"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." Und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem:einer Künstler:in oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der:die Gesprächspartner:in ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm:ihr das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
Dank meiner erst kürzlich entflammten Trash-TV-Liebe bin ich nicht nur die nächsten zehn Winter bespaßt, sondern entdecke auch regelmäßig gute Musik. Keine Ahnung, wer für die musikalische Untermalung dieser Sendungen zuständig ist, aber es sind erstaunlich oft Menschen mit gutem Geschmack. Da wird natürlich auch mal Shazam angeschmissen. Während also Tommy und Gigi entsetzt dabei zusehen, wie sich Aleks bei "Temptation Island V.I.P." zum Deppen der Trash-Nation macht, läuft der großartige Song "Grand bain" der Pariser Künstler Dadju und Ninho im Hintergrund.
Wenn es eine Sache gibt, mit der man mich immer kriegt, dann sind das kitschige Songs mit gesungener Hook und Rappart. In diesem Fall glücklicherweise in französischem Singsang, der im letzten Part zweistimmig wird. "Grand bain" ist bereits die zweite Zusammenarbeit der beiden Musikgrößen Frankreichs sowie des Produzenten MKL und auch hier zeigt das Trio wieder, wie gut es miteinander harmoniert. Es geht um die große Liebe und Zweifel, die Dadju und Ninho plagen: Wäre die Liebe auch noch da, wenn das Geld weg ist? Man weiß es nicht. Und zugegeben – der Text ist nicht gerade innovativ, aber ich weiß, dass meine Begeisterung für den Song trotzdem nicht so schnell schwinden wird. Obwohl er als Sommerhit geplant war, kriege ich von der doch ziemlich melancholisch gewordenen Stimmung des Beats von "Grand bain" nicht genug. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich der französischen Sprache nicht mächtig bin und ich mich dadurch voll und ganz auf die Stimmung konzentriere, aber ich kann mich beim Hören gut darin verlieren.
Egal, ob mit Freunden bei einem Bier, dem nächtlichen Spaziergang zum Ordnen meiner Gedanken oder für einen guten Start in den Tag – der Hit von Dadju und Ninho eignet sich für viele Lebenslagen. Sogar für die verzwickten Situationen meiner liebsten Trash-Sternchen.
(Yasmina Rossmeisl)