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Interview

Dame

"Na ja, man hat schon das Gefühl – vor allem, wenn ich älte­ren Leu­ten mei­ne Musik zei­ge und sie hören, dass ich Rap mache –, dass es da extrem gro­ße Vor­ur­tei­le gibt." – Dame im Inter­view über Kri­tik an der Rap­ze­ne, sein Album "Stra­ßen­mu­si­kant" sowie die Wahr­neh­mung sei­ner Musik in den Medien.

Mit Songs über Video­spie­le wie "Call of Duty", "World of War­craft" oder "Halo" begrün­de­te Dame sei­ne Rap-​Karriere. Dass der Öster­rei­cher aber noch mehr zu bie­ten hat als Gaming-​Inhalte, stell­te er in den letz­ten Jah­ren eben­falls unter Beweis. Auf Tracks wie "Tag­träu­me" zeig­te er nicht nur sein Gespür für erns­te­re Inhal­te wie etwa Poli­tik. Mit sei­nen bei­den letz­ten Releases "Rap ist sein Hob­by" und "Leben­dig begra­ben" konn­te er zudem beacht­li­che Chart-​Erfolge und einen Anstieg sei­ner Fan­zah­len für sich ver­bu­chen. Die­sen Weg möch­te der Rap­per mit dem Album "Stra­ßen­mu­si­kant", das seit dem 09. Sep­tem­ber die­ses Jah­res in den Läden steht, nun wei­ter beschrei­ten. Dabei ver­folgt er sein ganz eige­nes Erfolgs­re­zept, wie uns Dame im Inter­view ver­riet. Wir woll­ten von ihm wis­sen, wor­um es sich dabei genau han­delt und was ihm bei sei­ner Arbeit beson­ders am Her­zen liegt. In die­sem Zusam­men­hang kamen wir auch auf sei­ne anfäng­li­chen Schwie­rig­kei­ten, als Musi­ker außer­halb der Gaming-​Nische in der Öffent­lich­keit wahr­ge­nom­men zu wer­den, zu spre­chen. Als Teil der deutsch­spra­chi­gen Sze­ne erklär­te uns Dame außer­dem, wor­in er das sei­ner Mei­nung nach nega­ti­ve Image von Rap in den Mas­sen­me­di­en begrün­det sieht und wel­che Rol­le gesell­schaft­lich rele­van­te The­men wie Poli­tik in der Rap­mu­sik ein­neh­men sollten.

MZEE​.com: Schaut man sich dei­ne Dis­ko­gra­fie an, sieht man, dass du seit 2012 jedes Jahr min­des­tens ein Album ver­öf­fent­licht hast. Wie schaffst du es, den Out­put so hochzuhalten?

Dame: Es war nie geplant, dass jedes Jahr ein Album kommt. Wir haben ein­fach flei­ßig im Stu­dio rum­ge­wer­kelt und dann ist es lus­ti­ger­wei­se so gekom­men. Ich habe aber nicht zwin­gend vor, jedes Jahr ein Album zu bringen.

MZEE​.com: Und was inspi­riert dich da – oder: Wie schaffst du es, jedes Jahr ein Album ver­öf­fent­li­chen zu können?

Dame: Es sind alles Geschich­ten aus dem Leben, von denen ich mich inspi­rie­ren las­se. Ich set­ze mich nicht hin und schrei­be dann einen Song, son­dern las­se mir Zeit, bis eine Idee kommt. Ich pro­bie­re viel rum und beschäf­ti­ge mich mit der The­ma­tik. Wenn ich eine Geschich­te schrei­be, dann über­le­ge ich mir vor­her Anfang und Ende. Erst wenn ich mir im Kopf alles zusam­men­ge­bas­telt habe, set­ze ich mich hin und schreibe.

MZEE​.com: Von Jahr zu Jahr wur­dest du erfolg­rei­cher, auch in den Charts. Was ist dei­ner Mei­nung nach dein per­sön­li­ches Erfolgsrezept?

Dame: Es hat viel mit der Fan­ba­se zu tun. Ich war von Anfang an der Fan-​nahe Typ, bin nach Kon­zer­ten raus­ge­gan­gen und habe Auto­gram­me geschrie­ben. In dem Rah­men, wo es mög­lich ist, habe ich die Facebook-​Nachrichten und Kom­men­ta­re beant­wor­tet. Ja, ich küm­me­re mich sehr um die Fans, weil mir das am Her­zen liegt. Ich kann nicht sagen, ob es das Erfolgs­re­zept ist, aber es hat sicher etwas damit zu tun. Ich bin eben ein Kerl wie jeder ande­re und das mer­ken die Fans auch.

