Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Soundcheck eine Hilfestellung bieten. Producern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Anfang letzten Jahres konnte man vor allem Schlakks im Zuge des Releases von "UMA" auf den Beats von dir und OPEK hören. Mal angenommen, du hättest die freie Wahl, welcher Künstler mal eines deiner Instrumentals berappen dürfte – welcher wäre es? Und warum genau dieser?
Razzmatazz: Nonames frische und entspannte Art zu rappen gefällt mir sehr. Sie flowt einfach wie Butter und beim Storytelling fehlt es ihr nicht an gutem Inhalt. Der Soul-Modus ist bei mir gerade drauf und mir fallen direkt ein paar gute Sängerinnen ein, die ganz schön was raushauen: Fatima, Mahalia, Kali Uchis, Jorja Smith und Erykah Badu sowieso. Ich möchte ihre Stimmen nicht vergleichen, aber alle bringen auf jeden Fall den soulful Shit! Für die Energie dürfen bei mir gerne Black Thought, Talib Kweli oder Busta Rhymes nach einem Beat diggen. Inhaltlich sind da wohl eher Black Thought und Talib die richtige Adresse, für den Fun Busta. Sorry an Schlakks! (lacht)
MZEE.com: Wenn du nur einen deiner Beats hättest, um jemandem deine Musik zu präsentieren, welcher Beat wäre das? Warum gerade dieser?
Razzmatazz: In den letzten Jahren ist viel zwischen Beats und housigen Tracks entstanden. Deshalb keine Chance, da nur einen Track zu spielen. Am liebsten würde ich das bald erscheinende Soloalbum zeigen. Es wird etwas zwischen Filmmusik und schnelleren Tracks sein, die in die Beine gehen. Ich fange gerade an, viel selbst einzuspielen, weil mir die Mischung aus organischen und synthetischen Sounds sehr gefällt. Zudem möchte ich Gesang auf dem Album haben. Wie gesagt, ich bin gerade auf dem Soul-Trip.
MZEE.com: Und mal weg vom eigenen Schaffen: Welches ist in deinen Augen das beste Instrumental überhaupt, das von einem anderen Produzenten stammt?
Razzmatazz: Ha! Kaum zu beantwortende Frage. Die Quakers beeindrucken mich sehr. Sehr fett produziert und sehr voll an Sounds. Aber da ich mich für ein Instrumental entscheiden muss: Flako – "Mating Dance". Flako baut seine Tracks fast filmisch auf. Der Anfang ist gut zum Reinkommen, aber wenn die Drums mit der leicht stolperten Kick einsetzen, ist alles vorbei. Der Track geht gut nach vorne und kommt komplett ohne Snare aus. Respect!
MZEE.com: Auf Bandcamp heißt es, "RAZZ IS WORKING ON AN ALBUM." Ist das der aktuelle nächste Schritt? Was hast du ganz allgemein noch für Ziele in Sachen Musik?
Razzmatazz: Ja, das ist der kommende Schritt nach dem Schlakks-Album "Indirekte Beleuchtung". Das wäre dann mein erstes Soloalbum. Die sollen ja oft die besten sein. Nein, ich bin gespannt, da ich mich nicht zu den klassischen Beat-Produzenten zähle. Boom bap- und Lo-Fi-Beats sind cool, ich feiere das sehr, aber es gibt genug gute Leute da draußen, die den Scheiß drauf haben. Zudem hören sich von mir kaum zwei Tracks gleich an, was auch auf "Indirekte Beleuchtung" zu hören ist. Für das neue Album versuche ich, mich etwas an einem bestimmten Sound zu orientieren, was mir zunächst schwer fiel, nun aber meinen Workflow sehr vereinfacht.
MZEE.com: Zu guter Letzt beende bitte folgenden Satz: "Meine Musik ist wie eine Mischung aus …"
Razzmatazz: Leon, der Profi, auf der Enterprise.
(Daniel Fersch & Lukas Päckert)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)
(Fotos von Christian V. D. Heide)
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