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Adventskalender

Who sampled who? – Türchen #24: "Rapfilm" von Kool Savas

Samples gel­ten seit jeher als ele­men­ta­rer Bestand­teil der HipHop-​Kultur. In unse­rem Advents­ka­len­der bli­cken wir hin­ter die Fas­sa­de von 24 deut­schen Rap­tracks und decken ihre Samples mit der dazu­ge­hö­ri­gen Geschich­te auf. Heu­te: Wel­ches Sam­ple ver­birgt sich hin­ter "Rap­film" von Kool Savas?

Schon seit die HipHop-​Kultur noch in den Kin­der­schu­hen steck­te, sind Samples ein essen­zi­el­ler Teil von ihr. Von alten Klas­si­kern bis hin zu aktu­el­len Chart­hits las­sen sich in unzäh­li­gen Songs Ele­men­te aus bereits exis­tie­ren­den Wer­ken fin­den. Wem erging es noch nicht so, dass er beim Musik­hö­ren über einen bekann­ten Sound gestol­pert ist und sich dar­auf­hin den Kopf über des­sen Her­kunft zer­bro­chen hat? Oft beginnt damit eine span­nen­de Suche nach der Ori­gi­nal­auf­nah­me quer durch die Musik­his­to­rie. Aus die­sem Grund stel­len wir uns in unse­rem dies­jäh­ri­gen Advents­ka­len­der die Fra­ge "Who sam­pled who?" und öff­nen täg­lich ein neu­es Tür­chen: Wir prä­sen­tie­ren Euch 24 ver­schie­de­ne deut­sche Rap­songs und betrach­ten die Samples, wel­che sich dar­in verbergen.

 

 

Anfang 2009 herrsch­ten raue Zei­ten im deut­schen Rap. Kool Savas hat­te – wie vie­le ande­re – im Vor­jahr ange­kün­digt, sein Label Optik Records schlie­ßen zu müs­sen. Am 27. März erschien als letz­tes Optik-​Release die "Brain­wa­sh Edi­ti­on" sei­nes Mix­tapes "John Bel­lo Sto­ry II". Als Teaser wur­de eine Woche vor Erschei­nen die Sin­gle "Rap­film" ver­öf­fent­licht, wel­che als gro­ßes Fina­le mit­hil­fe einer nie dage­we­se­nen Aus­wahl an Vocal-​Samples auf bes­se­re Jah­re zurückblickte.

Schon beim ers­ten Hören der ein­set­zen­den "MC am I"-Cuts von Savas' Cou­sin Cemil aka Ronald Mack Donald, der gemein­sam mit Mel­beatz für die Pro­duk­ti­on ver­ant­wort­lich zeich­net, wird man direkt in den Bann gezo­gen. Durch das Ein­flech­ten der Samples in sei­ne eige­nen Lyrics, wie etwa "Ich kom­bi­nier' die Lines wie Sudo­ku und keep them shook crews run­nin' like they sup­po­sed to", im Ori­gi­nal von Mobb Deep, reiht sich Kool Savas in die Rie­ge sei­ner Ido­le ein. Qua­si die kom­plet­te A-​Liga des 90er Jahre-​US-​Raps – von Nas und Jay-​Z über 2Pac und Big­gie bis hin zu Dr. Dre und den Fugees – wird hier zitiert und auch für jün­ge­re Gene­ra­tio­nen erleb­bar gemacht. Man kann "Rap­film" vie­le Male hören und immer noch Samples ent­de­cken, auf die man zuvor nicht geach­tet hat. Durch die "Er ist auf dem Rap­film hän­gen­ge­blie­ben"-Vocals in der Hook, unter ande­rem von Azad, Cur­se, Jan Delay und Torch, nimmt der Track außer­dem Bezug auf die gro­ßen Hoch­bur­gen der ers­ten deut­schen Rap-​Welle. Das Video lie­fert neben Sample-​Clips end­gül­tig das zur Sin­gle pas­sen­de HipHop-​Feeling, indem auch den übri­gen drei Ele­men­ten der Sze­ne – Graf­fi­ti, DJing und Break­dance – aus­gie­big Raum gege­ben wird. Inklu­si­ve Cameo von Falk Schacht.

Kool Savas, Mel­beatz und Ronald Mack Donald haben dem Hip­Hop der 90er Jah­re ein wür­di­ges Denk­mal gesetzt. Heu­te, wo sich Rap zur erfolg­reichs­ten Musik­rich­tung in Deutsch­land ent­wi­ckelt hat, zählt "Rap­film" zu den Lieb­lings­stü­cken des Künst­lers selbst sowie zahl­rei­cher sei­ner Fans. Sie alle sind auch "auf dem Rap­film hän­gen­ge­blie­ben".

(Kers­tin Klein)
(Gra­fik von Dani­el Fersch)