MZEE​.com: Wird es unmög­lich, die­sen Fan­kon­takt auf­recht­zu­er­hal­ten, je grö­ßer alles wird?

Dame: Ja, wenn du 1 000 Leu­te auf dem Kon­zert hast und danach gleich raus­gehst, wird es schon stres­sig. Aber wenn es wirk­lich ganz gro­ße Kon­zer­te sind, dann lässt man sich damit etwas mehr Zeit. Aller­dings wis­sen die meis­ten auch, dass ich nach den Gigs raus­kom­me. Wenn man aber ein biss­chen war­tet, dann geht das. Und man kann sagen, dass wirk­lich jeder Fan dran­kommt. Aber manch­mal muss man es dann lei­der doch vor­zei­tig been­den … Wenn man direkt wei­ter muss oder nur vier Stun­den Schlaf hat­te und ein­fach zu fer­tig ist.

MZEE​.com: Kom­men wir zu dei­nem Album "Stra­ßen­mu­si­kant". Du hast frü­her mit der Akus­tik­gi­tar­re bewaff­net auf den Stra­ßen dein Taschen­geld auf­ge­bes­sert. Inwie­fern hört man den Stra­ßen­mu­si­kan­ten auf dei­nem Album?

Dame: Sagen wir so: Es ist jetzt mein fünf­tes Album und ich habe den Titel gewählt, weil ich das immer im Hin­ter­kopf hat­te. Es ist halt eine lus­ti­ge Ent­ste­hungs­ge­schich­te. Frü­her habe ich wirk­lich noch mit der Gitar­re in der Stadt geses­sen und jetzt ste­he ich auf gro­ßen Büh­nen. Das war nie das Ziel, es ist ein­fach so pas­siert – und das eine hat zum ande­ren geführt. Ich war damals 16 und habe eine Kon­di­tor­leh­re gemacht, die schlecht bezahlt war. Es waren damals cir­ca 250 Euro und ich hat­te geplant, mei­ne ers­ten Songs zu recor­den. Dafür hat das Geld nicht gereicht. Und da kam die Idee: "Wie­so nicht neben­bei etwas dazu­ver­die­nen?" Mein Pro­du­zent ist mir damals dann ein gro­ßes Stück ent­ge­gen­ge­kom­men. Durch das Erspar­te vom Gitar­re­spie­len und die 250 Euro aus der Leh­re habe ich es geschafft, die ers­ten Songs aufzunehmen.

MZEE​.com: Im Ver­gleich zu einem Album gibt es auf der Stra­ße wahr­schein­lich direk­tes Feed­back. Hat dir die Zeit damals zum Bei­spiel beim jet­zi­gen Album geholfen?

Dame: Auf jeden Fall. Es war sehr unter­schied­lich, denn mal sind die Leu­te ein­fach wei­ter­ge­gan­gen und mal ste­hen geblie­ben. Wenn dann ein paar Leu­te ste­hen geblie­ben sind, wur­den es auch hin und wie­der mehr. Da bekommt man direk­ter zu spü­ren, ob ihnen die Musik gefällt oder nicht. Das hat mir im Nach­hin­ein beim Schrei­ben gehol­fen, weil ich immer gut abschät­zen konn­te, was gut ankommt oder nicht. Ich hab' damals aber nicht nur Sachen von mir gespielt, son­dern quer durchs Gemü­se­beet – und manch­mal waren dann Songs von mir dabei.

MZEE​.com: Was war so das Größ­te, was du in Sachen Zuschau­er erlebt hast?

Dame: Boah, das kann ich gar nicht sagen … Das stellt man sich immer etwas grö­ßer vor. Wenn mal eine Per­son ste­hen geblie­ben ist, kam irgend­wann die zwei­te dazu und am Ende hat­test du einen Halb­kreis um dich her­um. Das waren bestimmt nicht mehr als 70 Per­so­nen. Aber auch, wenn gar kei­ner ste­hen geblie­ben ist, war es cool. Vor allem, weil man ande­re Musi­ker getrof­fen hat. Ich habe mal einen Gitar­ris­ten ken­nen­ge­lernt und dann hat man sich zusam­men hin­ge­setzt. Die­ses Con­nec­ten war ein­fach cool.

