Monat für Monat bringt die deutsche Rapszene mehr Releases hervor, als ein einzelner Mensch überhaupt hören kann. Auch uns als Redaktion geht es da nicht anders. So fallen bei der Flut an Neuerscheinungen immer wieder Werke unter den Tisch, denen man liebend gern noch seine Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Letzteres möchten wir hiermit machen und Euch genau die Platten näherbringen, die ansonsten vielleicht nicht so sehr im Fokus stehen. Kurz und knapp vorgestellt am Ende jedes Monats, sind diese Werke "Last but released".
MistahNice – dichter & danker
Als dichter Dichter zeigt MistahNice auf "dichter & danker", dass er mehr sein kann als nur der Sidekick von Lakmann oder Al Kareem. Sein neuestes Werk knüpft dabei nahtlos an den gewohnten Wittener Style an und ist dem gleichen klassischen Sound zuzuordnen. Auf größtenteils ruhigen Oldschool-Beats gibt es routinierten Rap zu hören, wobei MistahNice eine Vorliebe für Kettenreime zu haben scheint. Eben diese ist es auch, die das Werk auf Dauer etwas eintönig werden lässt. Thematisch beschäftigt sich der Rapper auf der EP mit dem Erhalt konservativer Werte im Genre und natürlich mit dem guten alten Gras. Dabei fehlt es aber leider an jeglichen Highlights, textlich wie stilistisch. Am Ende bildet "dichter & danker" damit eine mit sechs Tracks bestückte Platte, die Fans von Rap der alten Schule ab und an mal einen Kopfnicker entlocken kann. Zu viel mehr reicht es dann aber nicht.
Sylabil Spill – Drauf sein
Lange hat es Sylabil Spill bei Kopfticker Records nicht ausgehalten. Wenn man sich seine beiden aktuellen EPs anhört, hätte er aber so oder so nicht mehr ganz dazu gepasst. Denn auch auf "Drauf sein" fährt der Bonner wieder voll und ganz das Konzept "Grime auf Deutsch". Dabei büßt er zwar enorm von seiner lyrischen Finesse ein, die man von früheren Alben gewohnt ist, aber das macht der Sound wieder wett. Denn Choukri und Paulinger zaubern Instrumentals, die sich sehr stark an dem Subgenre von der Insel orientieren, ohne dabei wie ein Plagiat zu klingen. Insgesamt ist "Drauf sein" am Ende zwar aufgrund fehlender Innovationen noch nicht die große Erleuchtung, aber Sylabil bringt definitiv alles Nötige mit, um Grime in Zukunft auch auf Deutsch etablieren zu können.
Kollision – Oxymoron
Wenn wohl auch noch nicht jedem bekannt, unerfahrene No-Names sind Kollision aus München nicht. Schließlich formierte sich das Duo schon im Jahr 2006 und befasst sich seit damals mal mehr, mal weniger intensiv mit der Ausarbeitung der gemeinsamen Diskografie. "Oxymoron" bildet nun den nächsten Eintrag in die Liste ihrer Releases und gestaltet sich gewohnt unbequem – im positiven Sinne. Die beiden gehen weiterhin ihren ganz eigenen Weg und bleiben sich soundtechnisch wie textlich durchweg treu. Zwischen oldschooligem Boom bap und entspannten, sphärischen Klängen rappt man mal ruhige, fast meditative Inhalte, dann wieder schonungslos kritische Battlerapzeilen. So ist der Sound selbst letztlich eine Art Kollision, deren gelungener, eingängiger Klang aber nicht von der Hand zu weisen ist. Wo der Crewtitel so gut zur Musik passt und sich daraus so großartiger Rap ergibt, dürfte es keinerlei Probleme geben, sich 2018 endlich einen Namen in der Szene zu machen.
(Jan Menger, Lukas Päckert, Daniel Fersch)