Tua – Tua
Lieber fall' ich tief, als niemals überhaupt da oben gewesen zu sein.
Tua dürfte den meisten Raphörern inzwischen ein Begriff sein. Sei es durch seine Zugehörigkeit zu Deluxe Records in den späten 2000ern oder durch die Mitgliedschaft bei den Orsons. Womöglich aber auch aufgrund seines letzten Soloalbums "Grau", das in den 10 Jahren nach der Veröffentlichung zum Klassiker avancierte. Der nächste Wurf soll nun mit dem nach sich selbst benannten Werk "Tua" folgen.
Wie in einem Film lässt sich das Album im Wesentlichen in drei Episoden gliedern: was einmal war, was gerade ist und was einmal sein könnte. So erzählt der Reutlinger unter anderem, wie er aufgewachsen ist, beschreibt Veränderungen und setzt sich mit Fernweh auseinander. Oft gehen dabei die einzelnen musikalischen Stile wie Rap und Gesang, aber auch verschiedene Instrumentierungen fließend ineinander über. Fängt die Platte noch mit klassischem Rap an, der nach vorne geht, folgen daraufhin melodiöse Songs, die schließlich in gesungene Balladen übergehen. Tua wechselt diese Stile nie abrupt, sondern nimmt den Hörer mit auf eine musikalische Reise. Dabei verlaufen auch die Episoden aufeinander abgestimmt, wobei der absolute Höhepunkt auf "Gloria" erreicht wird. Dieser Track ist als Abrechnung mit einer toxischen Beziehung zu verstehen, lässt durch die Bedeutung des lateinischen Wortes "gloria" – Ruhm – aber noch eine weitere Deutungsebene zu. Der Raum für Interpretation, den auch einige weitere Songs der Platte bieten, verleiht so zusätzliche Tiefe.
Tua setzt sich mit diesem Album ein Denkmal, das ihm endlich den lange verdienten Erfolg einbringen könnte. Weit davon entfernt, eine klassische Rap-Platte zu sein, zeigt "Tua" durch ihre Vielschichtigkeit aber, dass sie diesen Anspruch gar nicht hat. Es wird ein musikalisches Spektrum erzeugt, in dem man sich gerne verliert und gleichzeitig wiederfindet.
(Michael Collins)