Ich schreib' die Geschichten auf und spitte, was das Zeug hält.
Über Immigranten, über kriminelle Deutsche.
Bereits seit 2012 hält Haze die Fahne für Straßenrap aus Karlsruhe hoch und traf mit seinen Mixtapes stets den richtigen Ton. Besonders ins Ohr ging allerdings die EP "Wie der Hase läuft", auf der feinster Boom bap auf eingängige Hooks traf. Nachdem sein Debütalbum daran nicht so ganz anschließen konnte, stellt sich nun die Frage, wie es denn auf Album Nummer zwei aussieht.
"Die Zwielicht LP" enttäuscht jedoch keineswegs, wie bereits der zweite Track vermuten lässt. Die Stammproduzenten von Haze, Dannemann und Dasaeschbeats, scheinen seit dem letzten Release noch mal eine ordentliche Schippe draufgelegt zu haben. Beat um Beat knallt einem rougher, dumpfer Boom bap entgegen, der gleichzeitig auch die düstere Stimmung der siebzehn Tracks perfekt einfängt. Denn in Karlsruhe scheint es hoch herzugehen, schenkt man den Lyrics von Haze Glauben. Der Hörer wird tief hineingezogen in das Leben auf der Straße: Drogendealer wie auch -abhängige, Cops, die gegen Informationen auch mal ein Auge zudrücken und mittendrin der Rapper selbst. Dieser nimmt sich selbst von seinen Betrachtungen nämlich keineswegs aus. So wird man zum Beispiel auf dem zweiten Track vor seinem Hund gewarnt, der getrost zubeißt, ist man nicht "leise" genug. Doch auch die Auswirkungen seines schweren Unfalls 2016 auf sein Leben fließen auf verschiedene Weise mit ein. Und all diese persönlichen Details, gepaart mit den zahlreichen Geschichten aus der Hood, machen das Release äußerst authentisch. Selbst Featuregäste wie Švaba Ortak oder auch Amar fügen sich dabei gut ins Gesamtbild ein. Lediglich bei Sido fragt man sich lyrisch wie technisch, was er auf dem Album zu suchen hat.
Kurzum weiß "Die Zwielicht LP" beinahe rundum zu überzeugen, wozu auch das Gefühl des Rappers für eingängige Hooks einiges beiträgt. Allein die Eintönigkeit der Themen könnte man ihm vorwerfen, aber wer Haze kauft, sollte auch "Haze" erwarten und keine Liebeslieder. Nach der vorangegangenen, durchwachsenen Platte "Guten Abend, Hip Hop …" sei dieses Album Haze-Fans der ersten Stunde also wieder wärmstens empfohlen.
(Lukas Päckert)