Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Soundcheck eine Hilfestellung bieten. Producern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Deine ersten großen Hits hattest du mit Produktionen für Haftbefehl oder Snaga und Fard in den Jahren 2009 und 2010, warst aber auch davor schon länger als Produzent aktiv. Wann und wie bist du HipHop erstmals begegnet?
KD-Beatz: Ich habe eigentlich schon immer HipHop gehört und bin damit aufgewachsen. Freunde haben gebreakt und gesprüht. Ich habe dann eines Tages durch Zufall von einem Schulfreund "eJay HipHop" bekommen, womit ich meine ersten Beats gebaut habe. Später stieg ich dann auf Fruity Loops, Reason und schließlich Cubase um.
MZEE.com: Inzwischen gehörst du zu den erfolgreichsten Producern in Deutschland und warst an vielen Hits der deutschen Rapszene beteiligt. Wenn du aber nur einen deiner Beats wählen dürftest, um jemandem deine Musik zu präsentieren, welcher Beat wäre das? Warum gerade dieser?
KD-Beatz: (überlegt) Ich denke, ich würde "Märtyrer" von Kool Savas wählen, weil die Art und Weise, wie ich das Sample bearbeitet habe, meinen eigenen Stil gut repräsentiert.
MZEE.com: Und in Hinblick auf deine Producer-Kollegen – welches ist in deinen Augen das beste Instrumental überhaupt, das nicht von dir selbst stammt?
KD-Beatz: Schwer zu sagen. National: Haftbefehls "Chabos wissen wer der Babo ist". International: Aaliyahs "Try Again".
MZEE.com: Trotz deiner maßgeblichen Beteiligung an vielen erfolgreichen HipHop-Alben scheint es oft so, als gelte die Hauptaufmerksamkeit stets vor allem den Rappern und weniger den Produzenten. Bist du zufrieden damit, wie Produzenten in der Deutschrapszene wahrgenommen werden?
KD-Beatz: Nein, im Gegensatz zu den USA bekommen die Produzenten hier leider viel zu wenig Aufmerksamkeit. Auch bei der Bezahlung wird oft nachverhandelt und versucht, den Preis noch mal zu drücken. Credits werden oft falsch eingetragen und Rapper reservieren gerne dutzende Beats, die sie dann am Ende doch nicht nehmen. Man sollte die Arbeit der Produzenten mehr schätzen, zumal wir gute 50 Prozent des Songs ausmachen.
MZEE.com: Neben deiner Arbeit als Producer hast du dir durch deine eigene Shisha-Bar, gelegentliche Producer-Kurse und ein vermietbares Studio eine Art zweites Standbein aufgebaut. Könntest du dir vorstellen, eines Tages zu alt fürs Producing zu sein und dich nur auf andere Beschäftigungen zu konzentrieren?
KD-Beatz: Ja. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass ich mich eines Tages mehr aufs Mixing und Mastering konzentrieren werde, mehr Workshops gebe und mir weitere Standbeine aufbauen werde.
(Daniel Fersch & Lukas Päckert)
(Grafiken von Daily Puffy Punchlines, Logo von KL52)
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