Wir nutzen heut nur noch die Kraft von einer Fingerfläche.
Auch wenn der Körper gern die Macht von seiner Stimme hätte.
So oft verfolgt man die Wege einzelner Battlerapper gespannt bis ins Finale mancher Turniere, ist von ihren Debütalben dann aber sichtlich enttäuscht. Weil es plötzlich nicht mehr um Punchlines geht. Bei Rec-Z ist es tatsächlich umgekehrt. Mit seinen Battles hat er mich nie gecatcht, doch sein erstes Album "Kolibri" zog mich sofort in seinen Bann. Und so ist es umso erfreulicher, dass gut vier Jahre später mit "Marke Eigenbau" endlich ein Nachfolger erscheint.
Von seinem Können scheint der Künstler in dieser langen Auszeit nichts eingebüßt zu haben. Routiniert wie eh und je flowt er mit seiner angenehm tiefen Stimme über düster anmutende Beats. Fast zu routiniert, könnte man meinen. Denn wo auf dem Vorgänger noch durch Rec-Z' Stil-Variationen Abwechslung aufkam, wirken seine Parts hier gegen Ende beinahe eintönig vorgetragen. Durch die dieses Mal weit größere Anzahl an Features, darunter Hook-Talent Calli oder auch Rec-Z' alter Weggefährte B-Chris, entsteht dennoch eine gewisse Diversität. Zumal "Marke Eigenbau" ohnehin umso mehr mit seinen Inhalten überzeugt. Sei es der gekonnt zweideutig formulierte Track "Katze", der ebenso von einer Frau handeln könnte, oder "Dietrich", bei dem er sich in die Rolle eines Internetkriminellen versetzt. Der 30-Jährige spricht interessante Themen für reifere Hörer an und findet dabei stets die richtigen Worte. Da fallen die wenigen Ausfälle wie das etwas peinlich anmutende Wie-Vergleiche-Massaker "Unten" gar nicht mehr so schwer ins Gewicht. Und das äußerst breit gefächerte Repertoire an Perino-Beats erledigt dann den Rest: Da ist von Bass-Synthie-Kombination bis zu Gitarren-Klavier-Kompositionen alles dabei und fängt die Stimmung meist gekonnt ein.
Schlussendlich ist "Marke Eigenbau" das leicht durchwachsene Werk eines spürbar erwachsen gewordenen Künstlers. Man vermisst die etwas lockere Herangehensweise, die Rec-Z' Debüt damals blicken lies, doch auch das neue Album weiß durchaus zu überzeugen. Nur eben auf eine etwas andere Weise als erwartet.
(Lukas Päckert)