Monat für Monat bringt die deutsche Rapszene mehr Releases hervor, als ein einzelner Mensch überhaupt hören kann. Auch uns als Redaktion geht es da nicht anders. So fallen bei der Flut an Neuerscheinungen immer wieder Werke unter den Tisch, denen man liebend gern noch seine Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Letzteres möchten wir hiermit machen und Euch genau die Platten näherbringen, die ansonsten vielleicht nicht so sehr im Fokus stehen. Kurz und knapp vorgestellt am Ende jedes Monats, sind diese Werke "Last but released".
Young Meyerlack – YESSAI
Freunden von tragenden Melodien, ruhigen Drums und einer Mischung aus Rap und sanftem Singsang liefert Young Meyerlack aka Ali Whales den passenden Sound. Die selbstproduzierten Beats können dabei besonders überzeugen. Sehr entspannte Samples, die jedem Boom bap-Liebhaber ein Lächeln ins Gesicht zaubern sollten, treffen auf tiefe, wummernde Bässe. Alles lädt dazu ein, die Augen zu schließen und im Klang zu versinken. Die Texte mögen auf den ersten Blick leicht unsinnig wirken und vermitteln nicht unbedingt einen ernsteren Eindruck. Wer sich jedoch auf die etwas unkonventionelle Art und Weise Themen aufzuarbeiten einlässt, stellt schnell fest, dass "YESSAI" durchaus auch den ein oder anderen deepen Track zu bieten hat. Ob nun als Ali Whales oder doch Young Meyerlack – dieses Debüt macht Lust auf mehr.
DerRalle, Tetsuo & Diggy Mac Dirt – Antabus
"Antabus" ist medizinisch gesehen ein Ersatzpräparat, welches zur Bekämpfung von Alkoholismus eingesetzt wird. Oder aber ein Zusammenschluss des 2ZGs und der BAF-Gang. Diggy Mac Dirt und Tetsuo sorgen für die Sprechgesangseinlagen und DerRalle bereichert das Ganze mit dem passenden Sound. Die LP klingt erwartungsgemäß raw, aber dennoch gut ausproduziert. Kurzum wissen die Jungs, was sie machen, und füttern damit gleichzeitig ihren "Napoleonkomplex". Könnte man negativ sehen, ist aber durchaus in Ordnung, schließlich ist die Welt sowieso schlecht, also warum nicht mal mit überzogener Freshness dagegen ankämpfen. Aber aufgepasst, auch medizinische Gegenmittel wie dieses können durchaus süchtig machen.
Schlakks – Indirekte Beleuchtung
"Indirekte Beleuchtung" mag zwar anfangs nicht unbedingt wie ein großer Wurf in Sachen Musik klingen. Denn Schlakks' Rapstil wirkt zeitweise sehr einfach gehalten und wenig variationsreich. Doch wenn man sich langsam auf das Album einlässt, den ein oder anderen Text auf sich wirken lässt und allem voran auch den Beats eine Chance gibt, ändert sich diese Meinung rasch. Denn Opek und Razzmatazz liefern hier astreine Instrumentals ab, die mal nach Oldschool, mal nach Jazz, aber stets modern und eigen klingen. Da wird der Rapstil des Künstlers relativ egal, obwohl auch er einiges zu erzählen hat. Ob nun Gesellschaftskritik, seine Meinung zu HipHop oder Persönliches – Schlakks findet hier zu vielen Themen die richtigen Worte. "Indirekte Beleuchtung" sollte man also mehr als nur ein paar Minuten Zeit geben.
(Jan Menger, Steffen Uphoff, Lukas Päckert)