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MZEE​.com: Ich möch­te auf eine alte Line von dir zu spre­chen kom­men. Du hast mal Fol­gen­des gerappt: "Das ist kein nor­ma­ler Rap, nein, das ist Musik." – Ist Rap also kei­ne Musik? Wie kommt es zu der Unterscheidung?

Dame: Na ja, sagen wir mal so: Das hat mich schon sehr beein­flusst bei dem Album. Die Wenigs­ten wis­sen das, weil damals noch kein Erfolg da war, aber ich hat­te zum Bei­spiel vie­le Freestyle-​Battles. Ich hab' einen gro­ßen HipHop-​Background. Als mein Nach­bar mich damit ange­steckt hat, war ich 14. Ich habe alles Mög­li­che gehört, bin zu Batt­les gegan­gen und war auf Events unter­wegs … Irgend­wann beim drit­ten oder vier­ten Album ist mir aber auf­ge­fal­len: Ich habe immer Kri­tik dafür bekom­men, dass ich gesun­gen habe. Heu­te ist das nor­mal, wo es Alli­ga­to­ah oder Cro machen. Frü­her hieß es noch: "Du kannst doch nicht sin­gen, was ist mit dei­nem Image?" Mir war das eigent­lich egal. Aber ich hat­te damals klei­ne Blo­cka­den im Kopf und habe mich gefragt: Ist das schon zu viel oder geht das noch? Ich hab' bei den Kon­zer­ten gese­hen, dass ein brei­te­res Publi­kum da war. Vom Hip­Hop­per über den Punk bis zum Fami­li­en­va­ter – es war alles da. Ich habe dann gedacht: War­um mache ich mir eigent­lich immer einen Kopf und nicht das, was ich füh­le und sel­ber gut fin­de? Dar­um habe ich bei dem Album ein­fach mal gesun­gen und ande­re Musik­rich­tun­gen mit ein­flie­ßen lassen.

MZEE​.com: Fin­dest du, der klas­si­sche Rap-​Fan ist zu eng­stir­nig und zu sehr dar­auf bedacht, dass es nach Rap klingt?

Dame: Nicht unbe­dingt. Es kommt immer auf die Art von Rap an. Ich habe zum Bei­spiel frü­her Beg­in­ner gehört und jetzt fin­de ich, dass Haft­be­fehl unglaub­lich gute Beats hat. Wenn nun ein Typ kommt, der Haft­be­fehl hört, wird ihm mei­ne Musik wahr­schein­lich nicht ganz so gut gefal­len – es sei denn, er ist sehr text­be­zo­gen. Da sind mei­ne Beats schon ein biss­chen sof­ter und knal­len nicht so. Ich sage nicht, dass ich klas­si­schen Rap mache, da sind sicher auch vie­le ande­re Ein­flüs­se drin.

MZEE​.com: Bli­cken wir eine Etap­pe zurück. Mit "Leben­dig begra­ben" erschien ver­gan­ge­nes Jahr ein Album von dir, bei dem mir zwei nega­ti­ve Kri­ti­ken auf­ge­fal­len sind. Beschäf­tigst du dich mit die­ser Art von Feed­back und nimmst es als Ansporn oder inter­es­siert dich das gar nicht?

Dame: Nee. Ich muss sogar ein biss­chen lachen, wenn ich die Kri­ti­ken lese. Einer­seits bin ich ein Fan von Kri­tik. Das ist mir ein biss­chen lie­ber als Lob, weil man dar­aus etwas ler­nen und machen kann. Aber die Kri­tik bei "Leben­dig begra­ben" war schon sehr nega­tiv. Und ich habe mir dann auf Ama­zon ange­schaut, was die Fans sagen und wie die Bewer­tun­gen sind. Da habe ich fast nur fünf Ster­ne bekom­men und ich glau­be, es war nicht eine nega­ti­ve Bewer­tung dabei. Das ist immer so eine Sache. Mei­ne Fans kom­men zu mei­nen Kon­zer­ten oder Auto­gramm­stun­den und sagen mir direkt, wie sie etwas fin­den. Und da fin­de ich es lus­tig, dass die Mei­nun­gen so aus­ein­an­der­ge­hen. Der Medi­en­be­reich schreibt sol­che Kri­ti­ken und ande­rer­seits bekom­me ich von den Fans das größ­te Lob.

MZEE​.com: Hast du dir Gedan­ken dar­über gemacht, wor­an das lie­gen könnte?

