Schon seit die HipHop-Kultur noch in den Kinderschuhen steckte, sind Samples ein essenzieller Teil von ihr. Von alten Klassikern bis hin zu aktuellen Charthits lassen sich in unzähligen Songs Elemente aus bereits existierenden Werken finden. Wem erging es noch nicht so, dass er beim Musikhören über einen bekannten Sound gestolpert ist und sich daraufhin den Kopf über dessen Herkunft zerbrochen hat? Oft beginnt damit eine spannende Suche nach der Originalaufnahme quer durch die Musikhistorie. Aus diesem Grund stellen wir uns in unserem diesjährigen Adventskalender die Frage "Who sampled who?" und öffnen täglich ein neues Türchen: Wir präsentieren Euch 24 verschiedene deutsche Rapsongs und betrachten die Samples, welche sich darin verbergen.
Anfang 2009 herrschten raue Zeiten im deutschen Rap. Kool Savas hatte – wie viele andere – im Vorjahr angekündigt, sein Label Optik Records schließen zu müssen. Am 27. März erschien als letztes Optik-Release die "Brainwash Edition" seines Mixtapes "John Bello Story II". Als Teaser wurde eine Woche vor Erscheinen die Single "Rapfilm" veröffentlicht, welche als großes Finale mithilfe einer nie dagewesenen Auswahl an Vocal-Samples auf bessere Jahre zurückblickte.
Schon beim ersten Hören der einsetzenden "MC am I"-Cuts von Savas' Cousin Cemil aka Ronald Mack Donald, der gemeinsam mit Melbeatz für die Produktion verantwortlich zeichnet, wird man direkt in den Bann gezogen. Durch das Einflechten der Samples in seine eigenen Lyrics, wie etwa "Ich kombinier' die Lines wie Sudoku und keep them shook crews runnin' like they supposed to", im Original von Mobb Deep, reiht sich Kool Savas in die Riege seiner Idole ein. Quasi die komplette A-Liga des 90er Jahre-US-Raps – von Nas und Jay-Z über 2Pac und Biggie bis hin zu Dr. Dre und den Fugees – wird hier zitiert und auch für jüngere Generationen erlebbar gemacht. Man kann "Rapfilm" viele Male hören und immer noch Samples entdecken, auf die man zuvor nicht geachtet hat. Durch die "Er ist auf dem Rapfilm hängengeblieben"-Vocals in der Hook, unter anderem von Azad, Curse, Jan Delay und Torch, nimmt der Track außerdem Bezug auf die großen Hochburgen der ersten deutschen Rap-Welle. Das Video liefert neben Sample-Clips endgültig das zur Single passende HipHop-Feeling, indem auch den übrigen drei Elementen der Szene – Graffiti, DJing und Breakdance – ausgiebig Raum gegeben wird. Inklusive Cameo von Falk Schacht.
Kool Savas, Melbeatz und Ronald Mack Donald haben dem HipHop der 90er Jahre ein würdiges Denkmal gesetzt. Heute, wo sich Rap zur erfolgreichsten Musikrichtung in Deutschland entwickelt hat, zählt "Rapfilm" zu den Lieblingsstücken des Künstlers selbst sowie zahlreicher seiner Fans. Sie alle sind auch "auf dem Rapfilm hängengeblieben".
(Kerstin Klein)
(Grafik von Daniel Fersch)