Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Soundcheck eine Hilfestellung bieten. Producern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Vor Kurzem erschien deine LP "A Safe Place to Be Naked", auf der du mit "LNDJ" oder "Jonathan's Joint" mal mehr, mal weniger eindeutige Tracktitel hattest. Wie kommst du im Normalfall auf die Namen für deine Beats?
S. Fidelity: Da gibt es verschiedene Ansätze, je nach Projekt und Konzept. Wenn der Song auf einer Platte musikalisch eine bestimmte Rolle in der Erzählung einnehmen soll, dann versucht man natürlich, das auch im Namen widerzuspiegeln. Aber kryptische Songtitel oder Abkürzungen mag ich irgendwie. Auch weil sie unabhängig von Sprachen funktionieren. Ganz ähnlich, wie japanische und koreanische Bands ihre Namen abkürzen, wenn sie wollen, dass sie auch von westlichen Kids gehört werden. Als Produzent ist man glücklicherweise nicht an eine Sprache gebunden und manchmal langweilt das ganze Englisch auch.
MZEE.com: Bleiben wir doch direkt bei deiner LP, die ja konstant einen sehr entspannten Vibe vermittelt. Wovon lässt du dich beim Produzieren deiner Beats generell inspirieren?
S. Fidelity: Das kann ich nicht so richtig beantworten, auch wenn ich gerne würde. Musiker, Menschen, Mixes und 1 000 andere Sachen.
MZEE.com: Bisher hast du mit Künstlern wie JuJu Rogers, Bluestaeb oder – ganz aktuell – Galv zusammengearbeitet. Wenn du jeden Künstler haben könntest, wen würdest du dann gerne mal auf deinen Beats hören?
S. Fidelity: Wenn es um Vocals geht, dann steigt bei mir im Moment die Lust, mehr mit Sängern als mit Rapper zu arbeiten. Vieles im Rap kommt mir fremd vor und spielt sich nicht in meinen ästhetischen Präferenzen ab. Das war schon immer so, obwohl ich aus dem HipHop-Umfeld komme und ständig damit in Kontakt bleibe. Aber Momente, in denen mich ein Rapper wirklich beeindruckt, sind leider selten, während ich das bei Sängern viel öfter erlebe. Bezüglich einer Zusammenarbeit würde ich gerne mal mit SiR von TDE ins Studio.
MZEE.com: Und was sind ganz allgemein deine Ziele mit der Musik?
S. Fidelity: Möglichst viel Musik zu machen.
MZEE.com: Zu guter Letzt: Hast du schon mal daran gedacht, dich selbst ans Mic zu wagen oder dich in anderen HipHop-Disziplinen zu versuchen?
S. Fidelity: Ich bin auf vielen meiner Songs am Mic zu hören. Meistens nicht sehr deutlich und eher unprominent, aber es kommt schon vor, dass ich mal eine Hook singe oder Backing Vocals für einen Verse aufnehme. Zudem spiele ich seit einiger Zeit auch Live-Sets, bei denen ich singe und mit einem Vocoder auftrete.
(Daniel Fersch & Lukas Päckert)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)
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