Dame: Das ist schwer. Ich hab' wenig mit den Medi­en zu tun und bis vor einem Jahr auch nicht wirk­lich gro­ße Inter­views gege­ben. Ich weiß nicht, ob es da Vor­ur­tei­le gibt oder ob ich auf den Gaming-​Bereich redu­ziert wer­de. Das kann ich wirk­lich nicht sagen. Ich arbei­te an einem Album, bis ich wirk­lich zufrie­den bin. Da bin ich eher der Per­fek­tio­nist, der am Ende doch noch rum­bas­telt und schaut, ob man den Flow ver­bes­sern kann. Und solan­ge ich dann zufrie­den bin und sehe, dass es bei den Fans ankommt, ist das für mich genug. Ich bin schon jemand, der sich die Kri­tik durch­liest, aber es ist nicht so, dass mich das belas­tet oder kränkt. Es ist eben Geschmackssache.

MZEE​.com: In einem Inter­view hast du gesagt, dass die Medi­en eher geblockt haben. Heu­te trittst du auf den gro­ßen Fes­ti­vals auf und es gibt Inter­views von dir. Was hat sich in der Zwi­schen­zeit geändert?

Dame: Es hat ziem­lich lang gebraucht, bis wir auf einem Fes­ti­val statt­fin­den konn­ten. Mein Boo­ker hat es zwar immer ver­sucht, aber ich glau­be, die Leu­te haben nicht gewusst, wo sie das The­ma ein­ord­nen sol­len. Und jetzt, wo ich Fes­ti­vals spie­le, bekom­men sie erst rich­tig mit, was da geht. Zum Bei­spiel haben wir vor Kur­zem auf dem Fre­quen­cy in Öster­reich gespielt – da waren 5 000 bis 8 000 Leu­te in der Hal­le, die war voll. Und wenn die sehen, dass da wirk­lich Men­schen kom­men und man eine Fan­ba­se hat, ist das bestimmt auch ein Grund. Hin­zu kom­men die Chart­plat­zie­run­gen mit den letz­ten Alben. Das ist etwas, wo die Leu­te sagen: "Da soll­ten wir nach­schau­en." Aber so rich­tig erklä­ren, war­um ich geblockt wur­de, kann ich nicht. Ich habe oft gedacht, dass es an den Spiele-​Songs liegt und die Leu­te den­ken, dass ich nur die­se Songs mache. Aber ich freue mich, dass es jetzt funk­tio­niert und ich die Chan­ce bekom­me. Es ist natür­lich cool bei dem Album, dass man da etwas Unter­stüt­zung bekommt und bei Frem­den, die nicht dei­ne Abon­nen­ten sind, Anklang findet.

MZEE​.com: In ein paar Medi­en unter­schei­det sich das Feed­back zu dem der Fans. Das ist posi­tiv und teil­wei­se mit dem Wunsch bestückt, dass du wie­der einen Gaming-​Song machen sollst. Ich kann mir vor­stel­len, dass du mitt­ler­wei­le kri­ti­scher auf die­se Tracks blickst. Ist das so?

Dame: Nee, das ist auf jeden Fall ein Teil von mir. Jetzt auf dem Album ist auch wie­der ein Spiele-​Song drauf. Ich habe das zwar eine Zeit lang getrennt, weil ich dach­te, dass es hin­ter­her heißt: "Der Erfolg und die Chart­plat­zie­run­gen kom­men nur durch die­se Songs." Wegen die­ser Befürch­tung hab' ich sepa­rat releast. Aber das gehört auf jeden Fall zu mir – ich spie­le ja auch ger­ne. Dabei war das damals alles ein ziem­li­cher Zufall. Mei­ne Kum­pels haben gesagt: "War­um machst du dar­aus nicht einen Song?" Da hat kei­ner von uns ver­mu­tet, dass das so durch die Decke geht – das war das größ­te Glück. Ich hät­te sonst nie die­se Kar­rie­re hin­le­gen kön­nen, wenn dadurch nicht eine sol­che Auf­merk­sam­keit ent­stan­den wäre. Das Schwie­ri­ge war nur, auch mit ande­ren Songs zu über­zeu­gen und zu zei­gen, dass ich auch ande­re Sachen mache.

MZEE​.com: Aber wie du schon gesagt hast, sind die Bewer­tun­gen und die Reso­nanz der Fans posi­tiv – dann scheint es ja geklappt zu haben, oder?

