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Kritik

Retrogott & Hulk Hodn – Kontemporärkontamination

"Was mir Hip­Hop bedeu­tet, das bedeu­ten sie nie." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zum aktu­el­len Release von Retro­gott & Hulk Hodn, "Kon­tem­po­rär­kon­ta­mi­na­ti­on", aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Was mir Hip­Hop bedeu­tet, das bedeu­ten sie nie.

Retro­gott & Hulk Hodn kön­nen mitt­ler­wei­le schon eini­ge Klas­si­ker in ihrer Dis­ko­gra­fie vor­wei­sen und wenn sie ein neu­es Release ver­öf­fent­li­chen, ist das für vie­le Fans wie Weih­nach­ten. Mit ihrem aktu­el­len Streich "Kon­tem­po­rär­kon­ta­mi­na­ti­on" schi­cken sie sich an, ein­mal mehr die dia­gnos­ti­zier­te Wack­ness im deut­schen Rap zu bekämpfen.

Was die bei­den auf ihrem Album mit dem wenig grif­fi­gen Titel ablie­fern, ist so ziem­lich genau das, was man erwar­tet. Hulk Hodn flippt für die Beats die chil­ligs­ten Samples und sorgt für eine durch­ge­hen­de Kopfnicker-​Garantie. Wäh­rend­des­sen macht Retro­gott, was er eben am bes­ten kann: Elo­quent und locker rap­pen, wäh­rend er dabei nega­ti­ve Ten­den­zen der Gesell­schaft und Wack MCs glei­cher­ma­ßen abwatscht. Er hält von der aktu­el­len Ent­wick­lung der Sze­ne augen­schein­lich wenig und so besteht ein Groß­teil von "Kon­tem­po­rär­kon­ta­mi­na­ti­on" aus Battle-​Zeilen gegen die Ober­fläch­lich­keit von Chart-​Rap. Das Rück­be­sin­nen auf die "rea­len" Wer­te der Kunst­form dient als Anker – glück­li­cher­wei­se ohne dabei all­zu sehr in kon­ser­va­ti­ve "Frü­her war alles besser"-Romantik zu ver­fal­len. Trotz­dem kann Retro­gotts Monie­ren bis­wei­len etwas ermü­dend sein. Glei­ches gilt für vie­le der Hooks, die ledig­lich aus dem Wie­der­ho­len von Phra­sen bestehen. Jedoch macht sei­ne bild­li­che, poe­ti­sche Aus­drucks­wei­se und sei­ne äußerst sty­li­sche Art zu rap­pen vie­les wie­der wett. Ent­spannt und gleich­zei­tig schwung­voll flowt der MC über Hulk Hodns Instru­men­tals. Sei­ne stimm­li­che Prä­senz und die war­men Sample-​Beats grei­fen per­fekt inein­an­der. Was also die Sym­bio­se von Beats und Raps angeht, sind die bei­den nach wie vor ein Dream-Team.

"Kon­tem­po­rär­kon­ta­mi­na­ti­on" ist erneut ein Bekennt­nis zum Rap-​Purismus: Es braucht nicht viel mehr als gei­le Samples und einen fähi­gen, wort­ge­wand­ten MC, um erst­klas­si­gen Sprech­ge­sang zu schaf­fen. Und über den Groß­teil des Pro­jekts wird das Duo die­sem Anspruch auch gerecht.

(Flo­ri­an Peking)