Schon seit die HipHop-Kultur noch in den Kinderschuhen steckte, sind Samples ein essenzieller Teil von ihr. Von alten Klassikern bis hin zu aktuellen Charthits lassen sich in unzähligen Songs Elemente aus bereits existierenden Werken finden. Wem erging es noch nicht so, dass er beim Musikhören über einen bekannten Sound gestolpert ist und sich daraufhin den Kopf über dessen Herkunft zerbrochen hat? Oft beginnt damit eine spannende Suche nach der Originalaufnahme quer durch die Musikhistorie. Aus diesem Grund stellen wir uns in unserem diesjährigen Adventskalender die Frage "Who sampled who?" und öffnen täglich ein neues Türchen: Wir präsentieren Euch 24 verschiedene deutsche Rapsongs und betrachten die Samples, welche sich darin verbergen.
Als Freundeskreis 1999 ihr zweites Album "Esperanto" veröffentlichten, war "That Ain't my Style" von The Main Ingredient bereits fast ein Vierteljahrhundert alt. Mit seiner emotionsgeladenen und zugleich unaufdringlichen Art beinhaltete der Soul-Track jedoch genau das richtige Sample, um Max Herres Meta-Lyrik über Rap als universelle Sprache einer neuen Generation musikalisch zu untermauern.
"That Ain't my Style" wurde bereits in zahlreichen verschiedenen Songs von Künstler:innen aus diversen Ländern verwendet. Neben "Esperanto" gehören dazu auch Produktionen für US-Rapper wie Masta Ace, Freddie Gibbs oder Hell Razah. Zum Einsatz kommt in den meisten Fällen dabei nahezu ausschließlich das theatralische Intro der Sample-Quelle. Kein Wunder, denn dieses besticht durch ein rollendes, glasklares und jazziges Piano in Kombination mit dezentem Schlagzeug, sporadisch eingesetzten Bläsern und samtigen Streichern. Dadurch entsteht eine hollywoodreife Stimmung, die prädestiniert ist, Emotionen bei den Hörer:innen zu erzeugen. Die poetischen Texte von Max Herre, in denen er gemeinsam mit Sängerin Déborah die deutsche Sprache mit Bausteinen in Französisch, Spanisch, Italienisch und natürlich Esperanto kombiniert, tun dazu ihr Übriges. Die musikalische Untermalung des Deutschrap-Klassikers, die sowohl Emotionalität als auch Coolness vermittelt, passt auch deshalb perfekt zu "Esperanto", da Max' Lyrics ebenfalls zwischen diesen beiden Polen mäandern. Dabei muss man gar nicht alles verstehen, was er rappt. Denn durch ebendiese Kombination kommt auch so sehr viel bei den Hörer:innen des Titeltracks von Freundeskreis' zweitem Album an.
Dass sich "That Ain't my Style" im Laufe der Zeit so großer Beliebtheit erfreuen würde, ahnten die Bandmitglieder um Cuba Gooding Sr. 1975 wohl kaum. Wenn auch unbewusst, schufen sie dabei jedoch eine Inspirationsquelle für Künstler:innen verschiedener Generationen und Herkunftsländer und somit ein Zeugnis für die alles vereinende Sprache der Musik. Ganz im Sinne des Konzepts der Plansprache "Esperanto", die 1887 von Ludwik Lejzer Zamenhof mit dem utopischen Ziel erschaffen wurde, sämtliche Grenzen zu überwinden und den Weltfrieden zu sichern. Ein schöner Gedanke, den Freundeskreis in ihrer gleichnamigen Single perfekt verarbeitet haben.
(Steffen Bauer)
(Grafik von Daniel Fersch)