Dame: Ja, natür­lich. Wenn ich ein Video uploa­de, dann schaue ich auch die ers­te Stun­de lang: Sind die Dau­men oben oder unten und gibt es etwas, was die Leu­te stört? Und ich habe wirk­lich meis­tens zu 98 Pro­zent posi­ti­ve Bewer­tun­gen auf das Video. Es gibt teil­wei­se Vide­os, da habe ich 20 000 Dau­men nach oben und nur 40 nach unten – dar­an seh' ich es dann direkt. Mit den Klicks funk­tio­niert das nicht rich­tig. Ich mein', Money­boy hat auch vie­le Klicks, aber an den Dau­men sieht man dann eher, ob etwas abgeht oder nicht.

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MZEE​.com: Du hältst die Fea­tures auf dei­nen Alben sehr über­sicht­lich. Auch sonst hat man nicht das Gefühl, dass du dich quer durch die Rap-​Landschaft fea­tur­est und auf ande­ren Alben extrem ver­tre­ten bist. Hältst du dich bewusst etwas aus der Rap­sze­ne raus?

Dame: Nee … Was soll ich sagen? Ich habe am Anfang vor allem mei­ne Kum­pels gefea­tur­et. Ers­tens woll­te ich halt nicht, dass es heißt, ich hät­te es nur nach oben geschafft, weil ich Sido oder Bushi­do auf dem Album habe. Und zwei­tens woll­te ich nie für ein Fea­ture zah­len – es soll­te wegen der Musik pas­sie­ren. Wenn ich jeman­den ken­nen­ler­ne, er fei­ert mei­ne Mucke und ich sei­ne, dann ist das die Grund­vor­aus­set­zung für einen guten Song. Ich woll­te halt nicht so ein Name­drop­ping. Mir geht es um die Musik und nicht dar­um, wer auf dem Album drauf ist und wie er heißt. Ich hab' zwar da und dort jeman­den ken­nen­ge­lernt, aber dar­aus ist dann nichts gewor­den oder ich habe die Num­mer nicht aus­ge­tauscht. Und es nach­her über das Manage­ment zu machen, dar­auf habe ich kei­nen Bock.

MZEE​.com: Es gibt immer wie­der The­men, die auch in den Mas­sen­me­di­en hoch­ko­chen. Haus­be­su­che unter Rap­pern, Haus­durch­su­chun­gen der Poli­zei … Schämt man sich bei die­sen Schlag­zei­len, ein Teil der Sze­ne zu sein?

Dame: Na ja, man hat schon das Gefühl – vor allem, wenn ich älte­ren Leu­ten mei­ne Musik zei­ge und sie hören, dass ich Rap mache –, dass es da extrem gro­ße Vor­ur­tei­le gibt. Man merkt ein­fach, dass die Augen gerollt wer­den. Und das ist schon komisch. Als ich damals noch der gro­ße Rap-​Fan war und zum Bei­spiel Beg­in­ner gehört habe, war Rap sehr viel posi­ti­ver, auch vom Vibe her. Aber was soll ich sagen?! Ich find' die neu­en Sachen auch geil! Man kann nicht sagen: "Rap ist nur noch schei­ße", aber vom Image her geht es etwas nach unten. Es macht zwar Spaß und es ist cool, was ande­re machen, aber zum Vor­zei­gen ist Rap nicht die bes­te Musik­rich­tung. Das war frü­her mit den alten Releases ein biss­chen einfacher.

MZEE​.com: Aber eigent­lich kuri­os, wenn man bedenkt, dass es jetzt einen mas­sen­taug­li­che­ren Sido oder einen Cro gibt …

Dame: Ich sag' ja: Jetzt im Moment geht's. Aber es war lan­ge Zeit nicht so, dass gesun­gen wor­den ist. Und Cro ist jemand, der für ande­re die Tür zum Radio auf­ge­macht hat. Gera­de durch sol­che Releases glau­be ich, dass es ande­re Künst­ler in Zukunft leich­ter haben werden.

MZEE​.com: Das stimmt. Ich habe trotz­dem das Gefühl, dass Rap wei­ter­hin erklä­rungs­wür­dig ist und man zei­gen muss, dass die Musik nicht nur aus den Schlag­zei­len in der BILD besteht.

Dame: Ja, die Rap­per haben eben oft nur durch Skan­da­le die Mög­lich­keit, Auf­merk­sam­keit zu erzeu­gen. Bei mir ist das so: Da feh­len oft die Ecken und Kan­ten und den Medi­en die Sto­ry. Die wol­len halt den Auf­re­ger oder die Schlag­zei­le, das ist scha­de. Aber ich will auch nicht sagen, dass alles schlecht ist, was in den letz­ten Jah­ren gekom­men ist … Es gibt schon coo­les Zeug. Aber zum Her­zei­gen hat es nicht so den Schwiegersohn-Effekt.

