Street-​Vergangenheit hat. Dar­um geht es auch in dem gleich­na­mi­gen Thea­ter­stück. Dar­in lässt eine Fami­lie zwei Faschos bei sich woh­nen. Die sagen dann immer: "Nein, nein, nein. Die müs­sen wir jetzt hofie­ren." Sie ste­hen aber nicht zu sich selbst und ihren eigent­li­chen Wer­ten. Ich neh­me mich da selbst gar nicht aus. Auch ich fand es mal cool, als ich jung war, irgend­wel­che gefähr­li­chen Typen zu ken­nen. Aber am Ende des Tages rei­tet dich das natür­lich meis­tens in die Schei­ße. Manch­mal kom­me ich mir aber schon sehr ober­leh­rer­haft vor. Rap wird halt viel von Jün­ge­ren gehört. Ich wür­de mal sagen, dass in mei­ner Alters­klas­se sol­che Gedan­ken gar nicht so sehr als spie­ßig gel­ten. Klar denkt man anders, wenn man älter als 20 ist. Aber ich mache eben auch Musik für Leu­te, die eher 25 als 15 sind. Die haben viel­leicht schon ihre Erfah­run­gen gemacht und mer­ken, dass sie mög­li­cher­wei­se doch kei­nen Eisenstangen-​Ede in ihrem Freun­des­kreis brau­chen. Der ist näm­lich ein Psy­cho­path und sorgt dafür, dass jemand, der gar nichts getan hat, eine Eisen­stan­ge auf den Kopf kriegt. Ich den­ke mir oft bei Leu­ten, die so alt sind wie ich und in ihrer Bubble leben: "Guck mal, du bist doch genau­so ein Mit­tel­stands­mensch wie ich. Sei doch ein­fach real und steh dazu. Du bist kein Gangs­ter. Sei doch ein­fach ein tol­ler Mensch, sei krea­tiv, bewei­se dich, in was auch immer du dich bewei­sen möch­test. Aber du brauchst dich nicht dadurch bewei­sen, dass du irgend­wen kennst, der gefähr­lich ist. Das beweist nie­man­dem irgend­was – nur dass du dich bei Leu­ten anbie­derst, die gefähr­lich sind." Mit Fame ist es das­sel­be. Wie vie­le Leu­te sich damit brüs­ten, dass sie jeman­den ken­nen, der fame ist … Ich habe mir schon immer gedacht: "Okay, du kennst jeman­den, der fame ist. Aber das macht dich doch nicht zu die­ser Per­son. Die Nähe zu die­ser Per­son färbt nicht so sehr ab, wie du dir das viel­leicht wünschst." In der Hook­li­ne geht es ja genau dar­um: "Du hoffst, das färbt sich ab, auch auf die Gäs­te­lis­te." Tut's nicht! Und wenn, dann nur sehr gering­fü­gig. Das ist auch ein Grund, wes­halb ich nur ganz weni­ge Fea­tures mache und Leu­te auch nicht danach fra­ge. Ich fin­de, ent­we­der steht mein Rap für sich oder er steht nicht. Sicher sagen Leu­te jetzt, dass ich ja auch Tracks mit Fato­ni und Edgar Was­ser mache. Und die sind ja bei­de famer als ich. Aber Fato­ni und ich sind halt seit 15 Jah­ren best buds. Das ist etwas ande­res. Da den­ke ich nicht dar­über nach, ob sein Bekannt­heits­grad auf mich abfärbt. Wir hän­gen halt rum. Genau­so bei Dan­ger Dan. Ich ken­ne aber auch schon sehr lan­ge ande­re Rap­per, die berühmt sind. Wenn ich bei denen nicht das Gefühl habe, dass es eine locke­re Ebe­ne gibt und man zum Spaß was zusam­men machen kann, dann fra­ge ich sie auch nicht. Aber heut­zu­ta­ge ist es ja ein völ­lig nor­ma­ler Move, dass man sich ande­re dazu nimmt, damit deren Fame auf dich abfärbt. Es ist bei mir zum Teil auch eine bewuss­te Ent­schei­dung, Fea­tures des­we­gen nicht zu machen. Auf "Angst und Amor" war ja zum Bei­spiel gar kein Fea­ture drauf – und auf "Shi­bu­ya Crossing" nur mein engs­ter Freun­des­kreis. Auf der neu­en EP ist nur Cur­ly drauf. Ich fin­de es nicht so cool, sich an ande­ren hoch­zu­zie­hen. Ich weiß, dass das wahr­schein­lich funk­tio­niert und dass ich bekann­te­re Leu­te, die ich ken­ne, rela­tiv ein­fach hät­te über­re­den kön­nen, einen Song mit mir zu machen. Aber ich hät­te mich dabei nicht gut gefühlt.

(Stef­fen Bauer)
(Fotos: OH-MY)