Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Mic Check eine Hilfestellung bieten. Rappern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Kurz nach deiner Geburt musste deine Familie aus dem Iran flüchten und fand im deutschen Bitburg eine neue Heimat. Durch die Nähe zur dortigen US Air Base bist du dann früh mit HipHop in Berührung gekommen. Wie war deine erste Begegnung mit der Szene genau?
Akkurat: Da Mitte der 90er Jahre die Sicherheitseinstufungen sehr gering waren, hatten wir Zugang zur Air Base und konnten dort auch die Sportanlagen benutzen. Da sah ich das erste Mal eine Cypher, als drei Jungs während des Basketballspiels eine Pause einlegten, um zu freestylen. Ich war sofort in den Bann dieser Kultur gezogen.
MZEE.com: Dein neues Album "Filmriss" ist in enger Zusammenarbeit mit A-Boom entstanden. Wie genau kann man sich euren Arbeitsprozess vorstellen? Stellt er dir zuerst einen Beat vor und du schreibst dann darauf deinen Text oder andersherum?
Akkurat: Gar nichts von beidem. A-Boom ist ein Meister seines Fachs und macht nur Sessions. Das heißt, wir bauen gemeinsam den Song von null auf und kreieren etwas Neues. Ich würde sagen, wir machen Songs und keine Tracks. Das ist in meinen Augen ein großer Unterschied und hat einfach mehr Seele.
MZEE.com: Mit dem albanischen Superstar Noizy hast du dir einen durchaus namhaften Gast auf "Filmriss" geholt. Welchen Rapper würdest du denn außerdem gerne einmal featuren?
Akkurat: Also, das mit Noizy ist eben einfach entstanden, da wir Freunde sind und in derselben Gang. Genau wie A-Boom und der Rest der Mannschaft "OTR". Zum Rest der Frage: Lasst euch überraschen.
MZEE.com: Neben eigenen Alben und Auftritten warst du schon für zahlreiche andere Künstler wie Savas, Farid Bang, Sido oder Olexesh als Support unterwegs. Was war dein schönstes, absurdestes oder einprägsamstes Erlebnis bei einem Live-Gig bisher?
Akkurat: Nach dem Sido-Konzert war ich Backup von Phat Crispy, dem heutigen Hausproduzenten von Eko Fresh. Was soll ich sagen? Ein Filmriss, wie er im Buche steht – glaube, mehr braucht man da auch gar nicht zu sagen.
MZEE.com: Die Flucht deiner Familie aus dem Iran, eine rebellische Jugend, drei Jahre Köln, vier Jahre Koblenz, danach in die Schweiz, hier und da immer mal Probleme mit dem Gesetz – dein Leben war bisher definitiv turbulent. Ist die Verarbeitung dessen auch der Inhalt deiner Musik oder möchtest du deinen Fans vielleicht etwas ganz anderes vermitteln?
Akkurat: Ich finde, Musik sollte in erster Linie Freude bereiten, denn die Medien sind schon voll genug mit deprimierenden Nachrichten. Ich denke, man merkt an meinem Sound, dass vieles tanzbar ist und eher dafür sorgen soll, dass man für drei Minuten seine Probleme vergessen kann.
Ein Exclusive von Akkurat könnt Ihr Euch ab sofort auf dem YouTube-Channel von MZEE.com ansehen:
(Daniel Fersch & Lukas Päckert)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)
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