MZEE​.com: Neben der Musik spre­chen wir mit Künst­lern ger­ne auch über Poli­tik. In dei­nem Hei­mat­land Öster­reich ist viel pas­siert. Nun muss die Wahl wie­der­holt wer­den. Wirst du dich aktiv enga­gie­ren? Zum Bei­spiel durch dei­ne Musik oder Social-Media-Kanäle?

Dame: Das auf jeden Fall, aber nicht so in einer direk­ten Rich­tung. Ich habe auf dem letz­ten Album den Song "Tag­träu­me", wo es auch so ein biss­chen dar­um geht. Ich ver­su­che halt, die Leu­te zum Den­ken anzu­re­gen. Ich wür­de aber nie sagen: "Ich bin Anhän­ger von die­ser Par­tei" – ich fin­de, das hat auch in der Musik nichts ver­lo­ren. Ich sage zwar, was mir nicht so passt oder was ich nicht gut fin­de, aber hal­te mich fern von poli­ti­schen Themen.

MZEE​.com: Vie­le sagen, dass sie ihren Fans kei­ne Mei­nung vor­schrei­ben wollen …

Dame: Genau, das ist auch so ein The­ma. Ich will nie­man­dem vor­schrei­ben, was der rich­ti­ge Weg ist. Bei "Tag­träu­me" habe ich ver­sucht, die Din­ge anzu­schnei­den. Aber nicht zu direkt, denn es soll­te sich jeder ein Bild dazu machen. Ich fin­de es wich­tig, dass jeder den Platz dafür hat, einen Song zu hören, bei dem man sagt: "Stimmt, das ist cool", und sich dann Gedan­ken zu machen, als dass man eine kom­plet­te Moral­pre­digt bekommt. Das fin­de ich wich­tig. Auch, dass die Jugend den Wunsch hat, sich wei­ter­zu­bil­den und zu infor­mie­ren, statt zu sagen: "Der Rap­per sagt das und das wird schon stimmen".

MZEE​.com: Kom­men wir noch mal zurück zu dei­nem Album. Gibt es etwas, was du unbe­dingt errei­chen musst und wor­über du ent­täuscht bist, wenn es nicht passiert?

Dame: Nee, über­haupt nicht. Natür­lich wäre es cool, wenn es bes­ser ein­schlägt. In Öster­reich waren wir auf Platz 1 im letz­ten Jahr, das wer­den wir kaum top­pen kön­nen. Es ist immer schön, wenn man einen Schritt nach vor­ne macht, aber die Charts sind immer eine Glücks­sa­che. Da kommt es dar­auf an, wel­che Kon­kur­ren­ten man hat. Ich wäre nicht ent­täuscht, wenn es die­ses Mal nicht in die Top 10 geht. Falls doch, freue ich mich natür­lich, aber ich bin da nicht so chart­be­ses­sen. Solan­ge ich sehe, dass die Fans zufrie­den, die Bewer­tun­gen und das Feed­back gut sind, bin ich mehr als wunsch­los glück­lich. Ich freue mich jedoch auch, wenn die "Straßenmusikanten"-Tour gut besucht ist.

MZEE​.com: Nun ist das Album fer­tig und die Tour steht an – hast du schon Zeit, dir über die nächs­ten Schrit­te Gedan­ken zu machen?

Dame: Ich hab' es jetzt sehr genos­sen, denn ich war sonst immer auf Tour und habe par­al­lel schon an neu­en Sachen gear­bei­tet. Das gibt im Kopf immer ein Gedan­ken­cha­os. Du hast neue Lines schon im Kopf rum­schwir­ren, musst aber die alten Sachen noch per­for­men. Es war jetzt halt cool, sich auf die Sache kon­zen­trie­ren zu kön­nen. Trotz­dem gibt es schon neue Ideen, die ich schon mal auf­ge­schrie­ben habe. Aber ich las­se mir ein biss­chen Zeit, spie­le die Kon­zer­te und dann set­ze ich mich hin. Wir gehen danach ins Stu­dio, wer­keln rum und wenn es ein oder zwei Jah­re dau­ert, bis etwas fer­tig ist, dann ist es so. Wir machen eben unser Ding.

(Fabi­an Thomas)
(Fotos von Frank Wim­mer)